Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Sonstiges zum Thema Straßenbahnen: Hier wird über das diskutiert, was thematisch nicht in die anderen Foren passt
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Möckern-Peter
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von Möckern-Peter »

In Paunsdorf veröffentlichte man folgende "Kundenäußerung" zum Nachdenken.
Ich dachte dann auch nach...
Zunächst "Kunde":
"Ich kam mit der 15 an, die 4 min zu spät war. Der Bus 76. der nur aller 30 min fährt, fuhr ab, ohne die 20 sek auf mich zu warten. Ich habe mich sehr geärgert."
Jetzt ich:
Die Reise bestimmt das "seltenere" Verkehrsmittel. Ich wollte zu jmd. in den Knast Leinestr. - Besuchszeit 14 Uhr, zuvor Kontrollen, zuvor Fußweg. Also einen Bus 108 gesucht, der ausreichend zeitig am Schwarzenbergweg ist, Daraus ergab sich logisch auch seine Probstheidaer Abfahrtszeit.
Jetze kommt's!:
Da der Bus nur aller Stunden fährt, muss nun die 15 "dran passen". Frage: nehmen wir die, die 4 min vorher da ist, oder bei den Leipziger Verspätungsbetrieben, die vielleicht genau wegen solcher "Kunden" 4 min zu spät sind, lieber die mit 14 min Umsteigezeit??
Lösung ist letzteres... Ergebnis für mich als Fahrer aber auch: Es wird nicht gewartet!* Fahrgastwechsel findet im Rückspiegel statt., nicht vor der Bahn, und wer mit muss, steht da. Wer nur will, für den fährt mein Kollege.
*Nicht wie vorhin: Trulla kommt mit Leibeskräften gerannt, erwischt noch den Türöffner der 1' zu späten 7, es öffnet auch noch mal, und Trulla steigt an der nächsten Hst. wieder aus. Kann sie, wenn sie da steht; sie kam aber mind. 2' zu spät; da wäre sie bei mir gelaufen oder hätte 9' Bedenkzeit gehabt.
Motto: Wir brauchen Fahrgäste, aber vielleicht nicht grade dich...
Wenn alle Betriebe nur T6/KT4(t)/KT8 verwenden würden, wäre die Welt eintöniger. Schöner wäre sie trotzdem!

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timi-tomi
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von timi-tomi »

Peter Peter.. macht es dir Spaß heraneilende Fahrgäste zu vergraulen? :mrgreen:

Mal zu mir, heute war so ein Tag, sagen wir so: ich hatte Glück mit meinen Fahrgästen. Auf meiner letzten Runde kamen tatsächlich an 3 Haltestellen noch Fahrgäste angerannt. Es ging schon an der Abfahrtshaltestelle los. Ich warte meine Abfahrtszeit ab, will pünktlich los.. was passiert? Ja, ein Bus hält nebenan. Gut, wartet man noch ganz kurz. 2 sind angerannt gekommen, nehme ich gerne mit. 1ne aber ist mit Handy telefonierend zu mir spaziert. Nur ungern hab ich sie mitgenommen! Warum? Weil sie sich nicht "bemüht" hat, aber da sie schon kurz vor Tür 1 war und die sowieso noch offen war durch die 2 renner, gut, nehm sie mit.
-> Innerlich war ich etwas verärgert, weil ich nicht mal ein danke von der "Spaziergängerin" bekommen habe, aber letztendlich war ich doch noch pünktlich, also alles vergessen.

Das nächste war eine Oma. Ich stand schon etwas in der Hst, Ampel zeigte gesperrt. Oma sieht mich und fängt an, zu beschleunigen (es liegt Schnee und Eis!). Ich rolle mit den Augen und denke, es kann doch nicht ihr ernst sein. Ich überlegte, mache ich die Türen noch mal auf? Sie selbst zweifelte auch, mal beschleunigte sie, mal blieb sie stehen, weil sie nicht wusste, ob es sich lohnt. Ampel immer noch gesperrt. Okay, sagte ich, geb ich mir nen ruck: Tür 1 auf! Oma sah, und wurde wieder schneller. DAAANKE, sagte sie und saß sich an Platz 1 "neben dem fahrer". Tür zu, Ampel frei. Nochmal gut gegangen.

2 Haltestellen später: letzter Blick in Spiegel, keiner mehr da, Türen zu. Blick nach vorn: kam doch tatsächlich quer über die Straße und über die Schienen 2 Frauen mit Kinderwagen wie von der Tarantel gestochen angerannt. Ich rollte wieder mit den Augen, aber was will man machen, überfahren kann ich sie ja auch schlecht. Also um die Sache zu beschleunigen: Alle Türen auf, schnell einsteigen, dann zwangsschließen. Zumindest den pfeifenden Dauerpiepston haben sie sich als "Strafe" verdient.

Und weg war ich zur Ablösung.

Was will ich damit sagen? Unsere Aufgabe ist es, unsere Kunden zu befördern. Es sind zahlende Kunden. Also nehme ich gern jeden, der "fleißig" ist und rennt, mit, so lange ich Blickkontakt zu ihm habe, sehe ich ihn nicht, pech. Was würde mir es bringen, ihn vor den Kopf zu stoßen? Ne Beschwerde im schlimmsten Fall und das Image der Firma geht wieder ein Stück den Bach runter. Außerdem finde ich ein Danke, macht doch vieles wieder gut. Zumindest meine Stimmung hellt es wieder auf, zu wissen, die Person kann ihren Termin einhalten und ist dafür dankbar.
Wann nehme ich keinen mit? Wenn er sich "keine Mühe gibt". Personen ala "Spaziergängerin". Oder wenn ich einfach wirklich große Verspätung habe oder an einer Ampel stehe. Dann tuts mir auch leid. Aber irgendwie kriegt man ein Mittelding schon hin, damit alle glücklich sind.

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Sithis
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von Sithis »

Na ja timi-tomi, ich denke mal, wenn du erstmal einige Jahre fährst, wirst du vielleicht auch Peters Ansichten mehr nachvollziehen können :mrgreen: .

Ich denke mal, für Imageschäden sorgen eher dümmliche Artikel wie das hier mal besprochene Theater um den alten Sack, der zu blöd war, den richtigen Fahrschein zu kaufen. Und nicht, weil man mal irgendwelche dummen Leute stehen läßt.
Das dümmliche Fahrgastverhalten ist eine Krankheit, die hauptsächlich auf Deutschland beschränkt zu sein scheint. Und vor allem, jedes Mal, wenn man denkt, dümmer geht es nicht mehr, wird man bald eines Besseren belehrt...sicher auch einer der Gründe, warum ich nie wirklich den Wunsch verspürte, "das Hobby zum Beruf zu machen".
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

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Möckern-Peter
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von Möckern-Peter »

Frage ist wohl eher: Warum "finden" sich immer dann Kandidaten, wenn die Bahn da ist? Nicht vorher.
Entweder ich BRAUCHE (also MUSS sie haben) eine BESTIMMTE Bahn oder WILL sie warum-auch-immer: dann habe ich abzusichern, dass ich vor ihr an der Hst. stehe, und d.h. nun mal, 2 min eher da zu sein, schadet wohl nicht. Will ich "nur mal so" fahren, habe ich einzusehen, dass diese oder jene eben auch "weg" sein kann. Und zu rennen habe ich mir lange abgewöhnt: ich würde mich nie vor Leuten am Bedienpult, die einen ja meist kennen, zum "Ei" machen und 100 m aus Leibeskräften sprinten*. Dann treffen wir uns bei 50 m, ich grüße freundlich und weiß: in 5 min fährt die nächste, die mich (ohne stress für Beförderer und Benutzer) auch mitnimmt.
*Das tat unlängst ein Junior im Angesicht meiner 7 - die Belohnung für ihn war, dass es kurz vor meiner Tür 1 klatsch machte und er der Länge lang an der Böhlitz-Ehrenberger Südstraße lag und die Sandstreuer anschauen konnte. Vermeidbar: entweder zuvor da sein oder diese "connection" aufgeben.

Und so wie mir der Gebrauch des Fahrplanbuches bezüglich des Busses 108 in den Sinn kam, steht jedem anderen auch frei, bezüglich des Herzklinik-Busses 76 (Vorsicht, der Infarkt geht um :mrgreen: ) zuvor dieses Buch zu quälen, sich per Weltnetz, Funkofon oder Aushängen kundig zu machen. Warum plane bloß ich einen "Umsteige-Puffer" ein? Das kann jeder auch tun. Und da bestimmt nun mal der seltene (30- oder 60-min-Abstand) Bus mein aus-dem-Haus-gehen - in "Rückwärts-Rechnung" - und nicht die aller 10 min erscheinende 15.
Wenn der Mann mit der roten Mütze "pfeif" gemacht hat, ist der Zug auch weg; und wer beim "Letzter Aufruf für KLM 508 nach Rotterdam" immer noch nicht am Schalter ist, fliegt morgen. Aber wenn es um 2-stündliche Züge oder den Flieger gen "Mallorga" geht, sind solche pünktlich. Und bei ihrem Arzt oder Anwalt sind sie sicher auch pünktlich. Nur bei uns ist Getobe und Kampfgeschrei, wenn sie durch eigenes Zutun "nach Plan" an den H aufkreuzen. Da wird quer und schief und krumm ohne Würdigung anderen Verkehrs über die belebtesten Kreuzungen gepeest, als gehe es um's Leben. Dass sie es genau durch solche Kamikaze gefährden, kein Thema...

Vielleicht hat MD aber auch keine so asozialen Fahrzeiten bzw. Terrorlampen (genannt Ampeln)... Wenn man hier abends bei geringer Türnutzung trotz Überziehung mancher Geschwindigkeit in's Minus glotzt und weiß, dass am Linienende (bei planmäßiger Ankunft!) 6 min verbleiben, dann ist Schluss mit lustig, geht es vorwärts. Wer da ist, kann mit - gerne. Wer nicht, gibt es hinter mir eine weitere 16. Das darf jeder mittels seines Erscheinungszeitpunktes selbst definieren.
Und Danke, das Wort bekommst du hier nicht von "Abgewarteten" zu hören, sondern wenn du mit offenen Türen an gesperrter Ampel eh grad rumstehst, du also garnichts an Handlungen zur Mitnahme unternimmst, quasi von denen, die dir keinen Dank schulden. Wir sind in einer anderen Zeit großgeworden, haben noch gelernt, dass man eine Mitwirkungspflicht hat, wenn man etwas im Leben erreichen will (und sei es nur ein Bus) und nicht auf Selbstverständlichkeiten baut, bloß weil man 'nen Euro hinlegt. Heutige Personen kümmern sich um alles, was ihnen Spaß macht, nur nicht um das, was im Moment wichtig wäre. Bsp.: Endstelle. Eltern mit Laufkind und Bedarfswagen gucken sich Baustellen-Bagger an. Pilgern zur Bahn (Betonung: pilgern). Dass Fahrer aussteigt, um das Streckensignal einzuschalten, beeindruckt sie nicht... Dass am Anzeiger 1 min steht, auch nicht. Dass er (einladend) alle Türen öffnet, auch nicht. Man will zur Niederflur-Tür im Bw., gemessenen Schrittes (der Kleine kann ja nicht schneller). Nun war der Rest von dem Minütchen um. Bei PFIFFIGEN Eltern hätte Mami den Wicht in die 3.Tür des Tw. gehoben und Papi das Drahtwägelchen verladen. Bei pfiffigen... Unpfiffige bekommen die nächste 3, denn wegen Bummelanten schon zu spät los geht es bestimmt nicht. Es gibt auch soetwas wie eine Pünktlichkeitsverantwortung denen gegenüber, die zeitig genug anwesend waren! Aber DAS ist so ein Fall von "wer etwas erreichen will, kümmere sich". Und genau darum wird mein Memoiren-Buch "Im Spiegel" heißen (womit der Außenspiegel gemeint ist) und dort gibt es dann jenen (den anderen) und so mancher, der es spannender als Wallace findet, könnte beim Blick in den imaginären Spiegel huch rufen, wen er da sieht...
Das System Fahrplan/Strecke/Ampeln/Fahrgäste hat zu "stimmen", ergo muss jedes Teil sein Teil tun. Wer nicht, stört das System. Mit dem Einfluss der leblosen Faktoren muss ich leben, Personen sind doch aber denkend(?)
Und richtig, Sithis: Dümmer geht es IMMER! Man rennt nach der 16, Tür 7 nimmt man nicht, weil man ja im 45m-Wagen von B nach A laufen könnte :mrgreen: , Tür 6 auch nicht, bei Tür 5 machte dann der Bordrechner dit-dit-dit, der Wagen klong und diese 16 war Geschichte. Das rennen war also sinnfrei... Das ist dann so ein Fall, wo ich denke: Da fällt mir nix mehr ein.
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bim
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von bim »

Hier wieder einmal ein Beispiel für einen ... Fahrgast, der statt Gott für sein Überleben zu danken, sogleich den Bahnbetreiber verklagt hat:
http://www.rechtsindex.de/news/1951-fah ... densersatz
So long

Mario

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Möckern-Peter
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von Möckern-Peter »

Kurios, kurios...
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Möckern-Peter
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von Möckern-Peter »

Habe mal aufgelistet - danach darf sich wer mag gern sein Urteil bilden...

a)
Es öffnet sich Tür1, aber niemand steigt aus. (Taster hängt; jmd. hat zu zeitige Hst. festgestellt; jmd. hat versehentl. gedrückt)
Als es klingelt, kommt Fahrgästin: die Tür solle offen bleiben - sie wolle noch ihre Mineralwasser-Collies ausladen. Der Blick ergab: vom 4.(!)Sitz.
Sie hat also NICHT jmd. gebeten zu drücken.
Sie hat also NICHT die Collies an die Tür gestellt, gedrückt, die Collies gegriffen.
Sie ist zur Tür, hat sie geöffnet, ist dann 4 Sitze zurück...
Meine Antwort: "Wenn ich klingele, weiß der Kraftverkehr, dass er wieder überholen darf. Darum bleibt die Tür jetzt bis Diakonissenhaus zu, denn Sie achten bestimmt nicht auf den Kraftverkehr."
Darauf sie: "Ja, das stimmt." (!!)
Ihr wisst NICHT, dass der Straßenraum dort so schmal und ständig vollgeparkt ist, dass manchmal nur wenige cm zw. Bahn u. Autos bleiben.
Sie trägt die Collies (anders als Männer, die auch mal Bier zum Kumpel schaffen) gewiss heim. Ist dort schon 3.784-mal (oder öfter) ausgestiegen, kennt die Situation.
Ihr fiel nicht auf, dass ich sie mit überholenden Autos gnadenlos verarschte!

b)
Schönauer Ring. Alles was aussteigt, läuft vorn herum. Bei Kirschgrün.
Klingelst du solche an, weil du frei hast, musst du mit "Vogel zeigen" rechnen!!

c)
Bürger kommt mutmaßlich mit dem Zug. Frequentiert noch "McDoof" auf dem Hbf.-Querbstg.
Kommt mit einem "-bürger", ob nun Variante "Schieß-", "Schicken-" oder "Hämm-" ist unerheblich.
Er quert die Fahrbahn am Hbf. bei Kirschgrün.
Es ist 00.29, der Bordrechner sagt: "planmäßig abfahren" (d.h. es sind alle Bahnen zum Sammelanschluss anwesend).
Es springt auf 00.30, der Bordrechner macht dit-dit-dit, die Türen sind selbstverständlich schon zu, das Signal wird frei.
Bürger männlich, m20, mit "McDoof-bürger", erreicht gerade da den Türöffner der 1. Meiner 1.
Meine 1 fuhr. Sie verschenkt keine Ampelphase, behindert nicht gar die 11 und 16 dahinter.
Sie verweist den Bürger (mit "-bürger") darauf, im Leben Prioritäten zu setzen:
entweder ist der "-bürger" wichtig > die 1 Nebensache,
oder die 1 ist wichtig > darf man nicht so lange in der "-bürger"-Schlange bleiben, muss das Kaufvorhaben ggf. abbrechen.
Bürger männlich, m20, hatte ggf. nix im Kühlschrank - er entschied sich für ersteres.
Und hatte 41 Min. Bedenkzeit bis zum Nachtbus 01.11, ob die Priorität richtig gesetzt war.

d)
Am Waldplatz steht die Linie 8. Meine 8...
Leute 'raus, Leute 'rein. U.a. auch eine Dame, A60, gepflegt, Blumen.
Was anzunehmen ist: Mechtlinde hat sich gesetzt, Blumen oder Handtasche auf den Nachbarsitz drapiert, damit der Platz für Kunibert "reserviert" ist, Kunibert nicht etwa stehen oder 4 Sitzreihen weiter sitzen muss... (die evtl. 12 Min.)
M65 steht am Fahrkartenautomat, kauft. Es ist - was keiner weiß - Kunibert.
In Kenntnis der Ampelschaltung klingelt die 8 ab.
Es pocht von hinten an die Kabine, von außen an die Seitenscheibe; zugleich quäkt Mechtlinde "Das ist mein Maaann!" (das a hörte gar nicht wieder auf).
Es kam der Punkt, das Frei, die Bremsen lösten und die 1023 fuhr in die Fritze-Ebert-Str. ...
Kunibert blieb am Waldplatz, Mechtlinde war auf dem Weg zum Westplatz.
Moral (auch für welche, die zum Geb.tag wollen, trinken wollen, darum 1-mal im Jahr mit der Bahn fahren):
Fahrkarten kauft man ZUSAMMEN (und verpasst womögllich diese 8 ),
oder man steigt ZUSAMMEN ein und begehrt Fahrkarten dort.
Wer sich getrennten Ortes aufhält, hat Chancen, auch getrennt zu reisen...

e)
Ich will als Fahrgast 1 Hst. fahren, lasse männlich, A60 den Vortritt am Türöffner, will ja nicht drängeln.
Er drückt genau zwischen die Lichtpunkte, damit er sie ja nicht streift, 2-mal, 3-mal. Beharrlich bleibt freilich die Tür zu...
Sagt der Sarkastiker: Sie müssen kräftiger drücken, solange bis der Taster durch's Blech in den Wagen fliegt.
M A60 bedankt sich zynisch: Schön, dass Sie mir das mal erklärt haben...
(Die NGT8 fahren seit 15 J. in L!!)
Erwiderte der Sarkastiker: Sie sehen ja, dass es nötig war, Ihnen zu zeigen, dass ein kurzes Streifen der Lichtpunkte die Tür öffnet.
Kam von ihm wieder soetwas.
Da sagt der Sarkastiker: Wissen Sie, was ich mich bei Leuten wie Ihnen immer frage?: Sind Sie nun dumm und dazu noch arrogant oder sind sie eigentlich arrogant und merken nicht, dass Sie eigentlich nur dumm sind.
Nächste Hst. steigt M A60 auch aus, wie der Sarkastiker...
Es kommt eine 11E und Fahrer 2203 grüßt mit dem "vollen Christbaum" und Gebimmel.
Nun weiß M A60, dass der Sarkastiker offenbar eine gewisse Beziehung zum Verkehrsmittel hat...

f)
Es steht die 1 am "konsument". Darinnen der Sarkastiker, in Arbeiterkleidung(Blaumann). Es schicken sich 2 w A20 an, einen Kinderwagen zu verladen, in die 1013, in die Mitteltür... Dort ist beim T6 mittig die Haarnadel.
Da der Kinderwagen rechts nicht durchpasst, versuchen sie es - bei mittiger Haarnadel(!) - links. Logisch misslingt auch dieser Versuch. Statt nun eine Plattformtür aufzusuchen, wird das Gefährt ÜBER die Haarnadel verladen!!
Dem Sarkastiker fiel nur ein: "Sagt mal, habt Ihr Euch beim fi... auch so dämlich angestellt? Habt Ihr da auch auf'm Kopf gestanden dabei?"
Es gab Mitreisende, die das unverschämt fanden, aber auch die, die meinten: "Aber recht hat er!"

g)
Kleingärtner beschwert sich in der Zeitung, dass immer, wenn er aus dem Garten kommt und an der Mockauer Post Grün bekommt, gerade die Bahn wegfährt.
Ich schrieb dann mal der Zeitung, man könne ja mal Herrn Rentner Oppermann raten, mal mit Papier und Stift an der Hst. aufzukreuzen und die Zeit zwischen verpasster und bekommener Bahn zum Abschreiben des Fahrplanes nutzen! Diesen Zettel platziere man in seiner Gartenlaube an gut sichtbarer Stelle. Und man messe mal, wielange man etwa vom Abschließen des Gartentores bis vollzogener Querung der Ampel bei Grün benötigt. Diese Zeit, ergänzt um etwas Reserve, gehe man vor der zu erwartenden Bahn aus dem Garten... Und was würde Herr Oppermann feststellen?: Er kann in Ruhe bei Grün die Straße queren und die Bahn wird erst danach kommen!
Solchen Müll wie den Oppermann-Brief druckt aber eine Tageszeitung, die sich für seriös hält!! Statt der Redakteur dem Manne privi antwortet: Wenn Sie immer zur Un-Zeit aus dem Garten gehen - und damit zur Un-Zeit an der Hst. sind - ist das doch wohl Ihre Bleed..., äh Intelligenz.

Das ist Leipzig!!!
Weder hat Bürger, der Mist baut, Unrechtsbewusstsein,
noch Einsicht in seine Schuld: es lenkt ab, sie auf andere zu schieben.

Ich war vor vielen Jahren der einzige Besucher eines Fußballspiels, das nicht stattfand. Weil es verlegt worden war. Ich stand völlig allein vor dem Stadiontor, weil wohl nur ich es nicht in der Zeitung gelesen hatte.
Na und? Da schiebe ich doch nicht die Schuld auf andere oder tobe gegen irgendwelche dummen Sauen, sondern fasse mir mal hübsch an's Näs-chen: Dumm gelaufen Peterchen, nicht aufgepasst, Quittung bekommen...
Gut, ich habe es lange niemandem erzählt - erst als ich über meine Blödheit herzhaft lachen konnte (es war noch zur DDR).
Aber es lag an mir, einzig an mir! Das ist Einsicht. Was, das den Egoisten heute fehlt.

Aber a) - g) sind Bsp. für's Memoiren-Buch. Vielleicht nenne ich es auch mit Untertitel "Dick und Doof" (um 2 Leute auseinanderzuhalten). Wohlgemerkt: Ich bin keineswegs schlank, also eher der erstere...
Und ich habe den "slogan" entwickelt: Wer es vernünftig anstellt, kann gern mit mir mitreisen; wer nicht, kann mich ebensogern verpassen.
Es heißt: Die Feuerwehr hilft, anbrennen musst du. Demgemäß auch: Die Straßenbahn fährt, da sein musst du.
Über den IQ des jeweils Zweiteren kann jeder selbst urteilen. Wie man sieht, ist es völlig belanglos, ob der Intelligenzler mit oder ohne Schwanz ausgestattet wurde, ob er 25 oder 65 ist: es zieht sich quer durch die Gesamtbevölkerung.
Wie hoch er auch ist, er ist Leipzig-typisch für die 00er-Jahre. Tendenz zunehmend. Hätten wir uns früher so "angestellt" - wir hätten nie "Weihnachten zu Hause gefeiert"...
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M73
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von M73 »

Das ist Leipzig!!!
Weder hat Bürger, der Mist baut, Unrechtsbewusstsein,
noch Einsicht in seine Schuld: es lenkt ab, sie auf andere zu schieben.
Das ist die aktuelle Zeit – dieses Problem findet man auch z.B. in Monaco di Bavaria (München).

Die Leute werden immer dämlicher. (angesichts der Zunahme des dämlich seins, sollte man echt überlegen, 3 oder 4 h's in das Wort zu implementieren)

Mal Beisp. Aus München

Gelenkbus steht an Haltestelle – von hinten Mutter mit Kinderwagen – drückt sich noch bei der hinteren Türe mit hinein - Fahrer weist für München ausgesprochen höflich darauf hin, daß die Vorschrift gebietet, daß der Kinderwagen an der mittleren Türe stehen muß und wartet – nach einiger Zeit schreit Mutter durch den Bus:" Wann fahrt der Penner endlich, ich erwische ja meine U-Bahn nicht mehr ".

Durch Verkehrsbehinderungen haben sich einige Tram-Wagen angestaut und fahren praktisch im Konvoi von Haltestelle zu Haltestelle. Durch die längere Bedienungspause haben sich doch etliche Fahrgäste an den Haltestellen angesammelt. Obwohl der erste Zug komplett überbesetzt ist, drückt das groh an Fahrgästen in den ersten Zug und daß, obwohl der nächste Zug lediglich an der Roten Ampel der Kreuzung warten muß, bis er an die Haltestellen ran kommen kann – der Fahrer: "Bitte in den nächsten Zug einsteigen, hier kommt doch keiner mehr mit." – Fahrgäste drücken unbeirrt in den ersten Zug. Ampel schaltet um und zweiter Zug rollt an Haltestelle (eine normale Haltestelle, also nur für einen Zug zugelassen) – Fahrgäste rücken plötzlich vom ersten Zug ab, jedoch bleiben einige im Sicherheitsbereich stehen – Türen können sich nicht schließen. Zweiter Zug kann noch nicht die Türen öffnen, da Haltestelle noch vom ersten Zug blockiert ist – in Zwischenzeit bittet der Fahrer vom ersten Zug die Fahrgäste, die Türen zu räumen – die "überschüssigen" Fahrgäste machen die Türräume frei. Die Fahrgäste, die zum zweiten Wagen drückten, sind Sauer, daß der nicht die Türen öffnet und drücken wieder zum ersten Wagen und blockieren abermals die gerade freigemachten Türen. Bis endlich der erste Zug seine Türen zu bekam und der zweite Zug nachrückte, dauerte es ganze 7 Minuten. Man könnte meinen, daß die noch wartenden Fahrgäste aus dem eben erlebten gelernt haben –weit gefehlt –das ganze wiederholte sich mit Zug zwei, drei, vier und fünef. Und zu allem Überfluß passiert das auch noch an Haltestelle 2, 3, 4, 5… zum narrisch werden.
So löste sich der Verkehrsknoten erst stunden später, als eigentlich nötig

Zwei Trambahnen mit selben Ziel stehen am Stachus. Vorne ein P-Zug, hinter ihm ein R3. Zur HVZ, alle 3-4 Min ein Kurs. Opa mit Rollator kommt von hinten, geht an Niederflurkiste vorbei und quält sich über die Stufen in den P-Wagen und verursacht damit bereits an der Starthaltestelle eine Verspätung von 4 Minuten, da die nächste Ampelphase abgewartet werden muß. Gleicher Opa schimpft dann etwas später lautstark, daß die Trambahnen immer so unpünktlich sind.

An einer Haltestelle mit zugegebenen üblen Umsteigebeziehungen fährt ein Bus Fahrplanmäßig ab, obwohl die andere Linie gerade noch an der Ampel vor der Haltestelle steht (auch ganz Fahrplanmäßig) - ein Fahrgast zum Fahrer: " Sag mal, Du Arschgeige, müßt ihr immer so korrekt fahren, auch wenn man dann den Bus nicht mehr erwischt. Mein Kommentar in den Bart genuschelt, aber doch laut hörbar: "Des is ja a Unverschämtheit , daß der nach dem Fahrplan fahrt."

So was findet man (glaube ich) in jeder Stadt und man muß sich schon wundern, daß die meisten Fahrer doch relativ ruhig bleiben – ich kann nach einer Fahrt aussteigen und bekommen nur die Spitze des Eisbergs mit, aber ein Fahrer ist u.U. seine ganze Schicht diesem Stumpfsinn ausgesetzt.
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch .
(Karl Valentin, Münchner Volksschauspieler und Humorist)

Manitou
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BAftH?

Beitrag von Manitou »

Klingt, als ob jemand den "Bastard Administrator from the Hell" zum Straßenbahnfahrer umgeschult hat.

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Sithis
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Re: BAftH?

Beitrag von Sithis »

Manitou hat geschrieben:Klingt, als ob jemand den "Bastard Administrator from the Hell" zum Straßenbahnfahrer umgeschult hat.
Eine gewisse Ähnlichkeit von der Verhaltensweise ist nicht von der Hand zu weisen, wie mir schon an ersten Berichten über Erlebnisse mit den Fahrgästen auffiel.
Bastard Tramdriver from Hell - warum auch nicht?
Ich bin ein großer Fan der BAfH und BOfH-Geschichten, weil dieser Umgang mit DAUs durchaus angebracht ist. Hier eben DAF - dümmste anzunehmende Fahrgäste.

Wie bereits festgestellt, dämlich verhalten die Leute sich in allen Regionen. Durch irgendwelche "Sicherheitsmaßnahmen" wird es ja auch geradezu gefördert. Richtige Sicherungen mögen ja sinnvoll sein, aber wenn gefühlt tausend Pieptöne und Ansagen auf die Abfahrt hinweisen, hat das oft eher den gegenteiligen Effekt zur Folge. Das Türschließsignal scheint man nicht als Hinweis zu verstehen, daß man jetzt der Türe fernzubleiben hat, sondern eher als Aufforderung, gerade deshalb noch schnell reinzuspringen.
Manche lernen es nur auf die harte Tour. Ich stelle allerdings in anderen Ländern immer wieder fest, daß man sich dort nicht so dumm verhält wie in Deutschland. Wenn in Budapest die Ansage zum Türenschließen der U-Bahn ertönt, bleiben die Leute den Türen auch fern, weil diese unmittelbar danach zuknallen, da man seinen Nischel besser nicht in eine dieser Türen steckt.

Hier auch ein schönes Beispiel von dämlichen Fahrgästen:

Eventuell wird die Ansage "Zurückbleiben bitte" ja auch nur mißverstanden als "Zurückgebliebene bitte einsteigen"...

Peter - über solche Dödel berichten auch andere Zeitungen:
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/u ... 96382.html

Wie nicht anders zu erwarten beheult man nur das Schicksal der armen Fahrgäste, ohne deren eigene Ignoranz zu berücksichtigen. Die BVG hat mehr als genug informiert, es gab passende Zielansagen und -anzeigen, auch vom Fahrer, was soll man sonst noch machen? Ich war dabei und habe es selber erlebt, die Ausschilderung war eigentlich klar genug. Mit dem Kauf eines Fahrscheines erwirbt man die Berechtigung, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen, nicht das Privileg, daß einem sinnbildlich gesprochen der Arsch abgewischt wird. Wer sowas will, muß sich einen Chauffeur mieten, ganz einfach. Nur kostet der auch ein Stück mehr...
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von Möckern-Peter »

Zum Beitrag von M73 betr. des Rollators:
Omma quälte sich im NGT8 die einzige Stufen-Tür(1) hinauf und Haltestellen später wieder hinunter, nachdem sie die Fahrt aber im Nf-Teil verbracht hat. Da ich mitausstieg, sagte ich ihr, dass wir Nf-Wg. vorrangig wegen Leuten wie ihr beschafft hätten.
Entgegnet sie doch allen Ernstes: "Wenn ich nicht vorn aussteige, schaffe ich es nicht mehr vor der Bahn über die Straße!"
Ja, klar: Wenn man in paar Monaten waagerecht zum Friedhof muss, hat man es natürlich im Rentner-Restleben eilig...
(Ihr wisst ja: Kein Sarkasmus liegt mir völlig fern...)

Weiter zu Dialogen und dessen Qualität:
Ich teilte mal einem nach hin-und-her-und-hin-und-her mit - Ereignis war das Quetschen in die schließende Tür - , dass er froh sein könne, dass ich auf Arbeit sei und nicht privat.
Ich beantwortete seine Frage, was das heiße, mit: "Auf Arbeit verlangt mein Arbeitgeber, dass ich zu Ihnen sachlich, freundlich und vernünftig sein soll."
Fragt der ernstlich, was wäre, wenn ich jetzt privat wäre...
> "Dann hätteste schon längst paar in d'e Fresse gekriegt!"
Tja, wer die Antwort begehrt, soll sie haben...

Das Stau-Phänomen, dass Folgezüge ja sooo uninteressant sind, weil sie evtl. 1 oder 2 min später ankommen, war aber auch schon im Sozialismus hier so. Alles "musste" in die 29 nach Schkeuditz hinein und die dahinterstehende 28E fuhr leer bis Möckern hinterher, weil die längere Linie aber auch wahrlich alle Kandidaten "abgeschöpft" hatte.

Etwas nettes möchte ich der werten Gemeinde hier aber nicht vorenthalten.
Jeder Kinofilm in der DDR begann mit dem "Augenzeuge", ein neuer Name für die einstige "Wochenschau". Inhalt war die Politik und Wirtschaft der SED/DDR und ihre Erfolge...
Zuvor gab es noch "ttt" (tausend tele-tipps), eine DDR-Werbesendung, die man einstellte, weil es für nichts mehr zu werben gab...
Staatswichtige Betriebe konnten dann bisweilen ein Filmchen in eigener Sache beisteuern.
Das tat die LVB. Wie folgt:
Karl-Marx-(Augustus)platz im Winter. Eine rammelvolle 6 zur G4-Zeit. Einer rückt wohl nicht schnell genug die Trittstufen hinauf, worauf ihn Hintermann am Hinterteil schiebt, flankiert von dem sächsischen Satz:
"Nu rigge(rücke) doch ma, mei guudsder; andre woll'n doch ooch noch 'nein!"
Dann filmt die Kamera den, der schob, wie er während der Fahrt Wallungen, Platzangst u.ä. bekommt.
Ausgestiegen, sieht jener eine Fahrschule, mit den bekannten 2 Dachblenden am 22c:
"Steige ein - werde Fahrer!" und
"Ihr Platz als Fahrer ist noch frei! Sind Sie beim nächsten Kurs dabei?"
Der Film endet, indem der Bürger stolz und lächelnd im Fahrschulwagen am Fahrschalter sitzt und vom Fahrlehrer ausgebildet wird...
--- Es wäre schön, wenn das Filmchen der DEutschen Film-Anstalt mal irgendwo aufzutreiben wäre... ---

Es gab in Leipzig auch die "2.ARV" bzw. "FZA" (Fahrer im 2.Arbeitsrechtsverhältnis) - für Jüngere und Westdeutsche: heute nennt man das Nebenjob. Diese Leute hatten einen "Stamm-Arbeitsplatz" anderswo, wurden für die 6-wöchige Ausbildung per Gesetzeskraft vom "Erstjob" freigestellt, und durften dann - nach Erledigung der Lehrfahrerdienste - in ihrer Freizeit Straßenbahn fahren. Üblich war das Bestellen von Diensten wie "Ich kann nächsten Dienstag von 17 - 21 Uhr" oder das Anbieten wie "Sie werden gebeten, wenn möglich, am Donnerstag von 16 bis 23 Uhr zu fahren. Bitte Bescheid!".
Einige sah man selten(er); andere haben sich nicht unerheblich steuerfreies Geld erarbeitet, und manche Bahn wäre nicht aus dem Hof gekommen, hätte es diese Leute nicht gegeben! Einer z.B. war auf einem Plasser&Theurer-Gleisverlegezug der Eisenbahn und hatte für wochenlange Montage dann 2 Wochen Ausgleichsfrei. Und da sah man ihn 10 Tage "im Gange" Straßenbahn fahren, auch 1,5 Dienste! Es gab nicht die Begrenzung, dass man nach 6 Tagen einen Ruhetag haben muss und die maximal mögliche Dienstlänge betrug damals statt 10 noch 14 Std. Und da war der Friedhelm eben mal von 4.46 bis 18.11 am Pedal auf seiner 6.
In der Wende, als die DDR-Industrie den Bach 'runterging, sprangen etliche 2.ARV ab; einige nutzten auch die "wüste" Wendezeit zwischen noch altem Zugeinsatz mit Fahrermangel und vermindertem Einsatz mit Einstellungsstopp zur Festeinstellung bei der LVB, besonders wenn die Betriebsschließung des eigentlichen Arbeitgebers absehbar war. Später hat die LVB dann die 2.ARV abgeschafft: es gab keinen Bedarf mehr.
Auch Studentenarbeit gab es als Schaffner oder Fahrer. Unseren langjährigen Betriebsarzt (im Ruhestand) sah man vor dem Abschluss als Arzt viele Jahre am Schaltrad einer 1, 16 oder 21.
Wenn alle Betriebe nur T6/KT4(t)/KT8 verwenden würden, wäre die Welt eintöniger. Schöner wäre sie trotzdem!

Zazní-li výstraha, opust'te dverní prostor!

Kava je balzam za srce in duso. (slowen.: Kaffee ist Balsam für Herz und Seele) Giuseppe Verdi
Gustav Mahler ergänzte: Hier ist es wunderherrlich und repariert ganz sicher Leib und Seele.

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M73
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von M73 »

"Wenn ich nicht vorn aussteige, schaffe ich es nicht mehr vor der Bahn über die Straße!"
>Sarkasmus ein<
Das hast Du nur falsch verstanden – Omi wollte unter die Räder – also ein vereitelter Suizidversuch. :wink:
>Sarkasmus aus<

Um sonst gibt es ja nicht den Rentnergruß: "Ich habe überhaupt keine Zeit"
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch .
(Karl Valentin, Münchner Volksschauspieler und Humorist)

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Möckern-Peter
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von Möckern-Peter »

Stehen 2 hochbetagte Rentnerinnen auf dem Friedhof. Nachdem sie ihre Männer begossen haben und gehen könnten, meint eine: Lohnt sich das noch oder wollen wir gleich hierblieben?
Gehört zwar in die "Schmunzelrubrik", aber passt als Anhang. Achtung, das ist kein Aufruf zu weiteren Witzchen!

In L kursiert als Anti-Reaktion (man weiß philosophisch: Jede Aktion fordert eine Re-Aktion heraus!) der Terminus "(Pest-)Flöhe" - daher leitet sich z.B. auch die Frage an den Disponenten ab: Wo steht'n mein Flohkasten?
Ich sehe es eher a) biologisch: die Rasse heißt "Der Gemeine Fahrgast" (gibt ja in der Biologie so viele Gemeine...),
oder b) mathematisch: es gibt (die Menge der) Menschen und es gibt (die Menge der) Fahrgäste. Und - überlappend quasi - gibt es die SCHNITTmenge d e r Fahrgäste, die auch Menschen sind.
(Der Mensch, der sich vom Tier nicht nur durch Sprechen und aufrechten Gang unterscheidet, sondern auch DAS DENKENDE WESEN ist!!) Tendenz der Schnittmenge: sinkend
Ehe wir uns falsch verstehen und jmd. ggf. jammert, er sei doch auch "nur" Fahrgast:
a) ich bin es auch; dennnoch meine ich, mich in einigen Dingen "anders" zu bewegen. (Stichwort: man "pilgert" in den NGT und schaut erstmal nach links und rechts, wo es am gemütllichsten sein könnte, Der FolgeMENSCH kann nicht hinein. Stichwort: das Herumgelunger stehender Fahrgäste an den Glastrennscheiben neben den Türen, was den Türraum der breitesten Türen einengt - oha, ich habe schon manchen ausgestiegen, der dort noch nicht wollte!!)
Habe auch schon zu einem gesagt: Deutschland ist vielleicht ein Einwanderungsland; deswegen müssen Sie aber nicht in den Wagen wandern sondern können zügig einsteigen! (Bemerkenswerterweise sind Körperbehinderte oft die Schnelleren!)
und b) Gäbe es nicht diese Erlebniswelt, gäbe es nicht diese Klassifikation und Wertung.
Selbstverständlich habe ich nicht das allergeringste gegen die Fahrgäste, die an der Hst. das Fahrzeug erwarten*, sich auf die Türen etwa gleichmäßig verteilen**, zügig einsteigen, den Türraum räumen, mitgebrachte Fahrscheine entwerten, sich zügig irgendwo hinsetzen/-stellen***, sich dort benehmen, ohne allein Platz für 4 Mann einzunehmen, per Handfunk-Tonsignalen zu lärmen usw.usw., sich vor der Wunschhst. rechtzeitig zur Tür begeben und das Fzg. zügig wieder verlassen.
Dafür habe ich "Die 20 Goldenen Regeln des Fahrgastes" erarbeitet (liegen auf anderem Rechner), bin der Ansicht, nicht nur Beschäftigte sondern erst recht die Kundschaft vertrüge mal eine Schulung "Wie benutze ich eine Bahn", weil: viele (sog.) "Beschwerden" sind nur das Ergebnis von "Der selbstorganisierte Misserfolg"... (Bsp.: Wenn man eben mit Kinderwagen mitbekommt, dass HEUTE AUSNAHMSWEISE MAL der Nf-Bw. hinten dranhängt und sich dann erst auf ca. 32 m Wanderschaft nach hinten macht, sind "die Karten" eben schlechter, als wenn man bereits im hinteren Hst.-bereich zugegen ist. > Mit mir kann man mitfahren; mich kann man aber ebenso auch verpassen - und Fahrzeiteinhaltung als Verantwortung gegenüber pünktlich dagewesenen Leuten ist ein hohes Gut.)
Ich musste mal auf einen i.d.R. leeren Bus warten und tat es lustig kund: "Leute, wir stehen jetzt hier mal bissel 'rum, wegen einem Bus, der so an die 1000 Mann mitbringt." Als dann EINER umstieg, haben DIE den fast gelyncht: "Ey du Vollpfosten, wegen dir assi steh'n wir hier 3 min rum und es geht nicht weiter..." Schmunzel schmunzel, legte sich des Fahrers Wut über den Zwischenhalt...
*Die DDR-StVO schrieb: "Die Straßenbahn ist auf dem Fußweg zu erwarten. Die Fahrbahn darf..." Damit wollte man verhindern, dass Fußgänger ewig zeitig auf der Fahrbahn sind. Aber es sagt AUCH aus: Wer ist zuerst da?: Der Mensch, und wer kommt danach?: die Bahn!
**Es ist aber bequemer, wenn 20 durch eine Tür steigen, da keiner den Aktionismus besitzt, einen Türöffner betätigen zu wollen! Drum geht man hier auch zielgerichtet zu Türen, wo ausgestiegen wird: die sind schon offen, hurra! Auch birgt der Gruppeneinstieg (Sithis: überlesen!) von 20 Studi's nicht die Gefahr, dass sich die hochintelligenten Wesen im Wagen dann womögllich nicht wiederfinden oder nicht wiedererkennen könnten...
***i.d.R. nutzt man eine Bahn ca. 20 - 25 min lang und damit nicht so lange wie ein Flugzeug nach New York :-)
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M73
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von M73 »

Dafür habe ich "Die 20 Goldenen Regeln des Fahrgastes" erarbeitet (liegen auf anderem Rechner), bin der Ansicht, nicht nur Beschäftigte sondern erst recht die Kundschaft vertrüge mal eine Schulung "Wie benutze ich eine Bahn", weil: viele (sog.)
Ja, z.B. ein- und aussteigen will gelernt sein – kaum einer kann das noch:

Mit fällt dabei in den letzten Jahren die Unsitte auf, daß sich alle einsteigewilligen Fahrgäste rings um die Türen scharen und den Aussteigewilligen den Weg versperren.
In meiner Jugend hat man sich als Zusteigender links und rechst neben der Türe angestellt – so konnten die Aussteiger den Wagen zügig verlassen und danach alle von Draußen genau so zügig hineinströmen.

Genau so ist es heute Usus geworden, erst 10 Sec. nach der Ankunft an einer Haltestelle vom hintersten Eck der Tram aufzuspringen und zur (möglichst am weitesten entfernten) Türe zu stürmen, wo bereits andere wieder hinein drücken.
In meiner Jugend ist man spätestens so beim Anbremsen der Haltestelle aufgestanden und hat sich an der Tür zum Ausstieg bereit gehalten.

Nach irgendeiner Erhebung soll der Fahrgastwechsel bei Niederflurfahrzeugen schneller vonstatten gehen. Wenn ich mich jedoch an Fahrgastwechsel in meiner Jugend erinnere, habe ich so meine Zweifel……..

Mal ganz ehrlich, jeder wird schon mal einem Bus, einer Tram, ect. nachgerannt sein. Wenn man die Kiste noch erreicht, sicher schön – doch kann man doch nicht dem Fahrer böse sein, wenn er Fahrplanmäßig abfährt.

Nettes Beispiel z.B. Pasinger Marienplatz – Wenn ein Zug zu Abfahrt bereitsteht, wird über den üblich Ampelmechanismus die Fahrbereitschaft des Zuges durch das aufleuchtende F sehr früh (langer Ampelumlauf an einer sehr stark befahrenen Einfallsstraße nach München) signalisiert. Der Fahrer Verriegelt die Türen. Kurz darauf bekommt der Fahrer die Fahrt zum einige Meter dahinter stehenden, eigentlichen Signal freigegeben. Erst wenn der Wagen dann am eigentlichen Signal steht, wird in der nächsten Ampelschleife die Zeit für die Wendefahrt in der Ampelsteuerung freigegeben. Ab jetzt kann der Fahrer nicht mehr die Türen öffnen, da er sonst die Abfahrt verpassen und nochmals fast 8 Minuten an der Ampel stehen würde. Trotz Schild an der Haltestelle, daß dieses Vorgehen erklärt, vergeht fast keine Woche, wo erzürnte Fahrgäste sich darüber beschweren…

Es ist aber generell so eine Richtung in der Gesellschaft, daß man sich über Alles und Jeden aufregt, auch wenn man sich selbst genau so verhält – da ist es ja ganz was anderes….

Kurz um – sicher mag der Ton von dem einen oder anderen Fahrer etwas grob sein – doch wenn ich sehe, mit was für einer Klientel es die Fahrer Tag für Tag /Schicht für Schicht zu tun haben, kann ich es gut verstehen, wenn einem halt mal die Hutschnur reißt.
Zuletzt geändert von M73 am 07.02.2012 17:27, insgesamt 1-mal geändert.
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch .
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Re: Unfreundliche Fahrer - oder saublöde Fahrgäste?

Beitrag von bim »

Möckern-Peter hat geschrieben:*Die DDR-StVO schrieb: "Die Straßenbahn ist auf dem Fußweg zu erwarten. Die Fahrbahn darf..." Damit wollte man verhindern, dass Fußgänger ewig zeitig auf der Fahrbahn sind. Aber es sagt AUCH aus: Wer ist zuerst da?: Der Mensch, und wer kommt danach?: die Bahn!
Das regelt auch die aktuelle gesamtdeutsche StVO eindeutig:
§20 Öffentliche Verkehrsmittel und Schulbusse
(6) Personen, die öffentliche Verkehrsmittel benutzen wollen, müssen sie auf den Gehwegen, den Seitenstreifen oder einer Haltestelleninsel, sonst am Rand der Fahrbahn erwarten.
Wer annimmt, dass öffentliche Verkehrsmittel auf mitfahrwillige Personen warten, verstößt demnach bereits gegen die Straßenverkehrsordnung!
So long

Mario

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