Nicht mehr existente Fahrzeuggattungen

Rund um das Thema historische Straßenbahnfahrzeuge und Museumsstraßenbahnen
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Sithis
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Nicht mehr existente Fahrzeuggattungen

Beitrag von Sithis »

Welche Fahrzeugtypen - egal in welchem Betrieb - sind heute nicht mehr existent? So daß also auch kein Exemplar der Nachwelt erhalten blieb? Laßt uns das mal auflisten. Auch als Warnung davor, allzu leichtfertig mit heute existenten Wagen umzugehen. Auch verschrottete Prototypen können erwähnt werden.

In Erfurt nicht mehr existent:
Beiwagen, die Anfang der 50er Jahre in Gotha gebaut wurden. Es waren Zweiachser mit drei Türen.
Der G4-Prototyp existiert auch nicht mehr, er ist wohl abgebrannt.

Würzburg:
In den 50er Jahren entstanden "Schüttelrutschen" auf den Fahrgestellen von Vorkriegswagen. Die G4 sind ihnen ähnlich. Leider ist auch hier kein Wagen erhalten geblieben.

Berlin:
Es gab einen Cape-Hope-Gelenkwagen(20er Jahre), der recht interessant war. Der ist jedoch schon recht früh verschrottet worden.
Auch nicht aufbewahrt wurde der LOWA-Großraumwagen, der wegen seiner Breite von 2,50m ohnehin nur beschränkt einsetzbar war und viele technische Probleme hatte. Immerhin ist durch ihn die heutige Linie 68 für den Einsatz von 2,50m breiten Wagen bereit.
Und auch wenn es keine Straßenbahn ist: Der Prototyp der U-Bahn-Gattung G wurde 1997 leider auch verschrottet. Das Design war noch anders als bei den Serienfahrzeugen.
Ebenso wenig überlebte das "Blaue Wunder" der S-Bahn von 1959. Technische Probleme waren für eine frühzeitige Abstellung und Verschrottung ausschlaggebend.

Stuttgart:
Von den GT6, die quasi die Urahnen der modernen Gelenkwagen waren, ist leider auch kein Exemplar erhalten geblieben.
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

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koneggS
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Re: Nicht mehr existente Fahrzeuggattungen

Beitrag von koneggS »

Der G4-Prototyp in Dresden wurde ebenfalls verschrottet. Der B6-Prototyp ebenso.
Desweiteren gab es hier mal 2 (später 3, einer kam aus Leipzig hinzu) interessante, 4-Achsige Gelenkfahrzeuge, die vor allem auf der Expresslinie nach Weinböhla zu Hause waren. Dan fehlen natürlich in Dresden eine ganze Menge Eigenbauten aus der Zeit bis etwa 1920, wo es in Dresden faktisch unendlich viele verschiedene Fahrzeuge gab. Eins davon war auch der Große Kurfürst- ein 4-Achsiger Gelenkwagen aus der Zeit von vor 1900, hatte einen Mitteleinstieg, sah recht elegant aus und wurde später noch zum Beiwagen umgebaut, bevor er verschrottet wurde.

Bald wird in Dresden vorraussichtlich ein modernisierter Tatra fehlen, ich hoffe mal, dass man sich trotzdem durchringen kann, wenigstens einen T4D MS zu erhalten.

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Matze
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Re: Nicht mehr existente Fahrzeuggattungen

Beitrag von Matze »

Halle/MÜBAG: Die vierachsigen Tw 28- 35 (Lindner/1940).
Halle: Der Tw 500 (Lindner/1940) und der Bw 300, später zu Bw 240, (Lindner/1943). Beide waren ESW-Prototypen.

Matze
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Sithis
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Re: Nicht mehr existente Fahrzeuggattungen

Beitrag von Sithis »

Die Tatra-Prototypen K1, T5A5 und die K5AR für Kairo sind auch schon längst Geschichte.
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Paul
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Re: Nicht mehr existente Fahrzeuggattungen

Beitrag von Paul »

Chemnitz

Vierachstriebwagen der Schmalspurstraßenbahn. Die drei Exemplare (Nr. 297 – 299) waren die einzigen Drehgestellfahrzeuge auf der 925 mm Straßenbahn. (Baujahr: 1940 / Auslieferung: 1942)
Die Triebwagen waren mit einem Zentralfahrschalter und hydraulischer Feststellbremse ausgerüstet. Außerdem konnten die Fahrgastsitze in die jeweilige Fahrtrichtung geklappt werden.
Mitte der 1940er Jahre wurde die hydraulische Feststellbremse gegen eine mechanische Bremse ausgetauscht. Nach einem schweren Unfall 1946 durften die Fahrzeuge nur noch als Solowagen fahren. Alle drei Wagen wurden 1964 nach Schöneiche verkauft und dort zu Beiwagen umgebaut. Nach der Ausmusterung 1984 wanderten die Wagenkästen in den Schrott und die Drehgestelle zur Straßenbahn Gera. Diese wurden hier zu Hilfsdrehgestellen für die Tatra-Wagen vom Typ KT4D umgebaut.
Zwei der Drehgestelle sind seit Juni 2008 wieder in Chemnitz und können zum Straßenbahnfest am 28. und 29.06. 2008 besichtigt werden. Und das ist der ganze Rest was von den Fahrzeugen übrig blieb. Schade.
http://www.strassenbahn-chemnitz.de/picrueck0508.html
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Sithis
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Re: Nicht mehr existente Fahrzeuggattungen

Beitrag von Sithis »

Schöneiche - es ist ja auch keiner der Eigenbau-Rekos mit eckigen Scheinwerfern erhalten geblieben.
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koneggS
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Re: Nicht mehr existente Fahrzeuggattungen

Beitrag von koneggS »

Na ja, die viereckigen Scheinwerfer sind doch eigtl unwichtig, von dem typ blieb ja was erhalten. So gesehen müsste man ja sämtliche Tatra-und Gothas aufheben wegen verschiedener Rückleuchten etc. Da fallen mir alleine für Dresden schon wieder 5 Varianten ein ;)

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T3D-Fan
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Re: Nicht mehr existente Fahrzeuggattungen

Beitrag von T3D-Fan »

Bei den TATRAs fällt mir noch der T3-Prototyp von 1960 ein. Der wurde nach mehreren Unfällen erst umgebaut und später verschrottet. Gleiches ist ja mit dem T5-Prototypen passiert. Erst noch zur Erprobung der B6-Technik umgerüstet und danach verschrottet.

Fehlt in Dresden nicht auch der erste modernisierte T4D mit dem Scherenstromabnehmer und der eckigen Richtungsanzeige???

In Chemnitz könnte ich mir durchaus vorstellen, dass auch dort die modernisierten T3D nicht erhalten bleiben.

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Sithis
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Re: Nicht mehr existente Fahrzeuggattungen

Beitrag von Sithis »

koneggS hat geschrieben:Na ja, die viereckigen Scheinwerfer sind doch eigtl unwichtig, von dem typ blieb ja was erhalten. So gesehen müsste man ja sämtliche Tatra-und Gothas aufheben wegen verschiedener Rückleuchten etc. Da fallen mir alleine für Dresden schon wieder 5 Varianten ein ;)
Nein. Tatra und Gotha sind ja wesentlich weiter verbreitet gewesen. Die Schöneicher Rekos waren betriebseigene Sonderkonstruktionen. Hätte man einige Wagen mehr aufgehoben, so würde man heute vielleicht auch nicht vor dem Problem stehen, daß hier Einzelstücke aufwendig aufgearbeitet werden müssen. Nun hat man zwar immerhin einen Zug erhalten, der aber nicht fahrfähig ist...was wohl angesichts der ca. 130.000 € Kosten für eine Aufarbeitung (und das nur für den Tw) wohl auch noch auf nicht absehbare Zeit so bleiben wird.
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M73
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Re: Nicht mehr existente Fahrzeuggattungen

Beitrag von M73 »

München

Von der ersten Serie elektrischer Wagen hat keiner überlebt. Die Serie Z war Zweiachsig.

Auch von den Akku-Zugfahrzeugen, die wegen der "unschönen" Oberleitung am Hofgarten
auf königlichen Wunsch vor die Trambahnen gespannt wurden, wurde das letzte im zweiten Weltkrieg zerstört.

Natürlich von den Pferdetrambahnen sind meines Wissens nur Kopien vorhanden.

Und die meisten Fahrzeuge für die Posttram sind nicht mehr existent.

Einige Splitterserien (z.B. B-Wagen) und Umbauten sind genauso der Nachwelt unerhalten.
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Sithis
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Re: Nicht mehr existente Fahrzeuggattungen

Beitrag von Sithis »

Von den Benzoltriebwagen für die Schöneiche-Rüdersdorfer Straßenbahn dürfte wohl auch keiner mehr erhalten sein. Die Wagen wurden angeblich nach Umstellung auf den elektrischen Betrieb an die Kalkbergwerke abgegeben, danach hat sich die Spur verloren.

Auch in Berlin gab es wohl Straßenbahnen mit Verbrennungsmotor. Davon dürfte es auch keine mehr geben, sie schieden wohl 1930 aus dem Betrieb aus.

Ebenso wenig der Nachwelt erhalten blieb ein Fahrzeug der Versuchsfahrzeuge für die Berliner S-Bahn.

Bemerkenswert finde ich übrigens auch das hier: http://www.et531.de/

Der Wagen ist zwar noch existent, konnte aber nur mit sehr viel Glück vor der Verschrottung bewahrt werden. Es ist wahrlich eine Schande, daß sich der scheiß HISB-Verein nicht darum kümmert.
Zuletzt geändert von Sithis am 22.09.2008 17:58, insgesamt 1-mal geändert.
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M73
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Re: Nicht mehr existente Fahrzeuggattungen

Beitrag von M73 »

München Nachtrag

Dampftrambahn gabs bei uns auch mal...
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koneggS
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Re: Nicht mehr existente Fahrzeuggattungen

Beitrag von koneggS »

Benzol in Dresden auch :P
Es dürfte eine schier unendliche Liste nicht mehr vorhandener Fahrzeugtypen werden :-)

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Sithis
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Re: Nicht mehr existente Fahrzeuggattungen

Beitrag von Sithis »

Es reicht ja auch schon ein Blick in das Straßenbahn-Archiv :lol: . Viele Typen sind heute ja auch nur mit viel Glück erhalten worden. Teils auch nur museumsfähig. Der ET531 dürfte als Einzeltriebwagen nicht mehr sinnvoll einsetzbar sein, sollte er überhaupt irgendwann man fahrfähig sein.

Auch habe ich so meine Zweifel, daß etwa der Berliner Gelenkwagen aus den 20er Jahren wieder fahren wird, und beim TED ist es ja auch ein Pokerspiel, da derzeit zwischen Verschrottung und Aufarbeitung mit Teilen von A3-Triebwagen(U-Bahn) alles möglich ist.
Auch der Prototyp der "Coladose" dürfte höchstwahrscheinlich nie mehr fahren, da man schlauerweise nur einen Trieb- und einen Mittelwagen aufgehoben hat, aber keinen zweiten Steuerwagen(und mit den Serien-485ern ist er nicht kompatibel) :roll: .
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Baertram
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Re: Nicht mehr existente Fahrzeuggattungen

Beitrag von Baertram »

Marburg an der Lahn:
Bei deren Einstellung 1951 wurden die Tw 2, 4-10 verschrottet. Tw 1 und 3 wurden Anfang der 20er Jahre verkauft und hatten das Jahr 1934 nicht überlebt. Es handelte sich hierbei um 2xTw der Firme Credé / Siemens. Die Nummern 1 und 3 wurden 1927 wieder mit Tw besetzt. Dabei handelt es sich um 4xTw ebenfalls von der Firma Credé / Siemens. Diese beiden wurden nach Darmstadt verkauft.
Darmstadt:
Von der ersten Serie Tw (Nr 1 - 18) wurden 13 Tw zu Bw der Serie SB 4 umgebaut (1927 - 1944), 4 weitere Tw wurden zu Arbeitstriebwagen (verschrottet bis 1964). Der Letzte (Tw 5) wurde 1939 direkt verschrottet. Es handelte sich um 2xTw der Firmengruppe MAN / Siemens & Halske.
Die erste Serie Bw (Nr 101 - 106) wurden in den 30er Jahren im 20. Jahrhundert verschrottet. Hier handelte es sich um 2xBw, die (angeblich) von der Firma Gastell stammen. Sie wurden als Sommerwagen eingesetzt.
Von 16 Tw der Serie ST 1 (19 - 34) hat keiner das Jahr 1962 überlebt. Auch diese 2xTw (mit 1xDrehgestellen) stammen von der Firemengruppe MAN / Siemens & Halske.
Von den 10 Bw der Serie SB 1 (107 - 116) hat keiner das Jahr 1965 überstanden. Diese 2xBw der Firma Fuchs wurden praktisch durch die Serie SB 7 ersetzt.
Auch von den als "Türkenwagen" bezeichneten 2xBw der Serie SB 2 (117 - 131) der Firma MAN hat keiner das Jahr 1962 überlebt.
Ebenfalls keiner mehr vorhanden ist ein KSW-Tw (ST 5; 81 - 85) von der Firemngruppe Fuchs / SSW.
Die beiden Marburger (Credé / Siemens) wurden in Darmstadt als ST 0 (1" und 2") zu den modernsten Straßenbahnen in Hessen umgebaut (Kiepe mischte da auch mit), dennoch waren sie Einzelstücke in Darmstadt und somit bereits 1966 Geschichte.
Bei den ex Bielefelder Bw der Serie SB 8 (171" - 178") unterschieden sich die letzten beiden (177" und 178") vom Rest der Serie. Diese beiden (und zwei weitere) waren in Bielefeld ursprünglich Tw. Alle vier ex Tw wurden inzwischen verschrottet. Zwei in Bielefeld (mitte der 80er Jahre) und die beiden in Darmstadt 1995.
Von all den anderen Serien existiert noch ein Exemplar irgentwo auf der Welt, wenn sie nicht in Darmstadt sind (ST 8 in Iasy, ST 6´ ex Regensburg in Regensburg als Denkmal, ST 9 in Wuppertal Kohlfurt und SB 8 in der Form, da die OEG ebenfalls Bielefelder Bw kaufte und diese inzwischen Arad fahren).
Viele Grüße aus Darmstadt - Jörg "Baertram" D.
RMV senkt die Preise? - Eher fährt unser Tw 37 aus eigener Kraft von Wixhausen nach Leimen

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