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Re: "Sifa" im Tatra

Verfasst: 31.05.2013 18:11
von Sithis
Eine "Auto(mobil)-Sifa" wäre aus geschilderten Gründen schlecht realisierbar. Schienenwege und Wege für den Autoverkehr sind zwei völlig verschiedene paar Schuhe - wie schon mal erwähnt. Sicherungssysteme für Autofahrer sind schön und gut, können aber relativ wenig bewirken. Es gibt zwar Systeme, die bemerken, wenn jemand kurz vorm Einnicken ist und diesen mit Signalen wach halten, doch das halte ich auch für fragwürdig - jemand, der zu müde zum Lenken des Fahrzeuge ist, sollte besser nicht einsteigen oder dringend eine Rast einlegen, statt auf der Autobahn oder anderswo nur dauernd geweckt zu werden, um dann weiterhin im Halbschlaf zu fahren.
Eine Bremsung - egal ob voll oder schrittweise - ist daher auch nicht unbedingt die beste Lösung, schließlich ist die Straße ja nicht in mehrfach gesicherte Abschnitte wie das Schienennetz eingeteilt.
Das sollte eigentlich für jeden auf der Hand liegen, egal ob er nun einen Führerschein, eine Fahrberechtigung für Straßenbahnen oder Eisenbahnfahrzeuge hat oder gar nichts davon.

Bezüglich des eingangs erwähnten Artikels ist es in der Tat so, daß es hier nur um billige Stimmungsmache der Zeitung geht - mehr nicht. Irgendwas findet sich da immer. Auch die Magdeburger Volksstimme schrieb ja schon gegen die Tatras tendierende Artikel, warum sollte es dann in Leipzig anders sein? Wenn es nicht die Sifa ist, ist es die Hochflurigkeit oder einfach nur das Alter der Bahnen. Schließlich sind ja alle Schienenfahrzeuge, die vor 1990 gebaut wurden, museumsreif, unsicher und gehören sofort durch Neufahrzeuge ersetzt, für den Spießer, der sein Auto alle 3-5 Jahre ersetzt, eine sehr einfache Analogie. Wie schon mal angedeutet: Die Journalisten schreiben das nicht aus Unwissenheit - sie lernen es nicht anders und schreiben solchen Kram ganz bewußt.

Re: "Sifa" im Tatra

Verfasst: 01.06.2013 01:00
von Manitou
Zur Großzschocher-Frontalfahrt 1987, habe ich einige Fragen.
Gab es damals Personenschaden, wenn ja in welchem Umfang?
Wurde damals in der Leipziger Volkszeitung oder anderen Zeitungen (auch LVB-Mitarbeiterzeitung) darüber berichtet?

Welcher B4D hing an welcher der beiden Traktionen 1726/25 und 1846/45, welcher war Schrott bzw. wurde repariert?

Gibt es Bilder von der Unfallstelle, sowie der Haltestellen / Signale vor der Unfallstelle?

Im Gegensatz zu dem Unfall in Karl-Marx-Stadt (Entgleisung eines B3D wegen verfrühter Weichenstellung durch Folgezug, Tote und Verletzte, da der entgleiste B3D in eine Haltestelle fuhr), scheint es über Großzschocher keine Berichterstattung in Überregionalen Zeitungen (und damit in Berlin) gegeben zu haben.

Re: "Sifa" im Tatra

Verfasst: 02.06.2013 01:23
von Möckern-Peter
Das ohne Verletzte: ist nicht denkbar. Immerhin war es gegen 7 Uhr in tiefster DDR-Zeit/(Besetzung!)
Eine Zeitungsnotiz im "10-Zeilen-Stil" wird es sicher auch gegeben haben. Ich war zwar LVZ-Leser, aber denke, wenn ohne Bild: sonst hätte ja erst ein Fotoreporter hinbeordert werden müssen.
Eine Zeugenaussage vom Wasserwerk gab es von einem Dauerfahrgast (Mutter tgl. mit Kind um dieselbe Zeit). Sie hat wohl gesagt, als die landwärtige einfuhr, dass sie nun warten müssten, weil nun die andere zunächst nicht kommen könne. Dann sei ihr aufgefallen, dass das Signal anders ausgesehen habe als sonst, wenn eine landwärtige eingefahren ist. Wenig später habe es laut geknallt und die landwärtige hätte dann in der Ferne "angehalten".
Die Wagen hat man nach DSF/Angerbrücke verbracht, aber da dort am nächsten Tag TdoT war, konnte man sie unmöglich dort stehen lassen. Daraufhin wurden sie, mit Planen abgedeckt, in der Nacht nach Heiterbllick geschafft - mit Streckenvollsperrung, weil sie "Überbreite" bekommen hatten und sich nicht mehr mit anderen Bahnen begegnen konnten.
Zu den Bw.nr. kann ich nichts sagen, da die Listen nur Daten aber keine Ausmusterungsgründe beinhalten.

Re: "Sifa" im Tatra

Verfasst: 03.06.2013 08:50
von #853
Dass eine Sifa grundsätzlich erstmal sinnvoll ist, ist allen klar, denke ich. Aber auf den Straßenverkehr kann man sie nicht so einfach übertragen. Das beginnt schon da, das Individualverkehr für viele eine Art Lebensgefühl darstellt, wie Skateborden, Rollschuhfahren oder Nordic-Talken. Ein Straßenbahnfahrer ist auf Arbeit.
Sicherheit im Straßenverkehr erhält man erst, wenn man Gurt, Airbag, ABS, ESP & Co ausbaut, und jedes Auto einen 20cm langen Dorn auf´s Lenkrad kriegt...
Sithis hat geschrieben:der sein Auto alle 3-5 Jahre ersetzt...
...und die wenigsten Autofahrer werden zur HU ihren Wagen zerlegen und viele Bauteile ersetzen, weil sie nicht kaputt sind, sondern die Frist heran ist. Alte Bahnen sind so unsicher...

Re: "Sifa" im Tatra

Verfasst: 08.06.2013 11:43
von Langsamfahrstelle
Noch kurz zu Großzschocher:

Ich habe hierzu einen kleinen Bericht gefunden, welcher als Quelle recht allgemein von Zeitungsartikeln spricht. Demnach ereignete sich die Kollision am 20. Oktober 1987 gegen 6 Uhr und es gab 16 Verletzte zu beklagen. Hier ist allerdings auch nur von den Triebwagen die Rede, welche schließlich allesamt 1989 ausgemustert und 1990 zerlegt wurden. Da die geführten Triebwagen jedoch auch am Heck relativ stark beschädigt waren, erscheint es durchaus möglich, dass auch ein Beiwagen als Totalschaden abgeschrieben wurde. Ähnliche Ausmusterungsdaten wie die Triebwagen haben nach einem kurzen Überblick eigentlich nur die Beiwagen 509 und 656. Vielleicht kann jemand den Beiwagen bestätigen bzw. die entsprechenden Unfälle, die zur Ausmusterung führten, anderweitig zuordnen.

Re: "Sifa" im Tatra

Verfasst: 09.06.2013 06:20
von Möckern-Peter
M.E. verunglückte die 509 als 27 am Hbf., wo Lothar sagte: Ham wir nun ne Bockwurschtbude am Ostkreis :-)
und die 656 ist doch vom damaligen Messegelände, was mit 22 und 21

Re: "Sifa" im Tatra

Verfasst: 09.06.2013 15:11
von Langsamfahrstelle
Hmm, dann hat man den beschädigten Wagen eventuell noch länger als die Triebwagen stehen lassen und erst in den Wendejahren entsorgt, als man sich ohnehin reihenweise von Beiwagen getrennt hat. Oder man hat ihn doch wieder instand gesetzt, evtl. auch unter anderer Nummer?

Re: "Sifa" im Tatra

Verfasst: 09.06.2013 15:55
von Möckern-Peter
Man hat doch da viel gemauschelt.
Stichworte 597, 622, 692, 634, 639 und und und
Die 553 war es jedenfalls nicht: die war schon Jahre zuvor an der Kötzschauer in den Milchladen gefahren...
Und die 583 war wohl der vom Fischladen Huttenstraße. (Wo heute landwärts vom Asia nur noch Mauer bis zur Ampel kommt.)
Der Um-fall vom Hbf. (für einen richtigen "Umsturz" war es zuwenig, auch wenn Leipzig zum "er-liegen" kam) war indes die 597. Die repariert oder ersetzt wurde.
Reudnitzer Bw. gingen - etwa - von 540 bis 562 und von 589 bis 619; das "schob" sich ja mit DSF und Pau. immer mal um paar Wagen. Da die Tw. allesamt Reudnitzer waren (ob sie Kurs-mäßig ggf. "fremdgingen", weiß ich nicht), ist anzunehmen, dass da auch kein DSFer sondern eigene dranhingen: "Misch"züge bastelte man ja nur, wenn etwas verborgt war; allgemein war es verpönt, schon wegen dem Aufwand des "bereinigens".
656 war wohl die Neujahrs-Aktion vor'm MM; 656 später dann der Dresdener, ältere. Erkennbar an baujahrUNtypischen Türmotorkästen der Sorte 1.

Re: "Sifa" im Tatra

Verfasst: 10.06.2013 19:09
von Langsamfahrstelle
In der erwähnten Reudnitzer Nummernreihe gab es vor 1991 eigentlich nur wenig Bewegung. Beiwagen 542 ex 519 verschwand bereits 1986 und damit auch bereits vor dem Unfall. Sonst haben alle (außer 553 und 583) zumindest buchmäßig bis 1991/92 durchgehalten. Ohne genaue Daten oder einen unmittelbar Beteiligten von damals lässt sich der Verbleib der betroffenen Beiwagen sicher nicht mehr aufklären.