DR: Schiebelok und Vielfachsteuerung

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Manitou
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DR: Schiebelok und Vielfachsteuerung

Beitrag von Manitou »

Mich interessiert, ob und wenn ja wo, bei der DR die Frage, ob eine Schiebelok von der Zuglok über Vielfachsteuerung ferngesteuert werden durfte. In der Fahrdienstvorschrift war die Betriebsweise, welche heute als Triebkopf-Traktion weder als erlaubt, noch als verboten beschrieben.
In mindestens einem Fall wurde diese nur auf wenige Fahrzeugtypen (Lok: 2x BR 100 (112, 114) bzw. 2x BR 118 mit Wendezug-Leitungswagen) anwendbare Betriebsform möglicherweise genutzt.
Als bei der Elektrifizierung des Berliner Außenrings der S-Bahn-Inselbetrieb Hennigsdorf-Velten 1983 aufgegeben und auch dieser Abschnitt mit 15 kV umgerüstet wurde, mußte für ca. eine Woche mit Dieselbetrieb gefahren werden. Um die Fahrzeiten der S-Bahn bzw. eines Wendezuges mit der BR 242 im Dieselbetrieb einzuhalten, mußte eine Doppelstockeinheit DBv mit BR 118 als Zug- und Schiebelok bespannt werden. Da bei wendezugfähigen Dieselloks der DR die gleiche Steuerleitung für Wendezug- und Vielfachsteuerung genutzt wurde, wäre es denkbar, zwecks syncronerer Anfahrt die Vielfachsteuerung durchzuschalten, statt sich mit dem Signalhorn zu verständigen. Der Lokführer der Schiebelok hätte darüber hinaus im hinteren Führerstand bleiben können (ggf. kürzere Wendezeit).
Wer kennt Betriebsvorschriften für die BR 110 bzw. 118 oder ist auf diesen mal als Lokführer gefahren und kann daher fachkündige Auskunft geben?

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koneggS
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Re: DR: Schiebelok und Vielfachsteuerung

Beitrag von koneggS »

In den Bedienungsvorschriften für die BR 110/118 ist dies explizit nicht geregelt. Warum auch: Den Loks ist es im Vielfachbetrieb egal, ob da nun noch Wagen dazwischen sind oder nicht.
Anwendungsfälle dieser "Sandwichs" sind mir mit Doppelstockwagen bekannt. Nach der Wende (aber noch bei der DR) kam es dann gerade bei der V100 mit Aufkommen der Leitungsfähigen (A)Byu zu zahlreichen Einsätzen der beschriebenen Betriebsform.

Manitou
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Re: DR: Schiebelok und Vielfachsteuerung

Beitrag von Manitou »

Das es technisch realisierbar ist, habe ich auch vermutet, die Frage ist lediglich, ob der Spannungsabfall in den Steuerleitungen eine Grenze setzt.
Bei dem mir bekannten Anwendungsfall mit einer DBv zwischen den Loks mußte die Spannung sicherlich ausreichen.
In der SBV (Rbd Berlin) gab es dazu auch keinen Hinweis. Hst du eine SBV der Rbd Greifswald? Gab es da nähere Hinweise zu den "Lubminer Zügen" (drei DBv oder DGB mit zwei dazwischenstehenden Loks der BR 110)?

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koneggS
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Re: DR: Schiebelok und Vielfachsteuerung

Beitrag von koneggS »

Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass fünf Wagen kein Problem sind. Mehr sollte auch noch gehen. Es verhält sich da ja prinzipiell nicht anders als beim klassischen Wendezugbetrieb mit Steuerwagen. Da gab es eine festgesetzte Obergrenze, m.W. bei acht Wagen(-teilen), wobei das nicht (nur) mit dem Leitungswiderstand begründet war, sondern mit fehlender Erfahrung und damit Angst bei zu großen Druckkräften.

Ansonsten kann ich dir mit keiner SbV aus dieser Zeit weiterhelfen. Zu deiner letzten Äußerung habe ich aber gleich eine Rückfrage: wurden bei den Lubminer Zügen zwei Loks in der Mitte platziert und vom Steuerwagen aus gefahren? Das ist so eigentlich nicht zulässig und technisch nicht vorgesehen. Es mag sein, dass beide Loks die Signale des Steuerwagens verarbeiten können, bei den von den Loks an den Steuerwagen übertragenen Signalen würde es aber zu einer Überlagerung kommen. Auch kann man nicht gleichzeitig Wendezug- und Vielfachsteuerung betreiben!

Oder meintest du dass die Wagen zwischen den Loks standen?

Manitou
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Re: DR: Schiebelok und Vielfachsteuerung

Beitrag von Manitou »

Die Lubminer Züge (Berufsverkehr Greifswald - KKW Lubmin) sollen mit je einer Lok bei 1/3 und 2/3 (also Wechsel von Lok und Doppelstockeinheit, so daß mit einer Trennstelle außerhalb der Schichtwechsel ein Kurzzug abgehangen werden kann) gebildet gewesen sein. Für die BR 110 (später, als die Loks mit stärkerem Motor in BR 112 / 114 umnummeriert wurden, auch diese) war nach DV 408 (FV) als einzige BR der Betrieb von zwei Loks im Wendezug (und damit vom Steuerwagen) erlaubt. Mangesl Loks der BR 118 wurden statt dessen Loks der BR 110-114 planmäßig häufig in Doppeltraktionen eingesetzt. Offenbar deswegen hatte man die Ausnahmeregel in der FV gehabt.

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koneggS
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Re: DR: Schiebelok und Vielfachsteuerung

Beitrag von koneggS »

Ok, sehr interessant. Das war mir gänzlich unbekannt. Es ist zumindest insoweit schlüssig, als dass eine 118 gewissermaßen vom steuerungstechnischen Aufbau einer Doppeltraktion 110 sehr nahe kommt. Leider existieren seit bestimmt 20 Jahren keine Steuerwagen mit Ost-KWS und Dieseltisch mehr, so dass es nicht wiederholbar ist.

Aber um zu deiner Ausgangsfrage zurückzukommen: Anhand dieses Beispiels siehst du ja, dass der Steuerstrom entsprechend weit fließt. Die technische Übertragung ist zwischen KWS und KDS gleich.

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