[PM] Naumburger Straßenbahn vor Einstellung

Straßenbahnbetriebe in Deutschland
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Hexemer
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[PM] Naumburger Straßenbahn vor Einstellung

Beitrag von Hexemer »

Naumburger Straßenbahn GmbH
Pressemitteilung vom Dienstag, 15. Dezember 2009


Steht die Naumburger Straßenbahn in zwei Wochen still?
Die kleinste Straßenbahn Deutschlands in der Domstadt Naumburg (Saale) kämpft um ihr Überleben. Nach zweieinhalb Jahren Probebetrieb endet dieser Ende 2009 und wird nicht verlängert. Die zuständigen Behörden auf verschiedenen Ebenen begrüßen zwar den Willen zum Weiterbetrieb, sichere rechtliche und finanzielle Voraussetzungen sind aber trotz steigernder Fahrgastzahlen und tiefen Mitarbeiterlöhnen noch nicht geschaffen. Deshalb ist die Zukunft der Bahn ab Januar 2010 offen.

Die Naumburger Straßenbahn steht seit zweieinhalb Jahren wieder täglich in Betrieb – als Probebetrieb befristet bis 31. Dezember 2009. Vorher war die 1892 eröffnete und 1991 ein-gestellte Bahn nur tageweise als Touristenbahn im Einsatz. Die Finanzierung der ungedeck-ten Kosten aus dem täglichen Betrieb während des Probebetriebs hat das Land Sachsen-Anhalt übernommen. Diese Mittel haben es der Naumburger Straßenbahn GmbH ermöglicht, den Probebetrieb bisher auf einer sicheren finanziellen Basis durchzuführen. Das schätzen sowohl die acht Mitarbeiter, die sich die sechseinhalb neu geschaffenen Stellen teilen, wie auch die über 200'000 Fahrgäste, welche die Bahn bisher im Linienverkehr befördert hat.

Die Naumburger Straßenbahn GmbH hat sich während des Probebetriebs bemüht, diesen stets nahtlos fortzusetzen. Diese Bemühungen waren zweimal erfolgreich, denn das Land hat seine Zusage zur finanziellen Unterstützung zweimal verlängert. In zwei Wochen jedoch, am 31. Dezember 2009 läuft der Probebetrieb aus. Für das Jahr 2010 rechnet die Naum-burger Straßenbahn GmbH mit ungedeckten Kosten von rund 140.000 Euro. Diese müssen gedeckt sein, damit der Betrieb und die sechseinhalb Arbeitsstellen gesichert sind.

Land würde weiter unterstützen
Das Land Sachsen-Anhalt ist grundsätzlich bereit, den täglichen Betrieb der Naumburger Straßenbahn weiter zu unterstützen. Das würde mit Mitteln aus dem Gesetz über den öffentlichen Verkehr erfolgen, d.h. auf derselben Grundlage, auf deren Basis auch die anderen vier Straßenbahn-Betriebe des Landes unterstützt werden. Dazu müssen vorher rechtliche Voraussetzungen auf verschiedenen Ebenen (Land, Burgenlandkreis, Stadt Naumburg) geschaffen werden, die zurzeit noch nicht bestehen.
Die Naumburger Straßenbahn GmbH führt ihren täglichen Betrieb seit zweieinhalb Jahren so kostengünstig wie möglich durch: ein Minimum an Mitarbeitern, tiefe Löhne, Verwendung von Altbau-Triebwagen, Depot- und Werkstatt-Infrastruktur aus DDR-Zeiten, große ehren-amtliche Unterstützung durch die Mitglieder des Vereins Nahverkehrsfreunde-Naumburg Jena e.V., usw. Trotzdem deckt der in Aussicht gestellte Kostenbeitrag des Landes nicht die gesamten ungedeckten Kosten. Diese müssten von einem zusätzlichen Aufgabenträger übernommen werden.

Vorwärtsstrategie zum Überleben
Die Fahrgastzahlen 2009 liegen rund sieben Prozent über denjenigen von 2008. Im Novem-ber 2009 liegen die Zahlen gar 20 Prozent über denselben Zahlen des Vorjahrs. Damit hat die Naumburger Straßenbahn bewiesen, dass sie im Naumburger Kulturtourismus ihre Rolle spielt und auch für die Einwohner ein attraktives Verkehrsmittel darstellt. Deshalb darf die Naumburger Straßenbahn am 1. Januar 2010 nicht einfach stillstehen.
Die Naumburger Straßenbahn GmbH hat deshalb als Vorwärtsstrategie alternative Finanzierungsmöglichkeiten erarbeitet und wird versuchen, diese 2010 mit verschiedenen Partnern, vor allem im touristischen Bereich, umzusetzen. Doch zeigen erste Gespräche, dass es dazu nicht nur positive Voraussetzungen gibt.

So bleibt die Finanzierung der ungedeckten Kosten nach dem Ende des Probebetriebs ungesichert. Ab dem 1. Januar 2010 fährt die Naumburger Straßenbahn GmbH in eine ungewisse Zukunft. Die Naumburger Straßenbahn GmbH hat entschieden, nach Möglichkeit, den täglichen Betrieb auf Zusehen hin bis zum März 2010 zu führen, unter minimalen Finanzbedingungen und mit so wenigen Kosten wie möglich. Die Hoffnung besteht, dass die verschiedenen Behörden-Ebenen bis dahin rechtliche und finanzielle Voraussetzungen klären. Andernfalls könnte die Naumburger Straßenbahn Ende März 2010, wie schon 1991, erneut stillstehen. Wie durch ein Wunder hat die Naumburger Straßenbahn bisher alle Gefährdungen und Versuche einer Stilllegung überstanden. Das Jahr 2010 wird hoffentlich auch ein Wunder bereithalten...
Kasten

Dank unermüdlichen Aktivisten immer noch in Betrieb
Die mittelalterliche Domstadt Naumburg (Saale) befindet sich im Süden von Sachsen-Anhalt, zwischen Weimar und Halle bzw. Leipzig. Sie ist touristisch attraktiv, dank ihrem Dom und ihrer hervorragend sanierten Innenstadt. Von 1892 bis 1991 stand hier eine Straßenbahn in Betrieb. Mit 5.3 km Streckenlänge bildete sie den kleinsten Betrieb in Deutschland und war als Ringbahn ein einzigartiger Exot. Die Bahn, seit ihrer Gründung 1892 auch "Wilde Zicke" genannt, hat bereits zu DDR-Zeiten mehrere Versuche der Betriebsstilllegung überlebt. In ihren besten Jahren hat sie über 8'000 Fahrgäste pro Tag befördert. Nach der Wende kam 1991 das Aus für den täglichen Straßenbahnverkehr. Gründe waren der schlechte Zustand der Gleise und die starke Zunahme des Privatverkehrs. Ein Stadtbus wurde eingerichtet. Einige Aktivisten setzten sich für den Erhalt der Straßenbahn ein. Dank ihnen und vieler Freunde der Naumburger Straßenbahn überlebten Anlagen und Fahrzeuge die Verschrot-tungspläne. Seit 1994 konnten die Aktivisten einen tageweisen Betrieb auf einem Reststück der Strecke durchführen.

Ende 1990er Jahre hat die Stadt Naumburg die Bedeutung der Straßenbahn für Tourismus und Stadtgeschichte erkannt. Sie hat bis 2007 über die Hälfte der Strecke betriebstüchtig saniert. Seit 2000 stehen die Bahnen einmal pro Monat in Betrieb. 2006 verkehrten die Bahnen bereits jedes Wochenende. Seit Ende März 2007 läuft der tägliche Betrieb. Er wird besorgt von der Naumburger Straßenbahn GmbH, einem privaten Verkehrsunternehmen, das 1994 von Freunden der Straßenbahn gegründet wurde. Sie wird unterstützt vom Verein "Nahverkehrsfreunde Naumburg – Jena e.V.".
Die Naumburger Straßenbahn ist heute das letzte funktionsfähige Beispiel eines Straßenbahnbetriebes in einer deutschen Kleinstadt. Trassierung und Linienführung am Rande der fast vollständig erhaltenen Altstadt vermitteln den Eindruck der Zeit um 1900, die im Original-zustand vorhandenen Fahrzeuge die Optik der Nachkriegszeit. Zum Einsatz kommen die Fahrzeugtypen "Gotha" aus den 1950er und "Reko" aus den 1970er Jahren, erbaut in der ehemaligen DDR.

Details auf [www.naumburger-strassenbahn.de] .

Naumburger Straßenbahn GmbH
Geschäftsführer
Andreas Plehn und Andreas Messerli
Tel. 03445 70 30 02, Handy 0172 364 35 53

T6A2mod
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Re: [PM] Naumburger Straßenbahn vor Einstellung

Beitrag von T6A2mod »

Solch eine Mitteilung ist wirklich traurig! Dort hat man sich in Naumburg soviel Mühe gegeben einen regelmäßigen Verkehr anzubieten und man hat ja wirklich auch Fahrgäste dazu bewegt mit der Bahn zu fahren und dann geht so etwas den Bach wohlmöglich hinunter.

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Sithis
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Re: [PM] Naumburger Straßenbahn vor Einstellung

Beitrag von Sithis »

Wäre in der Tat sehr schade, wenn der Betrieb eingestellt werden würde. Allerdings wundert es mich durchaus, daß die Bahn mittlerweile auch als normales Verkehrsmittel genutzt wird.
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

tatra 1206
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Aus für die Naumburger Straßenbahn im Linienbetrieb?

Beitrag von tatra 1206 »

Sorry wenn jetzt fast das selbe kommt wie in der Veröffentlichung durch die Naumburger Straßenbahn GmbH, jedoch noch treffender formuliert war es im Naumburger Tageblatt veröffentlicht:

Der Naumburger Straßenbahn droht zum 1. April 2010 die Einstellung des täglichen
Linienbetriebes zwischen Hauptbahnhof und Vogelwiese. Zwar hatte das Land Sachsen-Anhalt angekündigt, sich weiter an der Finanzierung der von der Naumburger Straßenbahn GmbH betriebenen Bahn beteiligen zu wollen, jedoch die Überführung in den Öffentlichen
Personennahverkehr (ÖPNV) gefordert. Dies lehnt der Burgenlandkreis als Träger des von ihm
mitfinanzierten ÖPNV bislang aus Kostengründen ab. "Als Kreis, der sich in der
Haushaltskonsolidierung befindet, müssen wir die Effektivität des ÖPNV nachweisen", sagte LandratHarri Reiche.
Dagegen kann die Betreiber-GmbH darauf verweisen, dass sich die Fahrgastzahl vom November 2008 gegenüber November 2009 um sieben Prozent erhöht hat. Derzeit fährt die Bahn innerhalb eines vom Land finanziell unterstützten Modellversuchs, der allerdings am 31. Dezember endet.
Für das Jahr 2010 rechnet die Straßenbahn GmbH deshalb mit ungedeckten Kosten von rund 140000 Euro. Damit wären nach Aussage vom GmbH-Geschäftsführer Andreas Messerli auch die sechseinhalb Arbeitsplätze gefährdet, mit denen der Linienbetrieb abgesichert wird. Messerli: "Das Land ist bereit, den täglichen Betrieb weiter zu unterstützen. Das würde mit Mitteln aus dem Gesetz über den öffentlichen Personennahverkehr erfolgen. Dazu müssen vorher rechtliche Voraussetzungen zwischen Land, Burgenlandkreis und der Stadt Naumburg geschaffen werden, die zurzeit noch nicht bestehen." Bereits im August hatte laut Aussage von Straßenbahn-Geschäftsführer Andreas Plehn das Land signalisiert, die Finanzierung nur im Rahmen des ÖPNV weiterführen zu können. Seitdem sei zwar versucht worden, eine Lösung zu finden, doch wären entsprechende Gespräche vertagt worden. "Nun drängt die Zeit", so Plehn. Für die Stadt Naumburg kündigte Oberbürgermeister
Bernward Küper gestern gegenüber unserer Zeitung an, sich für den Weiterbetrieb einsetzen zu wollen. "Es wird in der nächsten Woche ein Gespräch mit dem Burgenlandkreis zur Sondierung und zum Ausloten der Möglichkeiten geben. Dabei muss es auch um die Konzession gehen."Küper schloss auch eine finanzielle Beteiligung am Betrieb nicht aus, obwohl die Stadt nicht Träger
des ÖPNV ist und laut Vertrag mit der Straßenbahn GmbH lediglich zur Infrastruktur-Unterstützung der Bahn verpflichtet ist. "Wir stehen als Stadt zur Straßenbahn, das haben wir nicht zuletzt mit zahlreichen Baumaßnahmen deutlich gemacht", so der OB weiter. Allerdings bedürfe es für eine weiterreichende Unterstützung der Zustimmung des Gemeinderates. "Auch dort ist das Problem bereits diskutiert worden, es zeichnen sich Perspektiven ab", so Küper weiter.
Vorerst wird die Bahn auch nach dem Jahreswechsel weiter im Linienbetrieb unterwegs sein.
Geschäftsführer Messerli: "Wir haben als Vorwärtsstrategie alternative Finanzierungsmöglichkeiten.
Küper schloss auch eine finanzielle Beteiligung am Betrieb nicht aus, obwohl die Stadt nicht Träger des ÖPNV ist und laut Vertrag mit der Straßenbahn GmbH lediglich zur Infrastruktur-Unterstützung der Bahn verpflichtet ist. "Wir stehen als Stadt zur Straßenbahn, das haben wir nicht zuletzt mit zahlreichen Baumaßnahmen deutlich gemacht", so der OB weiter. Allerdings bedürfe es für eine weiterreichende Unterstützung der Zustimmung des Gemeinderates. "Auch dort ist das Problem bereits diskutiert worden, es zeichnen sich Perspektiven ab", so Küper weiter.
Vorerst wird die Bahn auch nach dem Jahreswechsel weiter im Linienbetrieb unterwegs sein.
Geschäftsführer Messerli: "Wir haben als Vorwärtsstrategie alternative Finanzierungsmöglichkeiten
erarbeitet und werden versuchen, diese im nächsten Jahr mit verschiedenen Partnern, vor allem im touristischen Bereich, umzusetzen. Wir werden den Betrieb bis März unter minimalen
Finanzbedingungen und mit so wenigen Kosten wie möglich aufrechterhalten. Die Hoffnung besteht, dass die verschiedenen Behörden-Ebenen bis dahin rechtliche und finanzielle Voraussetzungen klären." Anderenfalls könnte die Naumburger Straßenbahn Ende März 2010, wie schon im Jahr 1991 einmal, erneut stillstehen.

Mehr Infos unter www. naumburger-strassenbahn.de

Es ist wirklich eine Schande, da werden über 2 Millionen in die Bahn investiert, Gleise, Fahrleitung und Wagen erneuert und dann das.
Die Haltestelle Theaterplatz ist seit 3 Tagen komplett fertiggestellt.
Die Bahn wird täglich von zahlreichen Fahrgästen genutzt, Leute die zur Arbeit fahren, Kids die zur Schule müssen, Stammfahrgäste, Naumburger Bürger und eben nicht nur Touristen.
Die Bahn ist ein wichtiges Verkehrsmittel in Naumburg und muß es auch in Zukunft sein.

tatra 1206

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