Historische Fahrten am 23. April mit alten BVG-Wagen?

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Sithis
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Historische Fahrten am 23. April mit alten BVG-Wagen?

Beitrag von Sithis »

Laut einem Prospekt der BVG ("Plus") sollen ab 23. April historische Sonderfahrten stattfinden. Zum Einsatz sollen ein Rekowagenzug sowie der originale KT4D kommen.

Weiß da jemand mehr zu?
Ob man vorher Karten kaufen muß und wie lang die Fahrzeuge fahren?

Möchte auch nicht unbedingt nur wegen 15 Minuten Fahrt nach Berlin rein und mir dann den Wagen mit lauter alten Zauseln teilen :) .

(so wie bei der Feier 75 Jahre U5 im Dezember)
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

#72
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Beitrag von #72 »

Geh auf: http://www.dvn-berlin.de , da wird alles beschrieben.
Es gibt kein Schienenfahrzeug, was perfekt ist...

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Sithis
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Beitrag von Sithis »

Super, genau das hab ich gesucht, nur hat Google mich nicht auf diese Seite gebracht.

Danke :) .

Jetzt hätte ich noch gerne ein paar infos zur Route. Hackescher Markt - Niederschönhausen - Buchholz. Ist das weit?
Lohnt sich das?

Der Routenplaner von der BVG bockt bei mir leider rum, und eine Station namens "Niederschönhausen" kennt er nicht.
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#72
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Beitrag von #72 »

Die Fahrten dauern etwa 2 Stunden. Die Haltestellen in Niederschönhausen lauten: Hermann-Hesse-Straße/Waldstraße, Kuckhoffstraße, Heinrich-Böll-Straße, Nordend (der Betriebshof vom DVN), Waldemarstraße und Schillerstraße.
Es gibt kein Schienenfahrzeug, was perfekt ist...

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Sithis
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Beitrag von Sithis »

Na ich geh mal hin! Lohnt sich bei 2 Stunden ja. :D
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Sithis
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Beitrag von Sithis »

Mal ein kurzer Bericht zur Fahrt, bin gerade heimgekommen...
Ich habe auch ein paar Bilder geschossen, die werde ich bei Railfan Europe hochladen.

Nun denn:

Heute um 11 und 14 Uhr sollten ja diese Fahrten stattfinden.
Ich war schon ca. 20 Minuten vorher da. Besser ist es, damit einem nicht die Plätze weggeschnappt werden. Der elfenbeinfarbene Rekowagenzug (Einrichtungszug) mit seinen zwei Beiwagen rumpelte schon mal in die Wendeschleife. Kurz dahinter kam der originale Tatra KT4D in orange und mit Falttüren, Klingel und Plastiksitzen - so wie ich es mag :) .
Der Fahrer sagte mir, daß der Einstieg an normalen Bahnsteig neben dem S-Bahnhof sei.

Nun gut, es war ja noch Zeit, also schnell ein paar Fotos geschossen. Leider schoben sich einige "Fremdkörper" in Form von NGT6, Bastel-KT4D und alten Säcken mit Kameras davor. Also ich weiß nicht, was es da von Nahem zu filmen gibt...? Zumindest der Tatra blieb "frei".

Nun denn, ab zur Haltestelle, wo auch schon eine Horde von Leuten mit Kameras um den Hals warteten. Ein paar Schlauberger gaben ihr Wissen vor Unwissenden zum Besten. Na ja, ob die das überhaupt verstanden haben, was ein T24 ist usw.

Ich muß doch anmerken, daß ich einige Leute für deplaziert hielt.
Zum einen welche mit kleinen Kindern, die eh nicht begreifen, worum es geht(sind zum Glück früher ausgesteigen, der Vater hatte ein Einsehen), zum anderen irgendwelche Touristen, die ständig mit ihren Handys telefonierten. Einige schienen auch fehleingestiegen zu sein, vielleicht sollte man in Zukunft ein Schild mit Neonschrift "historische Sonderfahrt" über die gesamte Länge des Zuges an die Seite hängen :lol: .

Nun denn, kurz vor 11:00 Uhr, es sollte losgehen, kam schon mal der Rekozug angefahren. Jedoch fuhr er zum Erstaunen aller durch. Er mußte wohl erstmal den normalen Trams Platz machen.
Wenig später kamen dann die beiden historischen Schmuckstücke angefahren.
Ich stieg erstmal in den Rekozug, vorne in den Triebwagen. Wie gewohnt präsentierte sich der Zug gemütlich mit seinem Holz-Innenleben und den bequemen - leider auch schwitzigen - grünen Kunstledersitzen.

Natürlich wurde zur Abfahrt ordentlich geklingelt und die Türen schlossen sich mit dem typischen Sägegeräusch :) . Nach dem Getröte auf der Hinfahrt zum Hackeschen Markt mit einem schnöden NGT6 endlich mal wieder ein richtiges Signal.

Aber nur, um sie kurz danach wieder aufzuzerren, da noch ein paar Leute reinhetzten.
Nach einer kurzen Licht- und Klingelshow ging es dann los.
Erfreulicherweise war es relativ leer, einige Sitze waren unbesetzt, stehen mußte niemand (einige taten es freiwillig, ein paar Freaks, die alles mitflilmten und das Personal vollaberten).
Nun fühlte man sich wie in die Zeit vor 10 Jahren zurückversetzt.
Zur Erinnerung:
Vor 10 Jahren schieden die Rekos ja aus dem Linienverkehr in Berlin aus (das jährt sich im Juni).
Mit lautem Gerumpel und knarrenden Fensterscheiben fuhr der Zug die Strecke lang. Jede Schienenkreuzung wurde mit heftigen Erschütterungen überfahren, wo man dachte, jetzt springt der Zug gleich aus der Schiene.
In den Kurven spielte er uns sein typisches quietschendes Lied, untermalt vom typischen Geheul und Gebrumm der zwei 60 kw starken Motoren.
Straßenbahn pur eben, so wie ich es von den Rekos erwarte.

Die Schaffner kassierten mit der klassischen Zange ab. 6 € pro Person - zwar kein Pappenstiel, aber wenn es für die Erhaltung der Fahrzeuge verwendet wird, absolut in Ordnung.
Der Fahrer und die beiden Schaffner erzählten auch was von diversen Berliner Sehenswürdigkeiten, die am Rande der Strecke lagen.
Nun, während der Fahrt mußten sie schon ziemlich brüllen, da die Rekos ja ordentlich Lärm machen :) .
Der Fahrer war auch lustig:
Er erzählte uns immer was von Schildern, die in der Oberleitung hingen, die außer ihm und den Freaks, die vorne standen, keiner sah :lol: . Na gut. Aber interessant zu wissen, was die Signale so bedeuten.
An jeder Ampel und Kreuzung mußte einer immer aussteigen, da die alten Fahrzeuge natürlich nicht über moderne Funktechnologie der normalen Fahrzeuge verfügen, mit denen sie die Ampeln aktivieren.

An manchen Haltestellen versuchten die Leute verzweifelt, die Türen vom Reko aufzuzerren, bis sie merkten, daß das eine Sonderfahrt war :lol: .
Fand ich auch besser so, daß nicht überall welche zusteigen konnten, das hat mich z.B. bei der Sonderfahrt der A1 U-Bahn im Sommer vorherigen Jahres gestört, daß lauter Leute mitfahren konnten, die das gar nicht interessiert.

Zwischenzeitlich wurd es recht warm im Wagen. Irgendein Schlauberger hatte die Heizung angestellt, erst als es merklich stickig wurde, wurde sie abgestellt, als die Fahgäste dies wünschten. Das kleine Fenster, daß am Heck angekippt wurde, brachte nicht wirklich was.

Wir rumpelten also durch Pankow, über die Eberswalder entlang an der Schönhauser(neben der U-Bahn, wo gerade gebaut wird) um nach ca. 45 Minuten in Französisch Buchholz einen Stop in der Wendeschleife zu machen. Ganz nützlich, da man auch mal schnell austreten konnte, wozu uns freundlicherweise die Personalklos zur Verfügung gestellt wurden.

Nun ja, den Reko hatte ich ja mal wieder erlebt, also dachte ich mir, steig ich mal in den (Beschleuniger) Tatra, so unverbastelt ist der ja auch selten. Übrigens feiert der KT4D dieses Jahr sein 30. Einsatzjahr in Berlin.
Den spröden Charme mit Plastik und dem Design der 70er gibt es ja auch nicht mehr so oft.
Gleichwohl wir an einigen modernisierten "Artgenossen" vorbeifuhren, waren das doch zwei Welten...es bekräftigte mich nochmal darin, daß die Modernisierung absolut unnötig gewesen war(auf jeden Fall, was den Innenraum angeht). Im Tatra war zum Glück auch etwas bessere Luft als im Reko, und man merkte richtig, daß der Fahrkomfort trotz Plastesitz doch besser war. Einen Rekofan stört das Gerumpel natürlich nicht :) .
Nach ca. 30 Minuten erreichten wir dann Nordend, wo wir auf den Betriebshof fuhren.
Warum auch immer, die Türen des Tatras wollten - bis auf die vorne - nicht aufgehen. Selbst das Personal wunderte sich.
Na gut, raus kamen wir ja.

In den zwei Hallen standen viele interessante Fahrzeuge, auch aus dem Nicht-Straßenbahn-Bereich, so etwa die historische Busflotte, vom alten Doppeldecker bis hin zum Ikarus 260/280, der ja noch gar nicht so alt ist.

In der Halle präsentierten sich auch etliche Wracks, z.B. Rekowagen ohne Lampen, auch andere alte Fahrzeuge - was mit denen wohl werden wird?

Nun ging es rüber in die richtige Abstellhalle der Straßenbahnen.
Lauter uralte Trams tummelten sich auf engstem Raum, leider etwas zu dicht fürs Fotografieren, so daß man nur Hecks und Front fotografieren konnte (und die Seiten).
Sehr interessant, was da alles stand: Pferdebahnwagen, richtig urige alte Straßenbahnen, ein Versuch der Westberliner BVG, ein neues Tram-Fahrzeug zu bauen, der leider nur über einen Prototypenzug aus Trieb- und Beiwagen bestand. Dazu uralte Gelenkwagen aus den 20ern mit schwebendem Mittelteil, und die leider derzeit nicht betriebsfähigen orangenen Gothaer Großraumwagen, die sich auch eher im jämmerlichen Zustand zeigten.
Auch ein weiterer unverbastelter Tatra präsentierte sich im erstaunlich guten Zustand(ich glaube, es war der 481, auf der Strecke war ja der 482).
Ganz in der Ecke stand ein furchtbar vergammelter und verrosteter Triebwagen, der eigentlich nur noch aus Rost bestand. Und der sollte aufgearbeitet werden! Na ja, da wird man wohl alles absolut neubauen müssen. Historische Fahrzeuge hin und her, ich fände es sinnvoller, wenn man was in die Aufarbeitung der weitestgehend noch gut erhaltenen Großraumwagen und der Westberliner Gelenkwagen stecken würde, so daß diese fahren können

Neben den ganzen historischen Fahrzeugen parkte die Flotte von KT4D und T6, die ja sonst noch ihren Dienst versehen (wobei ich nicht sicher bin, ob einige schon abgestellt waren).
Schick auch der orangene Barkas vom Fahrdienstleiter.
Was mich wunderte: Draußen auf dem Hof stand ein ziemlich abgewrackter Ikarus 280, an dem eine Klappe offen war. Was den wohl für ein Schicksal erwartet? Er war als Schienenersatzverkehr ausgeschildert.

Nun gut, eigentlich sollte es ja nun wieder zurück zum Hackeschen Markt gehen, doch da unser Auto in Nordend parkte und wir eigentlich alles gesehen hatten, was interessant war und mit beiden Fahrzeugen gefahren waren, beschlossen wir schon heimzufahren, zumal ich heute ja wieder zwecks Studium hoch nach Greifswald muß.

Insgesamt betrachtet war es eine recht interessante Themenfahrt, die zum Glück nicht überfüllt war und auch gut vom netten Personal gestaltet wurde.
Ich bin nun gespannt auf weitere Fahrten, die ja folgen werden und wo sicher auch mal wieder die ganz alten Fahrzeuge zu Ehren kommen :) .
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