Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Diskussionen zur Technik der Straßenbahn
helgotram_44
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Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von helgotram_44 »

[quote="Möckern-Peter"]Andersherum! Der StNFB1 ist das neuerfundene Sowjetzonen-"Fahrrad". Der StNFB1 ist nix anderes als der EF43 der AEG aus Reichszeit (Zahl = Baujahr). Als Einheits-Fahrschalter hätte er sich gewiss in Einheits-Straßenbahn-Wagen wiedergefunden*. STraßenbahn-Nocken-Fahrschalter,Bauart1 ist nur ein neuer Name...
*Weiß jemand, ob die auch im KSW drinwaren? Die Logik sagt ja und schließt anderes eigtl. 100% aus.

Peter, so meinte ich das auch, nur fand ich letztes Jahr in Augsburg in deren KSW den hundertprozent gleichen Fahrschalter (zumindest, vom Aussehen der Platte und der Kurbel), wie bei uns den STNFB1. Und von den Technischen Daten von "West"Straßenbahnen, die mir vorliegen, schließe ich zumindest daraus, daß Kiepe, AEG und Siemens noch lange an der Grundkonstrution des EF 43 festhielten. Ich glaube sogar, daß Kiepe Anfang der neunziger Jahre für die Lissaboner Reko-Wagen nochmal solche Fahrschalter nachbaute. Leider habe ich den Prospekt nicht mehr. Damals hat mich das auch noch nicht so interessiert, aber da stand was von altbewährter Konstruktion und Modifikation für Lissabon...

Was immer noch nebulös ist, ist die Ausrüstung des in Berlin getesteten LOWA-Vierachse. Da werde ich nicht schlau. Vielleicht kann ja mal hierzu ein Berliner Kenner der Szene Licht ins Dunkel bringen.

helgotram_44

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Möckern-Peter
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Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von Möckern-Peter »

Nun, ob der 7 nun ein Uerdinger oder Heidelberger war, ist eher zweitrangig, weil, es betrifft den Kasten und weniger Zulieferteile der Elektroindustrie. Wesentlicher wird wohl sein, dass er als Proto durchaus anders gewesen sein kann!
Also müsste man alte Unterlagen ziehen, sofern erreichbar. Nämlich, was ggf. Berlin und Woltersdorf verändert haben. Nur, wie fündig würde man da... Es wird sich wohl darauf beschränken, wie man ihn in Wo. "allgemein üblich" kannte, ob nun O-Ausrüstung oder nicht.

Nochmals zum Dresdener...
Es ist mir klar, dass die DVB einen weiteren Fahrschaltertyp ausschließen wollten - auch auf die "Gefahr", dass es sicher mal mehr als 4 Tw. werden könn(t)en, grins.
Es geht nur darum: Sind die WERKSprospektfotos nun:
a) Wahrheit, diese Wagen also mit StNFB4 GEBAUT worden (was auch immer man DANN gemacht hat...),
oder sind es
b) Fotomontagen, also LÜGENfotos, die die SERIE für "den und wen" repräsentieren sollten,
nicht aber die Ausstattung des abgebildeten DVB-Fzg. (ich glaube die 1521 hielt dafür her) zeigen?
DARAN scheiden sich die Geister:
- ob es überhaupt T2-62 sind, oder
- ob WG man im "Vorgriff" einen 61er (also 57er E-Ausrüstung in 62er Kasten) optisch zum 62er GEMACHT hat.
Ich meine, das Foto eines existenten G4-Fahrerstandes (eines der 18 1961er Wagen) in ein ET57-Fahrerstandfoto zu "implizieren", ist ja für den Fachmann pillepalle.
Wichtig ist, mit welcher Ausstattung die 4 ANKAMEN, ABGELADEN wurden!
Und genauso "drin" wäre eben auch, dass man die 1521 mit StNFB4 (nur für Fotos!) hat fahren lassen.
Sie und die anderen 3 vor dem Ersteinsatz umzubauen, wäre ja problemlos machbar gewesen.
Haben wir also noch keine Einigung.
Ich führe sie halt - bislang - als 61er. (Dass sie große Fensterklappen haben, deutet ja nur auf's 62er BAUJAHR, aber nicht zwingend auf den 62er TYP.)
Wenn alle Betriebe nur T6/KT4(t)/KT8 verwenden würden, wäre die Welt eintöniger. Schöner wäre sie trotzdem!

Zazní-li výstraha, opust'te dverní prostor!

Kava je balzam za srce in duso. (slowen.: Kaffee ist Balsam für Herz und Seele) Giuseppe Verdi
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Manitou
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Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von Manitou »

Hat der T 57 nicht auch zwei Beiwagen im Museumsbestand?

bim
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Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von bim »

Möckern-Peter hat geschrieben:Nun, ob der 7 nun ein Uerdinger oder Heidelberger war, ist eher zweitrangig, weil, es betrifft den Kasten und weniger Zulieferteile der Elektroindustrie.
Woltersdorf hatte alles Uerdinger KSW.
KSW-Prototyp 7 besitzt ein Fabrikschild mit Baujahr 1943 und Fabriknummer 52906.
Auch die 6 KSW-Bw, die aus Strausberg und Magdeburg nach Woltersdorf kamen, sind sämtlich 1944 am Rhein gebaut worden. 1993 waren noch zwei davon vorhanden (82 und 85II, Fabr.-Nr. 52950 und 52959), beide 1968/69 aus Strausberg umgesetzt.
Möckern-Peter hat geschrieben:Nochmals zum Dresdener...
Es ist mir klar, dass die DVB einen weiteren Fahrschaltertyp ausschließen wollten ...
Ich führe sie halt - bislang - als 61er. (Dass sie große Fensterklappen haben, deutet ja nur auf's 62er BAUJAHR, aber nicht zwingend auf den 62er TYP.)
1962 gab es vermutlich Engpässe in Hennigsdorf.
Wie es in der Planwirtschaft so war, Gotha rationalisierte die Zweirichter aus dem Fertigungsprogramm, sollte fortan nur noch ER bauen (G4 und T2 mit StNFB4 und T4 mit StNFB3). Und Hennigsdorf kam nicht nach mit der Umstellung von StNFB1 auf 3 und 4.
Das Opfer wurden die T2-62.
1962 wurden davon nur 14 Stück für DDR-Betriebe hergestellt. Vier Wagen (Fabriknummern 548 bis 551) erhielt Dresden, vier Wagen (552 bis 555) Plauen, 3 Wagen (556 bis 558) Gera, 2 Wagen Halle (559 und 561) und einer kam nach Brandenburg (560). Alle diese Fahrzeuge waren mit StNFB1 ausgestattet, ansonsten glichen sie der nur 1964 produzierten Ausführung des T2-62. 1963 wurde überhaupt kein T2-62 für die DDR gebaut, einziger zweiachsiger Tw war Gotha 47 (Fabriknummer 726), wie schon erwähnt ein Zweirichter und ebenfalls mit StNFB1.
Nach diesen Fakten halte ich den "Sonderwunsch" der DVB für ein (immer wieder gern erzähltes) Gerücht.

Die T2-62 mit StNFB4 wie im Prospekt wurden nur 1964 für Halle, Brandenburg, Jena, Cottbus, Plauen, Görlitz, Dessau und Karl-Marx-Stadt (Fabriknr. 807 bis 832) gebaut, ganze 26 Stück. Ab 1965 folgte die vereinfachte Ausführung T2-62/65 ohne Zierleisten, mit Pressblechtüren, weniger Sitzen, ...

Die Lücken in den Fabriknummern (562 bis 725, 727 bis 806), also 144 Tw, waren demnach Exporte in die SU. Mit welchem Fahrschalter die ausgestattet wurden, wird nur schwer nachzuvollziehen sein.
So long

Mario

bim
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Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von bim »

Manitou hat geschrieben:Hat der T 57 nicht auch zwei Beiwagen im Museumsbestand?
Ein B57 ging doch nach Wehmingen im Tausch gegen einen B59E.
So long

Mario

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Möckern-Peter
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Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von Möckern-Peter »

Uerdingen baute die KSW-Bw. doch grundsätzllich.
(Von daher müssen die Woltersdorfer alle Uerdinger sein, denn es gab ja nur Bw. bis auf den einen Tw.)
Nur die Tw. waren Heidelberger, und wie wir nun wissen, mit einer Ausnahme: den Erstling.
Ergo müssten alle Bw. nutzenden Betriebe (Magdeburg!) Uerdingen und alle Tw. nutzenden Betriebe (Dresden!) Heidelberg als Erbauer angeben.

Zitat Mario:
1962 wurden davon nur 14 Stück für DDR-Betriebe hergestellt. Vier Wagen (Fabriknummern 548 bis 551) erhielt Dresden, vier Wagen (552 bis 555) Plauen, 3 Wagen (556 bis 558) Gera, 2 Wagen Halle (559 und 561) und einer kam nach Brandenburg (560). Alle diese Fahrzeuge waren mit StNFB1 ausgestattet, ansonsten glichen sie der nur 1964 produzierten Ausführung des T2-62.
Meine Anmerkung:
Und damit sind die eben alle T2-61 - anzunehmenderweise ein nicht geplanter, aber durch die Umstände entstandener Wagentyp. Wie ich schon mal schrieb: Es gab halt schon die neuen Wagenkästern, aber noch die alte Ausrüstung.
(Auch die Fahrgestell-Bw. kamen ja erst später, denn der 61er hatte ja auch "seine" Bw.: Halbfederwagen mit 62er Kästen.)
Zitat Mario:
1963 wurde überhaupt kein T2-62 für die DDR gebaut, einziger zweiachsiger Tw war Gotha 47 (Fabriknummer 726), wie schon erwähnt ein Zweirichter und ebenfalls mit StNFB1.
Meine Anmerkung:
Und damit ist er lupenreiner ET57! Als "Nachbau" lediglich mit bj.-typischen Fenstern und wohl in inoffizieller Absprache erstanden (was man heute "connections" nennt, damals sagte man Beziehungen - die bekanntlich nur dem schaden, der sie nicht hat...).
Zitat Mario:
Die T2-62 mit StNFB4 wie im Prospekt wurden nur 1964 für Halle, Brandenburg, Jena, Cottbus, Plauen, Görlitz, Dessau und Karl-Marx-Stadt (Fabriknr. 807 bis 832) gebaut, ganze 26 Stück. Ab 1965 folgte die vereinfachte Ausführung T2-62/65 ohne Zierleisten, mit Pressblechtüren, weniger Sitzen, ...
Meine Anmerkung:
Das ALLES sind dann halt die 62er. Ich würde es nicht mal unbedingt vereinfacht nennen: Der Zierleisten-Wegfall war generell üblich (Großraumer baute man ja nicht mehr, sonst wären sie auch dort entfallen) und die Blechtüren sind halt eine andere, in meinen Augen nicht mal schlechtere!, Ausführung.
Richtig auch: SU-Exporte im zeitlichen "Grenzland" zu klassifizieren, dürfte schwerfallen.

Und nun - wieder - zu Dresden (s. fett):
Wenn es denn s o war, waren die Fotos also eine Fälschung!
Richtig wird sein, dass man nicht Hintergründe imitiert hat, sondern man wird mit der 1521 schon durch die Grunaer Str. gerollert sein für diese Aufnahmen. Nur hat man eben dann am Interieur retouchiert...
Wie gesagt: man nehme ein Fahrerstandfoto vom G4 und baue es in's Foto einer 57er ER-Kabine, die ja völlig gleich war. (Ich meine hier die absoluten ER-Tw., nicht die ER mit ZR-Kasten.)
Das ist nicht mal verwerflich: Schließlich kann der Kunde so bereits sehen, wie sie mal werden - wenn denn die Produktion aufgenommen wird.
Und damit ist denn auch die Einordnung als 61er legitim! (So führe ich sie auch.)
Und ich erwähnte ja auch schon: Vom Vorhandensein des Unterflurkastens für den Fahrschalter muss man sich nicht irritieren lassen; den werden wohl alle gehabt haben, da es ja de facto 62er Kästen waren, wo man es (ulkiges Deutsch!) brauchen wollte. Kamen die Kästen halt nach Zeichnung dran und blieben leer. (Ob sie Betrieb X ggf. ausgebaut hat, ist irrelevant.)
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helgotram_44
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Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von helgotram_44 »

Ich halte mich an das Wiegand-Buch!Er war der WGB-Spezialist!Ich will da nicht rumstreiten,weil ich 1977,als die Dresdner T2-62 rausflogen gerade 9 Jahre alt war.Ich kann mich auch nicht direkt an diese 4 Wagen erinnern.Aber einen Umbau von StNFB4 auf 1 halte ich nicht für ausgeschlossen aber für "Unfug",weil die Umstrickerei doch aufwendig gewesen wäre.Möglicherweise könnte das Bild retuschiert worden sein.Jedoch im Wiegandbuch hat der Dresdner T2-62 bereits Betriebsspuren aufzuweisen.Vielleicht gibts diesbezüglich noch Aktenmaterial im Archiv der DVB.
helgotram_44

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Möckern-Peter
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Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von Möckern-Peter »

Nur dass er ohne Schaltrad (mit "Kurbeli", wie der Schwiizer sagen dät) eben kein 62 ist, sondern eben halt "nur" ein 61.
Und das war m.E. ein Kompromiss-Typ, der nie geplant war; der nur zustandekam... Zustande, da die neuen Kästen schon vorrätig waren und man noch alte Elektrik über hatte. Und da ja die Plattformgrundrisse gleich sind, ist es dem Wagenkasten quasi schnitte, was du ihm hineinbastelst.
"Waschechter" 61er z.B. war z.B. die Plauen 87 (der fällt mir grad ein). Und unsere Bw. 917 - 931** auch: 57er Fahrwerk mit 62er Kasten. Uneins sind nur die Fensterklappen, und das ist bj.-bedingt, insofern der Prod.wechsel 61>62 ja nicht Neujahr sondern i n '62 stattgefunden hat. **wobei 926/927 ein Bj.schnitt ist (917 - 926 sind die späteren 790er dann 470er)

Helgotram, das war ein eindeutiges Jein... "halte ich nicht für ausgeschlossen", "könnte retouchiert worden sein" sind ja die Dinge, die einander ausschließen. Entweder wurde die Moderne hineinfotografiert - virtell - oder die Antike hineinkonstruiert - aus "Stoff"*. Wenn wirklich letzteres dann 1000%ig erst nach den Fotos. Aber auch ich halte einen Generalumbau an einem immerhin neuen Fzg. (wenn auch nur 4 St.) für irreal: ein Betrieb hat zumeist andere Sorgen. Normal bildet man in solchen Fällen einen kleinen Anfangskreis aus und schult größere Personalmengen dann später auf die Neuheit um.

Ich einige mich halt so, dass es 61er waren - also schon immer so, wie wir den einen bekamen - und der Prospekt eine Lüge, um Kunden vorzugaukeln, was demnächst kommt. (Hätte man die Wg.nr. temporär in imaginär 1522 umgeklebt, wäre es stimmiger, weil dann ist erkennbar, dass es "gespielt" ist. So hielt halt die '21 ihren Korpus hin.) Auch SACHLICH war es ja gewiss logischer, einem Kunden die Zukunft zu zeigen als das, was er bald nicht mehr bestellen kann.

*Meine Physiklehrerin 6.Kl. gab uns kund: "Alle Körper bestehen aus Stoff". Wir fanden das erheiternd - wie Stofflokomotiven Stoffwagen auf Stoffschienen entlangziehen, die Lok villei aus Leinen, die Schienen aus Baumwolle... :mrgreen:
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Sithis
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Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von Sithis »

Meine Physiklehrerin 6.Kl. gab uns kund: "Alle Körper bestehen aus Stoff".
Nun, diese Aussage dürfte in der 6. Klasse vermutlich auch noch heute für Erheiterung sorgen, allerdings dann doch eher, weil man mit "Stoff" heute was anderes assoziiert. So nach dem Motto "Alta, voll krass, kannste alles rauchen, weißtu?" :roll:
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

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Möckern-Peter
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Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von Möckern-Peter »

Zu d e m "Stoff" sagt man bisweilen auch "Mat.", von Material.

Wobei uns Material in der 6.Kl. weniger Stirnrunzeln und der Physiklehrerin weniger Erklärungsnöte verursacht hätte als eben gerade Stoff. Denn aus Stoff waren z.B. Tischdecken, Jacken usw. ...
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helgotram_44
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Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von helgotram_44 »

@Möckern-Peter ich habe gestern nochmal im Wiegandbuch gelesen.Da steht was von "auf ausdrücklichen Wunsch der Dresdner Verkehrsbetriebe..." ...wurden die ersten vier T2-62 mit StNFB1 geliefert.Und sieh Dir bitte das Bild des Dresdner Wagens an.Ich kann keine Kurbel erkennen,aber auch kein Lenkrad.Möglicherweise mußte der Fahrer die Kurbel für den Fotomoment abziehen und später hatte der Werksfotograf die Vorlage umzuarbeiten.Wer schon einmal retuschiert hat,weiß wie das geht.Damit wird die These doch nicht stimmen,daß nach Dresden ein T2-62 mit StNFB4 geliefert wurde. helgotram_44

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Möckern-Peter
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Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von Möckern-Peter »

helgotram schreibt @Möckern-Peter (also an mich, grins):
ich habe gestern nochmal im Wiegandbuch gelesen.Da steht was von "auf ausdrücklichen Wunsch der Dresdner Verkehrsbetriebe..." ...wurden die ersten vier T2-62 mit StNFB1 geliefert.
Peter antwortet:
...mit StNFB1 GELIEFERT! Und da hätten wir es!
Es geht ja NUR darum, wie Wagen 0815 die geheiligten Hallen der Siemens-Jünger verließ und nicht, was Blasius Nudelhuber in Hinterkleckershausen womöglich mal umbastelte.
DAMIT IST ES EIN LUPENREINER T2-61,
in der Haustechnik würde man sagen: Plattenbau mit Ofenheizung (das gab es ja vereinzelt dort, wo Fernwärme zu legen zu aufwändig war, z.B. in Leipzig-Möckern),
genau wie die relativ wenigen anderen auch. Gera 161 - 163 waren z.B. welche.
Dass hier ein Wunsch 'reinspielt, ist genausowenig "wichtig" wie der Wunsch Gothas nach einem einzelnen nachgebauten ZR. Wenn auch Wünsche z.T. die Fakten beeinflussen, zählen letztlich nur die.
Wiegesagt, ich denke, der ganze 61er ist ein "Kompromisstyp", Wagen liefern zu können. Wahrscheinlich nicht volkswirtschaftlich geplant. Dort war sicher vorgesehen: Nach Jahren der 57er kommen nun 62er: modifizierter Wagenkasten (heute würde man durchgestylt sagen :mrgreen: ) mit neuem Fahrschalter.
Das Gegenbeispiel - moderne Kampftechnik in alte Hüllen zu stecken - wäre ja nur beim Betreiber X möglich gewesen. Das tat keiner. Warum auch... (Während man Heizungsanlagen irgendwie in noch jedweden Altbau frummst, würde hier ja der Unterflurkasten fehlen und ob man den dranschweißen könnte, fragt sich. Auch wäre es nur bei ER möglich; bei ZR stünde die Berlin-Thematik von Kupplungsbock kontra U-Fahrschalter.)

helgotram schreibt:
Und sieh Dir bitte das Bild des Dresdner Wagens an. Ich kann keine Kurbel erkennen,aber auch kein Lenkrad. Möglicherweise mußte der Fahrer die Kurbel für den Fotomoment abziehen...
Mö.-Peter schreibt:
Kein Prob.: Im Ggs. zum Schaltrad gingen Kurbeln auf 0 und voller E-Bremse abzuziehen. Einmal ist es Überlieferung aus der ZR-Zeit (so ähnlich wie der Linkshänder-Arbeitsplatz...), als es pro Wg. 2 Fahrerstände aber nur 1 Kurbel gab; zum anderen war bei in Neigungsstrecken auf-Bremse-abgestellten Wagen das Abziehen des Steuerhebels ja unmöglich, wohl aber so der Kurbel. Wir nahmen in der Elli-Voigt-Schleife auch die Schalträder mit in die Rangierbude.
Ungeachtet der Tatsache, dass man statt der Kurbeln Typ22-Holzräder aufsteckte, waren die Leipziger ja Kurbels... Merke: Eine Ziege, die im Kuhstall pennt, ist morgens auch keine Kuh.

helgotram schreibt:
Damit wird die These doch nicht stimmen,daß nach Dresden ein T2-62 mit StNFB4 geliefert wurde.
Peter schreibt:
Und damit haben wir - wie o.g. - Bau und Auslieferung von T2-61, mit welchem als "Vorwegnahme" fototechnisch "Demo-Bilder" von vermeintlichen 62ern gefertigt wurden:
a) als Kundenpräsentation DES Fahrzeuges, was kommen soll (und nicht dessen, was gehen wird!), und
b) entsprach es der nichtgeplanten, aber üblichen DDR-Volkswirtschafts"weise", aus bekannten Gründen (...) Kompromisse einzugehen. Somit ist der 61er ein "Kompromisstyp", will sagen: eine - aus der Situation geborene - Übergangslösung. Nämlich fertige Wagenkästen ausstatten und ausliefern zu können: a) war sicher ungewiss, wann LEW ausreichend(!) neue Fahrschalter liefert, b) war WG platzmäßig ungeeignet, Wagen halbgefertigt "auf Halde" zu lagern, und c) wollten die Betriebe Neubauwagen verständlicherweise ja lieber heute als morgen.
LEW konnte sich "Zeit lassen"*: neue Wagen wurden ja nicht verhindert; WG konnte planmäßig liefern; VB X bekam Neubauwagen. Damit war ja allen irgendwie gedient :D . Dass man ÜBERHAUPT den 62er "erfand" ist "nur" logische Folge der Entwicklung des "Großstadtwagens" G4: Standardisierung durch Umarbeitung des 57er auf G4-übliche Komponenten. Ich stelle als These: Ohne die Konstruktion des G4 wären 57er ohne Folgetyp bis 1967 weiterproduziert worden. Auch der D ("die Tschechen"), der ja (von Abweichungen wie Sprelacard statt Holz abgesehen) im Prinzip ein 62er war, wäre dann 1967/68 sicher mit Kurbeln aus Prag gekommen... (Wahrscheinlich für den Ringhoffer-Nachfolgebetrieb sogar einfacher als die Kopie der Unterflurer.)
*Es mag für diesen Fall vielleicht nicht 100%ig zutreffen; man möge aber generell die Wirtschaftslage des Jahres 1961 in Betracht ziehen: Es war a) die Zeit der Fachkräfteabwanderung bis 12.08. Und es war b) vor und nach dem 13.08. erst recht die Zeit des Handelsembargos. Dass also mangels eines gesitteten bzw. ursächlich eines politisch gekappten Ost-West-Handels dem rohstoffarmen Finalproduzenten DDR Verarbeitungswerkstoffe fehlten, war insbes. 1961 äußerst schmerzlich. Erst als der Westen dann doch Interesse an für ihn billigen Finalgütern bekam (wozu zum Glück keine Straßenbahnen zählten, sonst wären sie scharenweise "go West"!), lieferte er auch wieder Materialien. Allerdings wäre dann sicher auch die Produktion 1967 nicht eingestellt worden, wenn DM-Erlöse gekommen wären. Stellt euch vor, WG hätte 1969 in großem Stil die Hamburger Straßenbahn "runderneuert"... Dann wäre sie länger als bis 1978 gefahren :lol: . Sicher Betrachtungs-Abenteuerei, aber Politik hätte trotz Zweistaatlichkeit ja durchaus auch anders verlaufen können.

Bw. gab es ja 62er in DD. Ich glaube der Schnitt lag zw. 107 und 108. Und natürlich zählen auch die neuesten 10 dazu. Warum man für die eine Gruppennr. aufmachte, ist eh Unsinn: die und die 108ff. waren wesentlich verwandter als die 108ff. mit den 101ff.
Und dass es auch später keine T2-62 dort gab (also auch keine 216er), da wird wohl echt das Bestreben involviert gewesen sein, Schaltradwagen vom Betreten der Stadt abzuhalten :mrgreen: .
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Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von Manitou »

Soweit mir bekannt ist, wurde die E-Ausrüstung (Motore, Fahrschalter) für den T2D von LEW Hennigsdorf zugeliefert.

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Möckern-Peter
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Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von Möckern-Peter »

Das stellt keiner in Abrede, Manitou. Aber auch WG verbaute ja nur LEW-Zulieferteile. Trotzdem ist es anzunehmen, dass der Einbau einer zwar fertig gelieferten, aber ungewohnten Technik "kniffliger" ist als der Einbau von Komponenten, wie man sie auch selbst verbaute, wenn auch anderen Typs und von anderen Herstellern. Aber letztlich hat es CKD ja hinbekommen, und nur das zählt. Ich denke eben nur, ein Kurbelwagen wäre für die Ringhoffer-Folgefirma sicher einfacher gewesen. Auch war es ja mehr nur eine Randbemerkung, welche Folgen bei anderen politischen Verhältnissen möglich gewesen wäre. So war eben mein Artikel ein bisschen "was wäre, wenn", aber man kann ja auch mal solch ein Spiel geistig ablaufen lassen.
Dass LEW das lieferte, war sicher ein Verhandlungsergebnis: dass der Tscheche bat, für diese Baugruppen nicht erst innertschechoslowakische Firmen finden und binden zu müssen.
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24V
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Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von 24V »

Möckern-Peter hat geschrieben:
Ich meine, das Foto eines existenten G4-Fahrerstandes (eines der 18 1961er Wagen) in ein ET57-Fahrerstandfoto zu "implizieren", ist ja für den Fachmann pillepalle.
)

Aber man kann an der Anzahl der Tasten für die Türen unterscheiden ob vom G4. Bei den Erstlingen der G4 war noch zusätzlich eine Trennleiste quer auf dem linken Pult zwischen der Reihe 1 ... 3 öffnen und der Reihe Abfahrtssignal 1 ... 3 Schließen und Tür stop. Es sah aus wie ein professionell nachträglich angesetztes Tastenfeld. Als wären Anfangs nur Bedienpulte mit einer Tastenreihe weniger von Fahrzeugausrüstungen Berlin zugeliefert worden. Auch die Farbe dieses kleineren der Rückwand zu gelegenen Teiles des Pultes war deutlich dunkler.

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