Halberstadt

Straßenbahnbetriebe in Deutschland
Trolley691
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Re: Halberstadt

Beitrag von Trolley691 »

Sithis hat geschrieben:
Das ist ein Sterben auf Raten... :cry: :cry: :cry:
Man könnte auch sagen, daß die Bahn eigentlich schon tot ist, aber durch lebenserhaltende Maßnahmen quasi im Zombie-Status erhalten bleibt. Das gilt auch für andere kleinere Betriebe, wenn man es mal nüchtern betrachtet. Ich hatte schon mal darauf verwiesen, ausnahmsweise mal ein vernünftiger Beitrag bei DSO: "Warum erhält man diesen Betrieb eigentlich überhaupt künstlich am Leben?"
Tja, ich glaube man wil das einfach nur aussitzen, bis die Bindung an Subventionen ausläuft. Das Gleiche sehe ich für Brandenburg. Klar, man hat jetzt am Bahnhof neue Gleise verlegt. Aber die Tatras sind im Schnitt 26 Jahre alt und "Neuwagen" sind nicht in Sicht. Das kann man auch mit einem Siechtum vergleichen...

Ich denke mal um Görlitz muss man sich auch sorgen machen oder welche anderen kleinen Betriebe meinst du?

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Incentro
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Re: Halberstadt

Beitrag von Incentro »

Trolley691 hat geschrieben:Ich denke mal um Görlitz muss man sich auch sorgen machen oder welche anderen kleinen Betriebe meinst du?
Kürzlich wurde im Zusammenhang mit der Gmundener Straßenbahn (ja, das ist Österreich und nicht Deutschland) in der Presse geschrieben, dass man laut EU-Verordnung ab 2017 zumindest einen Teil der Fahrten behindertengerecht anbieten muss.

Da diese EU-Verordnung sicher nicht nur in Österreich greift, darf man sich um alle Betriebe gedanken machen, die derzeit keine Niederflurwagen haben und wo noch nichtmal konkrete Pläne zu erkennen sind diese anzuschaffen.

Naumburg ist in sofern fein raus, als dass sich da jeweils ein Kurs der Straßenbahn mit dem Stadtbus abwechselt - gleiches gilt wohl für Bad Schandau (zumindest gibt es da auch einen Linienbus auf der Strecke der Straßenbahn).
Gotha hat sich vier "Hängebauchschweine" aus Mannheim geholt und Plauen 6 Bombardier Flexity Classic (vergleichbar mit den Fahrzeugen aus Dessau) bestellt.

Lediglich in Görlitz und Woltersdorf haben bislang weder Niederflurbahnen noch einen Bus-Parallelverkehr.

Brandenburg wird wohl derzeit nach Cottbus schielen, ob das Langläuferprogramm nicht auch etwas für die eigenen KTNF6 ist. Zusammen mit den vier MGT6D kommt man dann auch noch ohne Neufahrzeuge bis ca. 2025 aus.

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Sithis
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Re: Halberstadt

Beitrag von Sithis »

Ich meinte Brandenburg an der Havel. Auch dort kann man die Fahrgäste selbst zur HVZ an einer Hand abzählen, selbst im Schülerverkehr kann man nicht mal annähernd von Auslastung sprechen.
Ich sehe da weniger das Alter der Fahrzeuge als Problem, sondern die allgemeine schwache Auslastung. Die Fahrten könnte man durchweg mit kurzen Citaros abwickeln.
Und daß neue Fahrzeuge einen Betrieb nicht vor Einstellungsplänen retten, sieht man ja auch gut an Halberstadt(auch wenn es die ungeliebten Leos sind :mrgreen: ) .
Es ist ein generelles Problem vieler Betriebe in den neuen Bundesländern, wo früher Großbetriebe mit Schichtwechsel die Fahrgäste brachten, ist heute einfach gar nichts mehr.

Es ist überhaupt ein Wunder, daß es einige Betriebe und Strecken überhaupt noch gibt. Das kann man tatsächlich nur mit Bindung an Subventionen, CBL und ähnlichen Maßnahmen erklären.
Machen wir uns nichts vor, viele Regionen sind nun mal quasi tot und auf bessere Zeiten hoffen bringt auch nichts. Man versucht immer krampfhaft, alles schön zu reden und möchte unbedingt an der Bahn festhalten. Nur wozu? Ein Weiterbetrieb zum reinen Selbstzweck bringt es ja nun echt nicht. Was bringt vorhandene Infrastruktur, wenn niemand sie nutzt?
Komisch nur, dass man 1993 noch 2 Duobusse von Daimler-Benz angeschafft hat.
http://de.wikipedia.org/wiki/Oberleitungsbus_Potsdam

Diese wurden wohl zur Überbrückung der Netzlücke durch diesen Bahnausbau beschafft. Die Argumente für die Einstellung wirken aber in der Tat recht abenteuerlich - auf einmal sind tragende Teile durchgerostet(was der DEKRA und der Werkstatt nach der Wiedervereinigung wohl einige Jahre nicht auffiel) und Sturmschäden kommen auch noch dazu? Da mangelte es wohl einfach am Willen, das Netz wieder auf Vordermann zu bringen. Und warum sollte es ein Sicherheitsproblem sein, wenn sich O-Bus-Leitung und Eisenbahn-Oberleitung kreuzen? Seltsamerweise gibt es mehr als genug andere Städte, wo das kein Problem ist.
Zusammen mit den vier MGT6D kommt man dann auch noch ohne Neufahrzeuge bis ca. 2025 aus.
Stellt sich die Frage, wer 2025 noch mitfahren soll.
Und ob sich das Langläufer-Programm auf die im Vergleich mit Cottbus ziemlich stümperhaft modernisierten KTNF6 problemlos anwenden läßt, sei mal dahingestellt.
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

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koneggS
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Re: Halberstadt

Beitrag von koneggS »

Sithis hat geschrieben: Und ob sich das Langläufer-Programm auf die im Vergleich mit Cottbus ziemlich stümperhaft modernisierten KTNF6 problemlos anwenden läßt, sei mal dahingestellt.
Vielleicht sollte man gerade deswegen, weil die Fahrzeuge eben etwas einfach modernisiert wurden, über eine zweite Modernisierung nachdenken?
Incentro hat geschrieben:Kürzlich wurde im Zusammenhang mit der Gmundener Straßenbahn (ja, das ist Österreich und nicht Deutschland) in der Presse geschrieben, dass man laut EU-Verordnung ab 2017 zumindest einen Teil der Fahrten behindertengerecht anbieten muss.
Behindertengerecht heißt doch nicht unbedingt, dass Niederflur erforderlich ist. Crich 3006 (Rekowagen ex Berlin) ist es doch auch, wenn ich mich nicht täusche. Klar ist eine Museumsbahn kein täglicher Linienverkehr, doch ist Woltersdorf nun auch nicht der klassische Großstadtbetrieb. Im Extremfall muss man eben versuchen, einen EB57 analog der Leipziger B4D niederflurig umzubauen. Oder ein behindertengerechtes Anruftaxi parallel zur Bahn. Da sollte man sich nicht nur auf Neufahrzeuge versteifen.

In Görlitz wird man um Niederflurfahrzeuge nicht herumkommen. Mich persönlich wundert es, dass man sich nicht in Cottbus an den KTNF6 bedient hat. Inzwischen wurden dort vier Fahrzeuge veräußert, das hätte in Görlitz auf beiden Linien für einen stündlichen behindertengerechten Kurs + eine Reserve pro Linie gereicht. Auch an den Mannheimer Hängebauchschweinen ist man nicht interessiert, abgestellt Fahrzeuge gibt es auch dort noch zur Genüge. Wahrscheinlich ist bei Veolia Verkehr kein großer Wille für übermäßige Investitionen da, weil die Konzession 2017 ausläuft. Ist eben der entscheidende Nachteil, wenn der Verkehrsbetrieb nich in öffentlicher Hand ist...Ansonsten ist zu Görlitz zu sagen, dass es dort an Fahrgästen (noch) nicht mangelt.

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