Häßliche Straßenbahnen Teil 2

Sonstiges zum Thema Straßenbahnen: Hier wird über das diskutiert, was thematisch nicht in die anderen Foren passt
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koneggS
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Beitrag von koneggS »

na ja, die DDR hatte wenigstens verucht, diesen Schein zu wahren. So wurden die Eigenbauten halt als Rekowagen bezeichnet. Die rumänischen Teile vielleicht auch!? (2x Tatra=1x Eigenbau?)

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Sithis
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Re: Rumänischer V3A

Beitrag von Sithis »

Michael hat geschrieben:So rein vom Ausehen her sind die V3A ja eine billige Kopie vom DÜWAG M/N8 , darum gehe ich mal davon aus, daß die Maße sich auch irgendwie ähneln werden. Die Kisten haben die bei sich im eigenem Land hergestellt. Ich denke mal bei TIMIS . Elektrisch sind die V3A, so wie es aussieht (Dachwiderstände), normale Fahrschalter Wagen , haben also mit der PCC-Technik nichts am Hut.
Stimmt, die Form erinnert sehr stark an die M/N-Wagen. Die Dinger sind wohl sehr schnell von der Schiene verschwunden, da es keine Ersatzteile gab. Bei den Schienenzuständen sicher kein Wunder.
Michael hat geschrieben: Wenn ich mal so darüber nachdenke , war die DDR der einzige Ostblockstaat, der sich nicht einen feuchten Kehricht um die RGW-Bestimmungen gemacht hat und selber Straßenbahnwagen gebaut hat?
Michael
Tja, Ganz in Ungarn, Konstal in Polen, Timis in Rumänien...gab es da noch wen? Ich glaube, die Sowjets haben auch selber was gebaut, immerhin waren es ja die "Chefs".
Warum man z.B. in Gotha - obwohl Bedarf bestand - nicht weitergebaut hat, lag vielleicht an dem dringenden Bedarf von Kühlschränken, die danach gebaut wurden :P . Ich denke einfach mal, daß man generell sehr schnell gekuscht hat, wenn Breshnew was sagte.
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

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Tram1212
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CCCP

Beitrag von Tram1212 »

Der große Bruder hat/hatte folgende Fabirken:

UKVZ - Waggonfabrik Ust-Kataw
КТМ-1, КТМ-2, КТМ-3, КТМ-5, КТМ-5М, КТМ-5М3, 71-605А, 71-606, 71-608, 71-608КМ, 71-611, 71-615, 71-616, 71-617, 71-619, 71-621, 71-630

RVR - Rigaer Waggonfabrik
... МТВ-82, РВЗ-50, RVZ З-51, RVZ З-55, RVZ 3-57, RVZ З-6, RVZ З-6М, RVZ З-6М2, RVZ З-7 (71-217), RVZ З-7 (71-267), ТR-1 (71-277), ТR-2 (71-281)

LTO - Lugansker Lokomotivfabrik
... LT-5, LT-10, LT-10A, АКСМ-1М, 601.02, 743.00

LVRZ - Leningrader Straßenbahnreparaturfabrik
... LM-57, LM-68, LM-68M, LWS-80, LWS-86K/T, LWS-89, LWS-1-93, LWS-97, LM-99/AW/AWN-(Niederflur), LM-2000 etc.

YuMZ - Jushny Maschinenbaufarbik in Dnepropetrowsk
T3-M, K1, K1-M

Hoffe es sind alle wichtigen Typen dabei und ich habe nichts verwechselt.
Alle sagten: Das geht nicht...
Dann kam einer, der wusste das nicht und hat's gemacht...

...and I walk the line...

Manitou
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RGW-Beschlüsse

Beitrag von Manitou »

Im RGW waren die Beschlüsse zur Zentralisierung der Produktion häufig nur mit Empfehlungs-Charakter gefasst worden. So z.B. für den Bau von Großdieselloks und Straßenbahnwagen.
Aber der Minister für Schwermaschinenbau der DDR, Herr, Wildenhahn, nutzte diese Empfehlungsbeschlüsse, um Werke des Schienenfahrzeugbaus für dir Exportproduktion zu requrieren. In Gotha wurden Kühlcontainer, Maschinen-Kühlzüge und Kühltechnik für Schiffe bzw. Kühlhäuser gebaut. Der Lokmotivbau "Karl Marx" in Potsdam-Babelsberg wurde in einen Betrieb zur Produktion von Schiffsdieselmotoren und anderen Schiffsagregaten umprofiliert, was das Ende der V180 bedeutete (Hennigsdorf baute nur die V60 und V100 weiter). Der Verkehrsminister Erwin Kramer war leider nicht konsequent genug, um Walter Ulbricht zu überzeugen, daß eine Wegbrechen von Teilen des Schienenfahrzeugbaus die Leistungsfähigkeit der DR und der kommunalen Verkehrsbetriebe beeinträchtigt.
Sinnvoll wäre es gewesen, statt der Rekowagen ggf. die Gotha-Zweiachser in Koproduktion im Raw Schöneweide mitzuproduzieren (ggf. unter Wiederverwendung von 60 kW-Motoren und anderer moderner E-Ausrüstung, mit der alte Wagen teilmodernisiert wurden), um spätestens ab 1965 in Gotha ausschließlich Großraumwagen zu bauen. Dabei hätte ggf. ein zusätzlicher Import von Tatra-Wagen erfolgen können.
Es hätte sich eventuell auch als sinnvoll erwiesen, die Entwicklung von Gotha, Ganz und Praha teilweise gemeinsam zu erledigen.

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fahrmidda13
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Beitrag von fahrmidda13 »

Zu den V3A:
Diese Züge sind Nachbauten eines Achtachsers, den die Bukarester Straßenbahn bei LHB gekauft hatte. Der später von LHB gebaute Typ "Braunschweig", der nur an die namengebende Stadt und nach Trondheim (Norwegen) geliefert wurde, lehnt sich, obwohl sechsachsig ausgeführt, optisch noch an diesen Typ an:
http://www.trampicturebook.de/tram/germ ... t6_lhb.htm

Die Bukarester Straßenbahn hat dann in eigener Werkstatt von 1973 bis 1988 insgesamt 513 "Kopien" dieses LHB-Wagens angefertigt, die eben auf den Namen V3A hören.
362 Wagen verblieben dabei für den eigenen Bedarf in Bukarest, die restlichen 151 Wagen wurden an rumänische Provinzbetriebe geliefert.
Während die Bukarester V3A in den 90er Jahren noch recht umfangreich modernisiert wurden, wurden sie in anderen Betrieben weitgehend durch Gebrauchtwagen aus Deutschland abgelöst.
Bild

Zwei Fuzzies stehen auf einer Signalbrücke.
"Weißt du", sagt der eine, "wenn ich hier oben stehe und den Zug knipse, fällt irgendwie alles von mir ab."
"Schön" sagt der andere. "Hauptsache, es fällt mir nicht in die Fotolinie."

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Sithis
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Beitrag von Sithis »

Die Wagen wurden wegen der inakzeptablen Ersatzteilversorgung abgestellt.

http://www.railfaneurope.net/pix/bg/tra ... 0/pix.html
http://www.railfaneurope.net/pix/bg/tra ... 0/pix.html

Die sehen denen recht ähnlich, finde ich, sind aber aus Bulgarien.
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Tennema
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Beitrag von Tennema »

find die "LEOLiners" auch hässlich. Die Vorderfront sieht garnicht nach Straßenbahn aus, die hitere Front (besonders beim Hälberstädter zu sehen) ist viel zu breit und zu übertrieben dargestellt.

Mein neuer Staubsauger macht genauso die gleichen Geräusche, wie das Fahrgeräusch eines Leoliners :P :P :P

__________________
2007 -> 110 Jahre Straßenbahn in Brandenburg (Havel)

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Möckern-Peter
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Re: Häßliche Straßenbahnen Teil 2

Beitrag von Möckern-Peter »

Es sollte eine Straßenbahn werden und heraus kam ein leGoliner...

Der Mannheimer erinnert mich immer so an die frühen DDR-Fernseher aus Stassfurt um 1960 herum :mrgreen:
Wenn alle Betriebe nur T6/KT4(t)/KT8 verwenden würden, wäre die Welt eintöniger. Schöner wäre sie trotzdem!

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Gustav Mahler ergänzte: Hier ist es wunderherrlich und repariert ganz sicher Leib und Seele.

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Möckern-Peter
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Re: Häßliche Straßenbahnen Teil 2

Beitrag von Möckern-Peter »

Man darf nie vergessen, dass mit Straßenbahnen in der DDR keine Devisen erwirtschaftet werden konnten, da der "West-Vorsprung" (Stichwort Großraumer, Stichwort 6-achser) nicht eingeholt werden konnte.
Gut für uns war das insofern, als dass sonst wohl kaum Fertigprodukte im Inland geblieben wären... :mrgreen: :kotz:

Nun war 1967 auch die Zeit vorbei, als die UdSSR Repara- äh Exportgüter aus der DDR wollte. Damit fiel zwar ein Faktum weg, das uns Wagen des Bedarfes "wegstibitzte", aber auch eine grundlegende Säule der Erfordernis einer DDR-Straßenbahnproduktion!

Zudem kam 1964 die Dresdener Lobhudelei-Gesänge auf die Probe-T3 und es wurde verallgemeinert: Gut für die Republik. (Für Ungeeignete wurde ja der T2D "erfunden"...)

Damit trennte sich die DDR-Wirtschaft "nur" von einem nichtlukrativen Industriezweig, denn bekanntlich ließen sich Reisezugwagen (Ammendorf, Görlitz) und Kühlwagen "in die weite Welt" verkaufen, bis Indien und China.
Gotha war dabei nur noch Zulieferer, was mit der Werksgröße und -produktivität korrespondierte. Für die Straßenbahnversorgung der Republik war das Werk zu klein bzw. zu manufakturisch - es hätte eines größeren oder neueren Werkes bedurft. Und investieren war so eine Sache... :twisted:

Allerdings verdanken wir den UdSSR-Exporten eine wesentlich längere Lebensdauer so manchen Altbaufahrzeuges.
Und wir verdanken der immensen Gothaer Handarbeit die Qualität und Sorgfalt der dort geleisteten Arbeit. Von dort kam eben kein windschiefer Pfusch.
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