Großer Schritt zur Wiederinbetriebnahme Tw 43 der Waldbahn

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Ronny Quaß
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Großer Schritt zur Wiederinbetriebnahme Tw 43 der Waldbahn

Beitrag von Ronny Quaß »

Hallo Leute,

das ist ein großer Tag und ein riesiger Schritt in die Richtung den Tw 43 wieder zum Laufen zu bekommen.
http://gotha.tlz.de/web/gotha/startseit ... -404539112
Das ist eine wunderbare Nachricht. Ein großer Dank geht an die Kulturstiftung, die diese Entscheidung getroffen hat. Natürlich geht auch ein großes Dankeschön an die vielen Spender, die manchen Euro in die Hand genommen haben und auf das Spendenkonto überwiesen haben.
Dieser historische Triebwagen und sein Beiwagen haben Geschichte nicht nur auf der Waldbahn geschrieben, waren sie doch die Vorläufer der bekannten Gothawagen.
Es sind wichtige Zeugen der technischen Kulturgeschichte.

Bitte liebe Freunde, bitte unterstützt uns noch weiter, damit wir bald mit einem großen Fest die Wiederinbetriebnahme feiern können. Und das es dazu Fahrten auf der passenden Strecke gibt, versteht sich.
http://www.thueringer-waldbahn.de/twsb- ... bwagen-43/

So soll es wieder aussehen:
Bild


Euer Ronny

von der "Waldbahntruppe"

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Möckern-Peter
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Re: Großer Schritt zur Wiederinbetriebnahme Tw 43 der Waldba

Beitrag von Möckern-Peter »

Ein wahrlich wesentlicher und sinnvoll angewendeter Be(i)trag!!

Zur Sache habe ich aber dennnoch ein paar Fragen, Ronny:

- Warum steht der Wagen/Zug eigentlich: Ist es "nur" die Frist-HU oder hat er Schädenbeseitigungen bzw. substanzerhaltende Maßnahmen nötig?

- Wie ist es um seinen Bw. bestellt; ist er ohne Arbeiten einsetzbar? (Übergangsweise könnte den ja auch die 38 oder 47 ziehen.)

- "So soll er wieder aussehen." Also eigentlich wie die letzten etwa 35 Jahre.
Ich weiß, dass die Kosten d a s fördernde oder verhindernde Argument sind; deshalb bitte ich, das folgende keineswegs als Kritik, sondern als Wissensdurst aufzufassen!!
- Ist perspektivisch mehr Originalität angedacht. Es ginge weniger um den RAW-typischen Innenraum, sondern mehr um die Kriterien a) ER/ZR und b) Zierleisten j/n.

Es ist ja ohnehin ein Wunder, dass die abweichende Prototyp-Frontgestaltung die RAW-GR überlebt hat!!

So wie ich weiß, ist im Herbst wohl ein größerer Anlass? Sicher besteht auch da die Chance, den einen oder anderen Besucher das Fahrzeug nahezubringen.

Letztlich noch etwas zu dem Verweis, für den Du logisch nicht den Hut aufhast:
- Temeschwar dürfte ein Fehler sein; richtig ist doch wohl Arad.
- Dass man Molotschnoje mit Jewpatorija gleichsetzt, ist verstehbar.
- Die noch in Deutschland solche Wagen einsetzenden Bad Schandau und Woltersdorf haben sie schlichtweg vergessen! :(

Grundhaft ist es der Urahn aller :!:
Die konsequente Überarbeitung des 55ers als 2.Schritt der Überarbeitung des 54ers, nachdem der 55er bereits der 1.Schritt war.
Richtig deshalb auch unbedingt, dass ein 55er aufgehoben wurde!!
Der Wagen (57er, besser: 56er) zeigte modischen Zeitgeschmack und ist dennnoch zeitlos.
Er repräsentiert, dass die unmittelbare Nachkriegsmangelzeit überwunden und sich Wirtschaftskraft zu entwickeln schien. Wie man bis zum 55er sieht, waren die ersten Schritte der Jahre 1948 - 1955 mehr funktionell als formgestalterisch ansprechend ausgerichtet, was nach dem desaster 1945 freilich verständlich ist.
Dass die DDR von den Kapazitäten her nie den wahren Bedarf bedienen konnte, wussten wir später. Die Exporte taten ein übriges... Allerdings hat das wiederum so manchem "alten" das Leben verlängert und so mancher heutige Historische wäre bei einer kräftigeren Volkswirtschaft schon verschrottet gewesen :-(
Wie man weiß, ging WG mit den Untertypen ER mit ZR-Kasten, spez. ER-Kasten, div. kleinere Überarbeitungen, der Zwischentype 61 (künftiger Wagenkasten mit noch vormaliger Elektrik) und den 62ern immer verbessernde Schritte weiter, wenn auch mancher Betrieb die Nichtverfügbarkeit von ZR nach 1961 bedauert haben mag.
Es ist der Urahn auch - ich komme zurück - des G4 in Proto- und mehreren Serienausführungen.
Einzig dem T/B4 hat er wenig beigesteuert: da hat wohl eher der DÜWAG "danebengestanden", und ich muss sagen: mindestens optisch finde ICH den DDR-Gr gelungener als den BRD-Gr. (Ob man das Tasten-Schaltwerk oder ein Kurbel-, Schaltstangen- oder Pedal-Schaltwerk nun favorisiert, liegt im Auge des Bewerters.)

Man hat also die kulturelle Wichtigkeit des Technischen Denkmales an recht maßgeblicher Stelle erkannt und das ist das beste daran.
Und für die Stadt Gotha immer auch ein Außenbeweis ihrer Wirtschaftskraft in einem nicht mehr produzierenden Industriezweig.
Es lag nahe, dass die über eine Straßenbahn verfügende Stadt des Herstellerbetriebes Protowagen bekam, und es liegt nahe, dass diese Stadt aufgefordert ist, das Erbe von WG zu wahren! Es ist auch Würdigung von Bothmann, die den Grundstein zum Industriezweig überhaupt gelegt haben.


Eine letzte Frage...: Was wurde eigentlich aus dem Gelände und Werk? Ich meine nur, ab 1990; die Umstrukturierung zu Klimatechnik in der DDR ist ja bekannt, denn die sog. "Nachbaubw." kamen ja schon von diesem Industriezweig.
Wenn alle Betriebe nur T6/KT4(t)/KT8 verwenden würden, wäre die Welt eintöniger. Schöner wäre sie trotzdem!

Zazní-li výstraha, opust'te dverní prostor!

Kava je balzam za srce in duso. (slowen.: Kaffee ist Balsam für Herz und Seele) Giuseppe Verdi
Gustav Mahler ergänzte: Hier ist es wunderherrlich und repariert ganz sicher Leib und Seele.

Prosimo se med voznju ne pogovarjete z voznikom!

Kein Sarkasmus liegt mir völlig fern :-)

Der frühe Vogel kann mich mal... (am Abend treffen - was sonst!)

Ronny Quaß
Beiträge: 180
Registriert: 07.04.2010 15:14

Re: Großer Schritt zur Wiederinbetriebnahme Tw 43 der Waldba

Beitrag von Ronny Quaß »

Hallo Peter,

zum letzten Jubiläum hatte der Tw 43 einen Motorschaden und mußte mit der 47 abgeschleppt werden. Kurz danach kam der Fristablauf. Wann die letzte ganz große Instandsetzung war, ist ja bekannt... :wink:
Sonst ist die Substanz nicht die schlechteste, da ja immer wieder daran gearbeitet wurde, aber jetzt muß man mal wieder was grundlegendes machen.
Der Beiwagen wurde im Frühjahr gefristet und ist mit dem Tw 215 kuppelbar, was schon öfters der Fall war. Die 38 und 39 haben keine passenden Schaku. Die 38 (Atw organe) ist eh defekt, die 39 hat zwei Albert und die 47 dient nur zum Rangieren oder Schneepflugschieben bzw. zu Fotosonderfahrten.
Ziel der Aufarbeitung ist der letzte Betriebszustand bis zur gelb/weißen Lackierung. Man kann sicher diskutieren, den ganzen Zug wieder in den Lieferzustand zu versetzen, aber das einzigartige "Achtziger-Jahre-Trio" in elfenbein mit roter Zierleiste 215, 43/93 und 47 wäre dann dahin... Dann wäre auch das Gespann mit dem G4 nicht mehr drin. Außerdem müßte man noch mehr Geld in die Hand nehmen, um die Schöneweider Umbauten zurückzustricken. Da kann man noch andere Sachen machen, wenn mal die großen Geldsäcke in Stückzahlen angeliefert werden würden...
Im Herbst kannst Du ihn sicher angucken...
Was die Zeitungsleute geschrieben haben, na ja - so ist das eben mit der Presse, wobei es darauf ankommt, wer es macht. Es gibt in Gotha ein paar Leute der Zeitungszunft, die hören genau zu und schreiben auch ordentlich, aber es ist nicht immer so...
Die ET55 sind halt eine Spezialität des Betriebes. Die 39 wird auch mal gern für kleine Gruppenausfahrten gemietet (Tendenz steigend), denn sie ist ab 70 Euro für den Einsatz im Stadtgebiet zu haben (siehe Tabelle bei www.waldbahn-gotha.de).

Man ist sich in Gotha, nicht nur beim Betrieb, sehr der alten Waggonbautradition bewußt und verbunden, so hat auch der OB seine Stadtführung zum Tag des offenen Denkmals mit dem 215 gemacht. Ich denke, daß ist auch ein Zeichen der Entscheidung der Stiftung gewesen. Gotha ist eh eine Stadt die viele Kleinode der Kultur hat und es nicht immer leicht hat, sich im Reigen von Weimar, der Landeshauptstadt Erfurt und Eisenach ein wenig "durchzusetzen". Zwischen Weimar und Eisenach ist es schon eine gewaltige Kultur- und Geschichtsachse... Das muß der Besucher und Tourist es mal unter einen Hut kriegen. Nach 2 Tagen Weimar, 2 Tagen Erfurt, je einen Tag Gotha und Eisenach haben wir fast eine Woche voll und leicht einen Kulturschock von Goethe bis Luther. Da ist kein Wort vom seligen Bothmann & Co. gefallen... Aber viele Leute sind "Wiederholungstäter"...
Es ist ja auch beispielhaft, daß es überhaupt so eine Stiftung gibt, denn das ist nicht überall üblich. So schätzen wir auch die Entscheidung sehr und freuen uns natürlich auch über die anderen, die was vom Kuchen bekommen. Denn irgendwie gehört die Straßenbahn zur Stadt und umgekehrt.

Was die alte Waggonfabrik betrifft, muß ich gestehen, ich weis es nicht. Ich selbst bin "Fernmitglied", denn ich wohne in Esslingen (Neckar). Ich habe noch nicht die Zeit gefunden, auch dort mal auf Spurensuche zu gehen. Die Zeit ist meist bei den aktuellen Themen schon nicht ausreichend, den wir sind gerade 35 Leute, die in ganz Deutschland verteilt sind. Nur wenige Betriebsangehörige sind im Verein, wenn auch viele die Arbeit der Truppe unterstützen.
Auch ein Verein braucht Freunde...

Ich hoffe, ich konnte Dir einige Frage beantworten, wenn noch was offen ist, frage ruhig!

Viele Grüße
Ronny

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