Ja, und nachdem er von Leipzig recht angetan war, ließ ich mich von der angebotenen Heidingsfeld-Sdf. "ködern" und kam.
Er hatte den Vorteil, dass seine Eltern ihm schon als junger Jugendlicher viel Vertrauen entgegenbrachten und ihn allein reisen ließen. Dadurch konnnte er einiges doch sehen, was sich nie mehr nachholen ließe.
Bei den Wagen stimmt das Sprichwort "Wie der Herre, so 's Gescherre" im positiven Sinne, so wie es bei manchem Betreiber auch im negativen stimmt:
Die Wagen fahren zwar weniger als früher, werden aber trotz eines gewissen "Reservisten-Daseins" nicht vernachlässigt und man sieht, dass auch die Jahrzehnte nicht nagen, wenn man hinterher ist.
(Im Mainzer Bordfernsehen informiert man, dass nun alle M8 bei Cegelec in Prag eine neue Steuerung bekommen haben, und "damit können die Wagen weitere 24 Jahre im Einsatz bleiben". Kann man nur sagen: Wenn man sie nicht wegrosten lässt, durchaus!)
Von Raimund Jünger aus einer facebook-Gruppe bekam ich die Genehmigung (danke an ihn!), das folgende Foto "unseres" 236 einzusetzen:
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Und auch ich nahm mir damals oben in Heidingsfeld den Fahrerplatz vor:
DÜWAG GT8ER GT-D8 236 (Fahrerplatz) (DSCF2218).JPG
Diese Form von Handbedienung ist ja sehr selten geworden; das erlebt man inzwischen eher in Graudenz und Posen...
Oder in Arad
Wenn auch etwas entrückt, ist es immerhin besser, dass die Wagen so noch eine wesentlich längere Lebenszeit haben, als wenn sie der Halter schon vor Jahren rückstandslos beseitigt hätte.
Gregor ging es wohl schon zuvor nicht wirklich gut, denn in seiner letzten mail stellte er seine nächsten Unternehmungen in Frage: etwas spiele in seinem Körper verrückt. Da das jeder mal durchmacht, denkt man solche Konseqenzen freilich nicht..., umso drastischer ist dann die Tatsache.
Ob man wie ein Leipziger Historiker/Bildautor beim Besuch in einer anderen Stadt nach einem Museumsbesuch mit 64 auf einer Bank sitzend einfach "dahingeht", ob man wie ein Kollege nach einer verschleppten Grippe mit 44 einfach für immer am Küchentisch stzenbleibt, zu früh ist es immer, und bei einem Alter 20 ist das freilich noch ein ganzes Stück drastischer.
Nun werde ich - irgendwann, wenn es mich piekt - allein nach Arad reisen müssen, und es wird auf Schritt und Tritt nicht so sein, wie wenn man es gemeinsam verwirklichen könnte. In Arad wird eine Lücke sein und ständig ein Gedanke mitlaufen.
Diese Fahrplanänderung hat etwas von einem "Notfahrplan". Zum einen mag ein 20-min-Abstand ausreichend sein, um die Leute zu befördern; aber zum anderen ist er unoptimal und nicht nutzerfreundlich: damit zieht man die Leute nicht in die Bahn, wenn sie auch außerhalb von Schwachverkehrszeiten lange warten sollen. Es ist auch eine personalunfreundliche Angelegenheit: es entfallen Dienste und damit Arbeit. Und kommt gar noch SEV zum tragen, hätte mal wieder der Bus gewonnen... (Gregor frönte diesem zwar auch intensiv und wusste, wo von welchem Typ noch ein Einzelexemplar seine Runden dreht, aber "die Schiene" hat bei uns ja doch den Vorrang.) Man "streckt" also, obwohl man Wagen hätte. Immerhin ist es wenigstens klug, noch Wagen über das zwingende Minimum vorrätig zu haben: mancher Betrieb hätte da wohl ein größeres Problem.
Jedenfalls ist es die umgekehrte Entwicklung zu Leipzig, wo man den Sonnabend mehr und mehr an den Werktag angelehnt hat. Hier fahren auch sonnabends nun mehr größere Einheiten, und die Tatras, die man am WE stehenlassen wollte, rollen sonnabends munter mit und ein paar sogar auch sonntags.
Im Netzausbau freilich sind wir beide kein Ruhmesblatt. Wo andere erhebliche Stadtbahnausbauten betreiben, kürzt Leipzig sein Netz und Würzburg schafft es nicht, das Großereignis Gartenschau für eine Neubaustrecke zu nutzen. Da kann man doch schon erfreut nach Rostock oder Erfurt schauen, was die geleistet haben - ggf. auch woandershin, wo auch die immensen neu-km in Magdeburg zu würdigen wären. Und wo die noch vorhandenen T6A2D zeigen, dass sie noch immer nützlich und nötig sind. So haben - zwar nicht Rostock oder Erfurt - aber doch viele Betriebe noch eine langsam schwindende Fahrzeuggattung weit über ihre eigentlich geplante Aussonderung in Benutzung.
Schließen möchte ich heute mit einem zwar nicht mehr aktiven aber vorhandenen Exemplar, das mich positiv beeindruckt hat: der Sportplatzwagen.
Bekanntlich wurde der Hagener GT6-Bestand in Teilen verkauft; auch Innsbruck bekam davon 8 Stück (+ einem späteren Ersatzwagen aus Bochum für einen Unfallwg.). Auch wenn man sie dort mit Bielefelder M-Teilen verlängert hat, sahen sie doch bis zur Umlackierung in weiß dort ähnlich aus, ergänzt um einen dunkelgrauen Streifen. Auch dort fuhr man bis 2009 32 Jahre sehr zufrieden damit und auch die konnten nochmals mit ca. 50 Jahren noch weitergegeben werden!
Wenn man sich heutige Risse u.a. Probleme bei - wirklich fast jedem! - Fahrzeugtyp vergegenwärtigt, dann ist es a) kein Ruhmesblatt für die Industrie in der Gegenwart, aber auch b) ein Qualitätsbeweis für die Industrie in der Vergangenheit. Wertarbeit galt noch etwas; die Fahrzeuge waren noch keine "Bananen" (die beim Kunden "reifen"...), sondern DÜWAGs, Gothas usw. setzte man auf Schienen und sie schnurrten. Die Combino-Krise, die jüngsten Maßnahmen und Abstellungen in Bochum, Düsseldorf usw. schon im frühen oder mittleren Fahrzeugalter auftreten, und es sind keine Kinderkrankheiten sondern Konstruktionsmängel. Womit werden diese Fahrzeuge ihre Halter erst "überraschen", wenn sie noch bedeutend mehr km auf dem Buckel haben. (Vorausgesetzt, dass sie so lange existieren - s.Bochum, wo man jetzt nach Lodz verkauft; als ob die Probleme dort "wie weggeblasen" sind...)
DÜWAG GT6ZR GT-H 280 (2011) (1) (DSCF2196).JPG
Und in der Tat: Die Korrespondenz mit Gregor und auch der Informationserhalt durch ihn - es wird fehlen zweifelsohne. Die Natur ist doch eben immer wieder stärker und sie fragt nicht denjenigen oder sein Umfeld. Man wird sich dessen immer wieder - aber auch auch erst dann - bewusst, wenn eine traurige Wendung stattgefunden hat.