Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Straßenbahnbetriebe in Deutschland
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Zoni01
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Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von Zoni01 »

Hallo

Ich habe gerade erfahren, das es einen schweren Straßenbahnunfall in Karlsruhe gab. (siehe auch Internetlink und klickt mal dann auf das 3 Bild)

http://nachrichten.t-online.de/schwerer ... 3978/index

Jetzt frage ich mich wie soetwas passieren kann und mit welcher Geschwindigkeit diese Bahnen zusammen gekracht sind? So wie diese Bahnen aussehen, muss das aber eine hohe Geschwindigkeit gewesen sein. Das sieht man besonders bei Bild 1, 2 und 3.

Wohnt jemand hier in Karlsruhe und kann vielleicht darüber mehr Auskünfte geben? Die Fahrerkabine ist ja auf Bild 3 völlig weg gerißen. Die Geschwindigkeit (km/h) muss ja sehr hoch gewesen sein. Wie verkehren jetzt wohl die Straßenbahnen in Karlsruhe? Zum Glück gibt es aber keine toten. Das wird wohl lange dauern, bis die Strecke wieder freigeräumt ist. Und ich glaube auch nicht, das man die Straßenbahn nocheinmal verwenden kann. Sie wird wohl auf den Schrottplatz landen oder?

Da klebt ja sogar noch Blut dran, wo die Straßenbahn bei Bild 3 in die Scheibe bei der Fahrerkabine durchgebrochen ist.
Das schlimmste was mir in meinen Tatrahobby passieren kann wäre, wenn mir die MVB ein Tatrafahrverbot auf allen Tatralinien in der Tatrastadt Magdeburg erteilt.

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Sithis
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von Sithis »

Das ist schon echt heftig. Hat vor einer Weile schon mal gekracht in Karlsruhe.

Jörg wird ja hoffentlich nicht in einer der Bahnen gesessen haben?
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M73
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von M73 »

An Abzweigen kommt es auch in München gelegentlich zum Crash. Doch meist geht bei "Blau gegen Blau", wie Unfälle zwischen Straßenbahnen untereinander in München genannt werden, alles ohne größere Verletzungen ab. Letzter ähnlich gearteter Unfall war Nov. 2008 – siehe Forumsbeitrag:
http://www.strassenbahnforum.de/viewtop ... 452#p12452

Aber auch in den 50ern/60ern und 70ern gab es öfters an Kreuzungen ähnliche Vorkommnisse – jedoch meist ohne größere Opfer.

Einer der beiden Fahrer hat wohl die Weiche nicht richtig beobachtet und ist davon ausgegangen, daß die zwei Wagen aneinander vorbei kommen.
Das ist in München von den Vorschriften her gesehen erst ein Problem, seit moderne Weichenantriebe mit Verriegelung verwendet werden. Seither wurde in München daß früherer Begegnungsverbot an Weichen aufgehoben. Und trotzt des Begegnungsverbot hat es oft genug gescheppert, da es durchaus mal nicht beachtet wurde....
Jörg wird ja hoffentlich nicht in einer der Bahnen gesessen haben?
Hallo Jörg, schreib mal ein kurzes "Mir geht’s gut", damit wir uns keine Sorgen um dich machen müssen.
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Jörg
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von Jörg »

Mir gehts gut ;)

Hier auch mal noch ein weiterer Link mit Bildern und Video: http://www.ka-news.de/region/karlsruhe/ ... 066,334002

Sieht ja ganz schön heftig aus.
Sithis hat geschrieben:Hat vor einer Weile schon mal gekracht in Karlsruhe.
Leider nicht nur einmal. Wenn ich mir überleg, wie oft das in den letzten 3 Jahren in Karlsruhe mit größeren Schäden gekracht hat, stimmt das einen schon nachdenklich.
Zoni01 hat geschrieben:Die Geschwindigkeit (km/h) muss ja sehr hoch gewesen sein.
Nein, ich würde mal sagen, dass es an der Stelle nicht mehr als 30 oder 40 km/h waren.

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M73
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von M73 »

Zwei Fragen für mein Verständnis:

Wer oder Was stellt bei der Karlsruher Straßenbahn die Weichen?
Z.B. in München werden die Weichen von den Fahrern gestellt.
Ich habe schon gehört (bzw. gelesen), daß in anderen Städten die Weichen auch vom IBIS oder anderen Faktoren gestellt werden.

Wie werden in Karlsruhe die Weichen beim Überfahren gesichert?
z.B. in München hat jeder Straßenbahnzug eine "Störfrequenz" solange der Weichenempfänger diese Frequenz empfängt, werden Steuerbefehle von z.B. dem nachfolgenden Zug nicht bearbeitet – die Weiche ist elektrisch, elektronisch und mechanisch verschlossen. Dieser Zustand wird am Weichensignal angezeigt. Sollte das Signal fehlen, weiß der Fahrer, daß die Weiche nicht gesichert ist.
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Jörg
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von Jörg »

M73 hat geschrieben:Wer oder Was stellt bei der Karlsruher Straßenbahn die Weichen?
Die Weichen werden automatisch vom IBIS(?) gestellt, der Fahrer gibt nur die Linienkennung ein, der Rest passiert automatisch.
M73 hat geschrieben:Wie werden in Karlsruhe die Weichen beim Überfahren gesichert?
Zumindest wird am Weichensignal angezeigt, dass die Weiche gesperrt ist, solange sich der vorhergehende Zug noch darüber befindet, wie das ganze allerdings technisch realisiert ist, kann ich leider nicht sagen.

In dem Zusammenhang finde ich die Aussagen von Walter Casazza interessant, der schon kurz nach dem Unfall von "menschlichem Versagen" gesprochen hat, die Signalanlagen hätten das richtige angezeigt. Müsste ja dann eigentlich heißen, dass das Weichensignal den Abzweig nach links korrekt angezeigt hat und der Fahrer das nicht beachtet hat ... in dem Fall hätte dann aber das automatische Weichenstellen versagt, da die Bahn an der Stelle eigentlich geradeaus fährt. Naja, mal schauen, obs da noch nähere Infos dazu geben wird (obwohl ich das eher nicht glaube, bei dem ähnlich gelagerten Unfall im letzten Jahr am Albtalbahnhof hat man auch nie wieder was dazu gehört).

Laut Presse schweben die beiden Fahrer ja immer noch in Lebensgefahr, ich hoffe mal, dass es ihnen bald wieder besser geht.

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M73
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von M73 »

Auf den Bildern ist zu sehen, daß gestern wohl ein sonniger Tag war. Zusammen mit einem möglichen Stellfehler des Bordrechners und der um diese Jahreszeit kurz vor Mittag relativ tief stehenden Sonne könnte ein Weichensignal eventuell schlecht zu sehen gewesen sein.
Wenn sich dann noch ein Fahrer darauf verläßt, daß der Linienweg stimmt, dann……..

In München gab es mal kurz nach Einführung der Weichensignale eine Weiche, wo nach einigen Vorfällen kurzfristig ein Sh1 (Zwangshalt) mit angebracht wurde. Bei ungünstiger Sonneneinstrahlung war das Weichensignal wohl nicht mehr zu sehen. Mittler Weile ist der Signalmast etwas Versetzt worden, damit das Signal immer gut sichtbar ist und das Sh1 ist auch wieder verschwunden.

Aus zwei Gründen hat man sich in München dazu entschieden, das Stellen der Weiche durch den Fahrer zu machen.
Erstens will man flexibel und auch kurzfristig reagieren können.
Zweitens (der wichtigere Grund) geht man davon aus, daß ein Fahrer doch mehr auf die Weiche achtet (Stellung, beide Zungen sauber anliegend, Weiche verriegelt – Weichensignal), wenn er sie selbst stellen muß.

...nur mal so gemutmaßt.
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Jörg
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von Jörg »

Die beiden Fahren sind mittlerweile außer Lebensgefahr.

Die Unfallbahnen und die Weichenanlagen sind mittlerweile kontrolliert worden, sie sollen einwandfrei funktionert haben. Zur Ermittlung der genauen Unfallursache wurde nun eine Untersuchungskommission eingerichtet, Ergebnisse sollen in frühestens zwei Monaten zu erwarten sein: http://www.ka-news.de/region/karlsruhe/ ... 066,334885

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Sithis
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von Sithis »

Die beiden Fahren sind mittlerweile außer Lebensgefahr.
Na immerhin! Auch wenn mindestens einer der beiden wohl bedauerlicherweise bleibende Schäden davontragen wird.

Eventuell sollte man da künftig ein System installieren, was vielleicht etwas mehr "Zwang", aber auch mehr Sicherheit bietet.
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koneggS
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von koneggS »

Vielleicht sollte man Straßenbahnen einfach besser crashoptimieren, denn schwere Unfälle wird es ebdauerlicherweise immer geben. Bei Auto und Eisenbahn bekommt man das doch inzwischen auch recht anständig hin...

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Sithis
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von Sithis »

Über Crash-Optimierung hatten wir ja schon mal ansatzweise diskutiert. Wenn ich mich nicht täusche, hieß es bei dem Unfall wohl "neu gegen alt", und dann Stadtbahnen. Die alte Bahn(mit Panoramamittelteil) hat es ja scheinbar besser überstanden als die neue, ergo scheinen die alten Fronten stabiler zu sein. Der Unterschied ist schon recht kraß - die Front der älteren Stadtbahn ist scheinbar kaum eingedrückt, hingegen hat es die der neueren ja fast vollständig zerlegt - da wird sicher auch der Fahrer dringesessen haben, der nur mit schwerem Gerät befreit werden konnte. Daß auch der in der alten Bahn schwer verletzt wurde, dürfte vermutlich an einem Schleudertrauma liegen, da die Bahn zwar die Kraft des Crashs aufgenommen hat, aber dann wohl auch gleich mit voller Wucht den Fahrer weggeschleudert hat.
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Jörg
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von Jörg »

Sithis hat geschrieben:... Wenn ich mich nicht täusche, hieß es bei dem Unfall wohl "neu gegen alt", und dann Stadtbahnen. ...
Da täuschst du dich ... es war nicht "alt gegen neu", sondern "Niederflur-Straßenbahn gegen Hochflur- bzw Mittelflur-Stadtbahn". Könnte also insofern gut sein, dass die Stadtbahnen "stabiler" sind als die Straßenbahnen (andere Vorschriften für Eisenbahn- und Straßenbahnfahrzeuge?), ich denke, hier spielt sicher auch die unterschiedliche Höhe der Fahrzeuge eine Rolle.

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Sithis
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von Sithis »

Ok, das hatten wir doch schon mal. Schon damals hatte die Stadtbahn die Straßenbahn ja regelrecht "auf die Hörner" genommen. Das ist natürlich ungünstig...
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von Jörg »

Wenn man den letzten Berichten so Glauben schenken will, scheint die Technik einwandfrei funktioniert zu haben und alles auf "menschliches Versagen" hinzudeuten:

http://www.stimme.de/suedwesten/nachric ... 68,1739957

http://www.ka-news.de/region/karlsruhe/ ... 066,336957

http://kvv.de/kvv/aktuelles/914_2010_01_18.php?navid=2

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Sithis
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Re: Schwerer Straßenbahnunfall in Karlsruhe

Beitrag von Sithis »

Ist schon erstaunlich, daß im eigentlich sonst recht vorbildlichen Karlsruher Betrieb sowas passieren kann - menschliches Versagen hin oder her. Da besteht Nachbesserungsbedarf.
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