Straßenbahnsanierung im Baltikum

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Bauing85
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Straßenbahnsanierung im Baltikum

Beitrag von Bauing85 »

hallo zusammen

ich studiere Bauing.wesen und habe mit der Recherche für meine Bachelorthesis begonnen.
Das Thema lautet Straßenbahnsanierung im Baltikum( speziell Lettland). Das Infomaterial zu dem Thema ist leider sehr dürftig
und einer meiner Prof. hat mir diese Plattform empfohlen! vllt. kann mir jemand aus dieser community weiterhelfen...

ich bin auf der suche nach Infomaterial über zustandserfassungen
oder Informationen über Erhebungen jeglicher art die mit dem ÖPNV in Lettland zu tun haben.
Ich bin wirklich dankbar über jede neue Informationsquelle

ich danke schon einmal im voraus für jede Hilfe

Bauing85

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Sithis
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Re: Straßenbahnsanierung im Baltikum

Beitrag von Sithis »

Interessant, daß hier augenscheinlich auch Professoren mitlesen. Aber hat dieser Professor nicht auch irgendwas hinsichtlich Recherche, Informationsbeschaffung aus glaubwürdigen Quellen/Literatur und Eigeninitiative vermittelt? Ich meine, kurz vor der Bachelorarbeit sollte das doch geklärt sein. Nur so eine Frage. Oder geht es eventuell darum, Kontakte nach Lettland zu finden?
Wenn du eine Arbeit über die ÖPNV-Entwicklung in Lettland schreiben möchtest, wirst du wohl nicht umhin kommen, auch Quellen auf Lettisch zu lesen. Eine Seite über Lipaja findet sich z.B. hier.
Allerdings ist die Informationslage zu lettischen Betrieben tatsächlich eher mager. Es gibt Riga, Liepaja und Daugavpils. Die Geschichte der Betriebe ist eher unspektakulär, eventuell auch ein Grund, warum bislang wenig dokumentiert wurde.
An deiner Stelle würde ich mir eher eine Region suchen, in der die ÖPNV-Geschichte besser dokumentiert ist und wo man auch leichteren Zugriff z.B. auf Archive hat. In Deutschland gibt es auch genügend Stoff über die Sanierung von Straßenbahnbetrieben, gerade nach der Wende in den neuen Bundesländern.
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

Ronny Quaß
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Re: Straßenbahnsanierung im Baltikum

Beitrag von Ronny Quaß »

Hallo,

wende Dich mit Deiner Anfrage mal an den Redakteur des LokReport zum Thema Baltikum/GUS Hr. Albrecht Fabian.

Grüße
Ronny Quaß

Bauing85
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Re: Straßenbahnsanierung im Baltikum

Beitrag von Bauing85 »

Vielen Dank für Die Anregungen!!
mfg
Bauing

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Möckern-Peter
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Re: Straßenbahnsanierung im Baltikum

Beitrag von Möckern-Peter »

Auch "Blickpunkt Straßenbahn" in Berlin, ein zweimtl. erscheinendes Heft/Broschüre, wäre empfehlbar. An jenem arbeiten regionale oder regionsbewanderte Redakteure mit, die auf "ihre" Stadt/Gegend spezialisiert sind.
Kontaktdaten gern bei Bedarf!

Generell Baltikum muss man aber sehen, dass es 3 Staaten sind. Litauen ist straßenbahnlos: Wie es in Wilnjus aussah, weiß ich nicht und die von Klaipeda ist lange tot (seit dem Kampf um Memel, wohl sogar schon eher). Allerdings muss man den mittelgroßen und recht ansehnlichen Betrieb der Hauptstadt Estlands, Tallin, zwingend erwähnen!

Da du kein Geschichtler bist, sind es sicher weniger Betriebsbiografieen, die man aus einer Ecke holen müsste/könnte, sondern eher Gegenwartsthemen. Alle knüpfen an eines: Die Betriebe - gleich welcher Herkunft - wurden seit 1940 mit in den Krieg gezogen und nahmen ab 1945 typisch sowjetische Entwicklungen. Dieser Zustand - der materielle, also wie real z.B. Strecken usw. beschaffen waren - als auch der geschichtlich-entwicklungsmäßige, also was es an Wagentypen gab - war 1990 so auffindbar und glich dem auch anderer SU-Städte, auch wenn es in dem Riesenstaat freilich qualitative Streubreite gab.
Z.B. sind baltische Betriebe dadurch geprägt, dass sie nicht die typisch russische Spurweite haben (1.524 mm). Das begünstigte, dass der Wagenpark oft auch im Ausland beschafft wurde. So hat z.B. der Waggonbau Gotha typische Gotha-Wagen (dort Gelenkwagen G4) nach Tallinn geliefert, CKD Prag steuerte Wagen der Typen T4 und KT4 in SU-Version bei. Natürlich waren auch die Fabrikate der regionalen Rigaer Waggonfabrik RWS (Rishskij wagonostroitjelnyj sawod) typisch, vereinzelt auch Produkte wie der gesamt-SU typische KTM-5 aus Ust-Kataw in Sibirien.
Das ist die Ausgangslage zur Abspaltung der 3 Staaten von der SU: Du betrachtest also Städte, die stinknormale SU-Entwicklungen hatten und aus dem russischen Gemeinwesen herausgegliedert wurden.
Einige Städte übernahmen in der Neuzeit auch gebrauchte DDR-Tatras, von unmodernisierten Halleschen bis zu (teil)modernisierten Erfurtern. Grundsätzlich mag man aber in ganz Ost-Europa Tatras lieber mit der original tschechoslowakischen Steuerung - weil man die kennt - als modernisierte mit nun abweichender. Du schreibst zwar nicht über Elektrik, aber vielleicht ist es interessant. Was aus ex-DDR-Städten gebraucht wohin ist, ist bekannt bzw. auffindbar - anderenfalls fragst du uns. DDR-Exporte aus Gotha (anfangs noch als Reparationen, als Handelsgüter erst später) sind oft nur anzahlmäßig bekannt: Geheimniskrämerei der SU und trotz Freundschaft der Staaten eher minimale Kontakte haben da nicht viel hinterlassen. Typisch ist jedoch eines: Alt wurden die Wagen in SU-Städten (wozu in jener Zeit das Baltikum freilich zählte) meist nicht: Auswirkung der technischen Pflege... (herunterrammeln, neues kaufen).

Vollständigkeitshalber sollte Kaliningrad erwähnt werden. Es gehörte zur Königsberg-Zeit als deutsches Ostpreußen nicht so recht zum Baltikum; heute aber ist es im SU-Komplex zu sehen. Der oblastj (= das Gebiet) gehörte schon damals zur Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjet-(Teil)Republik, womit es heute Teil Russlands ist und woraus sich diese exterritoriale Lage erklärt.
Die SU-Zeit ist ähnlich: 1.000mm-Spur aus dem Deutschen Reich, Wagen erst aus Gotha, später aus Prag, Sowjet-Fabrikate überhaupt nicht.
In der Neuzeit ist der Status ein eher trauriger: Die Straßenbahn Kaliningrad ist am abwirtschaften, es gibt Verschrottungen wie Streckenstilllegungen und es ist noch nicht einmal geklärt, ob die Stadt sie überhaupt erhalten wird/will. Damit ist sie für dich nur eine Randbemerkung wert: Sie ist ein Bsp. für nicht-Sanierung als Gegenpart zu deinem Thema Sanierung: Dort "lebt" die SU-Weise nicht nur noch - dort wird sie mehr "gepflegt" denn je: herunterrammeln und dann? > tja, mal sehen... Kann also für dein Werk nur eine Anmerkung sein, wie man es nicht machen sollte!

Auch nur zur Fußnote taugt, dass in allen 4 Betrachtungsgebieten freilich der O-Bus historisch bedingt vorhanden und recht entwickelt ist, da dieser SU-typisch war/ist.
Wenn alle Betriebe nur T6/KT4(t)/KT8 verwenden würden, wäre die Welt eintöniger. Schöner wäre sie trotzdem!

Zazní-li výstraha, opust'te dverní prostor!

Kava je balzam za srce in duso. (slowen.: Kaffee ist Balsam für Herz und Seele) Giuseppe Verdi
Gustav Mahler ergänzte: Hier ist es wunderherrlich und repariert ganz sicher Leib und Seele.

Prosimo se med voznju ne pogovarjete z voznikom!

Kein Sarkasmus liegt mir völlig fern :-)

Der frühe Vogel kann mich mal... (am Abend treffen - was sonst!)

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Incentro
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Re: Straßenbahnsanierung im Baltikum

Beitrag von Incentro »

Hallo Bauing85,

kannst du vielleicht noch ein paar mehr Details zu deinem Thema nennen? Wenn du über "Straßenbahnsanierung im Baltikum (speziell Lettland)" schreiben sollst, hast du doch sicher einen Zeitpunkt genannt bekommen, den du als Ist-Zustand verwenden sollst, denn sonst wäre ein vorher / nachher-Vergleich kaum möglich (in irgend einer Art und Weise sollen die Sanierungsergebnisse doch sicher bewertet werden). Sollen die drei Betriebe (Riga, Liepaja, Daugavpils) miteinander verglichen werden?

Was ist mit Sanierung gemeint? Nur Streckenerneuerung (die gewöhnlich ein fortlaufender Prozess sein sollte - bedingt durch Finanzierungs- oder Material-Mängel kann es jedoch auch zu einem Sanierungsstau kommen) oder auch die Umstrukturierung des Wagenparks, Personalbestandes oder Tarifsystems?

Gruß,
Chris

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