Leipzig, Betriebshof Möckern

Straßenbahnbetriebe in Deutschland
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Möckern-Peter
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Leipzig, Betriebshof Möckern

Beitrag von Möckern-Peter »

Wie ihr unschwer am Spitznamen erkennen könnt, geht es um meine alte Heimat.

Ich bin 50 Jahre "alt" und wohne alle 50 Jahre im benachbarten Statteil Gohlis.
Auf "meiner" Georg-Schumann-Straße waren/sind die 11/28/29 bzw. 10/11/28 "Stamm".
Deswegen sind mir zeit meines Lebens die Möckernschen und auch die Dölitzer Wagen die vertrautesten der LVB (gewesen).
Im Straßenbahnsinne "denken" kann ich etwa seit 1967, meiner Einschulung. (Fotos zeigen mich aber 1962 am Hbf./Astoria, wie ich mit Löffeln auf eine haltende 8 zeige, und überliefert ist, dass ich dem Pfarrer in der Michaeliskirche am Nordplatz 1963 darauf hinwies: "das ist die Achtundvanzig, die da kietscht". Ich konnte also bei den Kurvengeräuschen der umleitungshalber in/aus Roscherstr. abbiegenden Wagenzüge sehr wohl ME-Tw. der 11/28 von G4 der 16 u. 29 unterscheiden...)
1975 - 1977 habe ich in 3 Sommer- und 2 Winterferien als Schülerferienarbeit insges. 11 Wochen in Schkeuditz Straßenbahnen per Hand gewaschen, anfangs 22S mit Reko, später G4-Züge.
Nach einer "Fremdlehre" war der 14.11.1979 mein erster Arbeitstag in Möckern als Rangierer ohne Fahrerlaubnis; die Fahrschule beendete ich am 21.07.1980.

Der Brand ist mir als 11-j. durch eine Zeitungsnotiz aufgefallen. Ich fuhr, um mir "schwer beschädigte Wagenhallen" anzuschauen und war erschrocken, dass es kein schwerer Schaden sondern eine Totalvernichtung war! Jene 1107 stand da noch da, ohne dass ich wusste, dass es von dieser ausging, und ohne die Bw.-nr. abklären zu können. (Die 957 war nicht zwangsläufig wegen ihrer gleichen Endziffer 7; die Wagen wurden querbeet gehangen; dass der Bw. auf 7 endete, war Zufall. Auch waren zu den Tw. 1101 - 1114 mit den Bw. 951 - 962 2 Bw. weniger vorhanden.
Interessant das Herunterspielen der Zeitung: "Durch diesen Brand entstehen keine Beeinträchtigungen des Straßenbahnverkehrs der Stadt Leipzig."...
Da man DAMALS als Kind nicht zu Einrückezeiten von Straßenbahnen Ausgang pflegte, bekam ich die Wiederitzscher Str. als Abstellort nicht mit, wohl aber die massenhaften Fahrzeuge anderer Bf. auf "meiner" Strecke.
Die Opfer ermittelte ich durch Registrierung: Existente konnten nicht dabei gewesen sein... Von der 979 erfuhr ich erst, als die 920II als 979II auftauchte, von der 1200 viel später. Sie waren ja kein "klassisches Klientel" dieses Bf. und ihre Anwesenheit auch nur messebedingt: zur Messe fuhr die Wittenberger Str. 4 und Möckern 3 Züge der MM(rot) Landsberger Str. - Siegismundschleife. Die Kurse 785 und 786 übernachteten im Bf. an der Landsberger und waren wie die dortigen 6 und 7 Wagenbestand von Paunsdorf, der Kurs 787 kam ebenfalls aus dem Paunsdorfer Bestand, übernachtete aber aus Platzgründen in Möckern. Und dass war am Brandtag die 1200-979 gewesen...
Ebenso registrierte ich die Wiedernutzung als Freifläche nach Enttrümmerung sowie den Hallenneubau, der mit einem abermaligen Auszug der Wagen einherging. So fuhren abends eine 11 und eine 28 in die Wittenberger Str. und früh kamen dort 2 11 heraus. (Die 28 wurde in Möckern auf der Straße schnell als 11 gemacht.)
Verbrannt sind mit
24a-Sonderwg.: 1381 (Personalbeförderung von/zur Hauptwerkstatt Heiterblick) = 1
22a-ZR-Atw.: 5057 ex 1428 = 1
22c-Stahl-GR: 1452, 1455, 1456, 1460, 1462, 1466 = 6
G4-61: 1107 = 1
56-Stahl-GR: 697, 698, 702, 704, 705, 708, 709, 710, 718, 720, 721, 723, 725, 727, 734 = 15
B2-62: 957, 979I = 2
insges. 26 Wagen. Der Text nennt 29 Wg., die Bildunterschrift ergibt summiert 24. Arbeitsloren nennt die Wagenparkstatistik als Verlust nicht.
Man bedenke: Brandzeit war etwa 23 Uhr; da fehlten nur noch 3 11 und 1 29!
Herausgebracht wurde die 1381 noch, allerdings dann doch verschrottet. Die 979 war auf Gl.5, sie war also nicht auf der Straße, die 1200 muss also abgekuppelt gewesen sein. Die 979 kann auch nicht als gerettet im Sinne von "vor dem Brand in Sicherheit gebracht" betrachtet werden: ihr Glück war, dass sie nicht von Dachträgern u.ä. zerschlagen war und das RAW die Anfrage wohlwollend beschied. (Die LVB hatten unterdessen die 920II von 1967 zur 979II gemacht, der Wiederaufbauwagen kam als 920III zurück, allerdings mit 2 SchaKu, worauf er später 499II wurde.) Ein zweiter Gotha-Bw. wurde nicht wiederaufgebaut: die 957 war an der 1107 hängend sicher mit am meisten beschädigt, ein dritter nicht im Objekt.
Die anderen sahen durch die eingestürzten Gebäude z.T. übelst deformiert aus. Obwohl erst 3 Jahre her seit 1969, baute man nicht nochmals neue Wagenkästen auf die alten Bodenrahmen; auch hätten für Neubaukästen die verbrannten Holzdächer nicht mehr zur Verfügung gestanden. Diese Wagen waren mit Sicherheit für den Umbau zu 22S vorgesehen. Davon gab es erst wenige (ca. 3 - 5 St.), die samt ihrer Reko-Bw. damals Bestand von Dölitz waren. Es hatte sich auch zu seinem Glück kein solcher Zug "verirrt". Die 1454 entging dem Schicksal ebenfalls: sie weilte gerade in HwH zum S-Wagen-Umbau. Es ist anzunehmen, dass deren Zielzahl 25 feststand und die 1418, 1421, 1422, 1425, 1431 und 1434 nicht 22S geworden wären, wenn die o.g. 6 überlebt hätten.
Das Gl.7 wurde nicht 1973/74 ausgebaut: es war an der Einfahrt 6/7/8 (s. S.72) mit dran mit Platz für einen 3er-Zug. Es wurde erst mit dem 1993er Werkstattumbau auf 2 Gleise entfernt, als die Gl. 6 und 7ex8 dafür weiterauseinandergerückt wurden und Gl.6 wegen der linken Mauer des Einbaugebäudes etwas nach rechts versetzt wurde.
Das Foto aus den 80ern (S.73), was auf Gotha-Züge Bezug nimmt, ist sicher zeitlich richtig. Nur ist der G4 auf Gl.5 gerade KEIN Gotha-Linienwagen mehr. Es ist der Essentransportwagen. 4 G4 1131, 1105, 1106 und 1108 (logisch ohne 1107...) waren dafür umgebaut und den Höfen Wi., DSF, Dö. und Mö. als 5081 - 5084 zugeteilt worden.
Der Meister mit Mütze auf dem Foto ist der Bedauernswerte, der in der Brandnacht Meister war. Er starb voriges Jahr 81-jährig. Die Mütze ("training" duch die Kasernierte Volkspolizei!) war sein Markenzeichen. An diese Nacht - und die anschließenden Verhöre der KriPo UND StaSi (es war Messe!!) - wollte er nicht mehr oft erinnert werden...
Möckern bekam nicht nur als letzter Hof Tatras; er war auch der letzte mit Gothas: gegen Ende ihrer Einsatzzeit wurden alle betreuungsseitig in Möckern konzentriert; Dölitz stellt seine damit gefahrenen 10 und 28 bei sich nur ab.
Die Möckernschen Tatra waren ehemalige Paunsdorfer, freigeworden durch die dortige Konzentration der T4D-M. Die Reihe war 1843 - 1884 (ohne 1845 und 1846 = ausgemustert nach schwerer Frontalfahrt Li.4 1987 in eingleisiger Strecke Großzschocher kontra 1725 und 1726, auch ausgemustert), später plus 1841 und 1842, wovon durch laufende HU nie alle da waren, nie gebraucht worden wären, nie hätten untergebracht werden können. Die letzten haben ihre HU bereits in der Angerbrücke bekommen, wohin die gesamte Reihe abzüglich der wegen schlechter Substanz ausgemusterten 1860 1996 verschwand. Die zugeteilten Bw. waren 646 - 661, wovon letztere auch vorzeitig aus selben Grund ausschied. Im Unterschied zu S.75 verschwanden die Möckernschen Tatras nicht nach Dö., Wi. und Reu., diese "spendeten" uns von 1987 - 1993 ihre Wagen, als Möckern ab 1991 einen Wg.-bestand NULL hatte.!
Während der Gleisbaumaßnahme Huygens- bis E.-Voigt-Str. 1991, die auch das Weichenvorfeld des Bf. einschloss, waren die Linien zur Landsberger, nach Gohlis-Nord und zum Viertelsweg umgeleitet worden. Die noch mit G4 bestückte 28 erhielt dafür Tatra von Wi., und alle noch vorhandenen G4 mit Bw. wurden in Möckern hinterstellt, ohne Einsatzmöglichkeit: vor dem Bf. fehlten die Gleise... Da das "ging", bewahrheitete sich die Mutmaßung des Personals, sie kämen gar nicht wieder in Betrieb. Zwischen dieser Sommer-Baumaßnahme und dem offiziellen Ausscheiden im Nov.1991 fand damit kein Linienverkehr mehr statt und sie waren ausgelagert, allerdings noch reichlich vorhanden, während die 22S 1987 und die ET 1989 zur Abschlussfahrt echt die letzten einsetzbaren Vertreter waren.
Das Projekt, aus einem der zuletzt hauptuntersuchten Wg. (1173 oder 1184) einen Partywagen zu machen, griff man auf, als sie verschrottet waren... Und auch der Handel über diese 2 mit einer japanischen Stadt, die aus aller Welt Gebrauchtfahrzeuge erwarb, kam nicht zur Perfektion. (Über die in die Schweiz gelangten "Möckernschen" 1155IIex1116, 1186 und 1199 gibt es eine Unterhaltung an anderer Stelle des Forums.)
Die unter dem Foto auf S.74 genannte Baumaßnahme vollzog sich übrigens nicht 1979 sondern 1980, denn ich habe sie miterlebt, auch das Schleppen der G4-m.Bw. durch die abschüssige Wahrener Schleife mit einem 22a-ZR (5046 = blond, 5047 = grün). "Gebrochener Verkehr" auf der 29 mit abgeschnittenen Wagen auf den Abschnitten Schkeuditz nach entweder Lützschena, Wahren oder Möckern (im letzten Falle war für die "Stadtlinien" an der Huygensstr., einem provisorischen Dreieck Wiederitzscher Str. Schluss oder sie fuhren nach Viertelsweg bzw. Landsberger) war etliche Male üblich, zuletzt wurde eine Pendel-11 Wahren - Schkeuditz Anfang der 90er sogar von Bf.Wi.-Personal mit T/B6A2 gefahren und in Schkeuditz abgestellt! Der damals wie heute mit Arbeitswagen durchgeführte Materialtausch wurde dann jeweils mit "Schienenersatzverkehr" (= Lkw.) durchgeführt.
Interessant ist auch, dass die Außenstelle Schkeuditz den Stammbf. Mö. überlebte! Noch bis 18.06.1996 voll besetzt, verließ die 1867 als letzter Möckernscher Wagen den Hof. Danach standen dort Dölitzer Wagen (erst Großzüge, später NGT8) und dieser Bf. stellte auch den nur noch nachts vorhandenen Rangierer zur Abstellung der 2 - 3 11, bis auch dort 1998 mit Unterbringung von Linienverkehr Schluss war.
Bis zu seiner Schließung Silvester 1963 und Abgabe an die Stadtreinigung gehörte auch der Bf.GohlisI (Landsberger Str. war GohlisII) in der Möckernschen Straße als Außenstelle zu Möckern. Dazu gab es von der 2000 stillgelegten Gleisanlage der Möckernschen Straße eine zweigleisig weiterführende Strecke, mit einem eingleisigen Bogen vom Bf.GohlisI in die gleichsam stillgelegte Wiederitzscher Straße. Damit waren sicher viele Rückwärtsfahrten auf öffentlicher Straße erforderlich, Wagen aber halt reichlich abzustellen und Straßenverkehr verschwindend gering... Dort haben mindestens 28E gestanden, wie Fotos zeigen. Heute ist das Gelände nach Abriss aller Bausubstanz mit "Nachwende-Häusern" neu bebaut.
Und auch die LVB windet sich, die Weichenstraße vor dem Bf.Möckern bei einem Gleisaustausch (sie werden 20 Jahre alt) nochmals zu erneuern; deshalb die Suche nach einem neuen Museumsstandort. Sollte es dazu kommen, wäre das Schicksal der 1976er Halle abzuwarten; eher Neubebauung wahrscheinlich. Wie wir wissen, entstand der Bf.Mö. ursprünglich aus einer rechtwinklig zur Straße/Strecke angelegten Endstellenanlage. Später wurden beidseitig Wohnhäuser wie 2 "U" herumgebaut, der Bf. "eingekesselt". Großbahnhöfe würdigten uns öfter wegen unserer "Größe" als "Kuchenbudenbahnhof" herab, gängig ist auch "der Bahnhof in der Häuserlücke"... - mal sehen, was aus der Häuserlücke in Zukunft wird!

Von den "Luftschlössern": intensive Erweiterung von GohlisII, Neubau in Wahren/Pittlerstr. und später Wahren/Sowjetarmee-Reparaturwerk "Roter Stern" Linkelstr. erfuhr man, aber ernsthaftes tat sich ja nicht...
Wenn alle Betriebe nur T6/KT4(t)/KT8 verwenden würden, wäre die Welt eintöniger. Schöner wäre sie trotzdem!

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Kava je balzam za srce in duso. (slowen.: Kaffee ist Balsam für Herz und Seele) Giuseppe Verdi
Gustav Mahler ergänzte: Hier ist es wunderherrlich und repariert ganz sicher Leib und Seele.

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Kein Sarkasmus liegt mir völlig fern :-)

Der frühe Vogel kann mich mal... (am Abend treffen - was sonst!)

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Matze
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Re: Leipzig, Betriebshof Möckern

Beitrag von Matze »

Danke Peter für diesen interessanten Bericht.

Die Seitenangaben beziehen sich übrigens auf das aktuelle Straßenbahnmagazin-Heft (05/2011).



MfG der Matze
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Sithis
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Re: Leipzig, Betriebshof Möckern

Beitrag von Sithis »

Das sieht doch nach Leserbrief-Potenzial aus :mrgreen: .
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

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Möckern-Peter
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Re: Leipzig, Betriebshof Möckern

Beitrag von Möckern-Peter »

Ziel erkannt, Sithis! :lol:
Bloß das Abschreiben wird etwas mühselig...
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Möckern-Peter
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Re: Leipzig, Betriebshof Möckern

Beitrag von Möckern-Peter »

Nachtrag:

Der 19.03.1972 war auch eine Geldvernichtung! Es waren wohl noch nicht alle Zahlboxen geleert und beim Enttrümmern fand sich so manches Aluminium in Zahlboxresten, was wohl mal Groschen gewesen waren.

Auf dem Foto von 1969 erkennt man deutlich, dass die LVB damals einen Schilderwahn hatte!
Eines lautete "Motor- und Radfahrer absitzen" und gab es auf jedem Bf. Das in der Halle Gl.6/7 in der Dachkonstruktion könnte in etwa vom Sinn her (vor dem Besteigen der Wagendächer) lauten, denn es endet mit dem Befehl: Bügel abziehen! Und das Betreten war Unbefugten nicht nur verboten, sondern streng verboten! Allerdings nicht strengstens und auch nicht allerstrengstens...
Die anderen Schilder kann ich leider nicht dechiffrieren: mit Lupe wird es eher undeutlicher.
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Matze
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Re: Leipzig, Betriebshof Möckern

Beitrag von Matze »

Aus meiner Schatzkiste:

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Die Aufnahmen entstanden im Mai 1972.


MfG der Matze
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Möckern-Peter
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Re: Leipzig, Betriebshof Möckern, mit Nachträgen

Beitrag von Möckern-Peter »

Danke Matze, für die schönen unschönen Bilder...

Sie zeigen mehreres:
- einen der typischen Gleiswechsel, hier von Gl.5 zu 6;
- dass das Dach nicht gänzlich heruntergekommen war, denn der vordere Teil ist zumindest noch - Form/Umfang zeigend - oben;
- aus dem "überdachten" Bereich hatte man soweit alles entfernt, weiter hinten nur Schutt und Kleinmaterial: nur die großen "Ruinen" stehen noch;
- der pure Schutt dürfte mit Straßenbahn-Kipploren nach Lützschena gegangen sein,
die ex-Straßenbahnen wird man wohl in den bis zu 60-minütigen Wagenfolgen* in der Nacht weggezogen haben - wo sie zerschnitten wurden, ist mir nicht bekannt.
*Das war sicher akribisch festgelegt, da die Schleppzüge keinen anderen begegnen durften: die Wracks waren ja teils mehr als 2,20m breit;
- v.a. erkennbar, dass DIESE Wagenkästen definitiv nicht wieder aufbaubar waren: es hätte neuer bedurft. (Von mir war bereits erwähnt, dass die Wagenkasten-PRODUKTION ja erst 3 Jahre zuvor aufgehört hatte. Maße im sorgfältigen Hw-Archiv, Vorrichtungen zum Bau und "Zeitzeugen", die das "gerade erst" getan hatten, gab es sicher alles. Nur hätte es keine alten Dächer zum Wiederaufsetzen mehr gegeben.)
Gl.6 haben wir also einen Tw., wie die Vorderfront zeigt. Gl.7 stehen dann 2 Bw., wie die Untergestelle dokumentieren. Wir wissen ja alle Wagen, nur nicht, welcher wo gestanden hatte. Auch können sie vor dem Fotozeitpunkt beim Enttrümmern im Gelände bewegt worden sein.
War es nun die 1460, oder doch die 1452... - wird uns niemand mehr verraten. Die 1452 nicht: der war von der Straße zu sehen; die 14 war abgebrannt, die 52 noch zu lesen. (Es gab auch einen Bw. mit halbangesengter Linientafel "28".) Der und die 1107, die ja noch eine völlig gelbe Vorderplattform hatte(!) waren die einzigen 2, die ich bei meinem vor-Ort-Termin klären konnte. (Die nummerierten Fahrgestelle hätten es DAMALS sicher identifiziert.) Vom Atw. 5057, der ja Holz war, blieb ohnehin nur dieses und die typischen paar Seitenspanten übrig. Anzunehmend hat er auf Gl.8 gestanden.
Heute längst Geschichte, damals natürlich sehr traurig.
Wie gesagt, ich schrieb eine Liste, und was ich auf der Straße sah, wurde abgehakt. Mehr war mir mit 11/12 nicht möglich. Wo kein Haken drankam > ... Ich hatte 2 Verluste mehr: umsomehr freute ich mich, als nach längerer Zeit die 715 wieder aufkreuzte (anzunehmend Hw), und sich auch die 1454 wieder in's Straßenbild mischte, als 22S. Zur Brandzeit hatte es ja erst die 1463 - 1465 und wohl auch schon die 1467 und 1468 gegeben. Denkbar, dass alle 6 das noch erleben sollten; denkbar, dass nicht unbedingt die 1466 die nächste gewesen wäre. Dass nicht sie sondern die 1454 gerade weg war, lag immer daran, dass die LVB nie nummern- sondern fristenorientiert arbeiteten. Gut eben auch, dass keiner der S-Züge an dem Tag dort "strandete" sondern sich planmäßig in Dölitz zum Schlaf begaben. Glück hatte die 1477. Sie fuhr leihweise mehrere Tage in Mö. und kehrte gerade noch rechtzeitig nach Reudnitz zurück.

Nachtrag zu mir und SM:
Das Bild sei von 1969, und es zeigt auf Gl.5 einen ME-Tw.
Aus jenem Grund zweifle ich das Datum an: a) Die Tw. waren 1967 von der 11/28 - und von ihren Höfen Dö. u. Mö. - genommen worden, für den Einsatz auf der 9, 14, 23 (z.T. auch 22E u. 25) zum ausschließlichen Einsatz in Reu. u. DSF. Zumal es ja immer weniger wurden. Auf der 11/28 zogen 1967/68 dann 22c Holz u. Stahl. b) Der LOWA kann wie folgt zugeordnet werden: für 10-mal 29 etwa 1967/68 waren 12 G4 etwas knapp und so gab es da 2 22a (1426, 1427), 2 - 3 ET54 (1613 - 1615) und 6 EB50 (801 - 806) als mitfahrende Reserve. Entspannter wurde es, als etwa 1968/69 2-mal 29 per Fahrplan in die Wi.Str. gingen. Als Mö. etwa 1970/71 wieder alle 10 Züge fuhr, kamen dann aber auch die G4 1113 u. 1114 nach. Also zeigt auch der LOWA (ab 1968 auf der Dölitzer 11E üblich) einen Zustand von 1968 oder eher. c) Wichtigstes Indiz aber ist dessen Wagennummer!: Seit 1969 gab es Tatras, und wegen denen waren die ET (LOWA wie Gotha) ja 1968 zu 1300ern umnummeriert worden! Auch die 2 Magdeburger gingen ja 1968 schon als 1300er weg.
Somit kann das Datum, definitiv wegen c), nicht stimmen! Bei a) und b) könnte man mit gutem Willen noch sagen: Na klar verrirten sich immer mal Wagen, aber dass mit den beiden die Mehrheit Fremdlinge waren? Denn die Aufnahme entstand, als der Hof - die Uhr erklärt es... - im Prinzip leer war. Aber c) sagt, Anfang 1968, eher früher!
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