Verschollene Liliputlokomotiven

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Manitou
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Registriert: 06.10.2006 00:36

Verschollene Liliputlokomotiven

Beitrag von Manitou »

Bei der Auflistung des Verbleib's der Martens'sche Einheitsliliputlokomotiven (Parkeisenbahn Dresden) gelten zwei Exemplare als Verschollen. Deshalb wolte ich hier alle Informationen zusammentragen, die der Klärung des Schicksals der Lok's dienen können, in der Hoffnung, daß die anderen Mitglieder zu offenen Fragen einzelne Punkte beitragen können.
Was ist bekannt? Im Steinbruch Kamenz wurden 3 Loks und 20 Wagen der Fa. Brangsch, Leipzig (Feldbahn-Unternehmen) aufgefunden. Der Firma gehörten auch die verschollenen Lok's. Das spricht erstmal (bis zum Beweis des Gegenteils) dafür, daß dort auch weiteres Material der Firma am selben Ort eingelagert wurde. Wo sind die Unterlagen dieser Firma (Stadtarchiv Leipzig, Landesarchiv Sachsen, Firmenarchiv eines Rechhtsnachfolgers) verblieben, welche Fahrzeugbestände sind für des Zeitraum Ende 30er Jahre nachweisbar? Bei den Ausstellungsbahnen in Dresden (Hygiene- und Bauausstellungen) soll mit bis zu 6 Wagen gefahren worden sein.
Es wäre plausibel, daß also 5 Züge (5 Loks, 20-30 Wagen) 1940 in Kamenz eingelagert wurden. Kennt jemand ehemalige Mitarbeiter des Steinbruchs bzw. hatte mal Kontakt zu Zeitzeugen der Fahrzeugbergung? Sind dort einige Fahrzeuge zerstört worden, gab es vor 1945 Entnahmen (bzw. kurz nach 1945 als Beute/Reparation)? Wurden durch Steinbruch-Mitarbeiter evtl. zerstörte Fahrzeuge verschrottet, ohne das dies bis heute in der Literatur dokumetiert wurde?
Von den 20 aufgefundenen Wagen wurden nur 12 Wagen für die Pioniereisenbahnen in Dresden und Leipzig aufgearbeitet. Wo sind die restlichen 8 Wagen verblieben? Denkbar wäre ein Verkauf nach Stuttgart (1950 Aufbau der Liliputbahn mit Nachbaulok's) oder Wien (sind bei dem Lokschuppenbrand 1945 Wagen total zerstört worden?). Waren die Wagen bei Auffindung nummeriert (Betriebs- bzw. Werksnummer), gab es Nummernlücken, wurden Akten zu den fahrzeugen mit aufgefunden?

Sollten zwischen 1940 und 1945 Fahrzeuge entnommen worden, wäre eine private Aneignung durch Nazi-Bonzen denkbar. Haupverdächtiger wäre dann Hermann Göring, der die Loks entweder zu seiner Protz-Villa "Carinshall" (in der Schorfheide) oder seinem Jagdschloß in der Rominter Heide (heute in Polen) bringen lassen haben könnte. Hat jemand bei (hoffentlich genehmigten) archeologischen Forschungen in den Trümmern von "Carinshall" mit einer Sonder bzw. durch Grabung Reste von Eisenbahnmaterial passender Größe gefunden (wäre dann leider der Nachweis der Zerstörung der Loks).
Hat jemand Kontakte nach Polen zu Gruppen, die dort Relikte der Kriegszeit suchen, restaurieren und in Museen zeigen? Gab es in der Umgebung des fraglichen Jagdschlosses Funde von Bahnmaterial (möglicherweise wurde eine "Spielbahn" von Göring nach dem Krieg als Feldbahn genutzt)?

Eine weitere, untersuchenswerte Spur wäre, daß die DR (bereits ab 1940?) die verschollenen Lok's für eine Ausbildungsstätte übernommen hätte. Hat dazu jemand (ggf. als nicht näher ausgewerteten Unterlagen) einen Hinweis als Zufallsfund bei der Recherche zu anderen Themen gefunden? Gab es entsprechende Ausbildungstätten, die heute auf polnischem Gebiet liegen, gibt es in Polen zugängliches Archivgut der DR?

Möglich wäre auch, daß die beiden Loks (möglicherweise zusammen mit einigen Wagen) als Beute/Reparationsgut in die Sowjetunion oder nach Polen (in den Verbänden der roten Armee kämpften auch polnische Truppenteile) abtransportiert worden (Dies ist aber nur plausibel, wenn die Bestände so getrennt gelagert wurden, daß ausgerechnet die beiden neueren Loks mitgenommen, die älteren aber zurückgelassen wurden). Hier wäre wieder Wissen von Zeitzeugen (bzw. denen, die es vom Hörensagen weitergeben können) wichtig.

Ich hoffe auf Mitwirkung an der "Soko Liliput" und die Klärung des Schicksals der Lok*s.

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