Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Diskussionen zur Technik der Straßenbahn
Benutzeravatar
Möckern-Peter
Beiträge: 2135
Registriert: 21.06.2010 20:57
Wohnort: Leipzig

Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von Möckern-Peter »

Die Erstlinge gingen von meinem Hof 1974 weg, da war ich 14. Ich habe sie also nicht mal mehr mit 15 in den Ferien gewaschen. Als ich mit 19,5 anfing, waren sie vor dem aushauchen. Wir hatten zwar in der Spätzeit einen solchen als Essenwagen (die ehem. 1108), aber es war soviel ersetzt, aufgeschraubt usw. worden... Schon durch die Tür-Kippschalter.
An die Separatblinker an den Hecks kann ich mich allerdings noch erinnern: die waren so ca. 1970 noch dran. Es sah dann eindeutig moderner aus, als im Rahmen einer HU dann die ESW-Leuchten drankamen. Ich weiß aber nicht, ob bei allen 11 (für die 1107 kam dies zu spät...). Zumindest sagt mein Gedächtnis: bei 1101, 1104 - 1106, 1108, 1110, 1219 ja. Die 1110 oder 1104 war wohl Anfänger. (1104 hatte wegen VU in Stahmeln sehr lange gestanden.)
Wenn alle Betriebe nur T6/KT4(t)/KT8 verwenden würden, wäre die Welt eintöniger. Schöner wäre sie trotzdem!

Zazní-li výstraha, opust'te dverní prostor!

Kava je balzam za srce in duso. (slowen.: Kaffee ist Balsam für Herz und Seele) Giuseppe Verdi
Gustav Mahler ergänzte: Hier ist es wunderherrlich und repariert ganz sicher Leib und Seele.

Prosimo se med voznju ne pogovarjete z voznikom!

Kein Sarkasmus liegt mir völlig fern :-)

Der frühe Vogel kann mich mal... (am Abend treffen - was sonst!)

helgotram_44
Beiträge: 59
Registriert: 19.08.2010 19:09

Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von helgotram_44 »

Nochmal zu den Dresdner T2-62 Sonderlingen.Also im Buch über die Gothawagen kann ich nichts finden,daß grundsätzlich alle 1962 gelieferten T2-62 den StNFB1 besaßen.Und Hans Wiegand wird im Tabellenanhang auch die Gothaer Lieferlisten möglichst fehlerfrei wiedergegeben haben.Somit bleiben die T2-62 auch T2-62,auch wenn sie manches Detail der T2-61 erhielten.Ich halte mich an diese Fakten.
helgotram_44

Benutzeravatar
Möckern-Peter
Beiträge: 2135
Registriert: 21.06.2010 20:57
Wohnort: Leipzig

Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von Möckern-Peter »

Nö, i n n e r h a l b des Jahres 1962 wird man wohl von der einen auf die andere Ausrüstung umgestellt haben - von T2-61 auf T2-62 eben. Einer war eben der letzte Kurbel-, der nächste der erste Schaltradwagen. Und die Hülle war ja eh dieselbe.
Angenommen ein Betrieb X bekam im Frühjahr und im Herbst 1962 Wagen, dann waren die de facto äußerlich gleich und erst drinnen offenbarte sich dann, dass es zweierlei sind. Den Unterschied hätte man dann "von der Straße aus" auch nicht gesehen, außer man hätte intensiv nach des Fahrers Hand geschaut und der sie in dem Moment bewegt.
Ein Kurbelwagen ist halt 61er Typ; er mag ja 1962 gebaut sein - das verraten die großen Klappfenster.
Es ging ja eigentlich nur um die Werksausstattung der Dresdener. Und das waren halt Kurbeln. Die - irritierenden - Fotos der 1521 können also nur ein Bluff sein! Warum man diese fertigte und es überhaupt 61er gab, lag eben an der politisch-ökonomischen Situation und dass man das "Zukunftsfahrzeug" präsentieren wollte und mangels eines bereits existenten griff man für die Fotos auf ein halt elektrisch anderes zurück und bastelte am Foto. Es mag ja auch sein, dass WG einige wenige neue Fahrschalter als Muster schon dahatte*, somit an den Fotos werkeln konnte, aber die erst verbaute, als sie von LEW in Seriengröße geliefert wurden. *Es ging ja vielleicht auch um technologische Umstellungen in der Vorbereitung des Produktionsprozess.
Wir wollten (und haben) ergo herausgearbeitet: Wunsch hin, Wunsch her: Schaltrad hatten die Dresdener halt nie und es ist auch demzufolge nix umgebaut worden. Sicher spielte es der DVB in die Hände... Es wäre eben auch nie zum Problemfall geworden, wäre da nicht dieser Werksprospekt. Und der kann nur gestellt sein.
Auch innerhalb der Exportwagen wird es mitten in 1962 diesen "Schnitt" geben: äußerlich gleiche Wagen haben versch. Ausrüstung. Ab Baunr. X war es eben anders. Nur wir werden die "Schnittstelle" nicht ermitteln können; dazu sind die Angaben über die SU-Wagen zu spärlich und Kontakte in die SU hat es trotz aller Freundschaft auf diesem Gebiet eher nicht gegeben.
Wenn alle Betriebe nur T6/KT4(t)/KT8 verwenden würden, wäre die Welt eintöniger. Schöner wäre sie trotzdem!

Zazní-li výstraha, opust'te dverní prostor!

Kava je balzam za srce in duso. (slowen.: Kaffee ist Balsam für Herz und Seele) Giuseppe Verdi
Gustav Mahler ergänzte: Hier ist es wunderherrlich und repariert ganz sicher Leib und Seele.

Prosimo se med voznju ne pogovarjete z voznikom!

Kein Sarkasmus liegt mir völlig fern :-)

Der frühe Vogel kann mich mal... (am Abend treffen - was sonst!)

bim
Beiträge: 231
Registriert: 30.08.2005 16:48
Wohnort: Berlin

Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von bim »

bim hat geschrieben:
AKA hat geschrieben:Der KSW TW 7 hat keine Einheitsausrüstung, wie im Gotha verwendet. Die Fahrschalter vom Typ VNFB 3.85 ...
Ich weiss jetzt nicht genau, ob der Ur-KSW 7 später auch die Einheitsausrüstung erhielt, müsste ich mal die Fotos sichten ...
Im Netz gefunden: http://www.trampicturebook.de/tram/germ ... sd/ksw.php
Der KSW 7 hat also seine Original-AEG-Fahrschalter von 1943 behalten.

Zum StNFB1 des T57 mit ein ziemlicher Unterschied, hatte ich gar nicht mehr so genau in Erinnerung.
Zum Vergleich: http://www.tramwayforum.at/index.php?ac ... 9894;image
So long

Mario

helgotram_44
Beiträge: 59
Registriert: 19.08.2010 19:09

Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von helgotram_44 »

Hallo Möckern-Peter,bitte lies über den T2-62 im Buch über die Gothawagen.Da steht alles!Die Geschichte der ET's ist schon sehr verwirrend,aber man sollte schon historische Fakten so wiedergeben,wie man sie aus seriösen Quellen (ebenda: Straßenbahnen aus Gotha) entnehmen kann.Die aufwendigen Tabellenwerke in diesem Buch sind nicht frei erfunden! helgotram_44

Benutzeravatar
Möckern-Peter
Beiträge: 2135
Registriert: 21.06.2010 20:57
Wohnort: Leipzig

Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von Möckern-Peter »

Ich glaube vieles gern, aber ein 62er der mit Kurbel aus der Fabrik rollt, ist ein 61er und kein 62er. Weil ihm einfach das fehlt, was ihn zum 62er macht: der Unterflurer und das Schaltrad. Der Kasten ist es nicht alleine und die volkswirtschaftlichen Zwänge, die z.T. zu ungeplanten Lösungen führten, habe ich beleuchtet. Elektrisch sind das so lupenreine 57er, was halt nur in neue künftige Kästen von 62ern implantiert wurde.

Auch wollten wir ja nur klären:
a) ist er mit Schaltrad geliefert worden, sind die Fotos gemacht worden, wurde er dann umgebaut (also in DD!) ?, oder
b) kam er mit Kurbel, die Fotos sind getrickst, DD war sicher froh und hat ihn gelassen wie er war?
Wie wir herausgearbeitet haben, war es wohl b).

Und damit hat er einen 62er Kasten mit 57er E-Ausrüstung wie andere auch (Gera 161 z.B.). Und das sind halt die 61er. Was einschließt, das 62 gebaute 61er große Fensterklappen bekamen.
Wenn alle Betriebe nur T6/KT4(t)/KT8 verwenden würden, wäre die Welt eintöniger. Schöner wäre sie trotzdem!

Zazní-li výstraha, opust'te dverní prostor!

Kava je balzam za srce in duso. (slowen.: Kaffee ist Balsam für Herz und Seele) Giuseppe Verdi
Gustav Mahler ergänzte: Hier ist es wunderherrlich und repariert ganz sicher Leib und Seele.

Prosimo se med voznju ne pogovarjete z voznikom!

Kein Sarkasmus liegt mir völlig fern :-)

Der frühe Vogel kann mich mal... (am Abend treffen - was sonst!)

Benutzeravatar
24V
Beiträge: 132
Registriert: 13.11.2010 22:55

Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von 24V »

Möckern-Peter hat geschrieben:Die Erstlinge gingen von meinem Hof 1974 weg, da war ich 14. Ich habe sie also nicht mal mehr mit 15 in den Ferien gewaschen. Als ich mit 19,5 anfing, waren sie vor dem aushauchen. Wir hatten zwar in der Spätzeit einen solchen als Essenwagen (die ehem. 1108), aber es war soviel ersetzt, aufgeschraubt usw. worden... Schon durch die Tür-Kippschalter.
An die Separatblinker an den Hecks kann ich mich allerdings noch erinnern: die waren so ca. 1970 noch dran. Es sah dann eindeutig moderner aus, als im Rahmen einer HU dann die ESW-Leuchten drankamen. Ich weiß aber nicht, ob bei allen 11 (für die 1107 kam dies zu spät...). Zumindest sagt mein Gedächtnis: bei 1101, 1104 - 1106, 1108, 1110, 1219 ja. Die 1110 oder 1104 war wohl Anfänger. (1104 hatte wegen VU in Stahmeln sehr lange gestanden.)
Ab 1111 und sicher bis 1127 und 1129 waren im Anlieferungszustand diese Leuchten ( Schiffchen )
Rückleuchten 1961.JPG
verbaut. Oben Bremslicht in der Mitte Rückfahrleuchte unten im roten Feld Blinker und ganz unten in diesem Feld Rücklicht. Es waren ab diesem Zeitpunkt die neuen Rückwände mit den ovalen Domen eingesetzt. Hängerkabel kamen nicht mehr durch die Rückwand, die kamen schon unten herum zur Schaku.
Auch 950 hatte diese Leuchtenform mit dem Unterschied, dass die untere, im Bild rote Fläche, gelb war. Als Rücklicht leuchtete sie dank einer über die Soffitte gesteckten roten Glasrolle, rot.
Der Wechsel der 5 verschiedenen Generationen an Rückleuchten in der Serie und auch im Ersatzbedarf z. B. erfolgte nach Aufbrauch der Lagerbestände.

Zum Thema ersetzt. Auch die jetzt noch vorhandene 1206, schön dass es sie noch gibt, ist speziell in der Fahrzeugelektrik ein Gemischtwarenladen durch die gesamten Baujahre nicht nur der Gothawagen sondern der Produkte der Fahrzeugelektrik. Es kann also sein, dass hier Teile dran sind, die im Ablieferungaszustand noch nicht verfügbar waren. Spontan fallen mir die Mikrofone und die Rückleuchten ein. Man sollte sie also in dieser Rubrik im Detail nicht als Vorbild sehen.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Benutzeravatar
Möckern-Peter
Beiträge: 2135
Registriert: 21.06.2010 20:57
Wohnort: Leipzig

Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von Möckern-Peter »

Später kamen ja die Wartburg-Leuchten dran, denen die ein wenig ähneln. Vielleicht ließ sich das von Form und Größe ja auch problemarm wechseln.
Der Wechsel wird wohl 1130 / 1131 gewesen sein, da die bis 1130 formal als Bj. 1962, und ab 1131 als Bj. 1963 galten. Kamen aber ziemlich hintereinander hier an.
Ob die 950 das nun bis zum Schluss hatte (er war ja als einziger 1963er Bw. nicht zur GR!) oder man später anderes angebastelt hat, weiß ich nicht. Irgendwann verschwand er sang- und klanglos mit seinen glatten Blechen. Obwohl man die unten paar Jahre vorher auch mal angesetzt hatte - eine waagerechte Leiste hatte er somit am Lebensende, nur die Seitentafeln waren noch immer aus dem ganzen verschweißt. Grundhaft hat sich wohl die deckschienenlose, vollverschweißte Beblechung nicht bewährt, sonst hätte man das ja fortgeführt. Ist halt bei einem Unfall nachteilig. Obwohl die Stahl-22er und 56er es auch hatten und bei denen gerade das toll aussah!
Wenn alle Betriebe nur T6/KT4(t)/KT8 verwenden würden, wäre die Welt eintöniger. Schöner wäre sie trotzdem!

Zazní-li výstraha, opust'te dverní prostor!

Kava je balzam za srce in duso. (slowen.: Kaffee ist Balsam für Herz und Seele) Giuseppe Verdi
Gustav Mahler ergänzte: Hier ist es wunderherrlich und repariert ganz sicher Leib und Seele.

Prosimo se med voznju ne pogovarjete z voznikom!

Kein Sarkasmus liegt mir völlig fern :-)

Der frühe Vogel kann mich mal... (am Abend treffen - was sonst!)

Benutzeravatar
24V
Beiträge: 132
Registriert: 13.11.2010 22:55

Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von 24V »

Möckern-Peter hat geschrieben:Später kamen ja die Wartburg-Leuchten dran, denen die ein wenig ähneln. Vielleicht ließ sich das von Form und Größe ja auch problemarm wechseln.
Das waren die original Wartburgleuchten Typ 311 wie sie an der 1111 bis etwa 1131 oder etwas später dran waren. Die Leuchten mit der flachen Lichtaustrittsfläche, die allgemein als Wartburgleuchten benannt sind, kamen am Wartburg erst nach dem Jahreswechsel 1962 zu 1963 in Serie. Und sie waren zumindest von den Anschlußmaßen voll austauschbar.

Benutzeravatar
Möckern-Peter
Beiträge: 2135
Registriert: 21.06.2010 20:57
Wohnort: Leipzig

Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von Möckern-Peter »

Wie gesagt Heiko, der Übergang ist 1130 / 1131. Ich meinte ja auch nur, dass auch die ersteren DANN normale Wartburg dran hatten; und ob das ohne viel Arbeit am Wagen tauschbar war? Für die 1.Serie hätte es ja neue Sockel erfordert; deshalb beließ man da ja vorerst noch die Anordnung vom Werk. (Ich denke, die Dreikammerleuchten waren ein Produkt des Heckwandwechsels...) Und nach hinten waren sie ja eh bis zur 1218 alle gleich.
Wenn alle Betriebe nur T6/KT4(t)/KT8 verwenden würden, wäre die Welt eintöniger. Schöner wäre sie trotzdem!

Zazní-li výstraha, opust'te dverní prostor!

Kava je balzam za srce in duso. (slowen.: Kaffee ist Balsam für Herz und Seele) Giuseppe Verdi
Gustav Mahler ergänzte: Hier ist es wunderherrlich und repariert ganz sicher Leib und Seele.

Prosimo se med voznju ne pogovarjete z voznikom!

Kein Sarkasmus liegt mir völlig fern :-)

Der frühe Vogel kann mich mal... (am Abend treffen - was sonst!)

helgotram_44
Beiträge: 59
Registriert: 19.08.2010 19:09

Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von helgotram_44 »

Möckern-Peter hat geschrieben:Ich glaube vieles gern, .....

... Auch wollten wir ja nur klären:
a) ist er mit Schaltrad geliefert worden, sind die Fotos gemacht worden, wurde er dann umgebaut (also in DD!) ?, oder
b) kam er mit Kurbel, die Fotos sind getrickst, DD war sicher froh und hat ihn gelassen wie er war?
Wie wir herausgearbeitet haben, war es wohl b).

Und damit hat er einen 62er Kasten mit 57er E-Ausrüstung wie andere auch (Gera 161 z.B.). Und das sind halt die 61er. Was einschließt, das 62 gebaute 61er große Fensterklappen bekamen....
Hallo Peter, es ist müßig, mit Dir zu diskutieren. Ich lasse Dir Deinen Glauben. Und der Geraer Tw 161 war ein T2-61. Ich habe die im Wiegard-Buch abgedruckten Listen miteinander verglichen, nochmals mit dem Text abgeglichen und bleibe bei meiner Aussage.

Die 61, 62, 62/65 sind die Angaben für die jeweilige Modifikation und das Jahr, wo diese konstruktiv vorbereitet wurde. 1963 wurde noch an Gotha ein ZR-Wagen geliefert, ebenfalls als T2-62 mit Zusatz "Gotha63". Demzufolge wurden 1962 noch T2-61 geliefert, die auch solche waren. Im Buch steht auch, daß ab Sommer 1962 der verbesserte Typ T2-62 geliefert werden konnte, die Lieferung begann mit den vier Dresdner Wagen mit STNFB1.

Wenn jemand ein solches Buch verfasst, dann sucht er sich Hilfe bei Lektoren, die ebenfalls von der Materie Kenntnis haben. Insofern schenke ich diesem Buch Glauben!

helgotram_44

Standi
Beiträge: 545
Registriert: 04.08.2010 15:57

Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von Standi »

Vielleicht bringt dieser Link etwas Klarheit: http://www.gothawagen.de/gothawagen/sta ... esden.html

Benutzeravatar
Möckern-Peter
Beiträge: 2135
Registriert: 21.06.2010 20:57
Wohnort: Leipzig

Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von Möckern-Peter »

Ich meine, es ging ja nur um die elektrische Ausstattung der Dresdener,
also ob man an denen je etwas umgebaut hat oder ob sie so ankamen wie sie betrieben wurden.
(Alles andere hat sich drumherum entwickelt.)

Richtig, man kann es gliedern, feiner oder grober.
Man kann den "Gotha58" als Typ mit 2 gebauten Exemplaren sehen. Oder als Musterwagen für den T4-62, der noch Abweichungen zur Serie aufwies. Die BVB hat immer von 66 Großraumzügen gesprochen und nie von einem solchen und 65 anderen. (Auch wenn er lebenslänglich halbe Vordertüren und 3 schmalere Seitenfenster hatte.)
Man kann den "Gotha56" als Typ mit 2 gebauten Exemplaren sehen. Oder als 57er Probezug (aus dem Vorjahr - er wurde jha Dez.'56 fertig), an dem noch etwas anders war, z.B. die Frontgestaltung, die noch 50/54/55er Elemente aufwies.
"Gotha55" ist in der Tat ein Mischling. Er hat 57er Wagenkasten (wobei hier mal wie in alten Zeiten nur das Wageninnere gemeint ist, der Fahrgastraum), mit an 50/54er angelehnten Plattformen, nur ungewölbter.
"Gotha63" ist kaum ein 1-Stück-Typ: es ist ein normaler Nachbau des zwischenzeitlich aus der Produktion aussortierten 57ers. Aber man zeichnete ja gern bei WG.
Natürllich haben die 57er Wandlungen erfahren. Es wurde wie bei allen Langzeitproduktionen (ob nun T4D, Pkw. Trabant oder so) Verbesserungen und Veränderungen integriert. Einige 57eer hatten z.T. sogar anfangs noch Innenschiebetüren zw. Plattform und Fahrgastraum, davon wird es doch aber kein Extratyp, und auch nicht durch Rücklichter, die ab irgendwann 2 cm größer waren. Das sind zwar z.T. Dinge, die dann für -59, -60er UNTERtypen usw. relevant sind, aber grundhaft gab es bloß 3 "große": 57er, 62er und als (sicher volkswirtschalftlich verursachten) Mischling den 61er, der von beiden was hatte.
57er (mal unterscheiden sich Leute mit T57 und ET57, wo sie E als Einrichtung auslegen, andere fügen das Einrichtungs-E hinten an die 57, das ist also verschieden) gab es im Prinzip 3 Sorten: den puren ZR, die ER die mit ZR-typischen Kästen aufgebaut wurden (so die Leipziger): dicke linke Säulen alias Türtaschen, nur unter Verzicht linker Türen und hinterer "Maschinenbedienplätze", und die mit speziellem ER-Kasten: wo man nach der geknickten Kabine zum Entfall der "Türtaschen-Säule" ein übergroßes Plattformfenster einbaute (das z.T. sogar vertikal mit Steg geteilt wurde). Der maximal verfügbaren Größe des Sicherheitsglases wegen kamen im RAW dafür normale Plattformfenster hinein und es entstand eine mitteldicke Säule, die es so vom Werk nie gab. Auch die horizontalen Stege der Plattformfenster richten sich nach der maximal verfügbaren Größe des Sicherheitsglas und imitieren Fensterklappen, die die Wagen nie hatten.
Das alles ist aber eben 57er Grundtyp.
Dann wollte man republiktrendgemäß auf ausschließlich ER umstellen: war billiger, brauchte weniger Material, ging schneller. Die netten Zeichner, die nur die spez.ER alias Erfurt/Halle hätten weiternutzen brauchen, wollten zeichnen, und nahmen sich an, dass die ZR-Kabinen ja doch etwas eng waren. Also zeichneten sie. Und zwar eine Kabine für 2-achser und G4, die die rechten Plattformfenster auch links nutzt. Damit konnte auch eine normale Seitenscheibe auf die Plattform. War also auch Standardisierung bei. Den nun vorn und links (rechts ging es der Schiebetür wegen natürlilch nicht) wie die "umgezeichneten" G4 wirkenden Wagen wollte man nun auch G4-mäßig ausrüsten. Man baute die Kästen, doch zunächst noch mit habhaften E-Ausrüstungen dank Mangel in der Volkswirtschaft... Und fertig war der wohl nie vorgesehene 61er, quasi ein Mischprodukt. Gut, die hatten vielleicht noch keine Unterflurkästen, die für die Aufnahme von Fahrschaltern "bereit" waren. Da die Wagenkästen ja schon die späteren waren, machte es sich logisch leicht, die G4-E-Ausstattung zu verbauen, sowie sie ausreichend verfügbar war. Dann war der Unterflurkasten freilich zwingend, aber der war ggf. ohnehin schon ab irgendwann dran, wenn auch ungenutzt. Und nun haben wir endlich den industriell gewollten 62er. Der sich über die Schaltrad-/Unterflur-Technik als Ablöse der Plattform-Technik definiert. Baue ich Plattform-Technik in eine 62er Hülle, habe ich halt 61er, ob mit "Blindkasten" unter P1 oder nicht. Und der Fahrschalter an jener Stelle macht nunmehr einen Kupplungsbock dort unmöglich, womit es nur ER-Wagen werden konnten, die Gotha 47 nie als ZR mit Schaltrad möglich gewesen wäre. (Der Berliner Fahrschulwagen war ja auch nur mit beidseitiger SchaKu möglich, weil auch die "Reko-Seite" ja auf Plattformfahrschalter fußt, auch wenn man dafür Schalträder nutzte.)
Rekos - am Rande - sind deswegen keine Mischtypen. Sie sind durch andere Kästen und ihre Art von nicht-Fahrgestell etwas eigenes. Während, wenn man in Leipzig Altwagen-Schalträder auf StNFB1 steckte, blieb es ein 57er Gotha - es wurde davon kein Mischtyp, zumal es nicht werksmäßig war. Unsere Berliner ET hatten "Pferdebahnbremsen" als Handbremsen, als sie kamen! Kein Mischtyp, hat das RAW mal auf BVB-Wunsch gamacht, nicht das Werk. Von der GR bekamen wir sie wieder mit Ratsche wie einst 1959.
Und der 62er ist dann natürllich im Zuge der - Automobilbauer nennen es so - "Modellpflege" weiterentwickelt worden, klar. Mal waren es paar Schalter und Relais, mal die Blechtüren, mal der Trend weg von Zierleisten. Auch der D ist ein 62er; allein das Sprelacard hätte ihn zu keinem anderen Typ gemacht. Nur hat diese Bezeichnung CKD erfunden, man muss sie tolerieren. (Und man hat günstigerweise einen versteckten Hinweis auf den Bauort.) Aber alles sind letztlich dieselben von Kasten und Starkstromausrüstung her, da hat sich 1962 - 1969* nichts geändert. *wer mag, kann die Nachbaubw. ja gern als Untertyp ansehen: weil aus Deckentapetenmangel die Decken dort mit grüner Farbe gerollt waren! > Unsere 1969er 921 sah somit völlig anders aus als die 1967er 999 - wenn man mit dem Finger über die Decke fuhr...

Zurück zu Dresden:
Wir wissen also nun, dass sie mit 57er Starkstromausrüstung kamen (die der DVB ja entgegenkam), und dass die Fotos getrickst sein MÜSSEN.
Das wollten wir erarbeiten und das wissen wir nun. Es gab also keinen Rückbau von StNFB4 zu Vorgängertechnik. Darum ging es.
Typenmäßig frage ich mich, was die zum 62er macht... Die E-Ausrüstung also nicht. Der Kasten ist der der 61er. Die Fensterklappen sind bj.-gerecht, bekamen späte 61er ja auch noch ab. (So wie 1960 auch nicht mehr alle 57er deren typische Fenster, sondern schon 3 Klappfenster bekamen. Zeichen dafür, wenn etwas IM Jahr wechselt.) Der überflüssige Fahrschalterkasten darf ja gern ein Indiz für die eigentlich vorgesehene Ausstattung sein, nur bekamen sie die nicht.
Ich konstruiere mal folgende sarkastische Situation: Ich (als Bf.) habe Fahrschalterschaden am "62er", und melde es der Hw. Was wird die sagen?: Na dann mach mal deinen Fußboden auf, trenne ihn vom Schaltrad und schicke ihn her. Sicher würde ich jetzt höhö rufen und sagen: der steht doch in der Kabine. Äh, sagt die Hw., sprachst du nicht von einem 62er??
Oder die sagen garnix, ich nehme einfach die Kurbel ab, baue ihn aus und schicke ihn. Wieder würde eine Hw. sagen: Was ist denn daaas?? Sprachst du nicht von einem 62er? Es passt jedenfalls nicht, wenn ich einen 62er melde und dann einen Plattformfahrschalter anschleppe. Gut, in Dresden wäre der Witz mangels StNFB4 nicht möglich gewesen, bei uns auch nicht, da man statt von 62er von G4 geredet hätte, indem es 62er hier nie gab. Aber z.B. in Halle...! (Dort u.a. ist eben der 62er (oder D) ein Schaltradwagen, und Kurbelwagen sind 57er, maximal 61er, so die Stadt X welche hatte.)
Hier wurde die 1335 unter den 57ern abgehandelt (aus elektrischen u. Ersatzteilgründen), mit dem Hinweis, dass er einen dem 61er Typ zuzurechnenden Wagenkasten hatte. (Was bedeutet, dass ich womöglich andere Fensterscheiben brauchen könne.) Jena übernahm ja auch so einen Kasten; wie die ihre wiederaufgebaute 130 betrachteten, weiß ich nicht.

Hm, mit Lektoren bin ich vorsichtig. Verlagsleute sind von der Materie oft so bewandert wie Übersetzer. Leute, die von Verlagswesen bzw. Sprache UND den Objekten gleichviel verstehen, sind selten; die meisten können nur eines richtig gut. Da kommen dann eben solche Sachen zustande, dass Tatra-Übersetzer die Plattformtrennwände als Zugluftschirm niederschrieben, was im DDR-Betrieb dann von Achselzucken bis Totlachen alles auslöste.
Wenn WIR heute ein Problem haben, dann das, dass wir in einer Materie forschen, deren Zeitzeugen (z.B. aus dem Kreis der Erbauer) nicht (oder kaum) mehr befragbar sind. 1960 in der Blüte des Lebens tätige Konstrukteure und Zeichner sind um1920 geboren. Und ob die wenigen, die der Sensenmann noch in Ruhe ließ, noch zweifelsfrei 50 J. zurückblicken könnten und nicht auf eine Hypothese dann ggf. sagen: Ja, so könnte es auch gewesen sein..., fragt sich auch. Letztlich stochern wir hier im Lebenswerk unserer Väter und Opas, die uns nix mehr sagen können.

Es gibt immer Unterschiede, wie sehr man in's Detail gehen WILL. Leipzig sah eben die 1335 nicht als grundlegend anderes (was etwas zu pauschal ist), dafür den ex-Dresdener ZR-Rangierwagen (zu Recht). Leipzig sah aber auch die 1959er EB als etwas anderes als die 1957er! Weil, sie hatten "ein verbessertes Fahrgestell". Darum Typ 64a, und darum wurden beim Umnummerieren auch die 887 - 889 zu 907 - 909 und die 907 - 909 zu 917 - 919 gemacht und nicht die 887 - 889 zu 917 - 919. Immerhin blieben so die Baujahre beieinander. Aber wer im Ernst würde zwischen einer 894 und einer 912 unterscheiden? Kaum wer. Vielleicht Leuchtenexperte (nein, ich sage nicht Lampen!!) Heiko, der sich beim Jg.1959 an andere Rückleuchten erinnert als sie die 1957er hatten. Das mag ja sein, aber ich sehe es als "Modellpflege" am 57er Grundtyp. Wie o.g.: natürlich variierte man, optimierte man, stellte man um, probierte man aus, baute eben nicht ca. 6 J. stupide dasselbe. Hing sicher auch davon (mit) ab, welche Zulieferteile verbaubar waren. (Das erleben wir heute an Historischen: man kann eben nicht besessen sein, nur 1967er Material zu verbauen sondern muss nehmen, was sich vom Zweck eignet und möglichst ähnlich aussieht, auch wenn der Hersteller kein VEB mehr ist...)
Wenn alle Betriebe nur T6/KT4(t)/KT8 verwenden würden, wäre die Welt eintöniger. Schöner wäre sie trotzdem!

Zazní-li výstraha, opust'te dverní prostor!

Kava je balzam za srce in duso. (slowen.: Kaffee ist Balsam für Herz und Seele) Giuseppe Verdi
Gustav Mahler ergänzte: Hier ist es wunderherrlich und repariert ganz sicher Leib und Seele.

Prosimo se med voznju ne pogovarjete z voznikom!

Kein Sarkasmus liegt mir völlig fern :-)

Der frühe Vogel kann mich mal... (am Abend treffen - was sonst!)

Standi
Beiträge: 545
Registriert: 04.08.2010 15:57

Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von Standi »

Also lt. "Gothawagen.de" sind die Dresdner 1518-1521 (später 214 101-104) T2-61, auch wenn diese 1962 gebaut wurden und das Bild ist demzufolge "bearbeitet".

Benutzeravatar
Möckern-Peter
Beiträge: 2135
Registriert: 21.06.2010 20:57
Wohnort: Leipzig

Re: Die Tücken des Straßenbahnfahrens?

Beitrag von Möckern-Peter »

Danke Standi!

".
.
.
Die nächsten Fahrzeuge waren dann im Jahr 1962 die vier Triebwagen 1518 - 1521 und die sieben Beiwagen 1427II - 1433. Die Wagen waren ein Zwitter aus T2-61* und T2-62. Einerseits waren die Änderungen des T2-62 verwirklicht**, andererseits wurde auf Dresdner Wunsch der Kurbelfahrschalter StNFB1 eingebaut***. Die Beiwagen erhielten ebenfalls Merkmale beider Typen.****
.
.
.
1971 erfolgte die Umzeichnung aller Fahrzeuge in das EDV-Nummernsystem mit dreistelliger Baureihennummer und dreistelliger Ordnungsnummer. ... Die Einrichter wurden zu 214 001 bis 214 014 (T59E) und 214 101 bis 104 (T2-61).
.
.
." (Sterne von mir)

*na richtiger wäre 57er, da der ganze 61er ja Zwitter aus 57/62 ist
**eben der neue - ausschließlliche - ER-Wagenkasten
***wie bei jedem 61er (und das ist ja sein 57er "Zwitter"merkmal) auch. Wunsch oder nicht, Fakt ist es in jedem Fall
****betrifft, dass hier auch die neuen Kästen noch auf die Halbfeder-Bw.-Fahrgestelle des 57ers gesetzt wurden, was sie zu 61ern macht x), 62er bekamen dann das ab 1957 für alle genutzte Tw.-Fahrgestell mit Stoßdämpfern, welches - riiischdisch! - 1965 nochmal nachgebessert wurde. Es war somit Standardisierung + Verbesserung der Laufeigenschaften. Aber grundhaft sind das 62er, wennauch in 64er oder 65er Variante.

x) Unsere 917 - 926 (einschl. der 2 Magdeburg-vertauschten) alias 790er alias 470er waren 61er von 1961 mit schmaleren Fensterklappen, Doppel-Albert, hatten also schmale Fenstersäulen, liefen doppelt am ET (mit Albert), die also dicke "Tür"säulen hatten - somit sah man links an unseren 3er-Zügen, dass sie nicht derselbe Typ waren!: 57er Tw. zog 61er Bw. Die SchaKu an den Bw. kam erst im RAW - 1972/74 waren die nur noch am 22c verwendbar; an den Tw. geschah es 1972 hier, um Reko und ex-Berliner EB ziehen zu können.
Unsere 927 - 931 (die 927 gibt es noch als 5690) waren 61er von 1962, also großen Klappen, aber eben altem 57er Gestell, jedoch vorn SchaKu, hinten Albert, wodurch sie "Gelenkzug-Hänger" wurden und im 3er maximal Schlusswg. sein konnten, aber auch erst nach 1971, als es mit Reko und den Berliner EB "Mittelwagen" gab. Selbst einzeln am ET waren sie zuvor (s.o.) nicht anhängbar.

Und Standi - wie bereits gewähnt, erwähnt, gemutmaßt, wie-auch-immer: Die Fotos sind also nicht echt.
Sicher weniger Prahlerei und Blenderei: man wollte den Kunden sicher nur zeigen, was man zwar noch nicht baut, so aber kommen soll (und dann kam). Und da man wohl auch 'raus vom Fabrikhof wollte und "vitale Bildchen im Städtchen" zeigen wollte, knöpfte man sich ein Expemplar vor, fotografierte was man lustig war (sicher x Filme voll = mehr Fotos als wir kennen) und dann durfte der Fotograf(iker) mal zeigen was er konnte...
Dass man auf Fotos Thälmann entfernen, Hitler dazu"pinnen" kann oder den einen durch den anderen ersetzen, hat die Geschichte der Fotografie längst bewiesen: Das Aussehen der WUNSCHbilder bestimmt der Auftraggeber... lol - gemäß dem Motto: wer die Musik bezahlt, kriegt das Lied, das er hören will.
Nichts ist also so beweisUNtauglich wie ein Foto...
Wenn alle Betriebe nur T6/KT4(t)/KT8 verwenden würden, wäre die Welt eintöniger. Schöner wäre sie trotzdem!

Zazní-li výstraha, opust'te dverní prostor!

Kava je balzam za srce in duso. (slowen.: Kaffee ist Balsam für Herz und Seele) Giuseppe Verdi
Gustav Mahler ergänzte: Hier ist es wunderherrlich und repariert ganz sicher Leib und Seele.

Prosimo se med voznju ne pogovarjete z voznikom!

Kein Sarkasmus liegt mir völlig fern :-)

Der frühe Vogel kann mich mal... (am Abend treffen - was sonst!)

Antworten