Hecht als ATW

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Manitou
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Hecht als ATW

Beitrag von Manitou »

Hat jemand Fotos der beiden großen Hechtwagen, die als Arbeitswagen in Dresden fuhren? Welchen Verwendungszweck hatten diese Wagen?

Tobias Walter
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Re: Hecht als ATW

Beitrag von Tobias Walter »

Hallo,

ich habe alle meine Bücher gesichtet, div. Foren durchforstet ect.. Nichts gefunden! Auf was begründet sich deine Vermutung?
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Manitou
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Re: Hecht als ATW

Beitrag von Manitou »

In einem Artikel in "Der Modelleisenbahner" in den 80er Jahren wurde erwähnt, daß neben den beiden historischen Wagen zwei Wagen als ATW erhalten blieben, als die Hechte ausgemustert wurden.

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Matze
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Re: Hecht als ATW

Beitrag von Matze »

Im Straßenbahnarchiv, Band 7, werden diese beiden Hecht-Atw auch erwähnt.
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Tobias Walter
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Re: Hecht als ATW

Beitrag von Tobias Walter »

Hallo,

das hat dann wohl Statistischen Wert. Da die beiden "Personentriebwagen" zu Historischen wurden, mussten die aus der Liste "Personenwagen" herausgenommen werden. Nur wohin mit den beiden? Also rinn in die Liste für "Arbeitswagen", auch wenn der Einsatz nicht als Atw., L-Wg., oder ... erfolgt.
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Matze
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Re: Hecht als ATW

Beitrag von Matze »

Tobias Walter hat geschrieben:Hallo,

das hat dann wohl Statistischen Wert. Da die beiden "Personentriebwagen" zu Historischen wurden, mussten die aus der Liste "Personenwagen" herausgenommen werden. Nur wohin mit den beiden? Also rinn in die Liste für "Arbeitswagen", auch wenn der Einsatz nicht als Atw., L-Wg., oder ... erfolgt.
Diese Wagen wurden nie und sollten auch nie Historische Wagen werden, man hatte ja schließlich schon historische Hechtwagen in Dresden.
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helgotram_44
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Re: Hecht als ATW

Beitrag von helgotram_44 »

@Tobias Walter:

das was Du schreibst, ist absoluter Quatsch. Du solltest doch mal die vorhandenen Quellen auswerten, wie das zu DDR-Zeiten herausgegebene "STRASSENBAHNARCHIV".
Ich habe die Listen gerade nicht da. Aber zwei "Große Hechte" wurden 1972 noch in 720 001 und 002 umgenummert und sollten noch für "Technische Zwecke" dienen. Nach anderen Angaben standen beide Wagen dann noch bis 1974 in Coswig abgestellt und hätten noch verkauft werden können, wozu es aus verschiedenen Gründen nicht mehr kam.
Ein Einsatz als Atw war eher schwierig, da die Schaltwerke der "Großen Hechte" weniger für häufiges Ein- und Ausschalten konstruiert waren. Bisher kann auch niemand etwas zu den oben genannten "Technischen Zwecken" sagen. Ich vermute für mich einfach, man versuchte halt noch zwei Hechtwagen zu erhalten.
Mit anderen Altbau-Triebwagen (UNION und MAN) geschah es ähnlich. Bekannt sind im Wesentlichen nur die Winterdienst-MAN, die noch bis 1994/95 vorgehalten wurden und dann leider auch verschrottet wurden. Zwei UNIONer hatten ja auch das jahr 1990 überlebt. Einer davon, die Trachenberger "4012" steht heute im Straßenbahnmuseum Trachenberge unter seiner korrekten Nummer 598 im Stil der dreißiger Jahre. Der zweite UNIONer, zuletzt in grauer Farbe nochmals 1992/93 kurzzeitig im Dienst, war der 729 018, ehemals Tw. 818. Dieser Wagen konnte nach 1993 verkauft werden und fand seinen Weg über verschiedene Pfade nach Liberec. Dort wartet er inzwischen seines Fahrgestells beraubt auf weitere Verwendung möglicherweise als Wagenkasten für einen Beiwagen.
Helge Mai

Manitou
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Re: Hecht als ATW

Beitrag von Manitou »

Ob man bei einem Arbeitswagen das Schaltwerk häufiger ein- und ausschalten muß, als bei einem Linienfahrzeug, hängt vom Verwendungszweck ab. Ein Rangierwagen wird natürlich häufiger (und nur in den Anfahrstufen) geschaltet. Ein Schlepp- (und Werkstatt-/Hilfsgeräte)wagen, der liegengebliebene Züge von der Strecke holen soll, dürfte sogar seltener als ein Linienwagen geschaltet werden, da er nicht an jeder Haltestelle halten muß. Wenn ich den Dresdener Altbauwagenpark nach einem Fahrzeug durchgekämmt hätte, was folgende Eigenschaften erfüllt:
- leistungstark
- zugkräftig
- steilstreckentauglich
- Zweirichtungswagen
Dann wären dies nur die Hechte gewesen.
Gab es zwischen 1970 und 1974 einen Wechsel in der Chefetage der DVB, welcher dazu führte, daß die Hecht-ATW nicht Abschleppwagen für Tatras, speziell auf der Linie 11 wurden?

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Matze
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Re: Hecht als ATW

Beitrag von Matze »

Ohne weitere Worte:
Kombifahrer hat geschrieben:Das betraf die 1723 II, die am Ende als 720 001-3 eingenummert wurde und soweit mir bekannt ist, immer nur links neben der Wagenhalle Bühlau stand und dort 1974 verschrottet wurde. Die vorhergehende Wagennummer 206 023-0 war bis zum Ende angeschrieben.
Der andere Wagen war die 1725 II, er stand in Tolkewitz auf der Schlömilchstraße auf dem Anschlussgleis der Hauptwerkstatt. Soweit mir bekannt ist, hat der ehemalige Leiter der Hauptwerkstatt diesen Wagen als Arbeitswagen weiter nutzen wollen. Der Wagen erlitt jedoch einen Brandschaden und wurde daraufhin im September 1973 verschrottet. Die Wagennummer lautete am Ende 720 002-1.
Von der 1723 habe ich Fotos aber keine Urheberrechte, damit kann ich sie hier nicht zeigen.
Zu finden ist dieser Kommentar hier: http://www.strassenbahnforum.de/viewtop ... ilit=Hecht
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helgotram_44
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Re: Hecht als ATW

Beitrag von helgotram_44 »

Manitou hat geschrieben:Ob man bei einem Arbeitswagen das Schaltwerk häufiger ein- und ausschalten muß, als bei einem Linienfahrzeug, hängt vom Verwendungszweck ab. Ein Rangierwagen wird natürlich häufiger (und nur in den Anfahrstufen) geschaltet. Ein Schlepp- (und Werkstatt-/Hilfsgeräte)wagen, der liegengebliebene Züge von der Strecke holen soll, dürfte sogar seltener als ein Linienwagen geschaltet werden, da er nicht an jeder Haltestelle halten muß. Wenn ich den Dresdener Altbauwagenpark nach einem Fahrzeug durchgekämmt hätte, was folgende Eigenschaften erfüllt:
- leistungstark
- zugkräftig
- steilstreckentauglich
- Zweirichtungswagen
Dann wären dies nur die Hechte gewesen.
Gab es zwischen 1970 und 1974 einen Wechsel in der Chefetage der DVB, welcher dazu führte, daß die Hecht-ATW nicht Abschleppwagen für Tatras, speziell auf der Linie 11 wurden?
Zum Abschleppen der Tatras wären die Hechte ungeeignet gewesen.
Die Hechtwagen hatten einfach keine Chance, als Atw genutzt zu werden. Es ist schade, daß letztlich nur zwei Exemplare vom "Großen Hecht" übrig blieben und die 1716 auch nicht mehr in voller Geschwindigkeit gefahren werden kann. Aber das ist konstruktionsbedingt. Der Hecht war seinerzeit technisch ein Novum, aber wie sich später zeigte auch noch nicht vollends ausgereift. Nichts desto trotz waren sie legendär und bei den Fahrgästen und beim Personal beliebt.

Manitou
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Re: Hecht als ATW

Beitrag von Manitou »

Weshalb waren die Hechte nicht zum Abschleppen (bzw. ziehen von Material-Loren) auf den Steilstrecken nicht geeignet? Wäre der Rahmen dafür zu schwach gewesen?
Der große Hecht war mit 4x70kW der stärkste Straßenbahnwagen der DDR.

helgotram_44
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Re: Hecht als ATW

Beitrag von helgotram_44 »

Die Hechte wurden nie zum Schleppen genutzt. Da wollte sicher niemand was riskieren. Punktum, es wurde nie gemacht und wenn ein Tatra liegenbleibt, schiebt man mit baugleichem Material den Patienten weg. Also von daher keine Fantasie.

Kombifahrer
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Re: Hecht als ATW

Beitrag von Kombifahrer »

Zum Abschleppen konnten die Hechtwagen schon wegen ihrer Trompetenkupplung nicht genutzt werden. Auf den Bergstrecken nach Bühlau und Coschütz fuhren ab 1972 ausschließlich Tatras als Doppeltraktion oder nach Coschütz als Großzug. Bei Havarien unterwegs war somit immer ein 2. intakter Triebwagen im Zugverband, damit war Schieben selten nötig. Für planmäßige Überführungen waren T4D verfügbar. Innerbetrieblichen Güterverkehr gab es erst seit 1982 wieder. Dazu wurden mehrere alte Hochbord - Güterwagen für T4D adaptiert, also mit Scharfenbergkupplungen und angepasster Elektrik ausgestattet.
Zum Abschleppen waren die Steuerungen der Großen Hechtwagen wenig geeignet. Das Schaltwerk schaltet unter Last zurück. Bei hoher Leistung sind hohe Stromstärken abzuschalten, damit entstehen große Abreißfunken an den Kontakten und damit erheblicher Verschleiß und außerdem Ruß in den Funkenlöschkammern. Von der Motorleistung ist auch keine Aussage zur Höchstleistung zu machen. Bei Straßenbahnen wird immer die Stundenleistung angegeben, d.h. welche Leistung die Motoren thermisch bei welcher Leistung eine Stunde lang aushalten. Beim Großen Hecht sind das 4 x 55 KW, der Tatra hat 4 x 40 oder 44 KW. Die tatsächliche Leistung ist aber immer Spannung mal Stromstärke. Der Stromwächter beim Großen Hecht dürfte etwa beim Unterschreiten von 400 A weiterschalten. Das wären bei 600V etwa 240 KW Höchstleistung, der Tatra zieht bei Beschleunigersteuerung in der 5. Fahrstufe 470 A, das wären dann 282 KW, oder bei Doppeltraktion 564 KW. So ganz genau lässt sich das nicht berechnen, weil gerade Spannungsschwankungen im Fahrleitungsnetz oft vorkommen. Ohne Abnehmer sind meist über 700 V da, bei entsprechendem Verbrauch kann das auch mal unter 500 V sinken. Heute bei Rückspeisung von Bremsenergie werden auch 800 V überschritten.
Wie ich schon einmal geschrieben habe, die beiden Hecht- Arbeitswagen hatten keinen praktischen Sinn, sondern wurden sicher als persönliche Vorliebe der Werkstattchefs in Bühlau und der Hauptwerkstatt Tolkewitz noch nicht verschrottet. Selbst für Rangieraufgaben waren sie wenig geeignet. Zu dieser Zeit hatten die meisten Dresdner Straßenbahnwagen Scharfenbergkupplungen, man hätte vorm Kuppeln immer eine Hilfskupplung einbauen müssen. Dazu wurden auch noch "Kleine-Union-Triebwagen" mit mechanischen Scharfenbergkupplungen ausgestattet. Aufgrund ihrer Länge von nur 9 Metern war der Weg von einer Seite zur anderen für den Fahrer bei Fahrtrichtungswechsel wesentlich kürzer, zumal er auch keinen Fahrersitz einnehmen musste. Das ging schneller, als bei den 15 Meter langen Großen Hechten, die man nur im Sitzen fahren konnte.

Manitou
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Re: Hecht als ATW

Beitrag von Manitou »

Der Umbau von Trompetenkupplung auf mech. Schaku wäre das geringste Problem. Kennt jemand Leute aus dem Umfeld der früheren Werkstatt-Chefs? Die könnten näheres wissen.

helgotram_44
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Re: Hecht als ATW

Beitrag von helgotram_44 »

Manitou, wäre, hätte, könnte.

Die Wagen sind längst verschrottet. Wie es @Kombifahrer nochmal ausführlich beschreibt, die Hechtwagen hätten sich nicht wirklich als Arbeitswagen sinnvoll verwenden lassen. So stellt sich auch die Problematik bei dem Tw 1716 dar, er kann nur mit Serienschaltung gefahren werden. Die Problematik, bitte bei @Kombifahrers text nachlesen.

helgotram_44

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