Wien - Typen B-b

Rund um das Thema historische Straßenbahnfahrzeuge und Museumsstraßenbahnen
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WienerLinien
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Wien - Typen B-b

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Erste Neubaufahrzeuge nach dem 2.Weltkrieg

Nach dem Ende des 2.Weltkrieges musste schnell Ersatz für zerstörte Fahrzeuge geschaffen werden. Neben dem Aufbau von neuen Wagenkästen auf alte Fahrgestelle (z.B. Typen G4, H2, u3) wurden im Jahr 1947 auch schon Neubaufahrzeuge bestellt. In Anlehnung an die letzten Vorkriegsfahrzeuge (Type M) und die Kriegsstraßenbahnwagen (KSW) der Type A wurde eine zweiachsige Wagenbauart mit den Typenbezeichnungen B (Tw) und b (Bw) angeschafft. Die ersten ausgelieferten Fahrzeuge dieser Serie waren der Tw 51 im Jahr 1951 und Bw 1401 im Jahr 1952.
Von den Triebwagen der Type B wurden 50 Stk. (Nummern 51-100) und von den Beiwagen der Type b wurden 90 Stk. (Nummern 1401-1490) gebaut.
Auf einem aus Blechen und Profilen geschweißten Laufgestell mit Rollachslagern, die durch unterhalb angeordnete Blattfedern geführt wurden, war ein in Stahlbauweise erstellter Wagenkasten aufgebaut. Gesteuert wurde der Triebwagen mittels zwei Feinstufen-Nockenfahrschalter der Type NFBGW7, angetrieben wurde er von zwei Motoren der Type WD641. Erstmals erhielt ein Fahrzeug eine 10-polige ELIN-Vielfachkuppeldose, optisch akustische Signaleinrichtungen, bereits von Anfang an war der B mit zwei Schienenbremsmagneten ausgestattet. Der Strom wurde von einem Scherenstromabnehmer der Type SS46 von der Fahrleitung abgenommen.
Mit den B-b wurde erstmals begonnen, die Türen während der Fahrt geschlossen zu halten.
Für einen Straßenbahnzug ungewöhnlich waren die Druckluftschläuche. Die Druckluft diente nicht zum Bremsen, sondern ausschließlich zum Öffnen und Schließen der Doppelschubtüren. Später dann auch für die Betätigung des Scheibenwischers, der ursprünglich, wie seit jeher gewohnt, mit Muskelkraft zu betätigen war. Und von dieser Druckluft leitet sich auch der Spitznamen der Fahrzeuge ab: Das laute Ausströmen der Luft beim Freigeben der Türen trug ihm beim Personal den Spitznamen "Zischerl" ein. Übrigens: die Türen wurden zwar vom Fahrer freigegeben, betätigt wurde die Einrichtung jedoch von den Schaffnern, die den Zug nach althergebrachter Weise "abläuteten", wenn die Türen geschlossen waren (von hinten nach vorne). Auch die B/b hatten keinen fixen Schaffnerplatz, die Schaffner mussten durch den Wagen gehen.
Obwohl die neuartige Lüftung (durch Lüftungsklappen oberhalb des Zielschildkastens) der Triebwagen zuvor an Altbauwagen erprobt wurden, waren die B/b in den ersten Jahren bei den Fahrgästen im Sommer als "rollende Sauna" verschrien. Man konnte nur das mittlere Fenster bis zur Hälfte öffnen. So war es nicht verwunderlich, dass B-b-Züge im Sommer oft vorschriftswidrig mit offenen Türen unterwegs waren. Nach und nach wurden alle drei Fenster so umgebaut, dass man sie je zur Hälfte öffnen konnte, was für kühlen Fahrtwind an heißen Tagen sorgte.
Der erste Einsatz der B-Triebwagen im Personenverkehr (damals mit m2/m3-Beiwagen) erfolgte anlässlich der Wiener Herbstmesse am 9.9.1951, nachdem der Tw 51 am 8.3.1951 eine "Jungfernfahrt" mit dem damaligen Wiener Bürgermeister Dr. Theodor Körner (dem späteren Bundespräsidenten) durchgeführt hatte.
Die b-Beiwagen waren aufgrund ihrer technischen Einrichtung ausschließlich mit den B-Triebwagen kuppelbar, die B-Tw fuhren auch mit m2,m3,k6,k7-Beiwagen.
Das Einsatzgebiet der B/b-Züge waren hauptsächlich die Ringlinien (A, Ak, B, Bk, 25) und die Gürtellinien (8, 18, 118), erst in den letzten Betriebsjahren kamen sie auch auf die Linien J, T und 62.
Die großzügige Anschaffung der Gelenktriebwagen E1 und E2 machten die B/b bald überflüssig. Nach knapp 30 Jahren (für Straßenbahnwagen ein eher bescheidenes Alter) wurden die Wagen außer Dienst gestellt.
Die B/b-Züge wurden bis 1979 im Linienbetrieb eingesetzt, der letzte Zug verkehrte am 31.10.1979 als Verstärkerzug der Linie 71 vom Betriebsbahnhof Erdberg aus.
Die Beiwagen wurden verschrottet, 20 Triebwagen wurden zu Arbeitstriebwagen der Type BH (Nummern 6381 bis 6399) und BH1 (6372) umgewidmet. Die BH/BH1 schieden 2003 aus dem Betriebsstand aus. Ein B-b-b-Dreiwagenzug (51-1401-1482) und ein BH befinden sich im Wiener Straßenbahnmuseum als Ausstellunsobjekte.

Techn. Daten
Gesamtlänge: Tw/Bw 11,6m
Radstand: Tw/Bw 3,3m
Gewicht: Tw 15,1 t, Bw 7,9 t
Antrieb: Zwei Tatzlagermotoren á 60 kW (Type WD 641)
Bremsen Tw: Handbremse auf Bremstrommeln wirkend, elektrische Kurzschlussbremse, Magnetschienenbremse.
Bremsen Bw: Handbremse und Solenoidbremse auf Bremsscheiben wirkend, Magnetschienenbremse.

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Typenskizze

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Innenraum der Type b (auch B)

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Linie 25R am Praterstern (Foto: Heinz Heider)

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Linie 11 in der Engerthstraße (Foto: Heinz Heider)

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B 80 in Linie 62.

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B-b-b in Linie 118. (Foto: Heinz Heider)

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Dreiwagenzug des Wr. Straßenbahnmuseums

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BH im Betriebsbahnhof Favoriten

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BH im Straßenbahnmuseum
Gemeinde Wien - städtische Straßenbahnen

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