U-Bahn Berlin: Erneute Verschrottung historischer Züge

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Sithis
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U-Bahn Berlin: Erneute Verschrottung historischer Züge

Beitrag von Sithis »

Diesmal hat es die Einheiten 2020/2021 und 2246/2247 getroffen.

Es handelt sich dabei um die letzte Serieneinheit der Bauart D Stahl aka "Stahl-Dora" sowie des erst 2017 aufgearbeiteten DL, auch "Alu-Dora" genannt.

Diese Bauart war die erste Nachkriegsbauart der West-Berliner U-Bahn. Da der Prototyp und die Serieneinheit nach Abstellung der Stahlbauart 1999 noch als Schmierzüge im Netz verkehrten, kamen sie nicht nach Nordkorea wie der Rest der Bauart. Später wurden sie Museumszug und verkehrten bis 2012 im Sonderverkehr, dann lief die Frist ab.

Die DL wurden bis 2004 ausgemustert und größtenteils verschrottet.

Der Prototyp 2000/2001 soll erstmal bleiben...aber ist auch nicht einsatzfähig.

Nachdem man diese Einheiten 2017 bei Fahrzeugwerke Miraustraße aufgearbeitet hatte, kamen sie nach einem kurzen und recht unzuverlässigen Probebetrieb auf die U55. Angeblich sollte ja nach dem Einsatz auf der U55 ein Rückbau in den Originalzustand erfolgen...

Dort fuhren sie allerdings sehr unzuverlässig. Der DL fuhr nur absolut selten. Hintergrund war, daß man von der U55 die damals vorhandenen F79 für das Restnetz wiederhaben wollte, um die angespannte Fahrzeugsituation zu entlasten.

Die Aufarbeitung der drei Einheiten hat 1,9 Millionen € gekostet. Der Großteil dürfte dabei auf die Aufarbeitung vom DL entfallen sein, der seit 2002 als Lagerraum in Friedrichsfelde diente und schon als Quasi-Ruine bezeichnet werden kann.

Die Züge liefen so schlecht, daß man 2018 ja nochmal einige F76E raufgesetzt hatte, die Doras verblieben jedoch erstmal, und wurden 2020 beim Lückenschluß der Gleise dann überführt.

Danach wurde es erstmal unklar, was passiert - der Prototyp steht zusammen mit dem EIII in einer Kehranlage auf der U5, während der Serienzug und der DL im Bw Friedrichsfelde draußen(!) abgestellt waren. Dem Zustand war das natürlich nicht zuträglich. Leider verhinderten verschiedene Mängel einen Einsatz.

Nun wurden vollendete Tatsachen geschaffen - die Tieflader rückten an und holten die Einheiten zur Verschrottung ab.

Wieder einmal wurde offenbar wegen eines mangelnden Konzeptes des zuständigen Vereins AGU und persönlicher Querelen Verkehrshistorie vernichtet. Anscheinend war der zweite Punkt wie schon 2014 bei der Verschrottung des EIII-4 ausschlaggebend.

Was in Berlin mittlerweile abgeht, ist leider nur noch ein Trauerspiel.
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

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