Die unsinnigsten Fahrzeugbeschaffungen der Betriebe

Sonstiges zum Thema Straßenbahnen: Hier wird über das diskutiert, was thematisch nicht in die anderen Foren passt
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Sithis
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Die unsinnigsten Fahrzeugbeschaffungen der Betriebe

Beitrag von Sithis »

Ich möchte an dieser Stelle das Thema "ungeeignete Fahrzeuge" anschneiden. Leider ist dies ja kein Einzelfall, sondern wurde in vielen Verkehrsbetrieben - warum auch immer - praktiziert.

Jeder kann dazu ja beitragen, welche Betriebe seiner Auffassung nach falsche Fahrzeuge beschafft und warum sie ungeeignet sind.

Meine "schwarze Liste":

Erfurt:
Ich kann es nicht oft genug sagen, aber Erfurt hat mächtig ins Klo gelangt. Man mußte ja nach der Wende unbedingt MGT6D beschaffen, ohne dieses Fahrzeug längerfristig zu testen. Somit hat man sich heute eine Splittergattung von vier Zweirichtern und zwölf Einrichtern aufgehalst, die vorne und hinten ungeeignet ist. Der Grund ist einfach: Drei Türen sind viel zu wenig. Jeder, der wegen des langsamen Ein- und Aussteigens schon mal eine Bahn verpaßt hat, wird über diese Dinger flüchen. Zudem sind sie für viele Linien einfach zu klein. Hätte man sie mit einer Türanordnung wie in Düsseldorf, Heidelberg oder Rostock beschafft, wären die Probleme kleiner. Und man hätte Wagen, die auch für weniger nachfragestarke Linien geeignet sind.

Nochmal ins Klo langte man bei der Combino-Beschaffung. Ein fünfteiliger Combino kann kein KT4D-Doppel ersetzen. Die siebenteilige Version wäre besser gewesen, wenn schon Combino. Für die HVZ benötigt man natürlich sehr große Züge. Hier wäre es besser gewesen, die Bahnsteige so zu verlängern, daß entweder ein Combino-Fünferdoppel oder ein siebenteiliger Combino mit einem Dreiteiler gekoppelt wird.

Berlin:
Auch hier hat man Fehler gemacht. Die GT6N sind zu klein, um ein KT4D-Doppel zu ersetzen, für den Ersatz von Solo-KT4D oder eines T6-Zuges sind sie wieder zu groß. Sinnvoller wäre es gewesen, eine achtteilige Version(siehe Bremen, München, Nürnberg) zu beschaffen und für Strecken mit geringerem Aufkommen zweiteilige Wagen(die gibt es nur in Japan). Diese hätte man auch an einen Achtteiler hängen können - somit hätte man einen Zug gehabt, der einem "Doppelpack" entspricht(Berlin setzt als einziger Betrieb die GT6N in Traktion ein).
Ebenso unsinnig empfinde ich die Beschaffung von Zweirichtern hauptsächlich für die M10. Für eine lächerliche Verlängerung zum U-Bahnhof Warschauer Straße und die Streckenverlängerung nach Nordbahnhof hat man eine Linie nur noch für Zweirichter passend gemacht.

Augsburg:
Hier beschaffte man GT6M, die nur auf einer Linie fahren können und in der HVZ zu klein sind.

Dies ein paar Überlegungen dazu.
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Incentro
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Re: Die unsinnigsten Fahrzeugbeschaffungen der Betriebe

Beitrag von Incentro »

Zu Berlin noch eine Anmerkung:
Als die ersten GT6N bestellt bzw. geliefert wurden, ging man noch davon aus in späteren Serien auch GT8N zu beschaffen um flexibler der Nachfrage entsprechen zu können. Alternativ dachte man wohl sogar darüber nach einige GT6N zu GT4N zu verkürzen und dafür andere zu GT8N zu verlängern. Nach dem Baukastenprinzip des Hersteller hätte sowas zumindest theoretisch möglich sein müssen.
Was letztendlich dazu führte, dass doch ausschließlich GT6N beschafft wurden weiß ich leider nicht.

Brandenburg an der Havel
Auch eine schöne Fehlbeschaffung sind die vier MGT6D, da es sich bei diesen Wagen um ZR-Fahrzeuge handelt die in Brandenburg gar nicht benötigt wurden. Vermutlich hat man sich um den Preis zu drücken an eine Bestellung aus Bochum oder Mülheim rangehängt.

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Sithis
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Re: Die unsinnigsten Fahrzeugbeschaffungen der Betriebe

Beitrag von Sithis »

Theoretisch könnte man die Berliner Fahrzeuge dann ja in der Länge variieren. Warum man es nicht gemacht hat, wissen wohl nur die Sesselfurzer des Betriebes...

Zu Brandenburg:

Die vier MGT6D sehe ich weniger wegen der Zweirichtungs-Bauweise als Fehlbeschaffung an als vielmehr wegen der Tatsache, daß es eben nur vier Stück und der Rest des Wagenparks ja immer noch Tatras sind. Für den Baustellenverkehr hat man somit immerhin eine Möglichkeit zu pendeln, bei einer gekürzten Linienführung und/oder ausgedünntem Takt sollte das schon klappen. Wegen der drei Türen ist der Sitzplatzverlust im Vergleich zur Einrichtungsvariante eher gering (72 gegen 85).

Generell kann man aber durchaus sagen, daß der MGT6D in der Form, wie er Verbreitung gefunden hat, sowieso scheinbar ein Opfer der Massenfertigung für viele Betriebe geworden ist. Die Betriebe hätten lieber auf die Version warten sollen, die von den Türen her für den jeweiligen Betrieb paßt und vielleicht auch noch auf die Version, die keine eiernden Einzelräder im Mittelteil hat. In Bonn und Düsseldorf fahren ja solche Wagen, auch in Leipzig hat man eine bessere Version geordert.
Es ist ja überhaupt ein Wunder, daß Erfurt Einrichter bekommen hat und Halle Wagen mit gesonderter Fahrertür.

Ich bin ja auch mal gespannt, wie Dortmund mit den neuen Flexity Classic klarkommt. Die haben auch nur drei Türen...

Zu ergänzen wäre eigentlich auch noch Nürnberg mit den N-Wagen. Diese Fahrzeuge sind viel zu klein gewesen, selbst die Vergrößerung mit dem NF-Mittelteil hat nicht viel gebracht. Hier macht sich die Zweirichtungsbauweise tatsächlich negativ bemerkbar. Daher fliegen die Kisten ja auch alsbald raus. Warum man nicht Wagen nach dem Grazer Muster beschafft hat, ist auch ein Rätsel...
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koneggS
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Re: Die unsinnigsten Fahrzeugbeschaffungen der Betriebe

Beitrag von koneggS »

Auch eine schöne Fehlbeschaffung sind die vier MGT6D, da es sich bei diesen Wagen um ZR-Fahrzeuge handelt die in Brandenburg gar nicht benötigt wurden. Vermutlich hat man sich um den Preis zu drücken an eine Bestellung aus Bochum oder Mülheim rangehängt.
Das Schlimme: Man hat sich an keine Großbestellung drangehängt, sondern diese 4 Fahrzeuge einzeln fertigen lassen. Ein Punkt mehr für eine Fehlbeschaffung.
Zu ergänzen wäre eigentlich auch noch Nürnberg mit den N-Wagen. Diese Fahrzeuge sind viel zu klein gewesen, selbst die Vergrößerung mit dem NF-Mittelteil hat nicht viel gebracht. Hier macht sich die Zweirichtungsbauweise tatsächlich negativ bemerkbar. Daher fliegen die Kisten ja auch alsbald raus. Warum man nicht Wagen nach dem Grazer Muster beschafft hat, ist auch ein Rätsel...
Ich empfand die Kisten nicht als zu klein. Von der Länge halbwegs den GT6N entsprechend, fallen die Türen auf der anderen Seite kaum ins Gewicht, da die Stufen abgedeckt sind und somit Stauraum zur Verfügung steht. Da fallen zwar Sitzplätze weg, aber man hat dafür Stehplätze.
Außerdem empfand ich die Nürnberger N-Wagen trotz der spartanischen Inneneinrichtung (oder gerade deswegen ;)?) als recht gelungen.

Als Fehlbeschaffung kann man auch die Dresdner NGT6DD und NGT8DD sehen, dank Schlingerdämpfer zwar von den Fahreigenschaften für Fahrzeuge mit starren Fahrwerken äußerst ordentlich, aber aus betrieblicher Sicht eine Katastrophe, die DVB hat fast nur Scherereien mit diesen Kisten.

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Sithis
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Re: Die unsinnigsten Fahrzeugbeschaffungen der Betriebe

Beitrag von Sithis »

Immerhin hat man durch die MGT6D Niederflurwagen - zusammen mit den KTNF6 ist der Betrieb weitestgehend niederflurig(sieht man von den KT4D ab, die auf der Linie 6 fahren, wegen des 10-Minuten-Taktes). Für mehr MGT6D fehlte einfach das Geld.
Da fand ich die Beschaffung der GT4 schon wesentlich sinnloser, denn die fuhren ja nicht sonderlich lange, standen dann einige Jahre herum und wurden schließlich verschrottet.
Ebenso sinnentfreit war ja auch die Beschaffung von GT6 in Görlitz.

Zu den Nürnberger N-Wagen:

Es ist aber wohl u.A. die Größe, warum diese Wagen ausgesondert werden. Daß man künftig auf längere Wagen setzt, sieht man ja auch an der Beschaffung von Variobahnen.

Zur Variobahn: Ich finde es ja auch irgendwo unsinnig von München, dieses Fahrzeug zu beschaffen. Somit holt man sich wieder einen Exoten in den Fuhrpark. Man hätte lieber zeitiger mehr Niederflurwagen ordern sollen.

Und auch wenn man zu dem Thema bekanntlich ziemlich streiten kann :lol: : Ich finde auch, daß die SRS mit den KT4D unpassende Wagen beschafft hat. Anfang der 90er, nach der Wende hätte man wohl schon gebrauchte ZR-GT6 bekommen können. Damals wurde das aber verworfen, mit der Begründung, die seien zu alt. Nun hat man einige Jahre später doch GT6 beschafft, die ja nicht jünger geworden sind. Daß man aber nochmal ordentlich was in zwei der KT4D gesteckt hat, ist auch ein Widerspruch zu der Verkehrspolitik, auf Zweirichter setzen zu wollen. So hat man ja immer noch die Wendeschleifen an der Backe. Da hätte man die KT4D auch gleich zu KTNF6 umbauen können - hatte man ja vor, hat dann aber doch nicht geklappt. Wie sagte schon Gorbatschow: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Als Fehlbeschaffung kann man auch die Dresdner NGT6DD und NGT8DD sehen, dank Schlingerdämpfer zwar von den Fahreigenschaften für Fahrzeuge mit starren Fahrwerken äußerst ordentlich, aber aus betrieblicher Sicht eine Katastrophe, die DVB hat fast nur Scherereien mit diesen Kisten.
Weil die Wagen dadurch im Stand "schaukeln"? Oder was war das?
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koneggS
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Re: Die unsinnigsten Fahrzeugbeschaffungen der Betriebe

Beitrag von koneggS »

Ebenso sinnentfreit war ja auch die Beschaffung von GT6 in Görlitz.
Die waren 1995 aus finanzieller Sicht das beste, da man sie geschenkt bekam. Für KT4D hätte man in Frankfurt (Oder) Unsummen zahlen müssen. Ersat 1998 bekam man KT4D zu vernünftigen Preisen. Der letzte Einsatz der GT6 erfolgte aber erst 2001, hat sich also schon halbwegs gelohnt. Man hat ja nicht großartig Geld in die Kisten gesteckt.
Es ist aber wohl u.A. die Größe, warum diese Wagen ausgesondert werden. Daß man künftig auf längere Wagen setzt, sieht man ja auch an der Beschaffung von Variobahnen.
Da hätte man bereits mehr GT8N statt GT6N beschaffen können. Ich sehe da eher die Ersatzteillage als Problem, die man in Polen dank EU-Zuschüssen durch Optimierung/Umbau auf andere Teile ebseitigen können. In Deutschland hätte es dafür keine Zuschüsse gegeben und lohnt sich deswegen aus betrieblicher Sicht nicht. Außerdem sind blaue Lederbänke und Holzimitatseitenwände (sieht wirklich gut aus) ja nicht mehr zumutbar...
Ich finde auch, daß die SRS mit den KT4D unpassende Wagen beschafft hat. Anfang der 90er, nach der Wende hätte man wohl schon gebrauchte ZR-GT6 bekommen können.
1. Die wesentlich älter gewesen wären als die Heidelberger
2. Die KT4D in Schöneiche kann man ncihtmal als Kauf bezeichnen. In Cottbus wurden Fahrzeuge überschüssig, in Schöneiche brachen die Fahrgastzahlen komplett ein, weil die Fahrt zu lange dauerte und man sich ja gebrauchte Westautos beschaffen konnte. Die SRS war nicht in der Lage, Fahrzeuge zu bezahlen, die Treuhand bewilligte keine Gelder. Der damalige Chef der SRS, Friedrich-Karl Kietzke, bot der Cottbusverkehr jedoch an, überschüssige Fahrzeuge in Schöneiche zu verwahren, damit sie in Cottbus keinen Platz wegnehmen. Das finanzielle Problem löste man durch einen Miet-Kauf-Vertrag. Und die Fahrgastzahlen stiegen wirklich wieder ;)

Ohne die Tatras wäre es Dir heute nicht möglich, in einem deiner heißgeliebten GT6 durch Schöneiche zu kutsche, da es die Bahn nicht mehr gäbe.

Als kleines Kuriosum vielleicht noch am Rande: Der KT4D Nr. 17 hatte noch eine (bereits abgelaufene) Werbung an der Seite für eine Brauerei. Da man die Werbung nicht entfernen konnte (Man hatte nicht die technische Ausrüstung dafür) musste sie dranbleiben, die SRS bot der Brauerei daraufhin an, die Werbung noch eine Zeit kostenlos durch die Gegend zu fahren. Als Dankeschön kam der Brauereichef höchstpersönlich bei der Eröffnungsfahrt mit einem Faß Bier an und so konnte man die 1. Fahrt eines KT4D in Schöneiche bei einem frisch gezapften Pils genießen ;)
Weil die Wagen dadurch im Stand "schaukeln"? Oder was war das?
Nö, das ist das kleinere Übel. Aus Fahrgastsicht gehen die Kisten ja, aber die DVB hat mit den Kisten nur Unkosten was Wartung etc. angeht. Die Kisten haben inzwischen einen höheren Verschleiß als die Tatras...

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Sithis
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Re: Die unsinnigsten Fahrzeugbeschaffungen der Betriebe

Beitrag von Sithis »

Die waren 1995 aus finanzieller Sicht das beste, da man sie geschenkt bekam. Für KT4D hätte man in Frankfurt (Oder) Unsummen zahlen müssen. Ersat 1998 bekam man KT4D zu vernünftigen Preisen. Der letzte Einsatz der GT6 erfolgte aber erst 2001, hat sich also schon halbwegs gelohnt. Man hat ja nicht großartig Geld in die Kisten gesteckt.
Na schön, aber dennoch ist es irgendwo eine Verschwendung gewesen. Der Verkauf ist wohl am Preis gescheitert.
Vielleicht hätte man mit Gotha gegen KT4D tauschen sollen :P .
Da hätte man bereits mehr GT8N statt GT6N beschaffen können. Ich sehe da eher die Ersatzteillage als Problem, die man in Polen dank EU-Zuschüssen durch Optimierung/Umbau auf andere Teile ebseitigen können. In Deutschland hätte es dafür keine Zuschüsse gegeben und lohnt sich deswegen aus betrieblicher Sicht nicht. Außerdem sind blaue Lederbänke und Holzimitatseitenwände (sieht wirklich gut aus) ja nicht mehr zumutbar...
Ich habe ja auch sicher nichts gegen die N-Wagen, nur dürften da alle Faktoren zusammenkommen. Kleiner als GT8 bzw. die Variobahn, Ersatzteilprobleme, das Image(muß ja immer das neueste und beste sein).
In Polen finden sie ja dankbare Abnehmer und dürften da auch noch einige Jahre fahren, weil sie für diese EU-Verordnung konform sein dürften.
1. Die wesentlich älter gewesen wären als die Heidelberger
Inwiefern "wesentlich älter"? Falls du z.B. Wagen von Ende der 50er meinst, hätte sich das dadurch relativiert, daß die Heidelberger Beschaffung 1999 ja auch ca. 10 Jahre später erfolgte, mit ca. 10 Jahre neueren Wagen. Zu dem Zeitpunkt hätte man schon einige Jahre mit GT6 fahren können und den Betrieb darauf optimieren. Abgesehen davon dürften auch schon Anfang der 90er erste GT6 aus den 60ern beschaffbar gewesen sein, z.B. aus Bochum.
2. Die KT4D in Schöneiche kann man ncihtmal als Kauf bezeichnen. In Cottbus wurden Fahrzeuge überschüssig, in Schöneiche brachen die Fahrgastzahlen komplett ein, weil die Fahrt zu lange dauerte und man sich ja gebrauchte Westautos beschaffen konnte. Die SRS war nicht in der Lage, Fahrzeuge zu bezahlen, die Treuhand bewilligte keine Gelder. Der damalige Chef der SRS, Friedrich-Karl Kietzke, bot der Cottbusverkehr jedoch an, überschüssige Fahrzeuge in Schöneiche zu verwahren, damit sie in Cottbus keinen Platz wegnehmen. Das finanzielle Problem löste man durch einen Miet-Kauf-Vertrag. Und die Fahrgastzahlen stiegen wirklich wieder ;)

Ohne die Tatras wäre es Dir heute nicht möglich, in einem deiner heißgeliebten GT6 durch Schöneiche zu kutsche, da es die Bahn nicht mehr gäbe.
Na schön, das mag dann ja sein. Dann ist die Treuhand aber ziemlich dumm gewesen, auch zeitig den Kauf von GT6 zu verhindern.
Als kleines Kuriosum vielleicht noch am Rande: Der KT4D Nr. 17 hatte noch eine (bereits abgelaufene) Werbung an der Seite für eine Brauerei. Da man die Werbung nicht entfernen konnte (Man hatte nicht die technische Ausrüstung dafür) musste sie dranbleiben, die SRS bot der Brauerei daraufhin an, die Werbung noch eine Zeit kostenlos durch die Gegend zu fahren. Als Dankeschön kam der Brauereichef höchstpersönlich bei der Eröffnungsfahrt mit einem Faß Bier an und so konnte man die 1. Fahrt eines KT4D in Schöneiche bei einem frisch gezapften Pils genießen ;)
Tja...aber Nr. 17 dürfte inzwischen auch schon durch den Ofen gegangen sein. Heute hat man ja nur noch zwei einsatzfähige KT4D, Nr. 24 ist ja in einem lumpigen Zustand und Nr. 18 rostet eh vor sich hin.

Ist zwar leicht OT, aber wegen Werbung: Was ist eigentlich mit dieser Augenoptik-Werbung des Schöneichers Tw 78? Gibt es dafür noch Geld? Aber der Wagen fährt ja eher selten bzw. nun gar nicht mehr mangels HU.
Nö, das ist das kleinere Übel. Aus Fahrgastsicht gehen die Kisten ja, aber die DVB hat mit den Kisten nur Unkosten was Wartung etc. angeht. Die Kisten haben inzwischen einen höheren Verschleiß als die Tatras...
Wo genau ist denn das Problem? Irgendwas muß die DVB ja dazu verleitet haben, noch mehr NGT8DD anzuschaffen.
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koneggS
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Re: Die unsinnigsten Fahrzeugbeschaffungen der Betriebe

Beitrag von koneggS »

Wo genau ist denn das Problem? Irgendwas muß die DVB ja dazu verleitet haben, noch mehr NGT8DD anzuschaffen.
Das Problem ist die Konstruktion der Dinger und ein paar Verträge, die man sich im Niederflurrausch hat aufschwatzen lassen. Die Schwachpunkte der Konstruktion dürften klar sein, da geh ich jezt mal nicht näher drauf ein. Wesentliche Probleme hat man mit der Ersatzteilversorgung, weil man (warum auch immer) in den 90ern mit einigen "Markenherstellern" Verträge abschloss, nur deren Ersatzteile zu beziehen, diese jedoch dafür einen Tick günstiger zu bekommen. Na ja, unterm Strich kommt man trotzdem teurer, und Knorr-Bremse (um nur einen zu nennen) nutzt dieses Monopol inzwischen doch aus, da gibt es schon mal Ersatzteilengpässe. Um die fahrende Flotte am laufen zu halten, ist es nicht selten, dass man dann Unfallfahrzeuge oder Fahrzeuge in der HU erstmal ausschlachtet, und diese dann mit neuen Ersatzteilen (wenn sie denn mal da sind) versorgt. Daraum ist es nicht selten, dass eine HU am NGT6DD ein knappes Jahr dauert (z.B. 2545).
Probleme bereiten viele Ersatzteile, die man eigentlich durch bessere Produkte anderer Hersteller ersetzen könnte bzw. andere Produkte für die Kisten adaptieren könnte. Aber geht nicht.

Die NGT8DD anzuschaffen war logisch, da man sonst den Vertrag von 1995 oder von wann der war hätte stornieren müssen, und das kostet ja auch Strafe, also viel Geld, von dem man unterm Strich nichts hat. Zum Glück hat man den VErtrag über 83 NGT6DD ja noch in 60 NGT6DD und 83 NGT8DD umgewandelt, deren Lieferung erst 2001 begann (also von 1998-2001 keine Neufahrzeuge). In der Zeit hat man bei Bombardier die Konstruktion, vor allem von technischer Seite, wenigstens halbwegs hinbekommen, so dass die Teile nicht so störanfällig sind, wie die NGT6DD.

Die aktuelle Bestenliste defekter Fahrzeuge in Dresden (auf der Basis Schadfahrzeug pro Anzahl der eingesetzten Fahrzeuge, also nicht die defekten Fahrzeuge pro Gesamtzahl aller in DD eingesetzten Züge)

1. NGTD8DD (10 %)
2+3. T4D MT/TB4D MS & NGTD12DD (Beide etwas über 15 %)
4. NGT8DD (25 %)
5. NGT6DD (35%)

Die ge

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fahrmidda13
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Re: Die unsinnigsten Fahrzeugbeschaffungen der Betriebe

Beitrag von fahrmidda13 »

Dem wäre noch die bauartbedingt höhere Belastung der Gleise hinzuzufügen, was mit der Auslieferung der ersten NGT12DD im Jahr 2003 auch offiziell als Grund für die Rückkehr zu den Drehgestellen genannt wurde. Fast schon reumütig wurden die Neulinge damals als "noch schienenschonender" proklamiert :D . Den Unterschied zwischen NGTx und NGTDx bekommt beim Durchfahren von Bögen übrigens auch der Fahrgast deutlich zu spüren :wink: .

Seitenhieb am Rande:
koneggS hat geschrieben:Zum Glück hat man den VErtrag über 83 NGT6DD ja noch in 60 NGT6DD und 83 NGT8DD umgewandelt
Es sind natürlich nur 23 NGT8DD, aber bei so vielen Zahlen kann man sich ja schon mal verhaspeln :P :D .
Bild

Zwei Fuzzies stehen auf einer Signalbrücke.
"Weißt du", sagt der eine, "wenn ich hier oben stehe und den Zug knipse, fällt irgendwie alles von mir ab."
"Schön" sagt der andere. "Hauptsache, es fällt mir nicht in die Fotolinie."

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Tatra-Fan
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Re: Die unsinnigsten Fahrzeugbeschaffungen der Betriebe

Beitrag von Tatra-Fan »

Der NGT8DD fährt sich im übrigen besser als der NGT6DD... Auf der Stübeallee staw. kann man in der S-Kurve nach dem Straßburger Platz die letzten Wagenteile mit 60 durch die zweite Kurve jagen, beim NGT6DD sollte man dies doch lieber vermeiden (Thema Prag).
In kleinen Kurven muss man mit dem letzten Wagenteil der Fahrgestellwagen wieder "Gas" geben, weil die Fahrgestelle sich sonst festfahren (also steckenbleiben, dann nix mehr mit Fahren).
Nachdem die ersten NGT6DD ein paar Monate liefen, traten schon die ersten Probleme im Gleisbereich auf: Dort, wo die Tatras früher mit höheren Geschwindigkeiten fahren konnten, schlingerten die nun schleichenden Tatras nurnoch (Beispiel: Gleistrasse Gorbitz)...
Wenn man sich manche Kurven mal genauer anguckt, sieht man richtige Ecken darin, dank Fahrgestellwagen...

Weitere unsinnige Fahrzeugbeschaffungen:
- Dresden NGTD8DD - aber das konnte man ja bei der Bestellung leider nicht vorhersehen, dass die Fahrgastzahlen steigen...
- Leipzig Schienenschleifwagen 5090 (Tw6000-Bauart ; Bj. 1995?)
Hannover Partnerstadt Leipzig - dann beschaffen wir natürlich den 2,40m breiten Wagen gleich mit, da wird es billiger... leider mittlerweile das Gegenteil der Fall. Zum glück kann der Wagen über die Bahnsteigkanten drüber schweben, sonst könnte der garnicht mehr Fahren.

Beim Bus gibts mehr Auswahl ;)
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Re: Die unsinnigsten Fahrzeugbeschaffungen der Betriebe

Beitrag von Sithis »

Beim Bus gibts mehr Auswahl ;)
Z.B. in Berlin. Aus Fahrersicht sind die neuen Doppeldecker(MAN Lion´s City) ein Rückschritt, da man mit drei Achsen oftmals schwer um die Kurven kommt. Aus Fahrgastsicht sind die Busse eigentlich ganz gut und bequem.

Auch nicht gerade sinnvoll war die Beschaffung von Doppeldeckern mit nur zwei Türen nach der Wende. Die verbliebenen Wagen sind inzwischen ohnehin mehr als dürftig im Zustand...zwei Türen sind einfach zu wenig.

Ebenso frage ich mich wiederum, warum die OVG dreitürige Citaros für die Stadt angeschafft hat, wo sie doch hauptsächlich Linien mit Überlandcharakter bedient. So rumpeln sich diese Wagen auf Kopfsteinpflaster einen ab, wo doch er Einsatz von Überland-Citaros - die wesentlich bequemer sind - sinnvoller wäre. Wenn der Bus einmal in der Stunde fährt, kommt es auf eine Minute Fahrgastwechselzeit auch nicht mehr an...zumal viele Haltestellen als Bedarfshaltestellen eh nicht angefahren werden.
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Re: Die unsinnigsten Fahrzeugbeschaffungen der Betriebe

Beitrag von koneggS »

Z.B. in Berlin. Aus Fahrersicht sind die neuen Doppeldecker(MAN Lion´s City) ein Rückschritt, da man mit drei Achsen oftmals schwer um die Kurven kommt. Aus Fahrgastsicht sind die Busse eigentlich ganz gut und bequem.
Da lenkt doch die hintere Achse mit, oder?
Von daher dürften die fast wendiger sein, als ihre Vorgänger.

Als Fehlbeschaffung beim Bus sage ich nur mal Solaris...

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Re: Die unsinnigsten Fahrzeugbeschaffungen der Betriebe

Beitrag von Sithis »

Ich glaube, die Achse lenkt nicht mit. Jedenfalls haben sich mehrere Fahrer beschwert, daß man damit schwer um Kurven kommt. Generell sind dreiachsige Busse - wie auch die auf der TXL-Linie - eher unbeliebt beim Fahrpersonal. An einigen Bussen sind ja auch schon die "Spuren" des Alltags zu sehen...

Warum ist Solaris eine Fehlbeschaffung? Die Solo-Busse sind etwas klapperig, das ist klar, aber die Gelenkbusse sind brauchbar. Citaros sind auch nicht so viel besser. Man muß sich damit abfinden, daß die Busse heute nun mal auch für höchstens 10 Jahre angeschafft werden, die Zeiten von Qualitätsbussen (alles bis inkl. MB0405) sind vorbei. Aktuell sehe ich ohnehin nur MAN vorne, was die Qualität angeht.
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Re: Die unsinnigsten Fahrzeugbeschaffungen der Betriebe

Beitrag von koneggS »

Ja, der Lion's City ist top. Die Linienbusse von Neoplan ebenfalls, sind ja eigentlich auch Lion's City mit Solaris-Design :P

Wenn ich auf wenige (5) Jahre betrachtet Citaro und Solaris vergleiche, schneidet der Citaro besser ab. Der klappert zwar schon nach der Anlieferung, allerdings wird Geklappere nicht stärker, anders beim Solaris ;)
Die ersten Solaris von 2003 dürften gerade so noch die 8 Jahre schaffen, wenn man sich die Kisten mal son anschaut. Die Nachfolger stehen dem in nichts nach.

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Tatra-Fan
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Re: Die unsinnigsten Fahrzeugbeschaffungen der Betriebe

Beitrag von Tatra-Fan »

Bei vielen 18m-Solobussen lenkt die 3te Achse nicht mit. Bei ein paar Setra-Bussen gibt es die 3te Achse als Lenkachse...
Die Solaris sind trotzdem beliebter als ein Citaro oder MAN. In Dresden wie in Leipzig... Die anfänglichen Kinderkrankheiten sind ja mittlerweile abgestellt.
MAN hat in Fragen Design aber ganz schön nachgelassen, alles ab NL263 sieht einfach nur scheiße aus...
Dass jeder Bus nach einer gewissen Zeit klappert ist klar, der fährt nämlich nicht auf Schienen, sondern auf mehr oder weniger gutem Asphalt oder gar Kopfsteinpflaster...
In ALLEN Städten haben ALLE Busse ihre Probleme mit den Straßen, besonders sichtbar ist dies an den Matrixanzeigen. Die alten FlipDot-Anzeigen sind immer kaputt, die LCD-Anzeigen werden nach ner gewissen Zeit pixelig und die LEDs halten sich immernoch am besten, da spielen nur nicht immer die Anzeigenrechner mit :lol:
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