Berlin will Strecken kürzen

Straßenbahnbetriebe in Deutschland
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Sithis
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Berlin will Strecken kürzen

Beitrag von Sithis »

Ich habe heute gehört, daß Berlin plant, die Strecke Pasedagplatz - Buschallee stillzulegen.

Sind die noch zu retten? :evil:

Der Ersatz soll - wie oft haben wir das schon gehört - durch Busse geleistet werden. Der schöne Pasedagplatz soll einem Busbahnhof weichen.

Ich find das echt zum Kotzen. Meine Großeltern wohnen ganz in der Nähe und konnten die Tram bisher immer gut nutzen, um in die Stadt zu kommen.
Neuerdings muß aber schon umsteigen, um von dort zum Alex zu kommen.

Und jetzt wird weiter Kahlschlag betrieben.

Ich find das echt paradox. Einerseits will man neue Bahnen kaufen, andererseits werden Strecken stillgelegt.

Anscheinend scheint es ja doch noch geistesgestörte Hirnis in der Stadtführung zu geben, die nach und nach die Schnapsidee mit "Bus statt Bahn" umsetzen wollen. :evil:
Ich glaube fast, da steckt die Autoindustrie hinter.
Wie sonst ist es zu erklären, daß Busse eine gewaltige Förderung vom Staat erhalten und sich selbst jeder noch so kleine Verkehrsbetrieb neuere Fahrzeuge wie Citaro oder NL 202 leisten kann?

Die Idee mit dem "Bus statt Bahn" in Westberlin war sowieso schon ne scheiß Idee. Die Lücke im ÖPNV kann nie wieder geschlossen werden!
Die Busse stehen im Stau und ballern Diesel in die Luft.
Westberlin zu besuchen ist ne echte Qual. :evil:

Anscheinend will man das so!
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

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Incentro
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Beitrag von Incentro »

Hallo Unmodern,

ich würde es begrüßen, wenn deine Forenbeiträge etwas konstruktiver und weniger emotional wären, um eine akzeptabele Diskussionsgrundlage zu schaffen.

Ja, die BVG würde unter dem Vorwand der Wirtschaftlichkeit gerne die ein oder andere Linie und damit Strecke stillegen:

SL M1: Pastor-Niemöller-Platz - Rosenthal und Pastor-Niemöller-Platz - Schillerstr.
SL M2: Am Steinberg - Heinersdorf
SL 12: Veteranenstr. / Pappelallee - Stahlheimer Str. / Berliner Allee -Rennbahnstr. - Pasedagplatz
SL 21: Köpenicker Chaussee / Blockdammweg/Ehrlichstr.
SL 27: Buschallee - Suermondtstr. / Berliner Allee - Rennbahnstr. - Pasedagplatz
SL 60: Müggelseedamm - Am Wasserwerk
SL 61: S Friedrichshagen - Fürstenwalder Damm - Rahnsdorf
SL 62: S Mahlsdorf - Mahlsdorf Süd
SL 63: Haeckelstr. - Sterndamm - S Schöneweide
SL 68: S Grünau - Alt-Schmöckwitz

Die SL 68 wurde Anfang August 2006 für 600.000 EUR notsaniert um vorerst bis 2010 weiterfahren zu können.

Da unter der derzeitigen Berliner Regierung keine Streckenverlängerungen zu erwarten sind, um die Außenäste besser auszulasten (z.B. M1 Rosenthal - Märkisches Viertel / SL 61 Verbindung mit der Woltersdorfer Straßenbahn / SL 62 S-Mahlsdorf - Riesaer Str. / SL 63 Sterndamm - U Zwickauer Damm) bleibt bei einigen Strecken objektiv betrachtet nur die Umstellung auf den Bus.
Natürlich wird eine Straßenbahn besser angenommen als ein Bus - aber wenn schon kaum einer mit der Bahn fährt, dann tut es ja auch ein kleiner Bus :lol:

Die derzeitige Linienführung von SL 12 und 27 empfinde ich auch schlechter als vor der Metrotram mit SL 2, 13 und 18. Da meine Großeltern ebenfalls in Weißensee (Haltestelle Sulzfelder Str.) wohnen ist es für sie nun ohne umsteigen weder möglich in die Langhansstr. noch zum S Springfuhl zu kommen. Eine Stillegung der Strecke durch die Suermondtstr. würde zweiteres Ziel noch schwieriger erreichbar machen.

Wenn deine Großeltern nutzer der Tram sind, so kann ich nicht nachvollziehen warum du derart gegen die Niederflurbahnen wetterst: Für meine Großeltern ist es schwer in die Tatras reinzuklettern und so lassen sie auf der M4 schonmal einen Zug fahren, in der Hoffnung der nächste möge eine Niederflurbahn sein. Ja, die Niederflurbahnen haben ihre Schwächen die bereits in anderen Threads ausgiebig diskutiert wurden, aber dafür, dass es sich bei den GT6N um die ersten 100%-Nf-Triebwagen handelt sind es keine schlechten Fahrzeuge - und die Abkehr vom Multigelekwagen zum GTx-Typ bei Siemens spricht für dieses Konzept.
Unmodern hat geschrieben:Ich find das echt paradox. Einerseits will man neue Bahnen kaufen, andererseits werden Strecken stillgelegt.
Was ist daran paradox? Sollte man nur einstellen und nicht neu kaufen oder nicht einstellen und nur neu kaufen? Es müssen mittelfristig neue Fahrzeuge gekauft werden - die Anzahl ist abhängig von den zu betreibenden Linien, also ist es doch nur sinnvoll über Betrieb oder Umstellung von Straßenbahnlinien auf Bus zu reden die mehr warme Luft als Fahrgäste transportieren.

Chris

PS: Die Luft in "West-Berlin" ist nicht so schlecht wie man deiner Schilderung nach annehmen müsste - es fahren dort schließlich keine Ikarus-Busse sondern moderne Mercedes- und Solaris-Busse die bessere Abgasnormen als viele PKW haben.
Und das sich jeder Kleinbetrieb neue Busse leisten kann liegt vermutlich daran, dass neue Busse nur 1/10 einer neuen Straßenbahn kosten.

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Sithis
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Beitrag von Sithis »

Tach,
ich würde es begrüßen, wenn deine Forenbeiträge etwas konstruktiver und weniger emotional wären, um eine akzeptabele Diskussionsgrundlage zu schaffen.
Ja, ok, aber was in diesem Staat derzeit so abläuft, ist doch nicht mehr normal.
Da unter der derzeitigen Berliner Regierung keine Streckenverlängerungen zu erwarten sind, um die Außenäste besser auszulasten (z.B. M1 Rosenthal - Märkisches Viertel / SL 61 Verbindung mit der Woltersdorfer Straßenbahn / SL 62 S-Mahlsdorf - Riesaer Str. / SL 63 Sterndamm - U Zwickauer Damm) bleibt bei einigen Strecken objektiv betrachtet nur die Umstellung auf den Bus.
Ja, aber das riecht doch wirklich sehr nach Korruption!
Wir machen die Bahn nicht attraktiv, kaum einer fährt mit, also lohnen sich nur Busse und Herr Zetsche darf wieder ein paar Citaros verkaufen. :twisted:
Wenn deine Großeltern nutzer der Tram sind, so kann ich nicht nachvollziehen warum du derart gegen die Niederflurbahnen wetterst: Für meine Großeltern ist es schwer in die Tatras reinzuklettern und so lassen sie auf der M4 schonmal einen Zug fahren, in der Hoffnung der nächste möge eine Niederflurbahn sein. Ja, die Niederflurbahnen haben ihre Schwächen die bereits in anderen Threads ausgiebig diskutiert wurden, aber dafür, dass es sich bei den GT6N um die ersten 100%-Nf-Triebwagen handelt sind es keine schlechten Fahrzeuge - und die Abkehr vom Multigelekwagen zum GTx-Typ bei Siemens spricht für dieses Konzept.
Kommt wohl immer ganz drauf an, wie fit die Leute noch sind. Meine kommen jedenfalls noch in die Tatras.
Und ich sehe es ja gerne ein, daß Niederflur die Attraktivität der Bahn steigert. Nur richtet sich mein "Wettern" vor allem gegen die mißlungenen GT6N. 100 % zum Preis von schlechtem Fahrkomfort und Lautstärke.
Wenn schon Niederflur, dann vertrete ich die Auffassung, daß es reicht, wenn die Einstiegsbereiche niedrig liegen und ein Teil der Plätze niederflurig erreichbar ist. In den GT6N kriegt man jedenfalls schon fast klaustrophobische Anfälle.
Was ist daran paradox? Sollte man nur einstellen und nicht neu kaufen oder nicht einstellen und nur neu kaufen? Es müssen mittelfristig neue Fahrzeuge gekauft werden - die Anzahl ist abhängig von den zu betreibenden Linien, also ist es doch nur sinnvoll über Betrieb oder Umstellung von Straßenbahnlinien auf Bus zu reden die mehr warme Luft als Fahrgäste transportieren.
Bei der Masse an geplanten Neuanschaffungen ist es fragwürdig, warum man dann Strecken dicht machen will. Daß das Straßenbahnnetz irgendwann wieder mal den Umfang wie in den 30er Jahren hat, ist zugegebenermaßen eine Utopie, aber daß man selbst den kläglichen Rest, der heute im Vergleich noch übrig ist, gerne "kaputtsanieren" möchte, stinkt mich an.
Ich stelle mir das ganze so vor:
- es werden Strecken dicht gemacht
- die Tram verliert an Attraktivität
- es werden dafür für teures Geld neue Trams gekauft
- die fahren die Kosten nicht rein, die Fahrpreise werden erhöht, am Ende hat man mit der "teuren Tram" den Schuldigen
- also ist alles furchtbar unwirtschaftlich und man will das ach so bessere Verkehrsmittel Bus einsetzen
- und schon sind die Tramfeinde, die immer noch in der Regierung sitzen, am Ziel
PS: Die Luft in "West-Berlin" ist nicht so schlecht wie man deiner Schilderung nach annehmen müsste - es fahren dort schließlich keine Ikarus-Busse sondern moderne Mercedes- und Solaris-Busse die bessere Abgasnormen als viele PKW haben.
Und das sich jeder Kleinbetrieb neue Busse leisten kann liegt vermutlich daran, dass neue Busse nur 1/10 einer neuen Straßenbahn kosten.
Die Busse machen in West-Berlin doch nur einen Bruchteil des Verkehrsaufkommens aus. Die meiste Stinkluft wird von den PKWs, Kleinlastern und LKWs produziert.
Außerdem ging es mir darum, daß es eine Quälerei ist, nach West-Berlin zu fahren. Manchmal muß man das aber leider. Der Nahverkehr ist eine Katastrophe und mit dem Auto kriegt man einen Krampf und Parkplätze sind sowieso rar.

Und wegen den Kleinbetrieben, es geht mir z.B. darum, daß sich selbst kleinste Verkehrsbetriebe - auch solche, die nie Trams besaßen - eine Flotte hochmoderner Busse leisten können. Wozu braucht ein Dorf einen dicken Gelenkbus, wenn vielleicht 5 Leute mitfahren? Tut es nicht auch ein alter Ikarus 260 von früher? Inzwischen fährt auf besagter Strecke in meiner Nähe zwar ein Solo-Citaro, aber dennoch kann man die Fahrgäste an den Fingern abzählen.
Das finde ich sehr seltsam.
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

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Incentro
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Beitrag von Incentro »

Hallo,

du magst Verschwörungs-Theorien oder? Wenn würde die BVG doch sicher noch ein paar polnische Solaris kaufen :wink:

Die Unterteilung des Straßenbahnnetzes in "Metro" und "Restnetz" spricht ja schon Bände über die Prioritäten und die Stillegungsliste von oben enthält ja fast ausschließlich "Restnetz"-Strecken.
Wenn man bestimmte Strecken durch Taktausdünnung oder Linienänderungen extrem abwertet (z.B. Suermondtstr. 3 Fahrten pro Stunde statt 7 vor dem "M"-Netz), muss sich niemand wundern, wenn die Fahrgastzahlen extrem zurückgehen.

Es ist typisch Hauptstadt / Großstadt, dass man immer was besseres als die Provinz braucht. Wenn man anderswo mit 65% Niederflur auskommt müssten es in Berlin 130% sein, wenns technisch machbar wäre ...
Die Zeitersparnis an Haltestellen durch niederflurigen Einstieg an allen Türen macht man sich doch damit zunichte, dass auf den einzelnen Linien nicht typenrein gefahren wird. Das ist natürlich für Rentner, Rollstühle und Kinderwagen von Vorteil - nur würde denen auch 50% Niederflur ausreichen.
Die GT6N sind und waren nunmal die ersten 100% Niederflurwagen der Welt die in Serie gebaut wurden. Die 3 VÖV-Nf-Prototypen haben es ja nichtmal geschafft ohne Entgleisungen den Betriebshof zu verlassen:
BildBild
Quelle: Rheinbahn
Diese Wagen waren Zweiachser mit aufgesatteltem Nachläufer. Über den Fahrkomfort kann ich nichts sagen, die Wagen hatten jedoch eine enorme Achslast, weshalb diese Bauart auch nicht weiter verfolgt wurde.
Im Vergleich zum GT6N hat man natürlich weniger störende Kästen im Inneraum, aber das hilft nichts, wenn das Fahrzeug nichts taugt. Ähnlich "gleisschonend" wie diese Prototypen ist nur der ULF, der ebenfall Einzelräder besitzt - dem Zweiachser also sehr nahe kommt.
Wie du siehst gibt es also wesentlich schlimmere Konstruktionen als den GT6N. Mich würde mal die Laufruhe der Budapester GT12N interessieren, da diese eine andere Federung / andere Motoren besitzen. Der Platz im Innenraum ist dadurch leider noch verbauter so dass es auf keiner Gangseite Zweiersitze gibt.
Unmodern hat geschrieben:Bei der Masse an geplanten Neuanschaffungen ist es fragwürdig, warum man dann Strecken dicht machen will. Daß das Straßenbahnnetz irgendwann wieder mal den Umfang wie in den 30er Jahren hat, ist zugegebenermaßen eine Utopie, aber daß man selbst den kläglichen Rest, der heute im Vergleich noch übrig ist, gerne "kaputtsanieren" möchte, stinkt mich an.
Ich stelle mir das ganze so vor:
- es werden Strecken dicht gemacht
- die Tram verliert an Attraktivität
- es werden dafür für teures Geld neue Trams gekauft
- die fahren die Kosten nicht rein, die Fahrpreise werden erhöht, am Ende hat man mit der "teuren Tram" den Schuldigen
- also ist alles furchtbar unwirtschaftlich und man will das ach so bessere Verkehrsmittel Bus einsetzen
- und schon sind die Tramfeinde, die immer noch in der Regierung sitzen, am Ziel
Die Masse von über 200 neuen Wagen beinhaltet jede Menge Optionen die nicht eingelöst werden müssen. Es ist jedoch für den Besteller günstiger einen Einheitspreis für 200 Einheiten auszuhandeln als beispielsweise für 5x 40 Stück zu verhandeln. Ohne die bestehenden Optionen an GT6-Wagen hätte Bombardier die letzten Wagen (2016-2045) nicht mehr gebaut, war aber Vertraglich dazu gezwungen. Anders sah es vor ca. 2 Jahren in München aus, wo noch 3 (drei) Wagen fehlten um die letzten P-Wagen abzustellen und Bombardier sich weigerte eine solche Kleinstserie zu bauen.
So könnte die BVG im schlimmsten Fall auch nach den 4 Prototypen alle Optionen verfallen lassen und sich dafür 300 XXL-Busse kaufen ;)

Deine Argumentation ist nicht ganz schlüssig: Neue Trams können nur auf noch nicht stillgelegten Strecken fahren, welche dann durch die neuen Bahnen ja aufgewertet werden. Deswegen ja auch die Überlegung entweder neue Bahn oder Streckenstillegung. Was nützt es denn im Außenbezirk alle 20 Min. eine Bahn mit 150 Plätzen (GT6N) fahren zu lassen, wenn noch nichtmal die Sitzplätze komplett besetzt werden? Dann kann dort auch ein Bus fahren.

"West-Berlin" hat ganz viele tolle U-Bahnen die wesentlich schneller von A nach B kommen als der Bus. Ja, man muss dazu meistens unter die Erde und kann nicht im Oberdeck eines DDs sitzen - aber irgendwas ist ja auch immer ;)

Tja, die Sache mit dem Gelenkbus auf'm Dorf kann ich mir nur duch Schülerverkehr erklären, der in ländlichen Gegenden wohl einen Großteil der Fahrgäste ausmacht. Würde man den Bus nicht brauchen, wäre es ja blöd trotzdem einen zu kaufen, da er mehr Sprit frisst als ein "normaler" und höhere Unterhaltskosten verursacht. Und sich für die nicht-Schülerfahrten einen zweiten Bus vorzuhalten ist auch nicht wirtschaftlicher. Dafür werden in ländlichen Gegenden die Fahrzeuge oft länger gefahren als in der Großstadt (zu DDR-Zeiten hat Ost-Berlin den Rest der Republik ja immer reichhaltig mit gebrauchten Ik280-Bussen versorgt - heute gehen die Gebrauchtbusse nach Russland).

Chris

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Sithis
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Beitrag von Sithis »

Hoi,
du magst Verschwörungs-Theorien oder? Wenn würde die BVG doch sicher noch ein paar polnische Solaris kaufen Wink
Wer weiß? :twisted:
Ja, ich bin offen für "Verschwörungstheorien". Und oft geben mir die Ereignisse auch recht(nicht nur in Bezug auf ÖPNV).
Die Unterteilung des Straßenbahnnetzes in "Metro" und "Restnetz" spricht ja schon Bände über die Prioritäten und die Stillegungsliste von oben enthält ja fast ausschließlich "Restnetz"-Strecken.
Wenn man bestimmte Strecken durch Taktausdünnung oder Linienänderungen extrem abwertet (z.B. Suermondtstr. 3 Fahrten pro Stunde statt 7 vor dem "M"-Netz), muss sich niemand wundern, wenn die Fahrgastzahlen extrem zurückgehen.
Und warum glaubst du wurde das gemacht?
Angeblich soll mit dem M-Netz ein der U-Bahn gleichwertiges Netz geschaffen werden. Tatsache ist, daß dadurch einerseits "wichtige" Strecken die Kapazitäten fressen und die "unwichtigen" sehen, wo sie bleiben können. Da sieht man halt auch, daß die BVG ungeeignete Fahrzeuge gekauft hat. GTXN hin oder her, hätte man sich z.B. für die schwachen Linien GT4N und für die wichtigsten GT8N gekauft, hätte man die gleiche Variabilität wie mit den Tatras erreichen können.
So kommt es halt zu einer Ungleichverteilung.
Ich sehe das als nicht normal an.
Es ist typisch Hauptstadt / Großstadt, dass man immer was besseres als die Provinz braucht. Wenn man anderswo mit 65% Niederflur auskommt müssten es in Berlin 130% sein, wenns technisch machbar wäre ...
Die Zeitersparnis an Haltestellen durch niederflurigen Einstieg an allen Türen macht man sich doch damit zunichte, dass auf den einzelnen Linien nicht typenrein gefahren wird. Das ist natürlich für Rentner, Rollstühle und Kinderwagen von Vorteil - nur würde denen auch 50% Niederflur ausreichen.
Ich denke es hätte sogar gereicht, die Tatras mit Niederflurmittelteil wie in Brandenburg oder Gera zu versehen und für die T6 Niederflurbeiwagen wie in Rostock anzuschaffen!
Nur will man ja unbedingt die modernsten und besten Fahrzeuge haben, egal um welchen Preis, und das stinkt mich so an(daher hab ich mich auch "Unmodern" genannt). Ist ja nicht nur im Tram-Bereich so, daß man einen Haufen Fehlinvestitionen im Fahrzeugpark getätigt hat.
Außerdem kommt man in die GT6N auch nicht so viel schneller rein, da die Türen 2 Stunden brauchen, um aufzugehen(mal überspitzt dargestellt).
Die GT6N haben auch nen ungünstiges Raumverhältnis. Im KT4D gab es im "Arsch" extra Stellflächen für Kinderwagen und Rollstühle. Im GT6N müssen die durch den halben Wagen rammeln. Besonders lästig finde ich es auch, wenn Fahrräder mit drin sind(seit wann ist das wieder erlaubt?).
Die GT6N sind und waren nunmal die ersten 100% Niederflurwagen der Welt die in Serie gebaut wurden. Die 3 VÖV-Nf-Prototypen haben es ja nichtmal geschafft ohne Entgleisungen den Betriebshof zu verlassen:
Ja, ich kenne die VÖV-Fahrzeuge aus dem Tramlexikon. Ich denke einfach mal, daß Anfang der 90er 100 % Niederflur noch nicht ausgereift war.
Anders gesagt hat man damit nen Vollfurzer gelandet.
Diese Wagen waren Zweiachser mit aufgesatteltem Nachläufer. Über den Fahrkomfort kann ich nichts sagen, die Wagen hatten jedoch eine enorme Achslast, weshalb diese Bauart auch nicht weiter verfolgt wurde.
Im Vergleich zum GT6N hat man natürlich weniger störende Kästen im Inneraum, aber das hilft nichts, wenn das Fahrzeug nichts taugt. Ähnlich "gleisschonend" wie diese Prototypen ist nur der ULF, der ebenfall Einzelräder besitzt - dem Zweiachser also sehr nahe kommt.
Wie du siehst gibt es also wesentlich schlimmere Konstruktionen als den GT6N. Mich würde mal die Laufruhe der Budapester GT12N interessieren, da diese eine andere Federung / andere Motoren besitzen. Der Platz im Innenraum ist dadurch leider noch verbauter so dass es auf keiner Gangseite Zweiersitze gibt.
Schlimmer als der GT6N? Das muß ja verheerend sein.
Wie der ULF ist, kann ich nicht beurteilen. Ich schätze mal, er ist zumindest mit einigen elektronischen Helferlein ausgestattet, die das ganze etwas bequemer machen als bei den GT6N.
Die Masse von über 200 neuen Wagen beinhaltet jede Menge Optionen die nicht eingelöst werden müssen. Es ist jedoch für den Besteller günstiger einen Einheitspreis für 200 Einheiten auszuhandeln als beispielsweise für 5x 40 Stück zu verhandeln. Ohne die bestehenden Optionen an GT6-Wagen hätte Bombardier die letzten Wagen (2016-2045) nicht mehr gebaut, war aber Vertraglich dazu gezwungen. Anders sah es vor ca. 2 Jahren in München aus, wo noch 3 (drei) Wagen fehlten um die letzten P-Wagen abzustellen und Bombardier sich weigerte eine solche Kleinstserie zu bauen.
So könnte die BVG im schlimmsten Fall auch nach den 4 Prototypen alle Optionen verfallen lassen und sich dafür 300 XXL-Busse kaufen Wink
Und kommt dir das nicht so bekannt vor?
Anfang der 50er in West-Berlin hatten sich die Großraum-Prototypen eigentlich auch bewährt, nur gab es scheinheilige Argumente wie daß es keine Zweirichter wären usw., weshalb man sich letztendlich gegen die angedachte Bestellung entschied und auf Busse setzte.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt?
Wird sich die Geschichte wiederholen?
Deine Argumentation ist nicht ganz schlüssig: Neue Trams können nur auf noch nicht stillgelegten Strecken fahren, welche dann durch die neuen Bahnen ja aufgewertet werden. Deswegen ja auch die Überlegung entweder neue Bahn oder Streckenstillegung. Was nützt es denn im Außenbezirk alle 20 Min. eine Bahn mit 150 Plätzen (GT6N) fahren zu lassen, wenn noch nichtmal die Sitzplätze komplett besetzt werden? Dann kann dort auch ein Bus fahren.
Ich führe das einfach mal auf Mißmanagement zurück. Daher ist es ja auch dumm, nicht solch flexible Fahrzeuge wie die Tatras zu haben. Ein Solo-T6 reicht für die drei Leute, die aber auch zur Arbeit wollen, auf so einer Strecke aus. Es ist halt bedauerlich, daß man heute nicht für den Fahrgast fährt, sondern um Kohle zu raffen.
So könnte man alle Strecken fahren lassen und könnte dennoch neue Fahrzeuge anschaffen.
"West-Berlin" hat ganz viele tolle U-Bahnen die wesentlich schneller von A nach B kommen als der Bus. Ja, man muss dazu meistens unter die Erde und kann nicht im Oberdeck eines DDs sitzen - aber irgendwas ist ja auch immer Wink
Die U-Bahn fährt auch nicht überall hin. Sei es irgendein spezieller Arzt oder ein wichtiger Termin beim Berufs-Korinthenkacker, irgendwas liegt immer abseits des BVG-Netzes. Und bevor ich mich durch 20 Buslinien quäle, wo ich ständig umsteigen muß, fahre ich ehrlich gesagt sogar lieber mit dem Auto, auch wenn ich danach nen Magengeschwür kriege. Ich spreche da aus Erfahrung.
Und die DDs sind ja auch ungeliebte Kinder, aber nun mal touristisch interessant. Es gibt daher immer weniger, aber die restlichen fahren auf den beliebtesten Linien.
Die unterschiedliche Strukturierung liegt sicher auch daran, daß sich im "Westen" bald jeder nen Auto leisten konnte und man im "Osten" drauf warten mußte.
Tja, die Sache mit dem Gelenkbus auf'm Dorf kann ich mir nur duch Schülerverkehr erklären, der in ländlichen Gegenden wohl einen Großteil der Fahrgäste ausmacht. Würde man den Bus nicht brauchen, wäre es ja blöd trotzdem einen zu kaufen, da er mehr Sprit frisst als ein "normaler" und höhere Unterhaltskosten verursacht. Und sich für die nicht-Schülerfahrten einen zweiten Bus vorzuhalten ist auch nicht wirtschaftlicher. Dafür werden in ländlichen Gegenden die Fahrzeuge oft länger gefahren als in der Großstadt (zu DDR-Zeiten hat Ost-Berlin den Rest der Republik ja immer reichhaltig mit gebrauchten Ik280-Bussen versorgt - heute gehen die Gebrauchtbusse nach Russland).
Wie gesagt - der Schlenki fährt neuerdings da gar nicht mehr. Für die Schüler gibt es schon extra Busse, die stellt ein privates Unternehmen - übrigens zwei recht alte Mercedes 30x, einer solo und einer mit Gelenk, die beide mit Frittenfett fahren(riecht immer sehr "lecker").
Auf der Linie, von der ich rede, fährt alle Stunde ein Solobus, der ist fast immer leer.

Und die Ikarusse gibt es leider immer seltener - die "ältesten" Geräte, die ich so sehe, sind irgendwelche MB 0405 und MAN Midis.
Da ein neuer Bus auch ein paar 100.000 € kostet, frage ich mich, wo in Zeiten angeblich so knapper Kassen das Geld dafür herkommt...

BTW fahren die Ikarusse irgendwo in Deutschland noch ganz normal?
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

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