Die englische Betitelung ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern auf dem des Entwicklers. Wahrscheinlich möchte man mal wieder eine internationale Käuferschicht ansprechen.
Wie dem auch sei, TramSim verspricht eine relativ authentische Straßenbahnsimulation auf drei Linien in München. 23,27 und 28 stehen zur Verfügung. Als Fahrzeugtyp wird standardmäßig nur der R2.2 im Redesign mitgeliefert. P-Wagen, R3.3, Variobahn und Avenio gibt es leider nicht.
Da ich bei Marketing-Versprechen und gerade dem Publisher AeroSoft sehr skeptisch bin, habe ich mir das Ganze mal angeschaut.
Und was soll ich sagen, wie so oft ist das Programm zwar im Ansatz interessant, aber leider kein großer Wurf.
Zwar wurden Aussehen und Design vom Straßenbahntyp recht gut umgesetzt. Und auch die Steuerung ist akzeptabel.
Grafisch ist das Ganze mittelmäßig - zwar verwendet man die Unreal-Engine, aber die halte ich sowieso für überbewertet(auch wenn man mehr daraus machen könnte als hier) und eher für Shooter geeignet(was Unreal ja ursprünglich auch ist). Trotzdem fordert das Spiel recht viel Leistung und läuft auf meinem PC, der auch nicht mehr so ganz aktuell ist(i7 6700K, 16GB RAM, Nvidia Geforce GTX 1060 6GB) nicht so flüssig.
Aber wie ist nun das Spielvergnügen?(wenn man es als solches bezeichnet)
Man kann entweder bei Bedarf die Bahn selber aufrüsten - recht fummelig mit IBIS-Eingabe, die gerne herumspinnt oder ich hab sie einfach falsch bedient - oder aufrüsten lassen. Ich bevorzuge zweiteres. Warum das Nachstellen vom Aufrüsten in Simulatoren seit ein paar Jahren so ein großes Ding ist, weiß ich auch nicht. Ich finde es bestenfalls nervig und wahrscheinlich zielt es nur auf die ganzen Youtube-Lets-Player ab, die dann mindestens 20 Minuten an Schaltern herumspielen können, während die Käuferschicht mit Altersschnitt 14 vor Begeisterung sabbernd vorm Bildschirm hockt, weil das ja "ReALisMuS PuR" ist.
Fährt man erstmal durch die Gegend, muß man sich mit Fußgängern herumärgern, die einem bei rot(für sie!) in die Bahn laufen, oder Autos, die einem die Vorfahrt nehmen. Man kann rein theoretisch endlos fahren - es gibt keine vorgegebenen Aufgaben, man sammelt bei Bedarf nur Punkte. Minuspunkte gibt es aber nicht. Rammt man einen Fußgänger, Auto oder auch andere Straßenbahn, gibt es nur eine Warnmeldung und man kann weiterfahren. Nun ja.
Auch das Vorkommen von KI-Bahnen ist teilweise recht unrealistisch. Mal sieht man selten eine auf der Strecke, dann wiederum fährt vor einem eine Bahn auf exakt der gleichen Linie. Na ja.
Insgesamt ein eher mäßiges Erlebnis und für den veranschlagten Preis definitiv zu teuer. Zu wenig Umfang und zu viele Macken.
Wer es bei Bedarf dennoch kaufen möchte, wird auf Steam fündig:
Hier noch ein Schmankerl, diese Fußgänger bevorzugen es, unterirdisch voranzukommen
