Motoren der älteren Berliner S-Bahn-Baureihen

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Sithis
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Motoren der älteren Berliner S-Bahn-Baureihen

Beitrag von Sithis »

Wie den Berliner Verkehrsseiten zu entnehmen ist, hatten die älteren Baureihen der S-Bahn teils am Anfang stärkere Motoren erhalten, wodurch Geschwindigkeiten bis 120 oder sogar 140 km/h(zumindest drehgestellmäßig) möglich waren.

Mir ist es daher unverständlich, warum nach dem Krieg dort schwächere Motoren mit höherem Stromverbrauch eingebaut wurden, die die Fahrzeuge nur auf 80 km/h beschleunigten.

Angesichts der Tatsache, daß die S-Bahn heute nur maximal 100 km/h fährt, wären schnellere Geschwindigkeiten doch durchaus sinnvoll. So könnte man auf längeren Strecken wie etwa nach Birkenwerder zügiger von Station zu Station fahren.

Gab es Gründe für diese Angleichung nach "unten"?

Weiterhin wäre interessant zu wissen, was für eine Geräuschentwicklung diese Motoren hatten. Die Motoren der BR 475/477, die ja vor einigen Jahren noch fuhren, hatten ja ein recht charakteristisches und bekanntes Geräusch, allerdings recht laut, vor allem bei Vmax.

Es ist sowieso auffällig, daß die beiden Gleichstrom-S-Bahnen in Deutschland (Berlin und Hamburg) nur 100 km/h Vmax generell haben. Gibt es dafür einen Grund?
Bei anderen S-Bahnen, die dezidierte S-Bahn-Fahrzeuge einsetzen(München, Frankfurt a.M. - ET420, 423, X-Wagen mit BR 143) ist die Geschwindigkeit durchaus höher.
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

Zosse
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Beitrag von Zosse »

such mal im Internet nach "Bankierzüge".

Das waren eine Handvoll Züge für 140 km/h. Die fuhren von irgendwo aus Berlin (Potsdamer Platz?) durch den Grunewald nach Potsdam, um die reichen Leute auf schnellem Wege zu transportieren, unter anderem die Bankiers, eben.

Dafür waren die Ferngleise ebenfalls elektrifiziert, und die Züge fuhren somit unterwegs fast überall durch.

den genauen Streckenverlauf kann ich dir nicht sagen.

140 Km/h wären bei unseren Stationsabständen gar nicht erreichbar, außer vielleicht im Norden.

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Sithis
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Beitrag von Sithis »

Das habe ich der Seite schon entnommen. 140 km/h wären auf der Strecke zwischen Mühlenbeck-Mönchmühle und Blankenburg durchaus machbar, auch 120 km/h wären noch etwas schneller als 100.

Der Sinn der Anpassung ist dennoch etwas unklar. Selbst wenn man 140 oder nur 120 nicht fahren konnte, 80 ist ja doch bedeutend weniger.

Es ist ja anscheinend der Prototyp der Bankierzüge erhalten. Ich vermute allerdings mal, daß auch dieser bereits die schwächeren Motoren hat. Oder?
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Zosse
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Beitrag von Zosse »

Hab grad nochmal gesehen, dass die zwischen Zehlendorf und Potsdamer Bahnhof auf der Wannseebahn unterwegs waren, Nicht nach Potsdam.

Mühlenbeck- Mönchmühle und von Charlottenburg nach Wannsee sind aber auch so ziemlich die einzigen Strecken, auf denen das möglich wäre, und was in Mühlenbeck- Mönchmühle neuerdings für ein Verkehrsangebot existiert brauch ich hier wohl nicht zu erwähnen.

Dass die "Standard- S- Bahn" nur 80 fuhr, war für damalige Verhältnisse wohl ein gutes, und signaltechnisch vielleicht nur teuer steigerbares Tempo, also waren die Fahrzeuge eben für 80 ausgelegt.
Dass die Bankierzüge später nicht mehr diese Schnellverbindung anboten, ist bekanntermaßen politisch bedingt.
Also reihte man diese Handvoll Fahrzeuge in den normalen Park ein, da das billiger war, als den Rest des Fuhrparks (vor allem wagenbaulich) auf 100 aufzurüsten.

Dass die Bahnen von heute mit 100 unterwegs sind, liegt auch nur daran, dass sie Beschleunigungs- und Bremswerte erreichen, die teilweise das doppelte des früher Machbaren darstellen.

Das die schwächeren Motoren mehr verbrauchen, macht mir irgendwie keinen Sinn.

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Sithis
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Beitrag von Sithis »

Mühlenbeck- Mönchmühle und von Charlottenburg nach Wannsee sind aber auch so ziemlich die einzigen Strecken, auf denen das möglich wäre, und was in Mühlenbeck- Mönchmühle neuerdings für ein Verkehrsangebot existiert brauch ich hier wohl nicht zu erwähnen.
In einem Wort beschissen.
Das die schwächeren Motoren mehr verbrauchen, macht mir irgendwie keinen Sinn.
Es ist allerdings der Seite zu entnehmen.

Die alten Bahnen kannten ja auch nur zwei Fahrstufen: An und aus. Hängt es vielleicht damit zusammen? Ich kann mir vorstellen, daß die dauernde "Stotterfahrt" durchaus viel Strom verbraucht hat. Nachvollziehen kann man das z.B. beim MSTS.
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Manitou
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Motorleistung

Beitrag von Manitou »

Die Motoren der BR ET 165-167 hatten 90 kW Leistung. Die ET 125 (Bankierzüge) hatten Motoren mit 150 kW Leistung und verbrauchten damit mehr Strom je Anfahrt. Weil aber zwischen Potsdamer Bahnhof und Zehlendorf ohne Halt gefahren wurde, sparte das Auslassen der ca. 10 Stationen Strom. Es fuhren dabei auch nur jeweils einige Züge im Berufsverkehr. Da es sich nur um 18 Viertelzüge handelte, wurden diese nach Kriegsende umgerüstet und in die BR ET 166 eingegliedert. Der Potsdamer Bahnhof war zerstört, die E-Ausrüstung der Ferngleise wurde zu reparieren anderer Strecken gebraucht.
Das geplante Express-S-Bahn-Netz (FS-Netz), von dem Trassenabschnitte sind teilweise zwischen Wuhlheide und Köpenick zu erkennen sind, kam durch den Krieg nicht mehr zustande. Wer hat dazu Details? Gab es Pläne, die ET 166 und 167 in ET 125 umzubauen? Sollten Außenstrecken (Friedrichshagen-Erkner, Grunewald-Potsdam) ausschließlich mit FS-Zügen befahren werden, der Parallel-Verkehr mit 80 km/h-Zügen nur noch auf Innenstrecken stattfinden?

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