Die S-Bahn Berlin im Winter - ein Saftladen ohnegleichen!

[Sithis]

Die S-Bahn Berlin fährt heute mal wieder nur eingeschränkt. Jemand aus der Familie wollte vorhin mit der S8 heimfahren. Normalerweise braucht man dazu 20 Minuten, daheim war man dann nach über 2,5 Stunden. Nachdem auch mehrere Umleitungen erfolglos blieben und zwischen Hohen-Neuendorf und Blankenburg nichts fuhr, taten sich schlußendlich einige Leute zusammen, die sich dann ein herbeigerufenes Auto teilten und so an ihr Ziel kamen.
Die S-Bahn hat heute mal wieder total versagt.
Grund sind wohl Weichenstörungen wegen der Kälte. Da ja überall gespart wird, gibt es kein ausrückendes Wartungspersonal mehr für die Weiche, die Beheizung erfolgt elektrisch(was oft nicht funktioniert) und nicht wie früher mit Diesel(war es wohl).

Eine echt reife Leistung für diesen Saftladen! Komisch, die Störungen auf bestimmten Strecken wie der S8 nach Birkenwerder häufen sich in den letzten Wochen zunehmend. Etliche Leute, die sonst mit der S-Bahn fahren, werden wieder aufs Auto umsteigen.
Die S-Bahn macht auch nicht mehr, als um Entschuldigung zu bitten. Ganz ehrlich: Die Entschuldigung können die sich in den Arsch stecken. Was soll das eigentlich mal werden, wenn der Winter noch härter wird und länger andauert? Es wird langsam aber sicher zum traurigen Running Gag, daß im Winter oft gar nichts geht.

Ergänzt:

Das sagt auch die Presse dazu:

http://www.berlinonline.de/berliner-zei ... 321458.php

Ich frage mich eigentlich, welche Medikamente die Führungsetage der S-Bahn nimmt. Was ist das für eine Ausrede, daß zu viel Schnee und Wind waren? Mann Mann, das ist nun mal der Winter in Deutschland.
Ich frage mich, welches Wetter der DB eigentlich recht ist. Im Winter ist es zu kalt und zu viel Schnee(ach was), im Sommer fällt auch mal wieder irgendwas aus wie Klimaanlagen oder ähnliches.

Auch das hier muß man wohl nicht kommentieren:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/verke ... 85084.html

[koneggS]

Wobei sich das auf das gesamte Netz der DB ausweiten lässt. Fahrzeugmäßig scheint man sich ja mehr oder weniger befriedigend gerüstet zu haben, sofern man dies in einem Jahr erreichen kann.

[Sithis]

Sag es lieber nicht zu laut, sonst bricht bald noch irgendein Bauteil an den Klobrillen. Für einen reibungslosen Fahrbetrieb müssen jedenfalls Fahrzeuge und Netz vorbereitet sein.
Fakt ist ja auch, daß die S-Bahn die vollmundigen Versprechen aus dem Juli nicht mal ansatzweise erfüllt hat. Nach wie vor fahren gerade einmal zwei Halbzüge der BR485(und nicht mal immer) auf der S9, der Rest - also auch die eigentlich fahrtüchtigen Wagen - sind immer noch abgestellt.
Die S-Bahn ist jedenfalls drauf und dran, irgendwann einen anderen Betreiber zu bekommen, wenn das so weitergeht.

[swissrail]

War es nur S-Bahn oder U-Bahn und Strassenbahn auch beschränkt?

Letzte Woche wegen Schnee bei uns in Genf, Strassenbahnen könnten fahren aber nicht Busse

[Sithis]

Nein, es war nur die S-Bahn betroffen. Die S-Bahn in Berlin ist eine Tochterfirma der DB, die BVG sind hingegen ein eigenständiger Verkehrsbetrieb. Die BVG ist zwar auch nicht meine Lieblingsfirma, aber immerhin hat sie für den Winter vorgesorgt. Die S-Bahn hingegen nicht.

Ich hoffe, du verstehst meinen Text soweit - zusammengefaßt könnte man auch sagen: DB-Leitung=enculers .

[swissrail]

Ich hoffe, du verstehst meinen Text soweit - zusammengefaßt könnte man auch sagen: DB-Leitung=enculers .

[M73]

Falls's Dich tröstet, in Münchner Umland stehen die Fahrgäste auch frierend am S-Bahnhof:
http://zughalt.de/winterprobleme-auch-b ... -muenchen/

[Sithis]

Na ja, in München scheint das aber doch wesentlich geringere Auswirkungen gehabt zu haben. Wegfallende Zusatz-Züge in der HVZ, wir wären froh, wenn es nur so wäre...hier sind gleich Strecken gar nicht befahren worden.

[Manitou]

Die Probleme bei der S-Bahn haben drei Hauptursachen

- Die grundsoliden Altbaufahrzeuge wurden verschrottet und durch Plaste- und Alu-Schrot ersetzt
- Die Fachleute aus der DR-Ära wurden in den Ruhestand geschickt, weggemobt oder in den Westen versetzt (einer der Gründe, daß die Münchener S-bah jetzt zuverlässiger fährt, als Ende der 90er Jahre)
- Die Geiz- und Profitwelle der Bahnreform hat numehr voll durchgeschlagen

[Sithis]

Der Hauptfehler bei den Fahrzeugen war, daß man den Fuhrpark zum Löwenanteil auf die unzuverlässige BR481 umgestellt hat und aus Kostengründen so gut wie keine Reserve mehr pflegt. Die BR480 sollten eigentlich weitergebaut werden, jedoch war die zu teuer. Die BR481 ist im Endeffekt eine Art "Billig-Version" der 480.

Heute kam es auch mal wieder zu Total-Ausfällen auf der S8. Wann man mal gedenkt, endlich die Weichen für den Winter parat zu machen, steht wohl in den Sternen.

[Manitou]

Die BR 480 hat den Spitznamen "Toster" wegen ihrer Feuergefährlichkeit. Abgesehen von den Kriegsverlusten handelt es sich hier um die BR, bei der der höchste prozentuale Anteil von Ausmusterungen nach Brandschäden zustande kam. Die BR 485 hat keine Brand-Ausmusterung und nur eine Unfall-Ausmusterung (485 009, der eigentlich reparabel gewesen wäre, aber man wollte die Profile für das Loch im Dach nicht kaufen, weil die Massen-Abstellung offenbar bereits beschlossen war). Die BR 476 hatte eine Brandausmusterung (Beiwagen durch Brandstiftung zerstört, Triebwagen heute im Wiebe-Zug), die BR 477 eine Brandausmusterung kurz vor Beginn der allgemeinen Ausmusterung (Schaden verm. reparabel). Bei den 4 Wagen der BR 277, die um 1990 beim Brand der Wagenhalle Erkner zerstört wurden, soll die Brandursache in der Elektrik der Halle gelegen haben. Nach Beseitigung der Brandschäden mußten dort die Züge zur Wartung noch lange durch einen Rangierzug in die Halle hineingedrückt bzw. hinterher wieder herausgezogen werden.

[Sithis]

Woher der Spitzname "Toaster" genau kommt, ist unklar. Die Diskussion dazu hatten wir schon.
Ich weiß allerdings nicht, woher deine Abneigung gegen die BR480 herrührt. Ein Bekannter von mir ist Fahrer bei der S-Bahn und seine Rangfolge bei den Baureihen sieht so aus:
1. BR480 - fährt sich gut, ist schnell und macht keine Probleme.
2. BR481 - ist zwar eigentlich Schrott, die Türen pfeifen gerne, die Klimaanlage im Führerraum(immerhin vorhanden) fällt gerne mal aus(in dem Falle hilft es, den Zug 5 Minuten abzuschalten), man kann aber mit fahren.
3. BR485 - macht nicht sonderlich viel Spaß zu fahren, die Räder drehen gerne mal durch, die Beschleunigung macht den Fahrplan auch mal etwas schwierig zu halten, und die Dachluke ist bedauerlicherweise genauso so gelegt, daß es beim Reinregnen genau das Führerpult trifft und es auch mal ordentlich qualmt, was schon zu Ausfällen führte.
Bei der BR480 führt etwas Wasser im Führerpult nicht gleich zum Ausfall, dies wurde mir so bestätigt.
Außerdem ist die Fehlerbehebung generell eine Sysiphus-Arbeit, da der Zug nichts anzeigt, hat ja keine Computertechnik.
Einziger Vorteil ist wohl die pneumatische Bremse, die bei Regen besser ist.

Jedenfalls würde ich der BR480 keine erhöhte Brandgefahr bescheinigen. Der Vergleich mit anderen Baureihen hinkt auch, da die BR480 wie auch die anderen Fahrzeuge unter der eher schlechten Pflege der DB leidet. Die Brandursachen waren wohl fehlerhafte Isolierungen bei der Heizung(aber nicht nur), hier wurde mittlerweile wohl schon nachgeholfen.
Natürlich macht es sich in den Medien besser, über Brandgefahr zu berichten, obwohl keine besteht. Weder hat das EBA eine Stillegung der Baureihe angeordnet noch gibt es tatsächlich eine erhöhte Brandgefahr. Das EBA hat übrigens für BR480 und BR485 angewiesen, daß diese erstmal aus Brandschutzgründen mit Fahrgästen nicht durch den Tunnel dürfen - das war aber wohl erst 2009.

[T6A2mod]

Woher der Spitzname "Toaster" genau kommt, ist unklar. Die Diskussion dazu hatten wir schon.

Wobei der Spitzname schon Mitte der 90er Jahre bekannt wurde. Es hängt wohl eher mit einem Brotröster von Siemens zusammen.

Heute beginnt das Chaos bei der S-Bahn anscheinend wieder von vorne. Trotz Sandprüfung schaffen einige Züge nicht mehr als 60 km/h und weiterhin nahmen heute auch wieder die Verspätungen durch Rutschpartien und Lastensegler zu.

[Möckern-Peter]

Ich möchte mal anfügen, dass wir KEINE Katastrophe sondern einen normalen Winter haben.

Bei viel heftigerem Schnee und tieferen Temperaturen haben sie in Sibirien Bahnen (und Straßen und Häuser) gebaut und es geht auch Aber dort tobt auch nicht der NiederflurWAHN, die Klimaanlagen-Sucht, die Kamera-Wut u.v.a.m., sondern es fahren KTM-5 !
Auch D-Land hatte u.a. 1962/63, 1969/70, 1978/79 und 1986/87 mal "richtige" Winter!
Leider muss man von Pullman über Gotha und T4D und T4D-M zu Nf.-Wg. konstatieren: Immer mehr Firlefanz und die Wagen wurden nicht nur "werkstattauffälliger" sondern auch wetterUNresistenter! Noch ein Weilchen und der übernächste NGT-tralala kann nur noch unter Glas im Laboratorium existieren...

Aber heute haben wir "Treibhauseffekt", "Erderwärmung" . . . - ein Blick durch das offene Fenster genügt und die Hitze von der Straße schlägt einen geradezu in's Zimmer zurück...

Es ist grundsätzlich so, dass es daran liegt, a) für welche Umstände man ein System plant, b) wie man es wartet, c) wie man es betreibt.
Zu a) sei zu sagen, dass man solche Winter vielleicht nicht jährlich hat, aber sie können halt vorkommen. Da sind eben FUNKTIONIERENDE Weichenheizungen vonnöten. (Man kennt die Bilder, als das gesamte Leipziger Hbf.-Vorfeld "dampfte".)
Zu b) kann man bitter lächelnd nicken, dass man eine Sache auch kaputtsparen kann. Dies scheint nun echt real zu sein. Und ich wette, es gibt genügend Dinge im Unternehmen, wo im Gegenzug das Geld zum Fenster rausfliegt.
Zu c): Wenn man gern wissen möchte, wie es trotz Winter funktioniert, schaue man nach Österreich oder der Schweiz! Das tun wir. Warum tun es unsere "manager" nicht?? - sie machen doch sonst so gerne Dienstreisen!! Weil "Dienst"reisen zu Finanzdeals nach Dubai nicht nur einkommensstärker sind, sondern weil man sich dort auch einen warmen Arsch holt! Aah, ich sah soeben in der Vorschau, dass das Programm hier Sterne macht
(Der scheidende LVB-Hauptgeschäftsführer könnte dies sicher bestätigen...)

Zu den Jahreszeiten (Zitat sinngemäß: Im Sommer fällt denen auch was ein): Sie waren die 4 Hauptfeinde des Sozialismus. Und wir schauten bewundernd nach Westen... Heute wissen wir, dass die Spareritis (die allerdings Vorstandsgehälter noch immer nicht erfasst hat!!) den "Westen" (ich meine hiermit das gesamte heutige BRD-System) genauso runterschlampt wie es die unfähigen Kommunisten taten. Ursache: genauso Unfähige an der Macht!!

Sarkastischer Witz (kein Sarkasmus liegt mir fern):
Wie bekommt man einen Betrieb am besten kaputt?
a) mit Alkohol - das ist die lustigste Möglichkeit;
b) mit Frauen - das ist die schönste;
c) mit Wessis - da geht es am schnellsten.
(Die Strb.-freunde aus dem Westen D-Lands mögen bitte verzeihen: nicht harmlose Bürger aus diesen Regionen sind gemeint, sondern die nach hier exportierten "Geschäftsführer" und "manager" - oft 3. und 4.Spitzenklasse, die im Westen 0 Aufstiegschance gehabt hätten.)
Wir dachten 1990, nun kommen sie und zeigen uns, wie man es macht... Sie kamen, aber es waren fast nur die "weggelobten" und nun ist wohl auch westseits eine Generation am Start (die Ludwigs aus Karlsruhe gehen nun in Rente), die außer gut reden und Anzüge tragen nicht mehr viel darüberhinaus kann.

Sarkastische Anekdote aus der DDR zur Zeit des Tatra-Sterbens:
Ein Tatra vom Typ T4D ist KEIN Haustier!
Wenn es nicht zu kalt, nicht zu warm, nicht zu nass und nicht zu trocken ist,
kann man ihn sogar im Freien verwenden...

Ich versichere euch: Wir lächeln heute noch über Stettin und sagen: ja, Polen halt...
Und nach dem Sprichwort "IRGENDWIE ging es noch immer weiter" denke ich: Gib dieser BRD noch 15 Jahre, dann haben wir die Slowakei überholt... (in der Talfahrt des "Niveaus", also richtiger wäre wohl: unterholt).
Achtung: Niveau ist KEINE Hautcrème!!

[Sithis]

Wobei der Spitzname schon Mitte der 90er Jahre bekannt wurde. Es hängt wohl eher mit einem Brotröster von Siemens zusammen.

Ja, das hatten wir auch schon im Spitznamen-Thema im Smalltalk besprochen. Daß der Siemens Toaster nun ausgerechnet ein Gerät ist, was Hitze erzeugt, nun ja...ich denke, ein Zufall.

Ich bin jedenfalls froh, daß es die BR480 gibt, denn ohne die sähe es um "meine" Strecke S8 noch schlechter aus. Die 480 fahren dort jeden Tag den langen Abschnitt Mühlenbeck-Mönchmühle - Blankenburg, dort spürt man den Komfortvorteil schon enorm. Im 481 wird einem da besonders am Gelenk seekrank.

Daß auch gute Fahrzeuge unter schlechter Pflege leiden, dürfte bekannt sein. Die Strecke natürlich auch.

Das, was in Berlin passiert, ist einfach typisch für die kapitalistische Orientierung des Unternehmens. Es gab milde Winter, wo größere Maßnahmen sicher nicht notwendig waren, klar, drum wird man sich gedacht haben, spart man das ein, haben wir wieder ein paar Prozente mehr Gewinn.

Nun sind milde Winter ohne Schnee und Eis aber kein Dauerzustand, drum sollte man vorbereitet sein. Es wird ja auch niemand all seine Winterkleidung verkaufen, weil er sie mal nicht gebraucht hat und dann im nächsten Winter das Haus nicht verlassen und nicht zur Arbeit gehen, mit der Begründung, daß Schnee, Eis und Kälte so überraschend kamen.
Genau das macht die S-Bahn im übertragenen Sinne aber.

Was die Führungsetagen von Unternehmen angeht:

Es wird da nur noch schlimmer werden. Die nächste Generation werden die gelhaarigen BWL-Studenten mit hochgekrapptem Polokragen sein, ohne Praxisbezug, dafür mit umso größerer Geltungssucht.