Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Straßenbahnbetriebe in Deutschland
T6A2mod
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von T6A2mod »

Sithis hat geschrieben:Ist schon erstaunlich, daß im eigentlich sonst recht vorbildlichen Karlsruher Betrieb sowas passieren kann - menschliches Versagen hin oder her. Da besteht Nachbesserungsbedarf.
Dort bleibt allerdings die Frage erlaubt, wieso so etwas schon wieder passiert! So gab es ja letztes Jahr schon einmal einen ähnlichen Vorfall, wo ja technisches Versagen wohl Schuld gewesen sein soll. Ich sehe gewisse Zweifel darin!

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Sithis
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von Sithis »

Ich finde ja schon, daß dieses "Fahren auf Sicht" einen regelrecht als potenzielles Sicherheitsrisiko anschreit. Das war ja wohl beim vorigen Unfall die Ursache.
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

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M73
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von M73 »

Ich finde ja schon, daß dieses "Fahren auf Sicht" einen regelrecht als potenzielles Sicherheitsrisiko anschreit. Das war ja wohl beim vorigen Unfall die Ursache.
Demnach müßte es in München ständig rumpeln, da hier ausschließlich auf Sicht gefahren wird. :wink: :wink: :wink:
Scherz bei Seite:
Das ist sicher ein Problem, wenn man mit Fahrzeugen ständig zwischen "auf Sicht fahren" und "gesichert fahren" hin und her wechselt.
Aber auch in München, wo der Fahrer die Weiche selbst stellt (und wissen müßte, wohin er jetzt fährt), knallt es manchmal.
So wie es aussieht, dürften die Umstände ähnlich gelagert sein, wie bei einem Unfall in München ende 2008. Hier hatte so ein Trottel von Trambahner vergessen, die Weiche für seinen Zug zu stellen und ist, nachdem die Ampel im den vermeintlichen Fahrtweg freigab, losgefahren. Unglücklicherweise stand die Weiche nicht auf abbiegen und kam über den Bogen der Gegenzug. Durch die falsche Weichenstellung hat der "Falschfahrer" einen R-Wagen aus dem Gleis geschoben - Zumindest war Dank des geringen Tempos beim Abbiegen fast keine Verletzungen vorhanden.Selbst die beiden R-Wagen waren schon einige Tage später wieder im Linieneinsatz.
Wenn ich mir Vorstelle, daß das selbe nicht mit der Linie 16, sondern der Linie 18 an der selben Kreuzung passiert wäre, hätten die Folgen ähnlich heftig ausfallen können, wie jetzt in Karlsruhe, da die Linie 18 an der besagten Kreuzung in München geradeaus fährt und die Geschwindigkeit deutlich höher gewesen wäre.

Fazit: Irgendwo ist einfach Schluß, 100%ige Sicherheit wird’s nie geben.
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fahrmidda13
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von fahrmidda13 »

Fazit: Irgendwo ist einfach Schluß, 100%ige Sicherheit wird’s nie geben.
Sehe ich auch so. Auch wenn fahren auf Sicht gewisse Risiken birgt, halte ich ein Blocksystem für Straßen- und Stadtbahn (zumindest oberirdisch) für wenig praktikabel.
Bild

Zwei Fuzzies stehen auf einer Signalbrücke.
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Sithis
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von Sithis »

Schön, aber das aktuelle Problem war ja das Weichensignal. Da gäbe es sicher Lösungsmöglichkeiten.
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M73
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von M73 »

Ich glaube (reine Mutmaßung, die Untersuchungen laufen ja noch), daß nicht das Weichensignal das Hauptproblem darstellt, sondern, daß sich beide Fahrer darauf verlassen haben, daß der Bordrechner die Weichen richtig gestellt hat.
Die meisten Fehler passieren einem (hab ich auch schon an mir erlebt), wenn Routine in Spiel kommt. Ein Tramfahrer fährt am Tag sicher über zig Weichen (O.K., meist immer die selben - mehrmals); wenn man dann auch noch die eigentliche Arbeit von einem Prozessor abgenommen bekommt und es mehrerer Hundert Male gut geht, wird man eben unvorsichtiger.

Wenn man die Weiche selber stellen muß, schaut man doch besser hin, ob die Weiche richtig steht (Signal, Weichenzunge, Zunge liegt richtig an …). Und trotzdem hat mal ein Fahrer "einen schlechten Tag" und dann bumst es halt.

Sicher kann man irgend ein Sicherungssystem einbauen, daß sich Wagen an Kreuzungspunkte sich nicht ins Gehege kommen, aber was kostet daß und was ist der nächste Punkt, wo ein Mensch Fehler machen könnte und der nächste Punkt, und der nächste........
Und ab wann wird das System Straßenbahn so teuer, daß man sich das nicht mehr leisten kannn?
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T6A2mod
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von T6A2mod »

Sithis hat geschrieben:Ich finde ja schon, daß dieses "Fahren auf Sicht" einen regelrecht als potenzielles Sicherheitsrisiko anschreit. Das war ja wohl beim vorigen Unfall die Ursache.
Bei dem Unfall im letzten Jahr soll eine technische Störung im Weichen- und Signalbereich daran Schuld gewesen sein. So sollen beide Bahnen "Fahrt" signalisiert bekommen haben, was dann zu einem Unfall führt!

Type E6
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von Type E6 »

Die beiden Wagen schauen Schrottreif aus.
Vielleicht muss man einen alten DWM Wagen reaktivieren!

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Jörg
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von Jörg »

Type E6 hat geschrieben:Vielleicht muss man einen alten DWM Wagen reaktivieren!
Den Ausfall von einem Wagen kann man sicher noch verkraften. Wenn man allerdings weiter so die Bahnen schrottet, ist das wohl bald absehbar. Heute hat es wieder einen Unfall gegeben: http://www.ka-news.de/strassenbahnunfae ... 066,341457

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timi-tomi
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von timi-tomi »

Warum passieren gerade in Karlsruhe so viele Unfälle?
In Magdeburg habe ich seit Jahren nicht mehr von einem Unfall gehört, der vom Fahrer ausgegangen ist.

Sind in Karlsruhe die Fahrer evtl überlastet? Müssen Überstunden leisten, haben zu wenig Pause? Oder schlecht geschultes Personal (wovon ich mal nicht ausgehe)?

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fahrmidda13
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von fahrmidda13 »

timi-tomi hat geschrieben:Warum passieren gerade in Karlsruhe so viele Unfälle?
In Magdeburg habe ich seit Jahren nicht mehr von einem Unfall gehört, der vom Fahrer ausgegangen ist.

Sind in Karlsruhe die Fahrer evtl überlastet? Müssen Überstunden leisten, haben zu wenig Pause? Oder schlecht geschultes Personal (wovon ich mal nicht ausgehe)?
Das dürfte in erster Linie daran liegen, daß der Verkehr in Karlsruhe sehr dicht ist und die Strecken entsprechend sehr stark ausgelastet sind (obwohl ich schon ein paar Jahre nicht mehr in KA war glaube ich nicht, daß das Verkehrsaufkommen abgenommen hat, eher im Gegenteil).
Karlsruhe gilt ja nicht nur wegen des ausgezeichneten SPNV-Angebots, sondern auch wegen der guten Unternehmenspolitik als Vorzeigebetrieb. Insofern würde es mich schon sehr wundern, wenn man das Fahrpersonal nicht seiner Aufgabe entsprechend behandeln würde.
Bild

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M73
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von M73 »

Kann mal einer aus Karlsruhe versuchen, eine Statistik auf zustellen, in welchem Verhältnis die Stadtbahn-Fahrzeuge im Vergleich zu den "reinen" Straßenbahnen an den Unfällen beteiligt sind?
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Baertram
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von Baertram »

fahrmidda13 hat geschrieben: Das dürfte in erster Linie daran liegen, daß der Verkehr in Karlsruhe sehr dicht ist und die Strecken entsprechend sehr stark ausgelastet sind (obwohl ich schon ein paar Jahre nicht mehr in KA war glaube ich nicht, daß das Verkehrsaufkommen abgenommen hat, eher im Gegenteil).
Also, so ganz möchte ich es doch nicht stehen lassen. Die Unfallstelle liegt südlich der Haltstelle "Landesbausparkasse" auf dem Weg zur nächsten Haltestelle "Europahalle" (nicht zu verwechseln mit der Kongresshalle am Ettlinger Tor, wo der Schlimme Unfall am 14 Januar 2010 stattfand). Vor dieser liegt dann die Wendeschleife, welche bei Veranstaltungen in der besagten Halle auch genutzt wird. Aber Tagsüber fährt hier einzig und allein nur die Linie 1 bei einem 10-Minuten-Takt. Und jetzt stelle ich mir die Frage: Was ist da genau passiert? Eine Traktion auf der Linie 1 wird auf offener Strecke von hinten gerammt. Diese Strecke liegt praktisch im Grünen (kein Autoverkehr in der Nähe). Ich kann mir mir die Situation eigenlich nur so erklären: 1. In der Stadt gab es eine Behinderung von gut und gerne 15 - 20 Minuten Dauer. Die beiden aufgelaufenen Kurse der Linie 1 fahren hintereinander bis zur Haltestelle Landesbausparkasse. Der erste Zug wird durch die Wendeschleife vorzeitig gewendet (auf dem zweiten Bild steht ja das gute Stück noch in der Wendeschleife). Der zweite Zug wird vermutlich vor der Weiche stehen, welche wieder auf den Regelweg umgeschaltet werden muß (Ob mit der autamatische Steuerung oder von Hand mit dem Weichenbengel, sei mal dahingestelllt, man ist eh noch vom letzten Crash traumatisiert). Und in diesem Moment rasselt ein dritter Kurs der Linie 1 von hinten rein. Wie gesagt - es ist nur eine Vermutung von mir, das sich das so abgespielt haben könnte, anders kann ich mir ein Auffahrunfall von zwei Kursen der Linie 1 bei einem 10-Minuten-Takt nicht erklären.
Viele Grüße aus Darmstadt - Jörg "Baertram" D.
RMV senkt die Preise? - Eher fährt unser Tw 37 aus eigener Kraft von Wixhausen nach Leimen

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T3D-Fan
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von T3D-Fan »

T6A2mod hat geschrieben:
Sithis hat geschrieben:Ich finde ja schon, daß dieses "Fahren auf Sicht" einen regelrecht als potenzielles Sicherheitsrisiko anschreit. Das war ja wohl beim vorigen Unfall die Ursache.
Bei dem Unfall im letzten Jahr soll eine technische Störung im Weichen- und Signalbereich daran Schuld gewesen sein. So sollen beide Bahnen "Fahrt" signalisiert bekommen haben, was dann zu einem Unfall führt!
Das "Problem" bei beiden Unfällen in Karlsruhe (wie auch manchen anderen Städten, bspw. Braunschweig) ist die Entkopplung von Weichensteuerung/-signalisierung und LSA-(Ampel-)Ansteuerung. Die Weiche (Antrieb: Hanning&Kahl, Steuerung: BBR) und die dazugehörige Signalisierung (BBR) sind autark. Die Lichtsignalanlagen-Anmeldung (meist Siemens) erfolgt schon bei Annäherung der Bahnen, unabhängig von der eigentlichen Weichenlage. In Karlsruhe geht an der entsprechenden Kreuzung sogar die LSA mit jedem Zyklus automatisch in Fahrt.
Im Gegensatz dazu sind in vielen Ostdeutschen Städten direkte Kopplungen zwischen Weichensteuerung (hier meist reines Hanning&Kahl-System) und LSAs (Signalbau Huber oder Siemens) vorhanden. So wird die Bahn an der LSA erst (A)ngemeldet und bekommt FAHRT, nachdem die Weiche in der entsprechenden Lage verriegelt ist.

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