[BS] RSB - RegioStadtBahn still und leise gestorben

Straßenbahnbetriebe in Deutschland
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T3D-Fan
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[BS] RSB - RegioStadtBahn still und leise gestorben

Beitrag von T3D-Fan »

Die RSB - Regio-Stadtbahn für den Großraum Braunschweig - ist wohl inzwischen wirklich gestorben. Über eine Pressemitteilung vom 05.10.2010 wurde die Öffentlichkeit informiert, dass aufgrund der gestiegenen Fahrzeugkosten das Nutzen-Kosten-Verhältnis des Projektes unter 1,0 sinken würde und somit nicht mehr förderungsfähig wäre. - Fakten zum geplanten Projekt gibt es noch hier, den letzten Terminplan vom November 2009 hier.
Die Politiker insbesondere der kleineren Gemeinden um Braunschweig herum fühlen sich wohl vor den Kopf gestoßen. ZGB - Zweckverband Großraum Braunschweig, Braunschweiger Verkehrs-AG und der gewünschte, wie geplante Betreiber DB Regio fühlen sich unschuldig. Doch sind diese diejenigen, die schon seit Jahren und Jahrzehnten das ganze mehr oder weniger verzögern. Der Realisierungstermin vorschob sich Jahr für Jahr. Als ich 2007 nach Braunschweig kam, hieß es, die Stadtbahn kommt Ende 2009. Anfang 2010 war zunächst von 2012, dann wegen Verzögerungen von 2014 die Rede.
Nun kommt sie gar nicht mehr, denn es gibt ein interessanes, pikantes Detail: Während in der Pressemitteilung noch die Rede davon ist, dass man sich noch über das weitere Vorgehen beraten will, gibt es auf einer Baustelle der BSVAG schon den konkreten Hinweis, dass es keine RSB mehr geben wird. Seit Ende August 2010 werden durch die Verkehrs-AG die Gleise vom Hauptbahnhof bis zur Haltestelle Campestraße erneuert. In der Baustelleninformation war zunächst noch zu lesen, dass im Zuge der Umbauarbeiten die dritte Schiene für die Stadtbahn gleich mit eingebaut wird. Davon nun keine Rede mehr. Und genauso hat es sich schon auf der Baustelle abgezeichnet. Während Anfang September noch die Abstandshalter für die dritte Schiene auf einer Palette im Bereich der Baustelle vorzufinden waren und Ende September auch die ersten Betonelemente für die Lagerung der Schienen in drei Reihen aufgestellt wurden, finden sich heute nur noch zwei Reihen der Betonelemente und nur das "normale", darauf gelagerte 1100-mm-Zweischienengleis. Da stellt sich doch die Frage, warum die BSVAG bereits die Gleise seit zwei Wochen ohne dritte Schiene baut, während der Öffentlichkeit und den Politiker offiziell erst seit 12 Tagen die neuen Fakten vorliegen und die Politik erst noch über das weitere Vorgehen beraten will. Ein Schelm, der arges dabei denkt. Doch für die Verkehrs-AG scheint schon festzustehen, dass es keine RSB geben wird.

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Sithis
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Re: [BS] RSB - RegioStadtBahn still und leise gestorben

Beitrag von Sithis »

Für solche Projekte braucht es eben Macher und keine Quatschköpfe. Es hat halt nicht jeder die Entschlossenheit eines Dieter Ludwig, der in Karlsruhe das Ganze effizient und schnell vorantrieb.
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T3D-Fan
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Re: [BS] RSB - RegioStadtBahn still und leise gestorben

Beitrag von T3D-Fan »

Sithis hat geschrieben:Für solche Projekte braucht es eben Macher und keine Quatschköpfe. Es hat halt nicht jeder die Entschlossenheit eines Dieter Ludwig, der in Karlsruhe das Ganze effizient und schnell vorantrieb.
Ja, leider ist es so. Als ich im Murgtal (südlich von Karlsruhe) ankam, hieß es nächstes Jahr fährt hier die Stadtbahn. Acht Monate später fuhren dort auch wirklich die Stadtbahnen. Hier in Braunschweig gab es wohl schon seit den 90er Jahren Diskussionen und Verschiebungen um Jahr und Jahr.

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Möckern-Peter
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Re: [BS] RSB - RegioStadtBahn still und leise gestorben

Beitrag von Möckern-Peter »

Nach Karlsruhe hat es Kassel durchgedrückt (Sithis, ich nehme mal an, dass es ein Erfolg ist?), in Chemnitz tat und tut sich wieder was, und sei es in Nordhausen (dort natürlich 2 Nummern kleiner).
Aber es ist typisch für diese Republik, Themen zu zerreden oder zu ZERplanen. Und nicht von der Hand zu weisen Parteiengezänk, Profilierungsgehabe und Verhinderungsintensität so mancher klitzekleinen Super-Riesenpolitiker, die eh nix von verstehen. Würde man mal in die Hände spucken, schafft man vollendete Tatsachen! Genau das fehlt!
Nur leider ist es wohl auch in Rostock so, dass das angedachte Projekt im Prinzip verworfen ist, denn man spricht vom Endausbau des Netzes auf lange Sicht.
Wobei eine "normale" Straßenbahn nach Warnemünde sicher noch im Bereich des denkbaren wäre.
Immerhin überlegt Erfurt - Verzeihung, es geht hier nicht um eine RSB - doch wieder eine neue Straßenbahnstrecke! Es geht also... Wenn man will.
Wenn in Leipzig der tolle Billig-Tunnel nach 15, 25 oder 35 Jahren einst für 1, 1,5 oder 2 Mrd. fertig sein SOLLTE, steht auch Markkleeberg-West auf der Kippe. 9 bis Connewitz/Kreuz oder eine Wildpark-Schleife und Ma.-West mit einer Ortsdurchfahrt des Busses 107 sind durchaus am Horizont! :evil: Und kein Wort mehr von Liebertwolkwitz, Lindenthal, Markranstädt, Portitz und wie die "großen Graupen" hießen.
Es ist eben immer eine Sache der Stadt- und Betriebs"fürsten", ob sie lieber einen lebendigen Verkehrsbetrieb oder einen Stilllegungsbetrieb wollen...
Insofern - und hier schließt sich der Arsch - war es bei dem hick-hack in Braunschweig leider schon lange abzusehen. Hand auf's Herz: dran geglaubt hat doch eh schon keiner mehr. Nun haben sie immerhin einen neuen Bf. hinbekommen und tun was für ihr Bestandsnetz - da können sie sich doch auf die stolzgeschwellte Brust klopfen, oder?
Nur dass damit auch die Möglichkeit vertan wurde, ihr untypisches 1100mm-Netz allmählich auf 1435 zu kriegen, was bei Wagenbestellungen sicher rentabel wäre. Aber da bestellt man halt Meterspurwagen und bittet die Waggonfabrik um ein paar längere Achsen... I
Wenn alle Betriebe nur T6/KT4(t)/KT8 verwenden würden, wäre die Welt eintöniger. Schöner wäre sie trotzdem!

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Sithis
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Re: [BS] RSB - RegioStadtBahn still und leise gestorben

Beitrag von Sithis »

...hat es Kassel durchgedrückt (Sithis, ich nehme mal an, dass es ein Erfolg ist?)...
Warum fragst du mich? Ich finde es immer wieder lustig, daß bei vielen Leuten die Annahme herrscht, nur weil man irgendwo wohnt, würde man dort über alles Bescheid wissen und über andere Betriebe hätte man keine Ahnung. Nicht, Peter? :mrgreen:
Die Regiotram in Kassel benutze ich ab und an, um zum Bahnhof zu fahren, und da ist sie vergleichsweise leer.
Ich denke schon, daß sie Erfolge vorzuweisen hat, allerdings scheint es wohl teils immer noch Verbesserungsbedarf zu geben, so würde sie wohl teils deutlich mehr Fahrgäste haben, wenn die Anbindungen an die Station mit Buszubringern besser wären oder manche Strecken weiter reichen würden. Habe ich jedenfalls gehört.

Karlsruhe und Kassel sind zwar vergleichbar, aber dann doch jeweils anders. Ich glaube, in Karlsruhe wurden ja teils auch neue Strecken gebaut und einige ältere Bahnabschnitte elektrisiert. Dafür sind die Stadtbahnwagen eben hochflurig, was beim Mischbetrieb ja teils so eine Sache ist(Unfälle).
Die Regio-Tram in Kassel ist niederflurig, fährt entweder mit Zweisystem-Elektro-Antrieb oder mit Diesel. Die Bahnen bedienen teils Strecken, wo früher Regionalbahnen fuhren. Der niederflurige Einstieg macht sich zwar in der Stadt gut, aber am Bahnhof ist der Höhenunterschied etwas umständlich.
Die RegioTram fährt eh nur auf bestimmten Abschnitten, weil sie es nur da kann. Im Südteil des Netzes ist sie eigentlich nicht anzutreffen. Zudem beträgt der Takt in der Regel eine Stunde, in Karlsruhe sind es ja wohl oft auch 10-20 Minuten.

Braunschweig hätte da vermutlich eher was in der Machart von Kassel bekommen.

Im Endeffekt würde ich eher die Karlsruher Lösung favorisieren, da hier die Innenstadt ja insgesamt mehr an das Regio-Bahn-Netz(wie man es nennen möge) angebunden ist und die Anbindung ähnlicher einer S-Bahn ist(Takte usw.).
Aber scheinbar reicht für das Kasseler Umland auch die RegioTram gut aus.
Nur dass damit auch die Möglichkeit vertan wurde, ihr untypisches 1100mm-Netz allmählich auf 1435 zu kriegen, was bei Wagenbestellungen sicher rentabel wäre. Aber da bestellt man halt Meterspurwagen und bittet die Waggonfabrik um ein paar längere Achsen...
Ich denke mal, die Spurweite wäre nicht so ein Problem. Bis zur Einstellung von Lübeck und Kiel war 1100mm auch nicht so "exotisch", drei Betriebe sind immerhin eine gewisse Zahl. Von Umspurungsplänen für das Gesamtznetz habe ich ohnehin nichts gehört.
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Möckern-Peter
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Re: [BS] RSB - RegioStadtBahn still und leise gestorben

Beitrag von Möckern-Peter »

Die 1100 hätte man aber, wenn man eh 1435 gebraucht hätte, allmählich ausmerzen können, eben um überall fahren zu können. Dass das dauert und an verschlissene Altgleise gekoppelt ist, ist schon klar...
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Sithis
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Re: [BS] RSB - RegioStadtBahn still und leise gestorben

Beitrag von Sithis »

Sehe ich anders. Das Braunschweiger Netz ist relativ klein. Wenn da verschiedene Streckenäste verschiedene Spurweiten haben, ist man unflexibel in Sachen Liniengestaltung und Fahrzeugeinsätzen. Braunschweig ist nicht Stuttgart, wo sich eine Umstellung von klassischer Straßenbahn auf Stadtbahn ja gelohnt hat und der Mischbetrieb auch gut auf die Netzgröße verteilbar war. Da die 07xx ja für eine Laufzeit von 40 Jahren konzipiert sind, wird man wohl auch kaum den relativ frischen Fuhrpark mal eben durch Umspurung nutzlos machen.
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koneggS
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Re: [BS] RSB - RegioStadtBahn still und leise gestorben

Beitrag von koneggS »

Die 100mm Unterschied zu einer "normalen" Spurweite dürften aus technischer Sicht auch kein so großes Problem darstellen, so dass sich die Vorteile in überschaubaren Grenzen halten.

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Sithis
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Re: [BS] RSB - RegioStadtBahn still und leise gestorben

Beitrag von Sithis »

Abgesehen davon ist auch fragwürdig, ob alle Strecken tatsächlich tauglich für Normalspur wären. Hätte Braunschweig sich standardisieren wollen, hätten sie ja schon auf Meterspur umstellen können, was zwar eine kleine Komforteinbuße mit sich bringt, aber dann keine Sonderanfertigungen nötig macht. Die Fertigung von 1100mm Wagen dürfte aber nicht unbedingt das große Problem sein. Das sind verglichen mit einem Meterspurwagen auf jeder Seite nur 5cm.
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Manitou
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Re: [BS] RSB - RegioStadtBahn still und leise gestorben

Beitrag von Manitou »

1100 mm ist nicht so problematisch, da der Unterschied zu 1067 mm nicht so gewaltig ist. Und das ist eine außerhalb Europas sehr gebräuchliche Spurweite. Und da sowohl Gotha, als auch CKD für 1067 mm liefern konnten (einige Betriebe in der UdSSR / GUS), dürfte dies für die westliche Industrie kein Problem sein. So sind viele Standard-Schienenfahrzeuge auf bestimmte Spannen in der Spurweite ausgelegt (Schmalspurdieselloks mit gleichem Rahmen für 600-900 und 1000-1067 mm (Ns 1-4, V 10 C), Straßenbahnwagen für 100-1067 (1100) und 1435-1524 mm), wobei bei der unteren Spanne ein Außenrahmen, bei der oberen Spanne ein Innenrahmen eingesetzt wird (es ist der gleiche Rahmen, nur die Radsätze sind unterschiedlich).

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Möckern-Peter
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Re: [BS] RSB - RegioStadtBahn still und leise gestorben

Beitrag von Möckern-Peter »

Ja sicher wäre man in Karl-Chemnitz-Stadt mit einer Umspurung 925 > 1000 auch besser zu einem Standardmaß gekommen als mit > 1435. (Dass dies eine politische Entscheidung war, etwas großkotzig 1000 als kleinstädtisch anzusehen, ist mir klar. Mit T3D 2,50 hatte das nichts zu tun, da ja auf der 1435 zuerst Gothas fuhren.)
Unter diesem Aspekt könnte man Braunschweig auch verstehen: 1100 > 1000.

Wenn man aber das RSB-Projekt einbezieht, macht sich EINE Spur ja doch besser. Ach, BS ist seit '45 bestimmt nicht mehr verwinkelt und 1435 kein Prob. Na sicher bringen 2 Spuren in der Übergangszeit 2 kleine(re) Netze zustande: ein schwindendes und ein wachsendes. Kommt dann darauf an, wielange man die Übergangszeit dauern lässt! (In Chemnitz dauert sie ja noch heute... Denn erst in Bälde kommt die Bahn wieder in den Nordteil der Stadt! Aber man hat dann dort nur eine Spur!!)
Den Neubauwg. der 90er und 00er Jahre könnte man vielleicht auch Normalspurgestelle unterschieben; müsste man untersuchen.
Zu bedenken auch, dass man diese 1100er nirgendwo loskriegt außer beim Schrotthändler und auch von nirgendwo etwas übernehmen könnte, falls es mal nötig ist.

Derzeit renoviert BS ja viele verschlissene Gleise - das hätte eben (Stichwort Übergangszeit) schon in 1435 passieren können. Dass man da auch mal einige Jahre nicht alle "Traditionslinien" fahren kann, ist logisch. Aber so oft wie man dort in den letzten 15 Jahren die Linien geändert hat, gibt es ja eh keine "traditionellen" Verbindungen...
Und man hätte Neubauten gleich als 1435er anschaffen können; vielleicht statt 2007 erst 2008 oder '09 und könnte JETZT auf den ersten Strecken damit fahren.

Die "Karre ist verfahren" - "dank" eines "hervorragenden" dortigen "managements". Beweis dafür u.a.: Was nun mit den Dreischienengleisen?? Manchmal stümpert die Westwirtschaft nicht viel anders als die Ostwirtschaft (s.o. KMSt.).

Übrigens hat Sofija auch 2 Teilnetze, aber offenbar mit gewollter Beibehaltung, während ich von einer Umspurung und damit 2 TEMPORÄREN Teilnetzen rede. Und Gesamtumspurungen hat es auch schon gegeben. Ich will nichts falsches sagen, aber ich glaube, u.a. in Smolensk.
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Re: [BS] RSB - RegioStadtBahn still und leise gestorben

Beitrag von Manitou »

Soweit in den 1950er Jahren neue bzw. grundlegend umzubauende Straßenbahnen geplant wurden, war der Standard, Regelspur und 2,5 m Wagenbreite. Insofern war es eine weitsichtige Planung, in Karl-Marx-Stadt diesen Standard zu setzen, wenn auch anfänglich mit den Gotha-Wagen ein 20 Jahre zuvor entwickelter Wagentyp (Weiterentwicklung des ET2, Ende 30er Jahre) als Notlösung herhalten mußte. Hätte man damals Meterspur gebaut, gäbe es heute keine Stadtbahn mit Überland-Linien auf Eisenbahnstrecken.
Hätten Städte wie Halle oder Erfurt vor dem selben Problem gestanden, hätte man sich sicher auch dort für Regelspur entschieden.

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Sithis
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Re: [BS] RSB - RegioStadtBahn still und leise gestorben

Beitrag von Sithis »

Peter - schau dir mal das nicht so große Netz von Braunschweig an: http://www.urbanrail.net/eu/braun/braunschweig-map.htm

Warum sollte man dort umspuren? Und wie? Das würde bei dem ohnehin eher kleinen Netz nur unnötige Einschränkungen geben, man wäre für die künftige Liniengestaltung(man gestaltet in BS wohl gerne mal ziemlich um) auch unflexibel. Die Situation ist eine ganz andere als in Chemnitz gewesen, wo man im Zuge der Umspurung ja auch gleich einige Neubaustrecken eröffnete. Abgesehen davon hatte Chemnitz eh nur abgehalftertes Wagenmaterial, welches man dann eben auch gut durch Normalspur-Gothawagen ersetzen konnte. In Braunschweig hingegen hat man nun mittel- bis längerfristig einen Niederflurfuhrpark in 1100mm. Wieso sollte man den ersetzen? Und wie du sicher selber weißt, sind die politischen Machtverhältnisse alles andere als stabil, wodurch also aus dem Umspurungsplan unter neuer Leitung ja auch plötzlich ein Plan zur Umstellung auf Bus werden könnte...drum ist es besser, ein gesichertes Netz mit 1100mm Spurweite zu haben als sich dem Hickhack mit zwei Spurweiten hinzugeben. Sofias Netz ist wesentlich größer und hat andere Gegebenheiten. Ergo nicht vergleichbar.

Das Dreischienengleis sollte ja auch nur dazu dienen, die Regio-Fahrzeuge in die Stadt zu führen. Diese können natürlich nur in 1435mm verkehren und hätten dann im Zentrum Anschluß an das Stadtnetz geboten, analog wie in Kassel, wo die RegioTram ja auch nur bestimmte Bereiche bedient(und bedienen kann). In Zwickau ist man ja sicher auch nicht auf die Idee gekommen, auf Normalspur umzustellen, nur weil manche Strecken dreigleisig sind wegen dem Gemeinschaftsbetrieb mit der Vogtlandbahn.

Im Übrigen fahren die Bahnen dreigleisig ja auch zueinander versetzt - die breiten Regio-Bahnen könnten eh nur an bestimmten Stellen fahren und bei Umstellung würde die normale Tram dann oft Platz verschenken...

Es bringt also insgesamt keine Vorteile. Sicher auch nicht wegen der Fahrzeugbeschaffung für eine Regio-Stadtbahn. Diese Wagen sind nämlich vollkommen andere Fahrzeuge als normale Straßenbahnen.
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Re: [BS] RSB - RegioStadtBahn still und leise gestorben

Beitrag von Möckern-Peter »

Also ein gesichertes 1100-Netz kontra vabanque ist für unsereins richtig.
In Zwickau betrifft dies eine Strecke und wird wohl mehr auch nicht werden.
Klärungsbedarf wäre, ob 1100-Wagen auf 1000 umspurbar wären...
Regelspur - > Manitu - ist der "Vater des Wunsches der Gedanken", ja klar. Aber statt großer Graupen ist das Einfachere das, was oft leichter zu machen ist! Hätte man also großsozialistische Prahlerei sein lassen, sondern Chemnitz peu à peu auf 1000 gebracht, führen wir heute noch nach Borna, Rottluff und Ebersdorf. Denn da wären keine BusLINIEn gekommen, sondern temporärer SEV.
Gerade ein kleineres Netz - > Sithis - ist leichter umzuspuren als ein größeres.
Dass es in einer - vertretbaren - Übergangszeit 2 Teilnetze gibt, ist klar. Schwierigkeiten dabei, auch. Aber Sofija scheint sich sogar auf 2 Teilnetzte festgeschrieben zu haben, meinte ich. Und in KMSt. war die Übergangszeit von 1960 - 1988 schlicht zu lang. Und das Ende 1988 kam ja auch nicht durch Umspurung sondern durch den Schrott!!
Insofern sollte eine dynamische kleine Großstadt des westlichen Wirtschaftsgefüges eine Umspurung eines sagen wir 5-Linien-Netzes doch in ca. 10 J. hinter sich bringen. Ob nun 1000 oder 1435 sei dahingestellt. Ich sage nur, 1000er Achsen aus 1100er pressen wäre einfacher, es sei denn man kann die U-Gestelle > 1435 wechseln.
Chemnitz hat keine Neubaustrecke! Nach Altchemnitz fuhr sie vorher schon, nach Bernsdorf und Gablenz auch - der Neubau "Fritz Heckert" wäre in jedweder Spur durch den komplexen Wohnungsbau eh gekommen (ist hierfür also nicht relevant), und Schönau ist kürzer, denn da fuhr man bis Siegmar bzw. Reichenbrand (wesentlich weiter draußen). "Neu" ist nur die Umtrassierung der Strecken auf "Stadtbahn-Niveau", aber neue Strecken (also in strb.-lose Gegenden) hat die 1435 nicht "verursacht": Sie kam nicht etwa neu durch die Friedrich-Engels-Fürstenstr. ins Yorckgebiet usw., nee nur dichtgemacht wurde: Mühlenstr., Frankenberger, Leipziger, Zeisigwald und zum Schluss eben die Limbacher und der Stadtring. Nun erreicht sie demnächst - "dank" Flöha - Hainichen - mal wieder den Zöllnerplatz, juhu.
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Re: [BS] RSB - RegioStadtBahn still und leise gestorben

Beitrag von Sithis »

Wie gesagt - Sofia ist ja auch merklich größer. Sofia hat ein Netz mit 19 Linien auf 308km Länge. Das Normalspurnetz ist recht neu, wurde 1987 eröffnet und umfaßt nur 2 Linien auf 40km(und das erst seit 1995). Ergo: Ganz andere Verhältnisse. Es ist eher eine Ergänzung als denn nun eine Umspurung. Warum man nun ausgerechnet zwei Normalspurlinien eröffnet hat, obwohl der Rest in 1009mm gehalten ist, ist unklar. Eventuell ist/war eine Umspurung geplant, scheiterte aber an Geldmangel und dem großen Fuhrpark an Meterspur-Fahrzeugen.

Eine Umspurung in Braunschweig ist Unsinn und bringt rein gar nichts. Man hat aktuell 24 Niederflurfahrzeuge(plus das "Hängebauchschwein"), die noch nicht so alt sind und mittelfristig dürften eigentlich nur die paar "runden" GT6 zum Ersatz anstehen, sicher auch in einigen Jahren die kantigen LHB-Wagen. Ergo dürfte da mittelfristig nicht so viel Ersatz-Bedarf bestehen, als daß sich eine Umspurung lohnt und man gleich Normalspurwagen dazu beschafft. Und eine Umspurung der bestehenden Fahrzeuge wäre ebenso unsinnig - der Innenraum ist auf die 1100mm ausgelegt(besonders bei den GT6S) und auch bei den NGT8 stellt sich die Frage der Machbarkeit.
Man würde also nichts gewinnen, sondern sich für eine Weile nur unflexible Umstände schaffen. Und gewiß muß Braunschweig keine Gebrauchtwagen übernehmen - und was den Verkauf angeht, sicher lassen sich Wagen mit solch einer Spurweite nicht losschlagen, allerdings dürfte das auch egal sein, da der Gebrauchtverkauf eh kaum Geld bringt und hauptsächlich dem Käufer was nützt. Man wird also auch mit dieser betrieblichen Besonderheit weiterhin gut auskommen und es gibt sicher keinen Handlungsbedarf hinsichtlich einer Umspurung. Abgesehen davon wäre das auch das Aus für die historischen Fahrzeuge - die könnte man dann künftig wohl nur noch als Standmodelle bewundern...

Daß die Umspurung in Karl-Marx-Stadt einige Strecken gekostet hat, ist sicher ärgerlich, jedoch hat man hier eben die Gelegenheit ergriffen, sich gleich von der unkomfortablen Spurweite nebst dem alten Zeug zu trennen. Und selbst wenn die Strecken weiterbestanden hätten, ist sicher unklar, ob sie die Wende längerfristig überlebt hätten.

Also, wie schon gesagt, man kann das alles schwerlich vergleichen...
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