Heinrich-Mann-Platz in Pankow

[Joe_B]

In der Heinrich-Mann-Straße in Berlin-Pankow lagen bis vor einigen Jahren noch sichtbar Straßenbahngleise. In den Streckenplänen ist hier nach dem Krieg keine Linie mehr eingetragen. Weiß jemand, bis wann diese Gleise planmäßig befahren wurden und bis wann sie noch betriebsfähig waren?

[Manitou]

Es dürfte sich offenbar um eine ehemalige Bedarfsendstelle gehandelt haben. Ich erinnere mich noch an diese Gleise (genau, wie die am Kurt-Fischer-Platz in die Hermann-Hesse-Straße hinein), die aber schon in den 70er Jahren außer Betrieb und überteert (Teer schon wieder z.T. abgefahren) waren.
Zu vermuten steht, daß diese Gleise bereits in den 50er Jahren außer Betrieb genommen wurden, da damals die Linie 46 (fuhr ursprünglich durch die Ossietzkie-Straße / den Schloßpark Niederschönhausen) wegen des Präsidentensitzes/Gästehauses der DDR-Regierung neu trassiert wurde (jetzt Grabbe-Allee).
Such doch mal im Zusammenhang mit Betriebsdaten der Linie 46P (Pendelwagen/Ringlinie Blankenburger Straße/Buchholzer Straße, heute Bestandteil Buslinie 250).
Auch in der Wollankstraße lagen damals noch tote Gleise (Linie 23, spätestens 1953 unterbochen, danach noch Kuppel-Endstelle für Einsatzwagen/Bedarfsendstelle).

[T6A2mod]

Also hier muss ich einmal einschreiten. Die Gleise in der Heinrich-Mann-Straße haben nichts mit einer Straßenbahnstrecke zu tun, welche vom Kurt-Fischer-Platz (heute Pastor-Niemöller-Platz) abging, da diese über die Hermann-Hesse-Straße führte.

Bei diesen Gleisen handelte müsste es sich um die ehemalige Endstelle Bürgerpark Pankow handeln. Diese wurde bis zur Betriebseinstellung im Zweiten Weltkrieg von der Linie 57 bedient.

Die Strecke vom heutigen Pastor-Niemöller-Platz durch die Hermann-Hesse-Straße verzweigte sich später in der Provinzstraße zu einer Strecke zum Straßenbahnhof Pankower Allee bzw. zum Bahnhof Gesundbrunnen.

Beide Strecken wurden nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch als Betriebsstrecke betrieben. Die Strecke in der Heinrich-Mann-Straße wurde von 8. September 1945 bis 16. Januar 1953 betrieben. Die Strecke vom heutigen Pastor-Niemöller-Platz wurde als Betriebsstrecke Schönholz zum Straßenbahnhof Pankower Allee bzw. zur Hauptwerkstatt Uferstraße vom 2. Januar 1950 bis 16. Januar 1953 betrieben.

Die toten Gleise in der Wollankstraße gehörten der Straßenbahnlinie 23 und 24, welche wie folgt nach dem Zweiten Weltkrieg verkehrten:

Linie 23:
26. Juni 1945: Rosenthal, Nordgraben - Pankstraße/Badstraße
6. Juli 1945: Rosenthal, Nordgraben - Bahnhof Gesundbrunnen, Ramlerstraße
11. Juli 1945: Rosenthal, Nordgraben - Pankstraße/Badstraße
19. Juli 1945: Rosenthal, Nordgraben - Bahnhof Gesundbrunnen, Ramlerstraße
2. August 1945: Rosenthal, Nordgraben - Pankstraße/Badstraße
12. Oktober 1945: Bahnhof Rosenthal - Pankstraße/Badstraße
24. Januar 1946: Bahnhof Rosenthal - Weddingplatz
9. Mai 1949: Bahnhof Rosenthal - Augustenburger Platz
15. Dezember 1951: Bahnhof Rosenthal - Zwinglistraße
16. Januar 1953: Einstellung der Straßenbahn durch die Wollankstraße auf Ostseite

Linie 24:
30. Juli 1945: Buchholz, Kirche - Pankstraße/Badstraße
1. August 1945: Zeitweise Einstellung der Straßenbahn durch die Breite Straße
3. August 1945: Buchholz, Kirche - Bahnhof Gesundbrunnen, Ramlerstraße
27. Juli 1946: Buchholz, Kirche - Bahnhof Gesundbrunnen, Rügener Straße
9. Juli 1948: Buchholz, Kirche - Wollankstraße/Florastraße (Blockade)
20. Juli 1948: Buchholz, Kirche - Bahnhof Gesundbrunnen, Rügener Straße
16. Januar 1953: Einstellung der Straßenbahn durch die Wollankstraße auf Ostseite

An der Kreuzung Wollankstraße/Schönholzer Straße existierte bis ca. 1. Januar 1988 ein Gleisdreieck als Wendemöglichkeit.

[Manitou]

Wann erfolgte die Stillegung der Kuppel-Endstelle in der Wollankstraße und der Rückbau des zweigleisgen Dreiecks (Streckenverzweigung) in ein eingleisiges Wendedreieck (dessen Existenz hatte ich vergessen, aufzuführen)?

War der Abschnitt vom Dreieck Wollankstraße an außer Betrieb und wurde erst mit dem Bau der Umgehungsstrecke des Schloßparks teilweise wieder mit verwendet, wobei dann die alte Endstelle Bürgerpark vom Netz getrennt wurde?

Gibt es Hinweise, daß die Endstelle Bürgerpark nach 1945 nochmals zeitweilig bei Bauarbeiten genutzt wurde?

[T6A2mod]

Wenn du mit der Kuppel-Endstelle Wollankstraße die Endstelle der Straßenbahn in West-Berlin meinst kann ich dir helfen.

Zwischen dem 16. Januar 1953 und 26. Januar 1953 war der Abschnitt Pankstraß/Badstraße bis Wollankstraße gesperrt. Danach verkehrten dort die Linien 23 zur Zwinglistraße und die Linie 24 zur Bernauer Straße.

Wann der Rückbau des Wendedreiecks Wollankstraße erfolgte weiß ich nicht. Die Endstelle Bürgerpark Pankow wurde aufgegeben wohl, weil man keinen Bedarf mehr für diese erkannte, da die Strecke durch die Wollankstraße ja stillgelegt wurde. Die Verbindungsstrecke durch den Schloßpark wurde nach dem Zweiten Weltkrieg vom 24. Juni 1946 bis 17. Dezember 1946 durch die Linie 47 (Straßenbahnhof Nordend - Hannoversche Straße) bedient und danach wohl nicht mehr benutzt.

Eine Abtrennung hinter der Einmündung Wollankstraße der auch heute noch im Betrieb befindlichen Straßenbahntrasse der Linie M1 über Bürgerpark Pankow zum Pastor-Niemöller-Platz hat es nur während Bauarbeiten gegeben, wofür das Gleisdreieck Wollankstraße dann zum Wenden benutzt wurde. Ein Hinweis auf Bauarbeiten auf dieser Trasse, was dann zur Benutzung der Endstelle Bürgerpark Pankow führte ist mir nicht bekannt.

Ich werde aber bei jemanden mich einmal erkundigen, der dies wissen könnte!

[Manitou]

Die beiden Gleiswechsel der Kuppelendstelle, die ich meine, lagen auf der Ostseite kurz hinter dem Gleisdreieck und sind erst in den späten 80er oder frühen 90er Jahren im Zuge einer Erneuerung der Wollankstraße beseitigt worden.

[T6A2mod]

Die beiden Gleiswechsel der Kuppelendstelle, die ich meine, lagen auf der Ostseite kurz hinter dem Gleisdreieck und sind erst in den späten 80er oder frühen 90er Jahren im Zuge einer Erneuerung der Wollankstraße beseitigt worden.

Ich würde sagen wollen, dass diese Kuppelendstelle mit Stilllegung der Straßenbahnstrecke durch die Wollankstraße auf Ostseite stillgelegt wurde. Nur eine andere Möglichkeit und diese ist wahrscheinlicher, wird dies mit dem Tag gekommen sein, wo das Personal an der Staatsgrenze gewechselt werden musste.

Ich werde mich aber wie schon versprochen noch einmal genauer informieren. Aber danke schon einmal für die Erläuterung des Wunsches. Ich wusste bis eben noch nicht, dass es eine Kuppelendstelle auf der Ostseite der Wollankstraße gab!

[Manitou]

Die Trennung an den Sektorengrenzen (von Staatsgrenze sprach man damals noch nicht) erfolgte in zwei Schritten. Mit der Währungsreform wechselten die Schaffner. Fahrer und Wagenzug fuhren durch. 1953 kam es zur endgültigen Netztrennung, da in Westberlin Frauen das Fahren von Straßenbahnen verboten wurde (im Krieg, wenn die Männer an die Front mußten, durften Frauen fahren). In der DDR (und damit im Ostteil Berlins) galt auf Grund der Verfassung die Gleichberechtigung. Somit wäre es eine unzulässige Diskriminierung von Frauen gewesen, wenn diese nicht auf den langen, die Sektorengrenzen überschreitenden Strecken hätten fahren dürfen. Dieser Konflikt endete mit der Trennung der Netze. Die letzten grenzüberschreitenden Betriebsfahrten zum Rücktausch von fahrzeugen sollen übrigens ganz bewußt von Frauen gefahren worden sein.

[Möckern-Peter]

Stillliegende Gleise in der Wollankstraße kenne ich noch aus den 80ern. Liegen die noch?? Für eine neue Strecke brauchen würde sie ja wohl keiner

Ich schrieb schon PN an T6, dass auch der S-Bf. ein Kuriosum ersten Ranges bot: Im Ostteil gelegen und mangels östlicher Nachbarbahnhöfe nicht benutzbar. Man hätte also THEORETISCH den Bahnsteig betreten, aber nicht einsteigen dürfen

[Manitou]

Die Gleise in der Wollankstraße sind Anfang der 90er Jahre entfernt (oder überteert) worden, als die inneren Spuren der Straße asphaltiert wurden. Z.Zt wird die straße Grunderneuert, so daß auch überteerte Gleisreste entfernt werden. Ein Wiederaufbau ist nicht vorgesehen, obwohl eine entsprechende Strecke in diesem Sommer wegen der Bauarbeiten in der Schönhauser Allee und Berliner Straße gut gewesen wäre.