(GR) - Elfjähriger Junge bringt Bahn zum Entgleisen(Artikel)

Straßenbahnbetriebe in Deutschland
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Daniel Kramer
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(GR) - Elfjähriger Junge bringt Bahn zum Entgleisen(Artikel)

Beitrag von Daniel Kramer »

Mittwoch, 8. August 2012
(Sächsische Zeitung)

Elfjähriger Junge bringt Bahn zum Entgleisen
Von Peter Chemnitz
Personen werden bei dem Unfall nicht verletzt. Der Schaden wird auf rund 40000 Euro geschätzt. Vorerst wird in Königshufen eingleisig gefahren.


Mittels einer Hydraulikpumpe wird die Straßenbahn angehoben und zurück auf die Gleise gesetzt.

Die drei Jungen wollen es wissen. Was passiert, wenn sie ein, zwei Schottersteine auf die beiden Gleise legen? Werden diese genauso platt gewalzt wie das 1-Cent-Stück? Oder geschieht gar etwas ganz anderes? Das Experiment findet am Montag in Königshufen statt. Als sich gegen 13.45 Uhr eine gelbe Bahn der Linie 3 nähert, sitzen die Jungen erwartungsvoll am Bordstein zwischen den Haltestellen Friedhof und Alexander-Bolze-Hof. Minuten später flitzen sie aber lieber davon. Die Auswirkungen ihres Experiments sind gravierender, als es sich die drei in ihren kühnsten Träumen ausmalen konnten: Der Bahnfahrer sieht zwar die Steine auf den Schienen liegen, aber zu spät, um noch rechtzeitig bremsen zu können. Der mit zahlreichen Passagieren besetzte Triebwagen entgleist. Zum Glück gibt es keine Verletzten. Die Fahrgäste kommen mit dem Schrecken davon.

So rekonstruierte die Polizei das Geschehen. Doch die Konsequenzen sind schwerwiegender, wie Norbert Weigt, Betriebshofleiter der Verkehrsgesellschaft Görlitz (VGG) berichtet. „Die Bergung gestaltete sich schwierig und dauerte bis etwa 20Uhr, bis dahin wurde Schienenersatzverkehr zwischen Demianiplatz und Königshufen eingerichtet.“ Die entgleiste Bahn wurde von der Oberleitung genommen und später mittels einer Hydraulikpumpe angehoben, erinnern sich Augenzeugen.

Wie der Unfall aus Sicht des Görlitzer Nahverkehrsunternehmens verlief, bleibt vorerst unklar. Nicht nur, dass es erst am späten Montagabend von dem Unfall berichtete. Auch darf Norbert Weigt keine weiteren Auskünfte geben. Er verweist an die Presseabteilung der Veolia Verkehr GmbH. Die ist zuständig, weil die Verkehrsgesellschaft Görlitz zu Veolia gehört. Dort sieht man sich gestern aber außerstande, über den genauen Unfallhergang und die Schadenshöhe Auskunft zu geben. Auch nicht darüber, mit wie vielen Passagieren die Straßenbahn besetzt war und ob es nur den Triebwagen von den Gleisen gehoben hat.

Man werde sich nicht äußern, so lange es sich um ein „schwebendes Verfahren“ handle, sagt Thomas Kleinrensing, Vize-Pressesprecher von Veolia mit Sitz in Dresden. Polizei und Staatsanwaltschaft würden gegenwärtig den Unfallhergang rekonstruieren. Spezialisten des Unternehmens seien bei der Schadensaufnahme. Erst wenn diese abgeschlossen sei, könne die Straßenbahn freigegeben und repariert werden. Auskünfte zum Alter und Zustand der betroffenen Straßenbahn gab der Sprecher nicht.

Fest steht, dass der entstandene Sachschaden hoch ist. Neben der beschädigten Bahn wurden auch rund 40 Metern Gleisbett so stark beschädigt, dass der Straßenbahnverkehr sei dem Unfall nur noch eingleisig stattfinden kann. Der Schaden am Gleisbett und der Straßenbahn werde nach Aussage der Verkehrsbetriebe derzeit auf rund 40000 Euro geschätzt, teilt die Polizei gestern in ihrer Pressemitteilung mit. Der Veolia-Sprecher wollte diese Schadenssumme nicht bestätigen.

Das beschädigte Gleisbett soll bis Freitag, spätestens aber bis Montag ausgebessert sein. Bis dahin werde eingleisig gefahren, sagte Kleinrensing. Dadurch werde es auch zu zeitlichen Verzögerungen gegenüber dem geltenden Fahrplan kommen. Ob diese im Internet bekannt gegeben werden, wisse er nicht genau: „Ich gehe aber davon aus.“

Dass der Unfallverursacher bekannt wurde, liegt daran, dass einen der Jungen die Reue packte. Nachdem er gesehen hatte, was er beziehungsweise seine Freunde angerichtet hatten, stellte er sich der Polizei als Zeuge. Das Geschehene habe dem Jungen wirklich sehr leid getan, sagt Polizeisprecher Thomas Knaup. Die Polizei ermittelt wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr.

Auf ein Wort

Mittwoch, 8. August 2012
(Sächsische Zeitung)

AUF EIN WORT


Schweigen ist die schlechteste Wahl
Sebastian Beutler
über das Straßenbahn- Unglück
Was sich wirklich am Montagmittag in Königshufen ereignete, wissen wir nur bruchstückhaft. Ja, es gab einen Unfall mit einer Straßenbahn. Möglicherweise, so sagt es die Polizei, haben Kinder das Unglück ausgelöst. Sicher ist das noch nicht, so lange muss die Unschuldsvermutung gelten. Dass die Lage so unübersichtlich ist, daran haben die Kinder keine Schuld. Sie trägt allein die Verkehrsgesellschaft mit ihrem Eigentümer Veolia. Statt für Transparenz zu sorgen, versuchten die Zuständigen gestern abzuwiegeln. Die Görlitzer Experten erhielten einen Maulkorb, der Dresdner Pressesprecher musste Unwissen einräumen. Vor allem mauerte er für seinen Auftraggeber. Dabei sind Fragen offen. Zum Beispiel: Warum wurde die Öffentlichkeit erst sieben Stunden nach dem Ereignis informiert? Reichen solche Steine aus, um eine Straßenbahn zum Entgleisen zu bringen? War die Straßenbahn betriebssicher? Wie viele Passagiere waren überhaupt betroffen? Darauf gibt es bislang keine Antworten. Veolia tat sich gestern sogar schwer zu erklären, wie der Verkehr in den nächsten Tagen fahren wird.

Größe zeigt sich in schwierigen Situationen. Veolia hat dabei versagt. Das Unternehmen braucht sich nicht wundern, wenn bei den Fahrgästen Unsicherheit wächst.

TV-Link:

http://www.mdr.de/sachsen/bautzen/goerl ... 33f6c.html

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Sithis
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Re: (GR) - Elfjähriger Junge bringt Bahn zum Entgleisen(Arti

Beitrag von Sithis »

Wie viele Steine lagen da bitte auf den Schienen? Haben die das halbe Gleisbett raufgeschaufelt oder wie? Ohne daß ich jetzt zum Nachmachen anregen möchte, aber einen Stein oder auch eine Münze haben sicher viele im jugendlichen Alter mal als dummen Streich auf die Schienen gelegt. Entgleisen dürfte da sicher nichts.
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

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Matze
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Re: (GR) - Elfjähriger Junge bringt Bahn zum Entgleisen(Arti

Beitrag von Matze »

Sithis hat geschrieben:Wie viele Steine lagen da bitte auf den Schienen? Haben die das halbe Gleisbett raufgeschaufelt oder wie?
Vielleicht haben sie ja "nur" zwei Findlinge auf die Schienen gelegt. :D
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Sithis
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Re: (GR) - Elfjähriger Junge bringt Bahn zum Entgleisen(Arti

Beitrag von Sithis »

Findlinge sind aber keine Schottersteine...vielleicht kann ja einer "unserer" Fahrer aus der Praxis berichten, ob er sowas schon mal hatte und was man machen soll, wenn Steine auf den Gleisen liegen.
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Manitou
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Re: (GR) - Elfjähriger Junge bringt Bahn zum Entgleisen(Arti

Beitrag von Manitou »

Eltern haften nur bei Verletzung der Aufsichtspflicht für ihre Kinder. Ansonsten haften die Kinder selbst (der Geschädigte kann den Anspruch jedoch erst realisieren, wenn diese Kinder erwachsen sind und Einkommenhaben). Sind die Kinder jedoch unbefugt und durch Verletzung der Aufsichtspflicht aus der Schule abgehauen und haben Schaden angerichtet, haftet der Schulträger (also meistens die Stadt/Gemeinde). Bei fahrlässigen Verhalten (Verletzung der Aufsichtsplicht) zahlt jedoch die Privathaftpflicht der Eltern.

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