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Re: Lottchen bald Geschichte

Verfasst: 08.03.2011 17:00
von bim
Möckern-Peter hat geschrieben:In Halle wurden ja Dächer auch nicht mehr lackiert, sondern irgendso'n Teer draufgeschmiert wie auf Dachpappe. War stumpf und rabenschwarz.
Das ist mir auch in Erfurt aufgefallen.

Re: Lottchen bald Geschichte

Verfasst: 09.03.2011 03:20
von Möckern-Peter
Möglicherweise ex-Hallesche Wagen. War so auch in Zwiggau (glick-auf) zu beobachten.
Bei uns nahm man so eine Art Bleimennige; deswegen sahen sie so graphit-antrazitgrau aus. Das schöne helle Lichtgrau vom RAW hielt sich kaum irgendwo länger als bis zum ersten Neulack.

Wie gesagt, das Lackieren der Gummis ist nicht nur unschön sondern auch schädlich.
Hinzu kam bald, dass man dann hier auch die Fensterrahmen mitlackierte. Abgesehen davon, dass der Lack auf Alu nicht allzu toll hielt, sah das dann recht unschön aus. Die Ästhetik der Lieferjahre (elfenbein, Alu-Glanz, Gummi-Schwarz, helle Dächer) war dann dahin, auf ein Alltagsaussehen des Gebrauchsgegenstandes reduziert. Die zulackierten Seitenliniennummern "passten" dazu, die mitlackierten Türgriffe auch - die natürlich alsbald abblätterten durch "beringte" Fahrgäste...
Kurzum: es zog in vielen Firmen ab etwa 1980 die Schlampigkeit eines nur simpel gepflegten bis gar vernachlässigten Wagenbestandes ein. Das war die eigentliche Tragik. Deshalb sagen auch viele Alte: Am ANFANG war die DDR gar nicht SO schlecht; sie gab sich Mühe mitzuhalten und verschluderte erst dann, dann aber zusehends. Das könnte ich so auch unterschreiben.
Die Blütezeit eines weitgehend ansehnlichen Wagenparkes würde ich bei Leipzig mit um 1975 datieren. Spätestens mit dem nächsten Jahrzehnt ging es spürbar bergab.

Nun darf man aber auch die positiven Beispiele anführen wie Frankfurt, Plauen, Gotha u.a., wo Wagen z.T. noch bei schönem Wetter im Freien handangestrichen wurden! (Bei schlechtem Wetter konnte halt nicht lackiert werden.)
Andererseits muss man etliche sowjetische Betriebe anführen, wo die Wagen optisch UND technisch so verlotterten, dass sie nichtmal eine akzeptable Lebensdauer erreichten. Im Unterschied zur Sowjet-Mentalität der Ersatzbeschaffungen drängte das DDR-Ministerium doch auf eine Mindestinstandhaltung, die den Fortbestand der Flotte weitgehend OHNE Neubeschaffungen sichern sollte. (Da spielen Dinge eine Rolle wie der Aufbau einer zentralen Gothawagen-Instandhaltung in Magdeburg, eine Leipziger Beblechungsinitiative usw. - Dinge, die letztlich nicht mehr zum tragen kamen, weil zu langsam angegangen und betr. 1989 politisch-gesellschaftlich zu spät. Zu langsam in die Serienreife überführt, ist ja auch die Tragik des T6, der dann poltisch-gesellschaftlich schnell "abfrühstückte".)