Großer Streik bei der Bahn!

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Sithis
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Großer Streik bei der Bahn!

Beitrag von Sithis »

Es geht ja durch alle Medien, aber aktuell ist ja Streik angesagt.

Überall im Land sind heute in der frühen HVZ die Züge stehen geblieben.

Auch die Berliner und Stuttgarter S-Bahn waren betroffen.

Tja, wenn die S-Bahn der BVG gehören würde, wäre es vielleicht was anderes. Oder der komplette Berliner Nahverkehr wäre lahmgelegt worden.

Was sagt Ihr dazu?

Sind die Streiks gerechtferigt oder nicht?
War jemand betroffen?

Ich habe durchaus Verständnis für diese Aktionen.

Die Bahn kürzt ja überall, verlangt immer mehr Geld, verschlechtert die Leistungen, da braucht der Supermensch Mehdorn mal einen Denkzettel.

Es gab ja schon vorab eine Art Protest bei der Berliner S-Bahn, bei dem sich viele Fahrzeugführer krank meldeten, weil die Bahn die Zuordnung der Fahrer nicht mehr standortbezogen durchführt.
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

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koneggS
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Beitrag von koneggS »

Ich hab auch Verständnis dafür. Die, die gerade großartig meckern, dass sie nicht vomFleck kommen, sind wahrscheinlich die ersten, die in ihrem Betrieb streiken würden. Außerdem fährt die Bahn doch relativ große Gewinne ein, da will man auch als unterer (oder besser gesagt ausführender, denn ohne ihn geht nix) Mitarbeiter etwas vom Kuchen abhaben. Da sind die gebotenen 2x2% lächerlich, wenn man bedenkt, dass die Eisenbahner immer mehr arbeiten müssen (inzwischen 41-Stunden pro Woche) und das Gehalt eher sinkt oder zumindest nicht proportional zu anderen Ausgaben oder Gehältern Anderer steigt.

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fahrmidda13
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Beitrag von fahrmidda13 »

Es gibt da ein schönes Zitat (weiß leider nicht von wem):
Wichtig an einem Unternehmen sind nur die Menschen, die in ihm arbeiten und der Geist, in dem sie dieses tun.
Zwar kann ich es auch nachvollziehen, wenn einige Pendler nun genervt reagieren. Wer mangels eines motorisierten Untersatzes auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, hat da ja so seine Erfahrungen.
Wenn aber die Sparfüchse eines Großunternehmens mit den üblichen Mitteln (z. B. Betriebsrat) nicht zur Vernunft zu bewegen sind, bleibt eben nur der radikale - und definitiv auch (öffentlichkeits-)wirksame - Weg offen.
Außerdem waren die Streiks lang genug angekündigt; wer auf die Bahn angewiesen ist, konnte sich darauf einstellen.

Vielleicht merkt jetzt so mancher Bahnkunde mal, wo im Unternehmen von den größtenteils maßlos überzogenen Preisen profitiert wird und welche Leute leer ausgehen.

Kurzum: Die maßnahme ist notwendig und damit auch gerechtfertigt. Es ist leider zu beobachten, daß nun auch in Deutschland die Mitarbeiter (nicht nur bei der DB AG) zunehmend wie ein Häufchen Dreck behandelt werden, was nach meiner Meinung keinesfalls hingenommen werden darf.

EDIT: Nachtrag
Sithis hat geschrieben:Es gab ja schon vorab eine Art Protest bei der Berliner S-Bahn, bei dem sich viele Fahrzeugführer krank meldeten, weil die Bahn die Zuordnung der Fahrer nicht mehr standortbezogen durchführt.
Ja, das war auch ne gute Aktion - nur leider nicht besonders wirksam und scheinbar nicht hart genug.
Bild

Zwei Fuzzies stehen auf einer Signalbrücke.
"Weißt du", sagt der eine, "wenn ich hier oben stehe und den Zug knipse, fällt irgendwie alles von mir ab."
"Schön" sagt der andere. "Hauptsache, es fällt mir nicht in die Fotolinie."

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Sithis
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Beitrag von Sithis »

Ich finde angesichts des geringen Gehaltes der Lokführer braucht sich niemand wundern, wenn da viele sauer sind.

Wenn die Lebenshaltungskosten immer weiter steigen und die Gehälter gewisser Berufsgruppen dennoch klein bleiben, ist es klar, daß irgendwann die Bombe platzt(sinnbildlich gesprochen).

Die Bahn hat sich ja den Kampf gegen das Auto auf die Fahnen geschrieben - so wird das jedenfalls nichts. Überhöhte Preise und nun die Streiks.

Aus meiner Familie fahren mehrere nun mit dem Auto zur Arbeit, ist ja auch klar. Angesichts der Behandlung "unserer" Strecke (S8) würde es mich sowieso nicht wundern, wenn die in ein paar Jahren dichtgemacht wird, weil zu wenig Gewinn eingefahren wird. Derzeit sehe ich den Personenverkehr, egal ob nah oder fern sowieso eher als notwendiges Übel an, weniger als Alternative zum Auto, was viele Strecken angeht. Muß ich ganz ehrlich sagen. Wenn einer mit der Bahn fährt, dann weil er es muß oder weil die Fahrt mit dem Auto noch umständlicher wäre, nicht, weil das Angebot so toll ist.

Aber mit Mehdorn an der Spitze ist die Bahn derzeit sowieso zu wirtschaftlich orientiert - weniger auf die Beförderung von Fahrgästen.
Die Kacke war ja schon früher am Dampfen:
http://www.zeit.de/2005/49/Verkehrspolitik

Man braucht sich ja nur mal BahnTV anzusehen.
Nur Selbstbeweihräucherung, Werbung für Urlaubsziele und ständig taucht das LKW-Unternehmen Schenker auf. Die ab und an mal eingestreuten Nostalgie-Filme sind eher rar. Ein typischer Propaganda-Sender.

PS: Dein Zitat ist von Heinrich Nordhoff.
Habe es ergoogelt...passend dazu noch das Zitat:

"Wenn wir nicht auf unsere Kunden achten, wird es ein anderer tun."
(unbekannt)
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fahrmidda13
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Beitrag von fahrmidda13 »

Dieser Tage wird dieses Thema ja wieder äußerst aktuell.
Die Uneinigkeit der Gewerkschaften hat das Ganze nicht nur ad absurdum geführt, sondern auch bei vielen, vielen Menschen für Verwirreung gesorgt.

Mein Mitbewohner fand diese kleine Hilfestellung, um wieder einen Überblick über die gesamte Situation zu bekommen :lol: .

http://www3.ndr.de/ndrtv_pages_video/0, ... nt,00.html

Also nicht böse sein, wenn Ihr morgen am leeren Bahnsteig stehen solltet! :lol:
Bild

Zwei Fuzzies stehen auf einer Signalbrücke.
"Weißt du", sagt der eine, "wenn ich hier oben stehe und den Zug knipse, fällt irgendwie alles von mir ab."
"Schön" sagt der andere. "Hauptsache, es fällt mir nicht in die Fotolinie."

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Sithis
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Beitrag von Sithis »

Na ja, wer Jim Knopf gelesen hat(lange ist es her, da lebte der gute Michael Ende noch...), weiß, daß die Lummerländer Loks auch abseits der Schiene fahren können :lol: . Insofern kann der kleine Jim ja gleich die im Bahnhof stehenden blockierenden Züge umfahren.
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Sithis
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Beitrag von Sithis »

Die Franzmänner streiken nun auch.

Paris (AFP) - In Frankreich haben am Donnerstag so viele Eisenbahner wie noch nie gestreikt. Wie die Staatsbahn SNCF mitteilte, legten 73,5 Prozent der Eisenbahner ihre Arbeit nieder. Der bisherige Höchststand war 1995 mit 67 Prozent verzeichnet worden. An 130 Kundgebungen im ganzen Land gegen die von Präsident Nicolas Sarkozy geplante Abschaffung der Frührente bei Staatsunternehmen nahmen laut Polizei 150.000 Menschen teil, nach Gewerkschaftsangaben 300.000. Allein in Paris gingen der Polizei zufolge 21.000 Menschen auf die Straße; die Gewerkschaft sprach von 25.000. Der Bahnverkehr werde durch Wartungsarbeiten auch am Freitagvormittag noch "stark beeinträchtigt", hieß es bei SNCF.
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koneggS
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Beitrag von koneggS »

...der kleine aber feine Unterschied ist nur noch, dass die Franzosen deutlich mehr gehalt bekommen: War doch irgendwas um die 4000€...
Und das Problem: Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 60 (!!!!). Momentan liegt es bei 50 Jahren. Davon kann man in Deutschland nur träumen.

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Sithis
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Beitrag von Sithis »

Waren es 4000 € netto oder brutto?

Und mit 50 Jahren in Rente? Den Franzosen scheint es ja sehr gut zu gehen. So oder so wäre es schön, wenn man in Deutschland nur halb so entschlossen wäre.
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