Berlin: Strecke nach Rahnsdorf von Stillegung gefährdert

Straßenbahnbetriebe in Deutschland
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Sithis
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Berlin: Strecke nach Rahnsdorf von Stillegung gefährdert

Beitrag von Sithis »

Momentan sieht es mal wieder schlecht aus für den Streckenast der 61 nach Rahnsdorf. Eine Stillegung scheint beschlossene Sache zu sein. Ob dies noch abgewendet werden kann, ist fraglich. Wieder einmal erwägt man aufgrund aktuell eigenverschuldeter schlechter Fahrgastzahlen die Einstellung eines Streckenastes, dessen Verlängerung sich durchaus lohnen würde.

Siehe auch http://www.linie61.de mit Petition gegen die Linieneinstellung.
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T6A2mod
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Re: Berlin: Strecke nach Rahnsdorf von Stillegung gefährdert

Beitrag von T6A2mod »

Wie kommst du auf eigenverschuldete geringe Fahrgastzahlen? Ich habe zwar schon davon gehört, dass es mal eine Nachtstraßenbahnlinie zur Waldschänke gegeben haben soll oder geplant war und es Zeiten gab, wo die Bahnen alle 10 Minuten verkehrten. Nur dies waren nachweisbar die Zeiten der BVB und die Strecke ist für mich eine der Strecken die nach der politischen Wende ihre Fahrgäste verloren hat. Zumindest ist mir in den letzten Jahren im Winter nie eine gut besuchte Bahn auf dem Abschnitt begegnet. Wo siehst du deshalb den Grund bei BVG?

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Matze
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Re: Berlin: Strecke nach Rahnsdorf von Stillegung gefährdert

Beitrag von Matze »

T6A2mod hat geschrieben:Ich habe zwar schon davon gehört, dass es mal eine Nachtstraßenbahnlinie zur Waldschänke gegeben haben soll oder geplant war
Ja, es gab da mal eine Nachtstraßenbahnlinie: Linie 124 (Alt-Schmöckwitz - Rahnsdorf).
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Sithis
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Re: Berlin: Strecke nach Rahnsdorf von Stillegung gefährdert

Beitrag von Sithis »

Wie ich darauf komme? Wenn man den Verweisen zu den Zeitungsartikeln etc. folgt, kann man die Ursachen schnell herauslesen. Mal ein paar Zitate:
Der Berliner Senat zeigt sich wieder von seiner besten Seite! Und die BVG ebenfalls, denn sie hat die nachfrageschwache Auslastung der 61 mitzuverantworten, u.a. wegen fehlendem Anschluss in Rahnsdorf an den 161er Bus: kommt man mit der Tram an, fährt der Bus Richtung Erkner vor der Nase ab!
Den Fahrgastschwund auf der "61" hat sich die BVG selbst organisiert: einerseits durch eine fahrgastfeindliche Fahrplangestaltung, andererseits durch diese idiotische Linienführung. Diese Linie war deutlich stärker frequentiert, als sie noch in Richtung Schöneweide fuhr. Aber, es ist bei der BVG an vielen Stellen so: man gewinnt den Eindruck, dass in der BVG-Verwaltung überforderte Mitarbeiter sitzen, die nur darüber nachdenken, wie sie "ihre" Fahrgäste (= Kunden) am besten schikanieren können. Ich habe noch den Ausspruch eines BVG-Mitarbeiters in einer Sitzung des Verkehrsbeirates der BVV Lichtenberg im Ohr: "Jeder zusätzliche Fahrgast vergrößert unser Defizit". Dieses Denken scheint bei der BVG Programm zu sein.
Dies sind Ursachen, die ich bestätigen kann.
Und wenn die Linie zu BVB- und DDR-Zeiten stärker frequentiert war, mag das sein, nur hätte man dann nach der Wende die Chancen ergreifen sollen und sinnvoll ausbauen. Da die Straßenbahn unter BVG-Ägide eine Zeit lang ja auch insgesamt in Frage gestellt wurde, ist das eben nicht erfolgt. Bei der BVG scheut man sinnvolle Streckenerweiterungen seit Jahren und kann maximal halbherzige Streckeneröffnungen wie die Strecke zur WISTA verzeichnen - daß es nun am anderen Ende der 61 schlecht aussieht, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

Der Erhalt und Ausbau wäre endlich mal ein Zeichen für nachhaltige Verkehrspolitik. Die Strecke verläuft ja schließlich auch auf eigenem Bahnkörper, der durchaus ein Argument für den Erhalt ist, anders als z.B. die ungünstige Streckenlage der ehemaligen 84 nach Altglienicke.
Allerdings ist zu befürchten, daß die BVG sich typischerweise nicht dazu durchringen wird, für die Strecke zu kämpfen. Dann könnte die Scheffin auch mal beweisen, daß sie mehr drauf hat als sich mit perfekt sitzendem schwarzen Mantel und Frisur vor der Presse zu präsentieren, wenn mal wieder irgendein Unsinn wie ein Sitztest für die U-Bahn durchgeführt wird. Woran ich jedenfalls stark zweifel.
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T6A2mod
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Re: Berlin: Strecke nach Rahnsdorf von Stillegung gefährdert

Beitrag von T6A2mod »

Also ich wüsste nun nicht was dem Abschnitt S-Bahnhof Friedrichshagen bis Rahnsdorf/Waldschänke an Fahrgästen bringen soll, wenn die Bahn nach Schöneweide fahren würde. Bis auf dem Schulungszentrum an der Endstelle und das Freibad gibt und die etwas südlich durch den Bus angebundene Siedlung Hessenwinkel gibt es dort nichts nach meinen Kenntnisstand.

Von Schöneweide nach Rahnsdorf/Waldschänke gibt es zu der Straßenbahn mit Umstieg an der Seelenbinder Straße oder mit dem Bus und einmaligen Umstieg am S-Bahnhof Spindlersfeld oder so keine Alternative als das Auto. Also nun zu sagen der Fahrgastschwund hat mit einer vor Jahren geänderten Linienführung zu tun müsste sehr leicht nachgeforscht sein.

Den Anschluss zum Bus 161 in Richtung Erkner sehe ich auch nicht als Grund für geringe Fahrgastzahlen, weil wer nach Erkner möchte benutzt ab Friedrichshagen mit Sicherheit die S-Bahn. Alleine die schlechte Anbindung nach Hessenwinkel könnte man jetzt kritisieren, nur wer aus Hessenwinkel würde aus dem Bus aussteigen und mit der Straßenbahn fahren, wenn er mit der S-Bahn ab Rahnsdorf schneller in Köpenick oder anderswo ist?

Fakt ist, dass man der BVG gerne die Kritik zu spielen kann aber dann bitte auch bedenken, dass der Senat als Besteller und Aufgabenträger, wie auch die Bezirke als Ideengeber dann hier auch versagt haben, denn die Antwort in der BVV hört sich schon nach einer Bewerbung an nach dem Motto "Bitte fahrt mit dem Auto und nutzt nicht den ÖPNV" und so etwas sollte nicht das Ziel der BVG sein.

Platte
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Re: Berlin: Strecke nach Rahnsdorf von Stillegung gefährdert

Beitrag von Platte »

Mit der Linienführung nach Schöneweide bzw. Johannisthal könnte man zumindest einige Fahrgäste zur Straßenbahn "überreden", eben jene die von Rahnsdorf in Richtung Schöneweide wollen, da sie nun wieder direkt durchkommen anstatt heute einmal bzw. dann eventuell zweimal umzusteigen. Nach Adlershof hat man ja noch alternativ die 60 bzw. dann die 63. Wenn man sich gescheit anstellt nimmt man einfach die 61 bis S-Bhf Friedrichshagen und steigt in die 60 um. Wenn der Fahrplan stimmt, dürfte das auch schneller sein, als heutzutage sitzen zu bleiben.

Platte
...und ein gigantisches Schaf wird vom Himmel fallen und die Welt retten. Ach ihr Glücklichen!

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Sithis
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Re: Berlin: Strecke nach Rahnsdorf von Stillegung gefährdert

Beitrag von Sithis »

Von Schöneweide nach Rahnsdorf/Waldschänke gibt es zu der Straßenbahn mit Umstieg an der Seelenbinder Straße oder mit dem Bus und einmaligen Umstieg am S-Bahnhof Spindlersfeld oder so keine Alternative als das Auto. Also nun zu sagen der Fahrgastschwund hat mit einer vor Jahren geänderten Linienführung zu tun müsste sehr leicht nachgeforscht sein.
Dann forsche mal nach, ansonsten gibt es keinen Grund, deinen Behauptungen mehr Glauben zu schenken als dem Leserkommentar.
Den Anschluss zum Bus 161 in Richtung Erkner sehe ich auch nicht als Grund für geringe Fahrgastzahlen, weil wer nach Erkner möchte benutzt ab Friedrichshagen mit Sicherheit die S-Bahn.
Dazwischen liegen noch einige Stationen. Der Bus fährt schließlich nicht ohne Halt nach Erkner durch.
Fakt ist, dass man der BVG gerne die Kritik zu spielen kann aber dann bitte auch bedenken, dass der Senat als Besteller und Aufgabenträger, wie auch die Bezirke als Ideengeber dann hier auch versagt haben, denn die Antwort in der BVV hört sich schon nach einer Bewerbung an nach dem Motto "Bitte fahrt mit dem Auto und nutzt nicht den ÖPNV" und so etwas sollte nicht das Ziel der BVG sein.
Auch die BVG könnte Ideengeber sein und nicht nur bloßer Erfüllungsgehilfe der bestellten Leistungen. Andere Verkehrsbetriebe machen es vor.
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T6A2mod
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Re: Berlin: Strecke nach Rahnsdorf von Stillegung gefährdert

Beitrag von T6A2mod »

Die BVG könnte als Ideengeber auftreten nur so etwas ist weder vom Senat noch von den Bezirken gewünscht, weil man sonst sein Gesicht verlieren würde als Politiker. Habe ich schon mehr als einmal erlebt. So hatte mal ein Busfahrer den Vorschlag gemacht in ähnlicher Form wie er heute in Reinickendorf mit den Buslinien 120 und 220 eingeführt wurde. Die BVG watschte den Vorschlag ab, dass es aufgrund des Fahrzeugeinsatzes nicht möglich ist und vom Bezirk nicht so gewünscht wird.

In der Presse lies sich der Bezirk feiern, dass nach jahrelangem Kampf endlich dem Konzept zugestimmt wurde. Ich frage mich jetzt wer in der Angelegenheit die Bevölkerung belügt.

Problem der Linie 61 ist auch das für mögliche Änderungen der Linienführung zu ordentlichen Angebotsprüfungen keine ausreichende Zeit mehr vorhanden ist. Wegen dem Bus nach Erkner weise ich nochmals daraufhin, dass die möglichen Kunden aus Köpenick sicherlich mit der S-Bahn fahren und ohne große Probleme in Rahnsdorf den Bus erhalten. Ich tendiere nämlich auf ein geringes Publikum das so ein Angebot nutzen würde aber interessant wäre es wirklich einmal zu sehen was wäre wenn. Die Buslinie 161 hat bis Erkner natürlich mehrere Stationen fährt aber auch drei S-Bahnhöfe mit perfekten Anschlüssen an, womit die Begründung fehlender Anschluss Rahnsdorf/Waldschänke sehr hakt, weil die meisten Fahrgäste werden wohl in die S-Bahn in Richtung Innenstadt wollen.

Marienfelde
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Re: Berlin: Strecke nach Rahnsdorf von Stillegung gefährdert

Beitrag von Marienfelde »

Inzwischen sieht es für die "61" deutlich besser aus, wie sich aus dem Petitionsblog für den Erhalt der Straßenbahnlinie 61 vom 19.07.2014 ergibt:

Liebe Freundinnen und Freunde der Straßenbahnlinie 61,

jetzt wird "unsere" Tramlinie auch in der Woche mit Kurzgelenktriebwagen des Typs KT4D in Doppeltraktion bedient. Das war in den letzten Jahren alles andere als selbstverständlich, und nicht nur die Besucher/innen des Strandbads Müggelsee werden es der BVG sicherlich danken. Wenn Ferien und Badesaison vorbei sind, muß aber leider damit gerechnet werden, daß wieder zu einer Bedienung mit KT4D-Solowagen übergegangen wird.

Einen größeren Artikel von Peter Neumann gab es in der Mittwochsausgabe der Berliner Zeitung (16. Juli 2014, S. 18), den wir Euch natürlich nicht vorenthalten wollen:

http://www.berliner-zeitung.de/berlin/s ... 53256.html

Die Straßenbahn nach Rahnsdorf ist also "gerettet" - jedenfalls vorerst, bis 2020. Letztlich ist die Tram aber erst nach erfolgter kompletter Grunderneuerung der Strecke für Jahrzehnte gesichert.

Wir halten die von der BVG immer wieder gern genannten Kosten von 15 - 20 Millionen Euro für die Grundsanierung der Strecke weiterhin für überhöht. Nach unserer Kenntnis hat die Sanierung der - längeren, auch durch ein Trinkwasserschutzgebiet führenden - "Uferbahn" nach Schmöckwitz etwa 9 Millionen Euro gekostet. Für die Grundinstandsetzung der Strecke zwischen dem S-Bf Friedrichshagen und Rahnsdorf gehen wir daher von Kosten im mittleren einstelligen Millionenbereich aus.

Wer noch nicht 18 Jahre "alt" ist, kann diese Petition selbstverständlich auch unterstützen. Das wäre ja auch seltsam, den Jugendlichen das "Recht" zu geben, einen Fahrpreis zu entrichten, aber ihnen das Recht, sich für die Bahn einzusetzen, mit der sie vielleicht an jedem Schultag fahren, vorzuenthalten. Letztlich geht es hier um eine - internetgestützte - Unterschriftenaktion, und nicht um einen Volksentscheid "Für die Berliner Straßenbahn!".

Jetzt fehlt noch der riesengroße Dank an alle, die zum Erfolg dieser Petition beigetragen haben - und natürlich etwas mit dem Wort "wünsche". Also:

Ich wünsche Euch noch ein schönes (vielleicht nicht zu heißes) Wochenende.
Torsten Lange

P.S.: Die Seite http://www.linie61.de (also der Link zur Petition für die 61) funktioniert wieder.

Die Petition kann noch bis zum 30.08.2014 unterzeichnet werden. Weitere Unterstützungen werden weder der "61" noch der Berliner Straßenbahn insgesamt ganz sicher nicht schaden.

Noch ein schönes Wochenende wünscht Euch
Marienfelde

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