Sithis hat geschrieben:Ihr elenden Hunde,
*Wuff* *sabber* *schwanzwedel (Nein, nicht das, Ihr 'Schweine!

)*
Sithis hat geschrieben:Es wäre künftig doch mal ganz schön, auf Veranstaltungen vor deren Ablauf hinzuweisen.
Hat sich für uns auch erst relativ kurzfristig ergeben. Aber wir werden versuchen, künftig dran zu denken. (Wieso dringen Informationen aus Woltersdorf eigentlich nicht in den gesamten Berliner Speckgürtel, wohl aber ins "Tal der Ahnungslosen" durch?

)
So, und da koneggS es schon so groß angekündigt hat, kommen jetzt auch noch ein paar Anmerkungen von mir (wären aber auch so gekommen

).
Unter dem Motto "Der Weg ist das Ziel" startete um 6.46 Uhr unsere Wochenendtickettour am Dresdner Hauptbahnhof. Die in der Tat eigenwillige Reiseroute ergab sich aus zwei Gründen, nämlich einerseits aus der allseitigen Ablehnung einer Fahrt in DR-DoStos (in denen wir uns entgegen aller Bestrebungen auf der Fahrt von Falkenberg nach Elsterwerda und von dort nach Priestewitz doch wiederfanden) und andererseits aus dem innigen Wunsch unserer beiden Mitbahner, von denen einer bedenkenlos als Eisenbahnfreak eingestuft werden kann und der andere ganz unerwartet der Straßenbahn den Rücken kehrte und zur Eisenbahn desertierte, in Falkenberg/Elster Station zu machen.
Das bis dahin ganz lustige Vierergrüppchen, das schon in Cottbus für Aufsehen sorgte, als sich auf einmal vier Objektive gleichzeitig auf einen KTNF6 richteten, trennte sich deshalb auch am Ostbahnhof in zwei Zweiergruppen auf, die sich von diesem Moment an gegenseitig "Eisenbahnmenschen" und "Straßenbahnfreaks" nannten.Erst beim späteren wiederzusammentreffen wurde unserem Deserteur klar, was er in Woltersdorf verpaßt hatte, und das hob nicht gerade seine Stimmung

.
Was aber hatte er da verpaßt? Angefangen hatte alles letzte Woche mit einem Anruf bei der Woltersdorfer Straßenbahn. Da wir mehr "nebenbei" erfahren hatten, daß es einen HTw-Einsatz geben sollte, wollte ich mir einige zusätzliche Informationen besorgen, die mir mein erster Gesprächspartner nicht, dafür aber sein Kollege Kalle geben konnte. Demnach sei der Zug als einer der beiden Plankurse unterwegs, der Beiwagen sei aber nicht immer dabei.
Und Kalle sollte Recht behalten An der Kuppelstelle rahnsdorf kam uns tatsächlich ein historischer Zug, wenn auch leicht verspätet, entgegen. Dank eines beträchtlichen Personalaufwandes von vier Personen dauerte der Umkupplungsprozeß nur ca. 4 Minuten und danach ging es los auf die Strecke. Im Triebwagen fiel sofort die äußerst sorgfältige Aufarbeitung auf, dabei machte das 94 Jahre alte Fahrzeug trotz seiner bescheidenen 2x34 kW einen durchaus agilen und relativ komfortablen Eindruck. An jeder Haltestellewurde ordentlich (d. h. im klssischen Stil) abgeklingelt: Zuerst durch den Schaffner im Beiwagen, dann zog jener im Triebwagen an der Leine und schließlich trat der Fahrer auf einen Messingknopf am Boden, ehe er die Kurbel rumdrehte. Das Abklingeln ermöglichte zudem die Durchfahrt an Haltestellen, wenn dort niemand wartete und die Frege des Schaffners, ob jemand aussteigen wolle im Wagen auf keine Resonanz traf.
An der Schleuse angekommen, verabschiedete sich der Schaffner von fast allen Fahrgästen - nur eben nicht von uns. Wir bekamen ein freundlich-suggestives "von euch verabschiede ick mich ma noch nich, wir sehn uns ja bestimmt noch" mit auf den Weg. Trotzdem ging es zunächst zu Fuß zurück zum Betriebshof. Unterwegs wurde noch der historische Zug, aber auch der zweite Kurs, der logischerweise durch einen Gotha-Tw bedient wurde, an verschiedenen Plätzen abgelichtet. Letzterer veschwand allerdings unerwartet hinter einer Sandwolke und veranlaßte auf diese Weise eine Anwohnerin, die frisch gekehrte Straße gleich noch einmal zu kehren.

Am Depot stelleten sich die Arbeitsfahrzeuge, ein Gotha-Bw und zwei Fahgestelle zur Schau.
Von dort aus ging es im historischen Beiwagen weiter zurück nach Rahnsdorf. Auch dieser ist äußerst liebevoll aufgearbeitet, an der Decke wird seiene Aufarbeitung durch Fotos dokumentiert.
Dennoch schmähten wir bei den nachfolgenden Fahrten die Innenräume und zogen es vor, stehend auf dem Führerstand platz zu nehmen. Auf diese Weise fuhren wir mit verschiedenen, mehr oder weniger gesprächigen aber stets ser freundlichen Fahrern mehrfach zur Schleuse und zurück, sodaß der Schaffner schon nach kurzer Zeit auf den Führerstand kam und mit "aha, hier wieder das übliche Publikum" wieder im Fahrgastraum verschwand. KoneggS und ich übten uns während dieser Fahrten im Öffnen, Schließen und Verriegeln der handbetriebenen seitlichen Schiebetüren, die je nach dem, auf welcher Seite die nächste Haltestelle lag entsprechend bedient werden mußten.
Die vorschriftsmäßig während der Fahrt geschlossen zu haltende Schiebetür zwischen Führerstand und Fahrgastraum klemmte einmal. Um dieses Problem zu beheben, ließ der Fahrer die Bahn auf kleiner Stufe durch den Wald rollen, drehte sich zur Tür hin und schaute erst wieder nach vorn, als er sie endlich zubekommen hatte.
Hin und wieder fuhr auch ein "Veteran" auf dem Führerstand mit, der mit Gärtnerschlappen und Bermudas bekleidet so manche schöne Straßenbahngeschichte zu erzählen wußte, gleiches galt uch für die Fahrer, z. B. "ick hab in dem Wagen mal über 60 Leute mitjenommen und noch zwee Kinderwagen mit dabei. Aber hater jemacht, hater jemacht."
Mal ein Zitat zur Entspannung:
Sithis hat geschrieben:Na ja ich hoffe Ihr seid wenigstens schön naß geworden
Ich bedaure sehr, Dich enttäuschen zu müssen. Es gab zwar hin und wieder mal ein paar auch kräftige Schauer, jedoch haben wir die immer vom Führerstand aus erlebt, der allerdings keinen Scheibenwischer hatte und dessen Frontscheibe übermäßig zum Beschlagen neigte. Zu allem Überfluß (im wahrsten Sinne des Wortes) war der gesamte Vorderwagen nicht richtig dicht. Deshalb fragte der Fahrer den Schaffner nach einem Lappen, jener brachte ihm einen solchen mit dem Hinweis darauf, daß es sich um einen Holzwagen handle, der immer wieder mal etwas Feuchtigkeit ziehen müsse.
Der Beiwagen blieb tatsächlich dann und wann, von einem Kaffe trinkenden Mitarbeiter bewacht, in Rahnsdorf stehen, und dann wurde es auch auf dem Führerstand recht eng. Andererseits fand der Fahrer so viel Gefallen am Beiwagen, daß er sich nicht durchringen konnte ihn ins Depot zu stellen, was auch logistisch sehr aufwendig zu sein schien ("Kann denn der Arbeitswagen den zieh'n" "Klar kann der det, notfalls hamwa ooch Hilfskupplungen")
Die letzte Fahrt Richtung Schleuse endete für uns bereits am Berliner Platz, zurück gings dann im Gotha-Wagen mit den langweilig-leisen Türen und mit der herrlichen S-Bahn-BR 481 zum Ostkreuz (hier ergab sich die Gelegenheit zu beobachten, wie die Fahrer den Gleispflegern helfen: Der Fahrer mußte mehrfach kräftig niesen, wie man durch die getönte Trennscheibe sehen konnte. Sodann konnte man durch das Fenter beobachten, wie ein Taschentuch aus dem Führerstand ins Gleisbett flog. -> Arbeitsmoral, die begeistert!

) und von dort aus zunächst mit der BR 480 (die kam gerade und wir wollten mal mit ihr fahren) eine Station bis zum Treptower Park und sodann weiter über den Südring bis zur Papestraße (ääähhh, 'tschuldigung, zum
Südkreuz 
), wo wir unsere Mitreisenden wiedertrafen und im RE nach Falkenberg fuhren, wo das Bestreben unserer beiden Eisenbahnfreaks, eine Privatsammlung aus Lokresten abzulichten an einem Sperrzaun Modell "Heiligendamm Light" scheiterte. So blieb der Höhepunkt dieser zweiten Etappe ein Ferkeltaxe, die uns ganz unverhofft auf dem Bahnhof begegnete und mit der wir sogar hätten mitfahren können. Dann allerdings wären wir in Mühlberg gelandet, und selbst für abenteuerlustige Sachsen stellen zwei Brandenburger Käffer an einem Tag schon eine gewisse Reizüberflutung dar (womit ich nichts gegen Brandenburg gesagt haben wollte

).
Das Ende des Tages hat koneggS ja sehr ausführlich und zutreffend beschrieben.
Fassen wir den Tag also kurz zusammen:
Die Belegschaft der Woltersdorfer Straßenbahn um den Kollegen Kalle ist ein Haufen aufgeweckter, netter und grötenteils auch gesprächiger Leute, die zudem äußerst begabt im Aufarbeiten historischer Fahrzeuge zu sein scheinen.
Wer um Falkenberg/Elster einen großen Bogen macht oder einfach durchbrettert, spart viel Zeit und verpaßt fast nichts.
DR-DoStos sind eine wahre Zumutung.
Manch ein Straba-Fan findet in Anwesenheit eines Eisenbahnfreaks ganz plötzlich überhaupt kein Interesse an der kleinen Bahn mehr und...
... koneggS hat eine Vorliebe für ex-IR-Wagen, die BR 480 und eine bedenkliche Schwäche für Halberstädter Mitteleinstiegswagen *hächel*
Trotz mancher Unstimmigkeiten im zweiten Abschnitt unserer Tour und des mäßigen Wetters war es ein zwar anstrengender (v. a. deshalb, weil nachts zuvor nicht geschlafen hatte, mein Mitbewohner hatte Geburtstag...

) aber dennoch erlebnisreichen und einfach schönen Tag - ich konnte auch der unfreiwilligen Nachtwanderung durch Niederau und Weinböhla durchaus etwas abgewinen.
Und als ich vom Dresdner Hauptbahnhof dann im NGT6DD nach Hause fuhr, dachte ich mir so "Mesch, sind die Teile vielleicht langweilig!"
Meine Bilder sind noch in der Mache. Eine kleine Auswahl werde ich vsl. am Mittwoch hier einstellen. Ansonsten Gratulation an alle Tapferen, die wirklich bis hier hin mitgelesen haben!
P.S.: Mir fehlt gerade die Motivation, die Unmenge an Tippfehlern, die sich hier eingeschlichen haben, komplett zu korrigieren. Lest doch bitte einfach drüber weg. Danke!
