Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Sonstiges zum Thema Straßenbahnen: Hier wird über das diskutiert, was thematisch nicht in die anderen Foren passt
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tx2402
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Übrigens: Fahrpreise...

Beitrag von tx2402 »

Mir fiel dazu noch Folgendes ein:

In Berlin kostet ein Einzelfahrschein 2,10.
Dafür kann man 2 Std. lang kreuz und quer durchs Stadtgebiet fahren.

Einer meiner Ärzte sitzt im Schiffbauerdamm (Bhf. Friedrichstr.).
Würde ich dahin mit dem Auto fahren, hätte ich folgende Probleme:

1. Erstmal 'n Parkplatz finden.
2. Mindestens 4.- in den Parkautomaten schieben.
3. Nicht wissen, ob ich bis Ablauf der Frist wieder da bin.
4. Sollte ich "wild" parken, hab ich garantiert 'n Ticket hinterm Scheibenwischer.

Also setze ich mich nach 5 min. Fußweg von zu hause in die 12 und fahr bis Reinhardtstr.
Da kann ich vor der Fahrt und auf dem Weg zum Arzt in Ruhe eine rauchen, hab keinen Streß mit Stau, Parkplatzsuche, Knöllchen werfenden Politessen und spare meist noch Kohle.
Selbst wenn ich für beide Touren insgesamt 4,20 bezahle.

Und lustig ist es außerdem:
Man ahnt manchmal gar nicht, was für Gestalten so unterwegs sind; besser als Kino.

Sollte ich 'n Abo haben, sieht die Rechnung noch anders aus.
So gesehen gehen die Preise in Berlin noch in Ordnung.
Obwohl ich mich noch sehr gut dran erinnern kann, daß ich als Sohn eines Straßenbahnfahrers bis zum Abschluß meiner Ausbildung kostenlos fahren durfte.

Außerdem:
Selbst wenn ein Jahresabo 1200.- Mücken kosten würde, wäre es allemal billiger als 'n eigenes Auto...

Sorry, war 'n bissl "Off-Topic", wollte dafür aber nicht eigens 'n neuen Thread aufmachen...

stadtverkehr
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von stadtverkehr »

Ja, Ja, sowas kenne ich aus eigener Erfahrung nur zu gut.
Da steht man in der Frür um halb 5 auf, schwingt sich noch im Dunkeln auf seinen Esel und radelt dann zur Arbeit. Nachdem der Bus fertiggemacht ist, kann man sich ja noch einen Käffchen gönnen, und los gehts. Manchmal wird man schon an der ersten Haltestelle von irgendwelchen Leuten angemotz, nur weil sie mit dem falschen Fuß aufgestanden sind.
Bsp.:
Weilheim im Winter, 25cm Neuschnee, drunter Glatteis. Da ich das ja wußte, bin ich zeitiger los, leer nach Peißenberg. 10Km hin, 15Km zurück und gleich weiter nach Tutzing. Bin ich doch tatsächlich in Weilheim angemotzt worden, weshalb ich 10min Verspätung hatte. Dieserjenige fährt sonst Jahr und Tag mit seinem Auto, hat an diesem Morgen aber zu viel Schiß gehabt. Hab ihm auch ins Gesicht gefragt, ob er denn wie auf Eiern zur Haltestelle gegangen sei, was er mir auch bestätigte, "dass Arschglatt ist". Zumindest hatte er soviel Mut sich zu entschuldigen, nachdem er das erste Auto im Straßengraben sah.
Ein weiteres beliebtes Meckerthema sind dann irgendwelche Ausstiege außerhalb der Haltestellen. Die wenigsten wissen, dass der Fahrer dann die volle Verantwortung trägt und es den Versicherungsschutz kosten kann.
Bsp.:
Kesselberghöhe, dort werden die Autos auf dem Parkplatz am Pass abgestellt. Dann geht es auf den Herzogstand rauf und runter nach Walchensee. Von dort fahren viele mit dem Bus wieder nach Urfeld zurück. Ist ja in Ordnung. Dort erinnern sich aber manche, dass es auf der Kesselberghöhe eine Haltestelle gibt. Die steht aber nur in Richtung Garmisch/Mittenwald, nicht jedoch nach Kochel. Nach Kochel wäre sie sonst in einer Rechtskurve vor einer Kuppe, rechts eine Felswand und das ganze auf einer "Rennstrecke" der Motorradfahrer! Gehalten wird nach Kochel dort oben nicht, schon ist man der saublödeste Busfahrer der Welt! Einer wollte sich sogar über meine Frechheit beschweren, nachdem er mich mit 10€ bestechen wollte. Pech gehabt, aber es gibt zum Glück auch vernünftige Fahrgäste, manchmal fahren die dann den Meckeren übers Maul.
Sicher ist es oft für das Fahrpersonal schwierig, aus der Situation einen vernünftigen Weg zu finden. Wir Fahrer haben auch mal einen schlechten Tag und irgendwann läuft das Fass einfach über. Bin da auch keine Ausnahme.
Man sollte daran denken, wir müssen den ganzen Tag für andere Verkehrsteilnehmer mitdenken, es ist ein harter Job in der Personenbeförderung.
Geht mit den Muttis mit Kinderwagen weiter, die stehen vor Bus/Straßenbahn mit Hochboden und klammern sich am Griff des Kinderwagens fest. Einfach ein Mütterlicher Instinkt. Es geht aber leichter, wenn man den Kinderwagen Rückwärts, also mit dem Griff nach Treppauf hineinträgt, bei Niederflur ist es egal, in welcher Richtung der Wagen reingerollt wird. Manche wollen zum verrecken nicht um 180° drehen, schade, dass ich in all den Jahren keine Fotos gemacht habe. Die eine kann die Arme nicht lang genug strecken, einer anderen wäre das Kind fast Kopfüber rausgefallen! Dann steht man nun als Fahrer da und muß die Situation retten und sich dabei noch beherrschen! Irgendwann sagte ich einer Mutter, wenn wir den Kinderwagen rumdrehen, dann geht es leichter. Naja, ich konnte ihn noch festhalten, bevor sie die Räder nach oben gedreht hat.
Es gäbe noch viele, viele Geschichten aus meinem Berufsleben zu erzählen, auch von geizigen Leuten, die vor Goldbehang kaum mehr laufen können, aber nicht einsehen wollen, dass zuvor nach einem Bus voller Touristen nach Neuschwanstein die Groschen vom Wechselgeld ausgegangen sind. Bei manchen ..,10DM konnte sowas schneller als erwartet gehen. Heute gibt es ja die 20iger.

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M73
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von M73 »

Weilheim im Winter, 25cm Neuschnee, drunter Glatteis. Da ich das ja wußte, bin ich zeitiger los, leer nach Peißenberg.


Die Strecke kenne ich, wenn auch nur mit dem PKW. Meine Oma wohnt in Peiting, jetzt allerdings 1,2m tief auf Maria-Egg (alter Peitinger Friedhof). Die Strecke bin ich in der Jugend schon fast jedes Wochenende mitgefahren - seit dem ich den Führerschein habe auch jahrelang selbst. Im Winter ist die Ecke echt Sch....! Winterliche Straßenverhältnisse und 10 Minuten Verspätung auf die Wegstrecke gesehen - ist doch ganz OK. Peiting – München bei dichtem Schneetreiben in 4,5 Stunden hatten wir auch schon mal.
Einmal kam uns ein RVO-Bus zwischen Hohenpeißenberg und Peißenberg entgegen gerutscht – etwa bei der Brücke über die Bahn – immer schön an der Schutzplanke entlang… Und seine Räder standen aber still!

Naja, mit dem "Mund" fährt es sich halt immer leichter. Unfaßbar: Die meisten Fahrgäste, die dann das Maul so weit aufreisen, haben selbst einen Führerschein.
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch .
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Sithis
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von Sithis »

Interessant, mal was aus der Fahrerperspektive zu lesen.

Ausstiege außerhalb der Haltestellen gibt es in manchen Betrieben aber durchaus, bei der BVG ist es ab einer gewissen Uhrzeit und bei zulässiger Verkehrslage wohl möglich, es wurde auch schon damit geworben.

Winterliche Bedingungen: Ich kann mir schon vorstellen, daß der Bus als Hecktriebler bei Glätte schon mal seine Probleme hat...

Aber "Muttis mit Kinderwagen" sind echt ein Thema für sich. Ok, Kinder sind wichtig. Aber einigen Menschen würde ich wirklich gerne mal offen sagen: Tu mir einen Gefallen und setz keine Kinder in die Welt.

Z.B. bei meinem München-Besuch stand ich vorne und filmte aus der Frontscheibe des P-Wagens, der Fahrer war so freundlich. Nun füllte sich die Bahn langsam und an einer Haltestelle begehrte eine Frau in Begleitung einiger anderer Nappsülzen Einlaß. Also wollte man, daß ich Abstand nehme(habe sonst keinen gestört). Nun, wäre man dort eingestiegen, hätte keiner mehr an den Fahrkartenautomaten gekonnt. Ich stell mich erstmal woanders hin, paßte Madame aber immer noch nicht.
Der Fahrer erkannte die Situation und wies die Leute darauf hin, daß die 2. Tür für Kinderwagen vorgesehen sei, da keine Stange(hatte M73 ja schon mal erwähnt). Nun ja, was machten diese Leute? Gingen zur 3. Tür und quälten sich dann an der Stange vorbei mit viel Gezerre.
Wie manche Leute unfallfrei geradeaus laufen können, ist mir oft ein Rätsel.
Unfaßbar: Die meisten Fahrgäste, die dann das Maul so weit aufreisen, haben selbst einen Führerschein.
Das hat eigentlich nix zu sagen. Nach meinem Dafürhalten kann der Großteil der Leute eh nicht Auto fahren und ich denke, zwischen Bus und PKW ist ja noch ein gewisser Unterschied.
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

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M73
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von M73 »

Da fällt mir noch was ein:
Wenn in München eine Trambahn aus irgendeinem Grund länger außerhalb einer Haltestelle zum stehen kam (z.B. Falschparker), haben die Fahrer immer vorm Endriegeln der Türen darauf hingewiesen, daß das Aussteigen momentan auf eigene Verantwortung des Fahrgastes erfolgt.
Erst wenn der Wagen länger stand oder das Fahrzeug nicht mehr mit Fahrgästen gefahren werden konnte, wurde unter Zuhilfenahme der Verkehrsmeister ein "Gesicherter Ausstieg" ermöglicht.

Ich glaube, daß ist auch heute noch so.
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stadtverkehr
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von stadtverkehr »

München ist ohnehin manchmal eine Geschichte für sich. Einige führen sich auf dem Lande auf, als wären sie die Chefs. Hab da eine lange Diskussion beim SEV der BOB gehabt. Wie bitteschön, soll man 15 Fahrräder in einen O407 reinbekommem? Bei der BOB dürfen nur 12 mit, dann wird es wirklich zu einem Problem. In den Beförderungsbestimmungen steht klar geschrieben, dass im SEV keine Radl mitgenommen werden. Da war ich wiedermal der blödeste und unfreundlichste Busfahrer von ganz Oberbayern.
War mir aber egal, hab die 2 Muttis mit Kinderwagen mitgenommen. Schlimmer finde ich die Leute, die sich markieren, wenn mal in Bus oder Bahn ein Baby schreit.

Viele Leute können sich nicht in die Lage des größeren hineindenken, mach Polo-Fahrer(in) ist schon beim Anblick eines 560SEL überfordert!

Wenn VU's mit Ausstiegen außerhalb der Haltestellen werben, dann ist es mit der Haftpflichtversicherung entsprechend geregelt. In Bad Heibrunn hatte mal ein Kollege die Hst. verpennt und gehalten, da es die letzte im Dorf war, promt ist ihm einer hinten drauf gefahren. Es hat Monate gedauert, bis alles geklärt war!

Im Winter gibt es nichts besseres, als einen Bus zu fahren. Er fährt wirklich fantastisch, da lasse ich das Auto gern stehen. Durch den Heckmotor hat ein Bus genügend Traktion, es dauert lange bis er ins rutschen kommt, aber wenn, dann kräftig!
Da fällt mir die Episode mit meinem einstigen Weilheimer Chef bei absolutem Schnee- und Eischaos ein. Er fragte mich, wie ich denn den Böbinger Berg runtergekommen sei. Ich: "Hab Gas gegeben", als er mich wirklich blöd angeschaut hat, "im 1. Gang!" ER: "Schönen Feierabend!" Das war die einzige Möglichkeit den wirklich steilen Stich mit Serpentine (der Wendekreis eines 12m-Busses hat die Kurve zu 100% ausgenutzt) runterzukommen. Ein Stehenbleiben zum Schneeketten aufziehen war schier unmöglich. Neben der Straße geht es mächtig bergab. Mein Glück war, dass alle anderen Verkehrsteilnehmer so standen, dass ich überall durchgepasst habe. Sonst hätte ich meinen Setra (S215UL) an der Böschung abbremsen müssen. Durch das Gasgeben konnte ich lenken und die Geschwindigkeit regeln. Bereits in der sanften Einfahrt zum Gefälle habe ich gemerkt, keine Chance mehr zum anhalten zu haben.
In Peißenberg haben mich die Fahrgäste wie einen Held begrüßt, nachdem schon seit 1 Stunde alle Busse ausgefallen waren. Ist verständlich, bei so einem Wetter. Von Schongau-Peiting runter ging gar nichts mehr, von Weilheim ist auch nichts mehr gekommen. Dort war es den Leuten wirklich völlig egal, wie spät ich war, Hauptsache sie sind irgendwie weitergekommen. War von Steingaden selber schon 40min zu Spät dran.

Es gibt aber auch Fahrpersonal, wo man nicht umsonst sagt: Wärest Du doch lieber Metzger geblieben!

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Sithis
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von Sithis »

Schlimmer finde ich die Leute, die sich markieren, wenn mal in Bus oder Bahn ein Baby schreit.
Manchmal aber gerechtfertigt, wenn die Eltern dann nichts tun, um das Kind mal zu beruhigen. Das sollte schon sein. Und beruhigen geht eigentlich anders, als das Kind mit "halts Maul!" anzuschreien oder einfach nur irgendeinen dummen Spruch abzulassen, weil man doch lieber mit der Freundin tratscht oder telefoniert :roll: .
Alles so ähnlich schon mal erlebt.
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stadtverkehr
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von stadtverkehr »

In so einem Fall gebe ich Dir schon recht, aber wenn es z.B. hüngert, ist es schon schwieriger. Aber oft erledigt sich so ein Problem an einer der nächsten Haltestellen von selber. Kommt immer auf die Gesamtsituation an. Man weiß ja nicht, was dem Konflikt vorangegangen ist. Im Zug ist es manchmal auch nicht leicht, wegen der größeren Distanzen. Kinder werden da gern quengelig. Geht mir selber auch so.
Hab Übrigens auch schon meine Tochter im Kinderwagen ein paar Studenten auf die Füße gestellt. Die haben mich beim Tatra, Hinten, blöd angeschaut, was will denn der Vater jetzt hier? Der Kinderwagenplatz war gesteckt voll, zwischen den Türen gewiß noch 10 Stehplätze frei und keiner hat auch nur einen Schritt zur Seite gemacht. Also Kutsche unter den Arm geklemmt und eingestiegen, geht ja wo anders nicht! Als die dann noch zu motzen begannen, ist denen noch eine Oma übers Maul gefahren.
Wozu soll ich wegen so ein paar Schrittfaulen im Winter mit meiner Tochter 10min bis zur nächsten Bahn frieren? So ist eben der Herdentrieb, an der Tür stehen bleiben, damit man schnell wieder draußen ist. Außerdem hatte ich Lust zum Tatrafahren! Der nächste war ein NGT.
Wenn meine beiden in Bus oder Bahn zicken, sag ich nur einmal was, wenns nicht sofort klappt, gehts zu Fuß weiter. Das wissen beide und wirkt Wunder. Hab auch schon mal eine Stunde auf den nächsten Zug gewartet. Da bleibt viel Zeit, um auch selber wieder runterzukommen.

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Sithis
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von Sithis »

Das mit den Studenten ist nachvollziehbar, in der Regel verstehen solche Leute auch nur diese Sprache ;-) .
Daß viele Leute nicht kapieren, daß bestimmte Bereiche in Fahrzeugen nun mal für Kinderwagen oder auch Fahrräder vorgesehen sind, habe ich auch oft erlebt.
So gibt es in Berlin immer wieder Radfahrer, die zu faul sind, die paar Meter zum Fahrrad-Abteil der S-Bahn zu gehen. Dann wird das Rad eben mitten in den Gang gestellt oder an die gegenüberliegende Tür. Letzteres ist meistens unproblematisch, außer es wird die Fahrtrichtung gewechselt. Immer wieder amüsant zu sehen, daß dann etwa an der Station Bornholmer Straße panisch aufgesprungen und der Drahtesel aus der Tür geräumt wird. Natürlich gibt es auch Leute, die das nicht machen.
Wiederum gibt es aber auch Leute, die es den Radfahrern schwer machen. Ich bin eine Zeit lang auch mit dem Fahrrad in der S-Bahn unterwegs gewesen und hab mich natürlich immer ins Mehrzweck-Abteil gesetzt, ist auch einfach bequemer, wenn man das Rad an die Stange anlehnen kann. Wenn ich dann zur Tür bin, da der nächste Halt nahte, an dem ich aussteigen wollte, standen immer wieder Leute im Weg, die auch nicht zur Seite gingen, als ich kam und die oft erst auf Zuruf widerwillig den Weg freiräumten. Manchmal aber nur so weit, daß ich sie trotzdem mit dem Fahrrad angeditscht habe, selber schuld, der Wagen hat sechs Türen, wieso müssen die dann unbedingt da stehen?
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M73
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von M73 »

So ist eben der Herdentrieb, an der Tür stehen bleiben, damit man schnell wieder draußen ist.
Ja, stimmt schon, das ist sehr verbreitet.

Es gibt wenige Situationen (zumindest in meiner Erinnerung), wo die Leute echt geschaut haben, daß möglichst viele andere auch noch mit kommen.
Fast regelmäßig war dieses zu Berufschulzeiten auf der Linie von der U-Bahn zur Berufsschule (ca. 1990/Linie 136).
Die Linie war ständig deutlich überbesetzt (nach Zählungen bis zu 190 Schüler in einem O305G !!!!). Und trotzdem blieben unzählige Fahrgäste vor der Türe. Es wurde erst dann besser, als im Sommer zweimal hintereinander Fahrgäste auf der Buslinie zusammenbrachen. Erst dann wurden mehr Fahrzeuge eingesetzt, allerdings als Eillinie, da die meisten eh von Endstation zu Endstation fahren wollten. So wurde auch noch zusätzlich die Fahrzeit von 20 Minuten auf 7 Minuten gedrückt.
Aber so viele Leute, wie damals, sind selten in einem Bus.

Fahrräder:
In München hätte bald ein Fahrer seinen Job verloren, weil so eine Dumpfbacke meinte, daß er sein Fahrrad in die Tram stellen muß, obwohl es ausdrücklich in München nicht erlaubt ist. Als der Fahrgast dann ausfallend wurde, sagte der Fahrer (in Münchner Manier) sehr unverblümt, was er von ihm hält:
Für mi bist a Arschgeign!
Leider war just dieser Fahrgast kein Münchner und hat sich glatt beschwert. Daraufhin wollte die MVG den Fahrer fristlos kündigen, jedoch hob ein Gericht die Kündigung auf. Grund: Der Vorfall rechtfertigt ohne vorherige Abmahnung keine fristlose Kündigung (aber ich glaube, das habe ich an einer anderen Stelle im Forum schon mal breit getreten).

P.S. Doch noch gefunden:
http://www.strassenbahnforum.de/viewtop ... 295#p14295
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stadtverkehr
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von stadtverkehr »

Wegen der Arschgeign gab es auch bei der RVO teils mächtige Diskussionen, weil manche eben meinen, ein Fahrer ist der Nationaldepp.
War ja zum Schluß in Tölz tätig, dort gibt es Kurgäste, aber auch Kurgäste. Man kannte sie nach spätestens einer Woche und wußte daher genau, was sie wieder fragen und diskutieren, oder ob sie sich bereit sind, sich auszukenen.
Bei einer habe ich irgendwann meine Klappe eben nicht mehr gehalten, nachdem 7! Leute über die anderen Fahrgäste hinwegequäkt haben, "Fahren sie zum Bahnhof?", einige davon 2xTäglich 3 Wochen lang, und ich laut und deutlich "JA". Diese Madame meinte noch dazu, sie müsse sich vordrängeln und mich nun zum 8.mal das selbe fragen. Also habe ich schön der Reihe nach abkassiert, Madame einfach stehen lassen bis sie an der Reihe war und sie dann gefragt, ob sie es denn nicht erwarten kann, bis sie an der Reihe ist. Sie meinte, ich würde ihr sonst davonfahren, oder sie den richtigen Bus zum Bahnhof und den Zug verpassen.
Da hab ich mir ja was erlaubt! "wissen Sie, vor 2 Wochen war ich in Dänemark und alle Leute haben geduldig gewartet, bis sie an der Reihe waren."
Die Beschwerde kam natürlich promt,SCHIKI-MICKI RHEINLÄNDERIN, mal eben baden im Alpamare und wieder auf dem Weg zum Hotel in München. Dort spielt Geld bekanntlich keine Rolle, aber ein Busfahrer ist keinen Pfifferling wert.
Hab aber zur Antwort gegeben, dass sie sich genauso unfreundlich verhalten hat, besonders gegenüber den anderen Fahrgästen. Diese waren über Madame auch aufgbracht und haben mich gefragt, wie man es eigentlich den ganzen Tag mit solchen Leuten aushält.

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Sithis
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von Sithis »

Na ja, manche Leute kennen es eben nicht anders. Die muß man zurechtweisen. Hat jetzt zwar nichts direkt mit Verkehr zu tun, aber ein ähnliches Erlebnis:

Ich mußte letztens mal wieder einen der allseits beliebten Behördengänge("Bürgerpflichten") erledigen. Natürlich brav meine Wartenummer gezogen und geduldig gewartet, bis ich rankomme. Als es dann soweit war und ich zum Tisch des Sachbearbeiters ging, der einen der Tische vorne hatte, meinte auch irgendeine Schnepfe in dem Moment, den Mann mit irgendeinem Anliegen belästigen zu wollen. Ich hab sie geflissentlich ignoriert und mich hingesetzt, da ich jetzt dran war. Auf die Frage des Sachbearbeiters hin, ob wir zusammengehören, verneinte ich dies energisch und packte schon mal meine Formulare auf den Tisch, und der Sachberarbeiter verwies die Person darauf, daß sie sich doch wie jeder andere eine Wartenummer ziehen müßte, die darauf hin schimpfend das Amt verließ. Glücklicherweise war das auch ein Mann, der sich durchsetzen konnte.

Was mir mal generell aufgefallen ist, daß es immer noch nicht wenig Leute gibt, die die elementare Regel nicht beherrschen, daß man erstmal wartet, bis die Aussteigenden draußen sind. Gibt natürlich viele Weicheier, die sich das bieten lassen. Ich bahne mir dann erst recht meinen Weg, und wenn jemand dann meinen Ellenbogen in der Seite hat oder ich auf seinen(oder auch ihren) Fuß trete, ist mir dann ganz recht.
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M73
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von M73 »

"Genial" finde ich es, wenn die Fahrgäste über die Verspätung der U6 schimpfen, aber alle am Marienplatz an derselben Türe einsteigen wollen, obwohl der Fahrer sich den Mund fußlig redet, daß es auch noch 11 andere Türen am Zug gibt.

Aus diesem Grund werden bei Fußballspielen in der Arena am Marienplatz Ordner eingesetzt.
In dem Zusammenhang gibt’s auch viel Unverständnis:

Die Fahrgäste maulen, warum die MVG dann nicht noch mehr Züge einsetzt.
Erklärung:
Die MVG hat zur Fußball-WM deutlich den Takt verdichtet. Aus dem obigen Grund bildete sich bald ein Rückstau an U-Bahnen, was das Netzt fast zusammen brechen lies.
Zum nächsten Spiel wurde der Takt etwas ausgedünnt. Und plötzlich lief der Laden wieder, weil der Zeitfaktor beim Ein- und Aussteigen einfach mit rein in die Rechnung muß; und zwar der reale Wert (inklusive Dummheit der Fahrgäste) und nicht irgendeinen utopischen Sollwert. Real werden bei einem etwas dünneren Takt, der funktioniert, mehr Menschen auf die Stunde gesehen transportiert, als wenn ein dichterer Takt mit der "Intelligenz" der Massen nicht harmoniert.

Aber das bring erstmal einem bei! :roll:
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stadtverkehr
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von stadtverkehr »

Schulbustraining:
Dazu gehört auch, dass man den Kinderchen das richtige Einsteigen beibringt. Zuerst animiert man sie so richtig schön zum täglich realen Drängeln, dann macht man den ganzen Spaß nochmal in Gänsereihe. Es ist köstlich, sich die Gesichter anzusehen, wenn man danach die gemessene Zeit präsentiert:
45 Kinder drängeln in 2,5min, ohne Drängeln nur 1,25min. Ist schon ein Unterschied!
Leider haben sie es zu schnell wieder vergessen, aber was solls, auf nem Schulbus hat man ja Zeit und hinterher meißt noch eine Pause im Nirgendwo. Hauptsache bei der Haltestelleneinfaht passiert nichts, dort lauert die größte Gefahr.
Bin aus der BOB auch schon mit breiten Schultern ausgestiegen, ist mehrmals passiert, dass der erste dann doch ausgelacht wurde, weil er auf einmal der letzte war. Ist mir egal, ich war ausgestiegen!

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Möckern-Peter
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von Möckern-Peter »

Ach dass man der "Prellbock" ist - Gewöhnungssache. Man muss nur sicherstellen, dass der eigene Deckel größer ist als deren Topf... Fahrgast kauft Fahrkarte, es klingelt, er bekommt grad sein Wechselgeld. Haaalt, ich will ja gar nicht mit; ich will mit'm Zug!! Was denkt ihr, was passiert ist? Nach dem Klingeln (Zeitrelais) ging die Tür zu, er packte sein Geld ein, schimpfte wie ein Rohrspatz, von mir kam nur noch die Bermerkung "wer einsteigt, will auch mit", da war ich dann der Affenarsch..., habe ich gemeint: Soll ich mal nen Spiegel bringen, dann kannste einen sehen. Dann war nächste Haltestelle und er stieg aus, meinte: Hast wohl immer 's letzte Wort. Ich: Klar, dafür bin ich ja auch der Triebwagenführer.
Lieber so 'nen "Kunden" vergrätzt als 'ne Ampelphase versaubeutelt. MEIN Tag blieb dadurch trotzdem schön!! Ich blieb pünktlich, hatte gut gekontert und innerlich über die Doofheit gefeixt. Schon Omma sagte: Wer nicht hören kann, muss fühlen.
Fahrkarten, na hier NUR mit Münzen. Geldkarte nimmt doch keiner!! Und super gern mit Scheinen! Klar sind die Automaten oft kaputt, weil sie zu ungefedert aufgehangen sind - Leipzig konnte ja wieder nichts woanders abgucken sondern musste das Fahrrad selbst erfinden... Aber sie kommen ja auch bei funktionierendem Automaten vor. Sage ich aus Prinzip: Ich brauch's aber passend... (Auf dem Zahlboxschild von 1970 stand: Kleingeld bereithalten, Geldwechsel nicht möglich. Es hat geklappt...)
Eine sagte mir dreimal, der Automat geht nicht. Musste ich ihr mitteilen, dass ist ja auch nicht möglich, er hat ja auch keine Füße. Von einer Fahrkarte erwähnte sie kein Sterbenswörtchen...
Meine Memoiren werden heißen "Im Spiegel", da schmeißte jeden Wallace weg :-) ! DIE, nicht wir, müssten zur Schulung!!! Ich sage bloß 3 Begriffe: T6 Mitteltür, Kinderwagen, Haarnadel - alles klar?? Riiichtich: darüber!! Schule gratis oder umsonst, das ist wohl die Frage...
Wenn alle Betriebe nur T6/KT4(t)/KT8 verwenden würden, wäre die Welt eintöniger. Schöner wäre sie trotzdem!

Zazní-li výstraha, opust'te dverní prostor!

Kava je balzam za srce in duso. (slowen.: Kaffee ist Balsam für Herz und Seele) Giuseppe Verdi
Gustav Mahler ergänzte: Hier ist es wunderherrlich und repariert ganz sicher Leib und Seele.

Prosimo se med voznju ne pogovarjete z voznikom!

Kein Sarkasmus liegt mir völlig fern :-)

Der frühe Vogel kann mich mal... (am Abend treffen - was sonst!)

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