Die S-Bahn Berlin im Winter - ein Saftladen ohnegleichen!

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AMA
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Re: Die S-Bahn Berlin im Winter - ein Saftladen ohnegleichen

Beitrag von AMA »

Möckern-Peter hat geschrieben: Bei viel heftigerem Schnee und tieferen Temperaturen haben sie in Sibirien Bahnen (und Straßen und Häuser) gebaut und es geht auch :!: Aber dort tobt auch nicht der NiederflurWAHN, die Klimaanlagen-Sucht, die Kamera-Wut u.v.a.m., sondern es fahren KTM-5 !
Gleich vorweg: ich kann kaum Russisch, aber z.B. hier steht das:
Периодически, на короткие промежутки времени, трамвайное движение прерывается в зимние месяцы из-за снежных заносов. Тем не менее, трамвайное хозяйство гордится тем, что движение никогда не прерывалось более чем на одну неделю.
Für mich heißt das sinngemäß, dass die Straßenbahn im Winter wegen Schnee immer wieder nicht fährt, aber man stolz darauf sei, dass sie noch nie länger als eine Woche eingestellt war. Und das ist auch logisch: ist die Oberleitung vereist oder die Gleise mit Schnee zugeschüttet, fährt auch kein KTM-5 mehr, sondern höchstens eine Diesellok.
Aber heute haben wir "Treibhauseffekt", "Erderwärmung" . . . - ein Blick durch das offene Fenster genügt und die Hitze von der Straße schlägt einen geradezu in's Zimmer zurück... :lol:
Was auch immer es ist, ich habe das Gefühl, dass sich das Klima verändert hat - die Extreme werden immer heftiger und häufiger. So wurde z.B. in Wien aufgrund der Wetterlage am 13. August 2010 gegen 22:30 der Betrieb komplett (Straßenbahn, U-Bahn, Bus) eingestellt. Zum Vergleich: das letzte Mal gab es eine ungeplante Kompletteinstellung am 8. April 1945, und damals war nicht das Wetter schuld.

Früher wären die Wiener Linien übrigens noch anfälliger gewesen: die Wagen hatten noch offene Türen oder sogar offene Plattformen, die Beiwagen waren nicht beheizt und es lagen noch keine (bzw. wenige Meter, bei Unterführungen u.ä.) Gleise unterirdisch oder in Hochlage.

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Sithis
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Re: Die S-Bahn Berlin im Winter - ein Saftladen ohnegleichen

Beitrag von Sithis »

Für mich heißt das sinngemäß, dass die Straßenbahn im Winter wegen Schnee immer wieder nicht fährt, aber man stolz darauf sei, dass sie noch nie länger als eine Woche eingestellt war. Und das ist auch logisch: ist die Oberleitung vereist oder die Gleise mit Schnee zugeschüttet, fährt auch kein KTM-5 mehr, sondern höchstens eine Diesellok.
Nun, bedenkt man die bescheidenen Mittel/Geldmangel, die härteren russischen Winter und den eher abgenutzten Betrieb, ist das schon in Ordnung. Man hat sich ja darauf vorbereitet - etwas, was man z.B. in Berlin aus Kostengründen eben nicht getan hat. Wenn manche Streckenabschnitte überhaupt nicht bedient werden, ist das schlecht. Denn es fahren da oft keinerlei alternative Verbindungen.
Was auch immer es ist, ich habe das Gefühl, dass sich das Klima verändert hat - die Extreme werden immer heftiger und häufiger.
Möglich ist es, aber das ist auf der Erde ganz normal.
So wurde z.B. in Wien aufgrund der Wetterlage am 13. August 2010 gegen 22:30 der Betrieb komplett (Straßenbahn, U-Bahn, Bus) eingestellt.
War das nicht wegen extremen Regenfällen und Überschwemmungen, wodurch z.B. die U-Bahn-Eingänge teils geflutet waren?

Klar ist das extrem, aber es passiert ja sicher nicht dauernd.
Früher wären die Wiener Linien übrigens noch anfälliger gewesen: die Wagen hatten noch offene Türen oder sogar offene Plattformen, die Beiwagen waren nicht beheizt und es lagen noch keine (bzw. wenige Meter, bei Unterführungen u.ä.) Gleise unterirdisch oder in Hochlage.
Klar, betrachten wir jedoch mal das "betriebstechnische Optimum" mit winterfesten Fahrzeugen und Anlagen bei guter Wartung, fährt ein Betrieb schon. Offene Wagen dürften in Wien doch schon seit Jahrzehnten nicht mehr im Planverkehr fahren. Laut diversen Büchern, die mir vorliegen, fuhren solche alten Wagen zuletzt in den 50ern(oder 60ern) und flogen doch z.B. schon die KSW in den 70ern raus - und da konnte man die Türen schließen.
Der Winter ist in Europa nun mal eine normale Erscheinung.
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

AMA
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Re: Die S-Bahn Berlin im Winter - ein Saftladen ohnegleichen

Beitrag von AMA »

Sithis hat geschrieben: Nun, bedenkt man die bescheidenen Mittel/Geldmangel, die härteren russischen Winter und den eher abgenutzten Betrieb, ist das schon in Ordnung. Man hat sich ja darauf vorbereitet - etwas, was man z.B. in Berlin aus Kostengründen eben nicht getan hat. Wenn manche Streckenabschnitte überhaupt nicht bedient werden, ist das schlecht. Denn es fahren da oft keinerlei alternative Verbindungen.
Das Problem sind die fehlenden Reserven. Man nimmt aber lieber in Kauf, dass an zehn Tagen im Jahr der Betrieb still steht oder sonstwie eingeschränkt ist, als dass an 355 Tagen zwanzig Wagen unnötig herumstehen. (Jetzt abgesehen von der S-Bahn Berlin mit ihrer "Dauerstörung".)
War das nicht wegen extremen Regenfällen und Überschwemmungen, wodurch z.B. die U-Bahn-Eingänge teils geflutet waren?
Genau, so stand in der UStrab-Haltestelle Matzleinsdorfer Platz das Wasser fast 50 cm tief.
Klar ist das extrem, aber es passiert ja sicher nicht dauernd.
Dauernd nicht, aber es werden in letzter Zeit häufig neue Wetterrekorde aufgestellt (so kalt wie noch nie, so warm wie noch nie, so viel Niederschlag wie noch nie, ...) Vor 10 Jahren war das gefühlt viel seltener, und die meisten Wetterrekorde standen auch schon ein halbes Jahrhundert oder länger.
Offene Wagen dürften in Wien doch schon seit Jahrzehnten nicht mehr im Planverkehr fahren.
Meinst du mit offenen Wagen Wagen mit offenen Plattformen oder mit offenen Türen? Die letzten Wagen mit offenen Plattformen wurden 1961 ausgemustert, die letzten mit offenen Türen 1978.

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Sithis
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Re: Die S-Bahn Berlin im Winter - ein Saftladen ohnegleichen

Beitrag von Sithis »

Das Problem sind die fehlenden Reserven. Man nimmt aber lieber in Kauf, dass an zehn Tagen im Jahr der Betrieb still steht oder sonstwie eingeschränkt ist, als dass an 355 Tagen zwanzig Wagen unnötig herumstehen. (Jetzt abgesehen von der S-Bahn Berlin mit ihrer "Dauerstörung".)
Klar, die ideale Betriebslösung ist das nicht. Allerdings wissen die Leute dann wahrscheinlich schon, daß es zu Ausfällen kommt. Die S-Bahn Berlin als vermeintlich funktionierendes modernes Unternehmen hingegen hat keine Reserve, eine schlechte Netzpflege und einen unzuverlässigen Fuhrpark, bei dem dauernd neue Störungen auftreten.
Dauernd nicht, aber es werden in letzter Zeit häufig neue Wetterrekorde aufgestellt (so kalt wie noch nie, so warm wie noch nie, so viel Niederschlag wie noch nie, ...) Vor 10 Jahren war das gefühlt viel seltener, und die meisten Wetterrekorde standen auch schon ein halbes Jahrhundert oder länger.
Das ist eben normal, das ist die Natur. Solange es zu keinen Umweltkatastrophen kommt, sehe ich da keinen Grund zur Sorge. Und sicher ist das auch kein Grund für Verkehrsunternehmen, gleich die Segel zu streichen. Überschwemmungen oder andere hinderliche Ereignisse sind ja eher die Ausnahme als die Regel. Harte Winter mit Minusgraden und etwas mehr Schnee als sonst sind jedenfalls kein Grund, daß alles steht.
Meinst du mit offenen Wagen Wagen mit offenen Plattformen oder mit offenen Türen? Die letzten Wagen mit offenen Plattformen wurden 1961 ausgemustert, die letzten mit offenen Türen 1978.
Was meinst du genau mit offenen Türen? Auch ohne handbetätigte Türen? Welche waren das?
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AMA
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Re: Die S-Bahn Berlin im Winter - ein Saftladen ohnegleichen

Beitrag von AMA »

Sithis hat geschrieben: Was meinst du genau mit offenen Türen? Auch ohne handbetätigte Türen? Welche waren das?
"Offene Türen" waren handbetätigte Türen, die aber auf der Einstiegsseite (bis 1938 links, danach rechts) im offenen Zustand verriegelt waren. Diese Türen waren bis zu den KSW Standard; die KSW und die Umbautypen T1, k6 und k7 hatten von den Fahrgästen zu öffnende/schließende Türen, alle Wagen mit neuen Kästen danach hatten automatische Türen (wobei allerdings im Schaffnerbetrieb bei Türstörungen noch mit offenen Türen gefahren werden durfte).

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Sithis
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Re: Die S-Bahn Berlin im Winter - ein Saftladen ohnegleichen

Beitrag von Sithis »

Ach so. Aber die Türen hätte man ja relativ leicht verriegeln können. Ich denke, bei extremer Witterung wäre das angebracht gewesen.
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Möckern-Peter
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Re: Die S-Bahn Berlin im Winter - ein Saftladen ohnegleichen

Beitrag von Möckern-Peter »

Also es liegt an Betriebs- und persönlichem Mut, ob man eine Strecke freihält.
Bin 1987 mit meinem Meister freigefahren: rin in de Schneewehe, 5 m zurück OHNE Sicherung, 8 vor, waren wir 3 weiter. Usw.usw. Aufgegeben haben wir erst, als sich wegen Eis in der Rille die Achse 1 der 1421 aushob...
An der Pittlerstr. entstand ein See. Kollege wollte 0 Uhr die Strecke sperren lassen. Habe ich gesagt: Ey ich will noch heem, rufe an wenn ich weg bin! Am Bremseinsatzzeichen nix gemacht, Feldschwächung dringelassen, der Wagen überschritt die 40, die das Bremsen gewähren sollte, Richtung 60, ich schaltete Umformer aus, zog Bügel (damit keine Schienenbremse mehr!), und heidewitzka Ohne Rücksicht auf Verluste durch's Gewässer, es strömte durch die Trittkästen hinein in die 1196 und lief dann allmählich wieder raus. Komme ich immerhin (von Schkeuditz) bis fast nach Wahren, wenn's schiefgeht. Gibt nur 2 Möglichkeiten: Er bleibt in den Schienen oder nicht. Er blieb. Er schmeißt beim Umformer zuschalten die Sicherung. Er schmiss nicht. Es plauzt beim Anfahren oder nicht. Es plauzte nicht. Und ich war in Möckern. Dort meinte man: Aber hinter dir kommt keine 29 mehr, du solltest auch nicht mehr los, aber dich haben sie nicht mehr erreicht. Hihi! Ich: Aber es kommt noch ne 11 und die fährt mich auch heim...
Wer wagt, kann verlieren. Wer nicht wagt, hat schon verloren.
Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen...

Ja, normaleres, ausgeglicheneres Wetter war früher üblicher. Heiße Sommer (1969, 1977, 1987), kalte Winter, schneereiche Winter (1962/63, 1969/70, 1978/79, 1986/87) usw. gab es freilich auch. Aber nicht diese Dauerregnerei, dass man denkt, 3 Jahreszeiten vom Jahr sind Herbst.

50 cm Wasser im U-Bahn-Schacht. Na gut, über die Knöchel reicht's... Grins. Da war sicher 2002 in Prag mehr los: "Stanice metra ne otevrena" (Station der Metro nicht geöffnet)... Über 50 cm hätten die sich glaube noch kaputtgelacht! In meinem Hotel in Karlín - etwas höher(!) als die von der 8 und 24 befahrene Sokolovská - hatte es 80 cm gestanden. Im Nov. sah man auf der abschüssigen Sokolovská die "Wasserlinien" an den Häusern und an einen Betrieb der Straßenbahn war auf der hauptsächlich im Raum Florenc demolierten Straße/Strecke noch lange nicht zu denken: es fuhr ein Bus X-8 durch Stadtteilumleitungen.

Allgemein sind ein probates Mittel, um Ausfälle durch Schadstand zu mindern, oder Schäden durch Schneefahrt-Überlastungen zu vermeiden, Zugkürzungen. Hier fährt auch grad alles nur noch mit den Restern... 1 Hochflurtrakt, 3 Leo-Doppel, 4 Tatra, 7 Hochflurzug/Leo-Doppel/Leo-Einzel, sogar die 11 mit Hochflurzug..., kaum noch Großzüge, 2000er Tw. ohne Klima als Zugpferd usw. Was eben grad noch so da ist. (Gestern haben in der Angerbrücke auch bis zu 4 Fahrer auf reparierte Wagen gewartet...)
ABER DIE BERLNER S-BAHN KANN JA NICHT MEHR KÜRZEN - SIE IST JA SCHON GROßTEILS KURZ...

Offene Plattformen bis 1961 - ui ! Damit war hier grundhaft nach dem schweren Winter 1929/30 Schluss, Tw. liefen noch bis 1934 (Bj. 1899) im Sommer und Bw. bis 1939. (1946 - 1950 wurden ein paar wenige wieder vorgeholt.)
Tür"löcher" (links unten eine umsetzbare, einrastende Platte, darüber Faltfenster, und rechts garnix - die Seiten waren bei ZR logisch austauschbar) gab es bis 1969 (200er Bw., Umbau 1932).
"Halbe"Türen bei den ME-Wagen (unten Schiebetür, oben - nur linksseits benutzt - am Tw. Schiebe-, am Bw. Faltfenster) gab es (Bw.) bis 1974.
Die ersten Schiebetürwagen (1913) hatten aber die Türgriffe NUR innen! Damit konnten die linken festgeschlossen werden, die rechten wurden offen arretiert. Auch die Pullman wurden 1925 ohne Außentürgriffe geliefert! Die ersten (Typ21) von 1913 waren auch 1965 die letzten mit diesem Prinzip.
Handbetätigte Türen (22S-Tw.) gab es bis 1987.
Wenn an einem all-electric die Türsteuerung nicht mehr wollte, sagte der Dispatcher bisweilen das geflügelte Wort "Fahren Sie als c-Wg.!" (also mit Handbetätigung).

Für die Richtungsumstellung waren natürlich ZR-Wg. ein Segen! Man musste wohl manche Betriebsanlagen etwas anpassen, aber nicht den Wagenpark. (Das hat ja Stockholms Straßenbahn mit hinreichend ER-Wg. 1957 ziemlich ruiniert...)
Im k.u.k.Reich fuhr man links - auch Bilder vom Prager Wenzelsplatz, wo sie auf der "falschen" Seite am Denkmal hochkommt, gibt es als Ansichtskarten.
(Österreichische und Schweizer Eisenbahnen fahren noch immer i.d.R. links, da es ja straßenverkehrsunabhängig ist.)
Ob man freilich im gesamten Kaiserreich links fuhr - also von der Ukraine bis nach Bosnien - weiß ich nicht.
Ich weiß nur, dass die Umstellung wohl länderweise über etliche Jahre erfolgte und die letzten Umstellungen erst bereits auf Weisung aus Berlin erfolgten.
Muss ja lustig gewesen sein zuvor, z.B. im Vogtland. Da mussten sich auf den 4 km zwischen dem sächsischen (deutschen) Klingenthal und dem böhmischen (österreichischen) Graslitz die VerkehrsSTRÖME kreuzen!!! Hau mich wech.
Zuletzt geändert von Möckern-Peter am 17.12.2010 20:21, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn alle Betriebe nur T6/KT4(t)/KT8 verwenden würden, wäre die Welt eintöniger. Schöner wäre sie trotzdem!

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Re: Die S-Bahn Berlin im Winter - ein Saftladen ohnegleichen

Beitrag von AMA »

Sithis hat geschrieben:Ach so. Aber die Türen hätte man ja relativ leicht verriegeln können. Ich denke, bei extremer Witterung wäre das angebracht gewesen.
Naja, mit verriegelten Türen wäre der Fahrgastwechsel etwas schwierig geworden :D

Erlaubt war bei extremer Witterung lediglich, die vordere Hälfte der ersten Tür zu schließen (weil dort der Fahrer stand) - aber am Ring war auch das verboten.

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Re: Die S-Bahn Berlin im Winter - ein Saftladen ohnegleichen

Beitrag von AMA »

Möckern-Peter hat geschrieben: (Österreichische und Schweizer Eisenbahnen fahren noch immer i.d.R. links, da es ja straßenverkehrsunabhängig ist.)
Das ist bis heute in Österreich nicht einheitlich: es gibt Strecken im Linksverkehr, im Rechtsverkehr und im Gleiswechselbetrieb. Langfristig soll aber Rechtsverkehr auf Nebenstrecken und Gleiswechselbetrieb auf Hauptstrecken Standard werden.
Für die Richtungsumstellung waren natürlich ZR-Wg. ein Segen! Man musste wohl manche Betriebsanlagen etwas anpassen, aber nicht den Wagenpark.
Die Wiener Wagen bis zum M mussten angepasst werden, da man auf der Ausstiegsseite ganz vorne (beim Fahrer) keine Türe haben wollte. Es fuhren aber noch bis in die Fünfziger Jahre Beiwagen mit "falscher" Türanordnung.
Ob man freilich im gesamten Kaiserreich links fuhr - also von der Ukraine bis nach Bosnien - weiß ich nicht.
Ursprünglich ja. Mit Napoleon kam dann der Rechtsverkehr, nach seinem Abzug wurde aber nicht überall auf Linksverkehr zurück umgestellt (Tirol-Vorarlberg, Dalmatien, Krain und Küstenland blieben beim Rechtsverkehr). 1915 wurde generell auf Linksverkehr umgestellt, 1921 in Vorarlberg wieder zurück auf Rechtsverkehr, 1930 Nordtirol und das westliche Salzburg, 1935 Osttirol und Kärnten, am 1. Juli 1938 der Rest von Salzburg, die südliche Steiermark, das südliche Burgenland und Oberösterreich, am 19. September dann der Rest. (Klingt merkwürdig, war aber ganz logisch: zwischen den Umstellgebieten gab es jeweils nur ein oder zwei Straßen.)

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Re: Die S-Bahn Berlin im Winter - ein Saftladen ohnegleichen

Beitrag von Sithis »

Naja, mit verriegelten Türen wäre der Fahrgastwechsel etwas schwierig geworden :D

Erlaubt war bei extremer Witterung lediglich, die vordere Hälfte der ersten Tür zu schließen (weil dort der Fahrer stand) - aber am Ring war auch das verboten.
Man muß die Tür ja nicht verriegeln, hatten die denn keinen "Schnappmechanismus"? Es gibt genügend ältere Fahrzeuge, wo die Türen zwar noch nicht automatisch schließen, zumindest aber einrasten, wenn man sie schließt. Natürlich könnte man sie während der Fahrt öffnen, allerdings halten sie ohne Zutun bis zur nächsten Haltestelle.
Bei Wagen mit handbetätigten Türen kommt es dann eben auf den Schaffner oder die Disziplin der Fahrgäste an.
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Re: Die S-Bahn Berlin im Winter - ein Saftladen ohnegleichen

Beitrag von Sithis »

Mal wieder zum Thema Winter und DB:
http://de.news.yahoo.com/2/20101219/twl ... dc673.html

Bedarf wohl keines weiteren Kommentars.
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Re: Die S-Bahn Berlin im Winter - ein Saftladen ohnegleichen

Beitrag von Sithis »

Aktuell sind die Zustände mal wieder echt schlimm. Gestern stand eine Ringbahn in Schönhauser Allee 10 Minuten herum, bevor es weiterging. Warum, weiß niemand. S8 und S9 fuhren gar nicht, die Strecke dürfte also frei gewesen sein, auch der Ringbahntakt war wieder sehr unzuverlässig. So kommen auch Verspätungen zustande.
Und es kommt noch schlimmer, es ist schon wieder fast auf dem Level, auf dem es beim ersten Chaos 2009 war.

Ab 2.1. werden nur noch 200 Viertelzüge einsatzbereit sein, was wieder zu enormen Fahrplanausdünnungen führen wird. Weiterhin wird es einen geringen Zusatzverkehr geben. Wer allerdings wieder auf interessante Zusatzzüge wie Silberlinge, ET423 oder andere Exoten im Berliner Raum hofft, kann die Kamera getrost stecken lassen. Es werden lediglich einige Regionalbahnen verlängert.

Weitere Informationen:
http://s-bahn-berlin.de/aktuell/2011/00 ... rungen.htm
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Re: Die S-Bahn Berlin im Winter - ein Saftladen ohnegleichen

Beitrag von Möckern-Peter »

Gut, dass Wagen winterwitterungsbedingt kaputtgehen, wollen wir mal noch akzeptieren: bei unserer Strb. nicht anders. Nur fügt sich das leider in den "großen Schlamassel", in dem die S-Bahn seit div. "Monden" trudelt, mit ein.
Und ich wiederhole: Beim Führer/Reichskanzler, bei den 4 Mächten und beim Generalsekretär wäre das als Sabotage bewertet worden und es wären Köpfe gerollt. Aber in der freien Markt(rum)wirtschaft managt jedes managerlein und keiner holt sie von den fürstlich dotierten Sesseln.
Was heute läuft, wäre - politisch - nur bis 1932 (in der 1.Republik) möglich gewesen. Aber da waren die Züge ja noch recht neu. Komischerweise litten die aber (lt. Literatur) nur an Kinderkrankheiten, die man vernachlässigen konnte. Abstellungen ganzer Reihen oder Ausfälle in -zig-Prozent-Größenordnungen ist nur der Neuzeit/Jetztzeit vorbehalten :-(
Dass man andere Fahrzeugarten (Strb., U-Bahnen, S-Bahnen anderer Städte womöglich auch in der Vergangenheit mal außer Gefecht setzte, mag sein: hier geht es ja um Berlin.
Zuletzt geändert von Möckern-Peter am 01.01.2011 17:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die S-Bahn Berlin im Winter - ein Saftladen ohnegleichen

Beitrag von AMA »

Möckern-Peter hat geschrieben:Abstellungen ganzer Reihen oder Ausfälle in -zig-Prozent-Größenordnungen ist nur der Neuzeit/Jetztzeit vorbehalten :-(
In Wien gab es solche Abstellungen immer wieder einmal (die erste bekannte Abstellung war in den 60ern, aber auch davor soll es immer wieder mal vorgekommen sein, dass alle Züge einer Type im Betriebsbahnhof bleiben mussten) - mal wegen Gefahr des Einklemmens am Gelenk, mal wegen Radreifenabnützung, mal wegen nicht betriebssicheren Bremsen.

Dass bei heutigen Straßenbahnen/Zügen noch mehr Fehlerquellen vorhanden sind, ist kein Wunder. Türantriebe, Drehgestelle oder Digitalanzeigen können eben nur dort defekt sein, wo es sie gibt... Außerdem ist man heute vorsichtiger und stellt einen Wagen z.B. bei einem Türdefekt (Tür lässt sich nicht schließen) ab, anstatt mit offener Tür weiterzufahren.

Das alles wäre kein Problem, wenn man große Reserven hätte. Wie ich schon weiter oben geschrieben habe:
AMA hat geschrieben:Man nimmt aber lieber in Kauf, dass an zehn Tagen im Jahr der Betrieb still steht oder sonstwie eingeschränkt ist, als dass an 355 Tagen zwanzig Wagen unnötig herumstehen.

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Re: Die S-Bahn Berlin im Winter - ein Saftladen ohnegleichen

Beitrag von Möckern-Peter »

Dass man nach 2(?) Heizungsbränden in Berlin mal Ende der 80er alle T4-62 abstellte, ist auch mir bekannt. Aber soetwas kam selten vor bzw. nicht lange. Leipzig hätte sich aber wahrscheinlicher die Wagen Stück für Stück vorgeknöpft und die ungeprüften derweil mit entnommener Sicherung auf Reisen geschickt. Ist halt nur etwas frischer dann...
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