Mythos fahren ohne 600V

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me2011
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Mythos fahren ohne 600V

Beitrag von me2011 »

Mal ne frage an die Fachleute^^
irgendwo habe ich mal gelesen das es wohl möglich sein sollte, beim T4D, bei ausgefallener 600V Fahrspannung über Batterie nen paar meter das Fahrzeug zu bewegen um z.b. ne Kreuzung zu räumen. Bin zwar kein Elektrofachmann, aber KFZ Mechaniker und daher auch bissle mit elektrik vertraut und kann mir das deshalb nicht vorstellen das man mit 24V Bordspannung ne Anlage kurzzeitig betreibt die eig 600V benötigt, desweiteren noch ne frage, was genau macht der Umformer auf dem Dach, was formt er Um?

MFG

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M73
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Re: Mythos fahren ohne 600V

Beitrag von M73 »

Mit 60 Volt scheint sich ein Wagen noch zu bewegen (wenn auch langsam), siehe Link unten.
Ob mit 24 Volt? – schon sehr fraglich – oder hat T4D eine 60 Volt Batterieanlage?
Ausschließen möchte ich das mal aus technischer Sicht her nicht unbedingt – aber fraglich ist das schon.
http://www.strassenbahnforum.de/viewtop ... 181#p22181
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch .
(Karl Valentin, Münchner Volksschauspieler und Humorist)

bim
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Re: Mythos fahren ohne 600V

Beitrag von bim »

Nein, keine Chance.

Die Bordbatterie hat keinerlei elektrische Verbindung zu Fahrspannung führenden Teilen.
Zum Fahren reichen 24 V nicht aus, denn neben dem Stromfluss durch den Anker muss der Fahrstrom ja auch das Magnetfeld im Motorgehäuse erzeugen. Die Straßenbahn ist keine Modellbahn mit Dauermagneten.

Bei 48 - 60 V ist eine Schleichfahrt durch Waschanlagen möglich, wenn der Nullspannungsschalter mit der Waschmaschinentaste gebrückt wird.
So long

Mario

Kombifahrer
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Re: Mythos fahren ohne 600V

Beitrag von Kombifahrer »

Das mit dem Kreuzung räumen ging nur, wenn Fahrspannung vorhanden war, aber der Motorgenerator (Lüfter) ausgefallen ist. Wegen fehlender Belüftung der Fahrmotoren und des Beschleunigers durfte man eben höchstens zum Räumen der Kreuzung die Taste "Waschmaschinendurchfahrt" nutzen. Längere Fahrt hätte die Fahrmotoren geschädigt und den Beschleuniger so erhitzt, dass er hätte anbrennen können.
Beim Original - T4D gab es keinen Umformer auf dem Dach. Der Motorgenerator war gegenüber der Tür 2 links in der Schürze eingebaut. Es war ein Einankerumformer, der aus 600 V Gleichspannung 24 V Gleichspannung erzeugt hat und rechts wie links auf der selben Ankerwelle Lüfterräder hatte, die über Kanäle Beschleuniger und Fahrmotoren belüftet haben.
Bei der Modernisierung wurden in vielen Städten statische Bordnetzumformer auf dem Dach installiert. Diese lieferten wie bisher 24 V Gleichpannung und 380 V Drehstrom für die separaten Motor- bzw. Beschleunigerlüfter. Auch neue Steuerungen benötigten eine Belüftung zum Beispiel für den Bremswiderstand, der aktiv wurde, wenn die Bremsenergie mangels Abnehmer nicht ins Fahrleitungsnetz zurückgespeist werden konnte.

me2011
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Re: Mythos fahren ohne 600V

Beitrag von me2011 »

Danke für die rasche Aufklärung konnte ich mir auch nicht vorstellen das es mit der 24V Bordspannung funktioniert. Aber mit 60V ganz langsam, interessant finde ich.
zwecks des Umformers, vlt habe ich auch was falsches gemeint habe mal nen bild angehängt, meine das ding zwischen Stromabnehmer und 2ter Dachklappe

das Bild ist nicht von mir sondern von Bernd Kittendorf, nur wegen der rechte ne ;)

MFG
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Zuletzt geändert von me2011 am 24.06.2011 19:02, insgesamt 1-mal geändert.

me2011
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Re: Mythos fahren ohne 600V

Beitrag von me2011 »

ähm das mit dem bild hat nicht funktioniert, so ist das mit den neulingen halt ne :D
kann mir einer fix erklären wie das funktioniert oder ist bekannt was ich meine?

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Sithis
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Re: Mythos fahren ohne 600V

Beitrag von Sithis »

Ist doch selbsterklärend: Auf "Durchsuchen" klicken, die Datei heraussuchen, dann "Datei hinzufügen" anklicken und ggf. im Beitrag anzeigen, fertig. 8)
Und natürlich den Beitrag absenden...
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

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Zoni01
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Re: Mythos fahren ohne 600V

Beitrag von Zoni01 »

Oh bei so einem Bild werde ich richtig schwach. Wie war das nochmal mit den Zeitmaschine bauen? Damals sahen die Magdeburger Straßenbahnen fast schon so aus wie die Leipziger Tatrabahnen wenn man die Werbung natürlich weglässt.
Das schlimmste was mir in meinen Tatrahobby passieren kann wäre, wenn mir die MVB ein Tatrafahrverbot auf allen Tatralinien in der Tatrastadt Magdeburg erteilt.

Michael
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Re: Mythos fahren ohne 600V

Beitrag von Michael »

me2011 hat geschrieben:zwecks des Umformers, vlt habe ich auch was falsches gemeint habe mal nen bild angehängt, meine das ding zwischen Stromabnehmer und 2ter Dachklappe
Das ist nur der Überspannungsschutz. Der hat mit der "Kleinspannung" nichts zu tun.

bim
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Re: Mythos fahren ohne 600V

Beitrag von bim »

Michael hat geschrieben:Das ist nur der Überspannungsschutz.
So ein Ding hat jede elektrische Straßenbahn. Aktiv wird das Teil bei nahen Blitzeinschlägen in die Oberleitung, damit die Blitzspannung direkt zur Wagenmasse abgeleitet wird, ohne die elektrische Starkstromausrüstung zu ruinieren.
So long

Mario

me2011
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Re: Mythos fahren ohne 600V

Beitrag von me2011 »

Vielen dank für die Aufklärung. Also wäre nicht gut wenn der Überspannungschutz fehlt. Also auf die Fehlteilliste.
Haben denn die unmodernisierten Magdeburger T4D noch den Originalen Umformer oder auch schon nen Statischen, also auch ohne Teilmodernisierung, die Generation die bis 1999 Ausgemustert wurde (also zustand wie 1072 im Hst Depot Sudenburg)?
Weiß es nervt vlt bissle diese Fragen, aber da fehlt mir das know how einfach bissle, muss mich ja bissle informieren bevor ich mich mit dem projekt was ich vor habe vlt noch in die nesseln setze. Darum bedanke ich mich bei euch für eure Geduld.

MFG

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Möckern-Peter
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Re: Mythos fahren ohne 600V

Beitrag von Möckern-Peter »

Originale T4D ohne jedweden "Nachwende"-Umbau konnte man durch Anstecken eines dicken Kabels mit großen Kabelschuhen im rechten Schrank (wo auch die Stabsicherungen drin sind) fahrleitungslos einige wenige Meter aus der Werkstatt durch's Rolltor bis unter die Fahrleitung fahren. In der Praxis wurde jedoch lieber ein Seil in die Scharfenbergkupplung gehangen, weil es sehr guter Batterien bedurft hätte, die in der Praxis so oft nicht waren... Es ist also keine "Unterwegshilfe", da das Kabel nur die Werkstätten hatten!

Bei Modernisierungsumbauten der 90er funktioniert das nicht mehr.


Ein Umformer ist vom Anliegen vergleichbar einer Lichtmaschine. Er bekommt 600 V = aus der Fahrleitung und gibt 24 V = im Wagen weiter. Damit funktionieren alle, auch über Batterie betreibbaren Verbraucher, wie Scheinwerfer, Scheibenwischer usw.usw. Grundsätzlich werden die Funktionen vom Umformer gespeist; die Batterie tritt bloß als Ersatz ein - sie wird aber ständig bei Bedarf durch jenen Umformer nachgeladen. Heißt man kann die Batterien bei laufendem Umformer theoretisch ausschalten. In der Praxis geht das aber nur bis zu einer stromlosen Stelle (Streckentrenner). Dann setzen nicht nur die Verbraucher aus, da plötzlich beide Versorgungsquellen abwesend sind, sondern es bricht auch der Sicherheitsstromkreis zusammen, der eine Zugtrennung simuliert und der Zug geht demgemäß in die Notbremse.
Wofür eine ordentliche Batterie gebraucht wird, ist zum Einschalten der Steuerung. Damit läuft auch der Umformer an, aber hier muss zuerst die Batterie den Wagen starten, und das wird unter 18 V sehr kritisch... :-(

Der Motorgenerator der originalen T4D ist vom Sinn her das gleiche, bloß eine erheblich lautere Höllenmaschine. Umformer sind dagegen sehr diskret.
Wenn alle Betriebe nur T6/KT4(t)/KT8 verwenden würden, wäre die Welt eintöniger. Schöner wäre sie trotzdem!

Zazní-li výstraha, opust'te dverní prostor!

Kava je balzam za srce in duso. (slowen.: Kaffee ist Balsam für Herz und Seele) Giuseppe Verdi
Gustav Mahler ergänzte: Hier ist es wunderherrlich und repariert ganz sicher Leib und Seele.

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Kein Sarkasmus liegt mir völlig fern :-)

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me2011
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Re: Mythos fahren ohne 600V

Beitrag von me2011 »

Also auf gut deutsch ich müsste mich unter den Tatra legen um rauszufinden was er noch verbaut hat. Hat jemand nen Bild wie ein Originaler Motorgenerator aussieht? Und in gewissen Schrank müsste ich dann auch mal gucken ob die Steckdose noch da ist. Danke für den Tip Peter. Schön solche Fachleute hier zuhaben^^

MFG

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Möckern-Peter
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Re: Mythos fahren ohne 600V

Beitrag von Möckern-Peter »

Steckdose ist das nicht! Das musste wie bei 'ner Autobatterie mit riesen Kabelschuhen irgendwo da und dort dranklemmen. Musst jedenfalls den Schrank aufmachen, der erst aufgeht, wenn man die "Plätte" zieht - den sog. Fahrspannungsabschalter. Ist, um den Wagen definitiv von 600 V "fernzuhalten" - auch wenn er sie in DIESEM Falle gar nicht kriegen kann. Das Kabel ist nicht viel länger als 20 cm, aber mit Iso bestimmt 1,5 dick. Muss ja was durchpassen. Immerhin müssen ja auch zuerst die FSB den Löseimpuls kriegen, ehe der 17-tonner mit 1 oder 2 km/h schleicht. Wie gesagt, von der Revisionsgrube durch's (bitte geöffnete!) Rolltor bis unter den Draht reicht es. Wenn... Und wie gesagt, geht nur beim originalen klick-klack. Ich denke, aber ich weiß es nicht: Ich denke, irgendwie schließt man den Hauptschütz. Drum muss das Kabel ja auch am Ziel sofort ab und darf beim Bügelanlegen nicht mehr angeklemmt sein.

Ich glaube, auch Prag fährt so aus den Werkstätten. Werden deren Monteure wohl unseren so gezeigt haben.
Auch wenn der Kreis der T3 dort arg geschrumpft ist. Es gibt wohl nur noch 4(!), und von den 292 "Russenwagen" wohl noch knappe 250. Aber noch klackt's in Prag, auch wenn die chopper in dem interessanten Typen-Mix dort inzw.. die Oberhand haben. Es wurde zwar kein T6 draus (heul), aber immerhin eine qualitativ hochwertige Materialaufwertung + zeitgemäßem und stromsparenden Elektrikumbau.
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Christoph Jähne
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Re: Mythos fahren ohne 600V

Beitrag von Christoph Jähne »

Sehr interessanter Beitrag!

@Möckern-Peter: Ich habe gleich mal 2 Bilder geschossen. Kannst Du mir einen Hinweis geben wo diese Anschlüsse (wenn überhaupt vorhanden) sein sollen?

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