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Re: GTH: Urwaldrumpel? Urwaldrumpel!!

Verfasst: 15.10.2011 21:29
von Sithis
Die "Geschichte" ist - wie bereits von mir geschrieben - nur Hörensagen, daß Gotha angeblich MGT6D aus Erfurt kaufen möchte. Dieses Gerücht wurde bereits vor ca. 2 Jahren hier im Forum erwähnt. "Auszuhöhlen" gibt es da eh nicht mehr viel, es wurde bereits alles gesagt, was man da "so hört", mehr nicht.

Re: GTH: Urwaldrumpel? Urwaldrumpel!!

Verfasst: 16.10.2011 06:32
von Möckern-Peter
Jajaja wenn nur das Datum nicht wäre :-) - am 02.04. fuhr sie garantiert nicht mehr!

Allerdings kein Scherz ist, dass vor 1913 ein üppiges Kleinbahnnetz auf Straßenbahn-Basis im Raum Gotha geplant war und es 1929 leider nur zur Eröffnung der ersten und einzigen Strecke kam - und das auch nach über 15 Jahren.
Der Optimist freut sich immerhin, dass überhaupt etwas gelang.
Leider waren die Verhältnisse auch nach 1929 nie wieder so, dass man den Projekten wieder Leben einhauchen konnte. Und in der automobilen BRD brauchen wir auch nicht mehr auf Realisierungen nach ca.100 Jahren zu hoffen...

Re: GTH:

Verfasst: 16.10.2011 13:12
von Ronny Quaß
Ja - Peter Du hast vollkommen recht - heute kämpft man um jeden Cent, während die Autolobby Mio an Förderung für die so genannte Elektomobilität (die es ja schon seit 1881 und ff. gibt) in den Arsch geschoben kriegt.
Das die kleine Verlängerung zum Krankenhaus kam, ist auch nur glücklichen Umständen und geschickten Händen zu verdanken.
Es ist schon ein schöner Fortschritt, daß es einen Kreistagsbeschluß gibt, der die 25 jährige Nutzung der Infrastruktur festhält. Es ist wahrlich nicht einfach, die Waldbahn und die Stadtlinien am Leben zu halten! Das dann noch Zeit, Geld und Muse für die gemeinsame Unterhaltung durch Betrieb und Verein des Traditionsbetriebes bleibt ist alles andere als Selbstverständlich.

Ich will nicht abschweifen - aber aus Halberstadt hört man schon wieder auch nichts Gutes.

Grüße
Ronny von der Gothaer Truppe

Re: GTH: Urwaldrumpel? Urwaldrumpel!!

Verfasst: 16.10.2011 15:26
von Möckern-Peter
Für die anderen:
Nach 1900 plante man ein elektrisches Kleinbahnnetz um Gotha. Man fing mit der heutigen Waldbahn an. 1914 zwang der Weltkrieg zur Einstellung: es gab wohl schon paar Bahndämme und gelieferte Gleiskontingente.
1918 - 1923 war nicht nur die politische Zeit "wüst" sondern auch die Finanzen "übelste Sorte".
Die wenigen Jahre 1924 - 1928 nutzte man, um die angefangene Trasse fertigzustellen; sicher weil man eben schon auf Vorleistungen von vor 1914 zurückgreifen konnte.
1929 - 1932 war das nächste Finanzdesaster, 1933 - 1939 gab es die Beseitigung der Arbeitslolsigkeit, aber oft ohne dass dies straßenbahnwirksam war, 1939 - 1945 war an Ausbau nicht zu denken, die DDR hat es kapazitätsmäßig nie vermocht, in der Mangelwirtschaft an alte Projekte anzuknüpfen, obwohl sie evtl. gern das eine oder andere realisiert hätte, und die BRD sieht infolge Automobilismus keinen Bedarf mehr.
Dass 1900er "Ideeennetz" wird eines bleiben...

Krankenhaus? Ich sage mal, da war man pragmatisch: Einrichtungen, die von tausenden, vielfach auch persönlich unmobilen aufgesucht werden, kommen bei jeder Bewertung gut durch und haben gute chancen, wenn es sich in die bestehende Infrastruktur ohne zuviel stress integrieren lässt. Schulzentren, Universitäten, Krankenhäuser, Einkaufsmärkte usw. sind da gute "Treiber". Große Wohngebiete haben da schon mehr zu kämpfen. Z.B. verbindet der Gothaer Stadtbus ja auch 2 relativ große Siedlungsgebiete, aber Überlegungen, diese A zu "vergleisen" gab es sicher auch, nur wurde es immer schon begraben, ehe die Weltöffentlichkeit davon erfahren konnte, muaha.

Dass man heute nicht mit Geld umherwerfen kann, hat bei aller Sorge um Zuschüsse usw.usw. auch eine gute Seite: Man MUSS Infrastruktur und Fördermittel AUS- (und leider auch regelrecht ab-)nutzen. Somit ist vieles bis zum Jahre X unverrückbar - das macht es gut!! Kehrseite freilich ist, dass bei einer ewigen Nutzung ohne nennenswerten Unterhalt vieles dann im Jahr X so verschlissen ist (mit L oder ohne...), dass man "von vorn anfangen" müsste. Ob man, wenn die Infrastruktur sich im Jahr X "amortisiert" hat, dann nochmal Geld in neue Fahrzeuge, Gleise usw. steckt/stecken kann/stecken will - oder eher das "russische" Gegenwartsprinzip (Laden zumachen) abkupfert; darin steckt die eigentliche Gefahr.

Ich denke, Halberstadt übersteht das. Cottbus hat es eingesehen, in Naumburg (auch eine anhaltinische Stadt wie HBS) ist die Bahn wieder im täglichen Liniennetz angekommen - mit Ringschluss oder ein paar zusätzlichen Fahrzeugen darf man ja Geduld haben. In HBS wurden Strecken grundüberholt, eine verlängert, Fahrzeuge angeschafft, auch anderweitig rationalisiert - da kann man jetzt prüfen wie man will: das Geld ist - zum Glück in unserem Sinne - auf Jahre "verballert". Was freilich, wenn der Betrieb in x Jahren irgendwann "abgedroschen" ist, kommt - s.o.: dort steckt die eigtl. Gefahr.

Gewiss würde man auch in GTH heute keine Bahn mehr neubauen, und ob sie ohne die Waldbahn alleine sinnvoll wäre, wäre dann eher auch "Überlegung wert" (nicht für uns, aber andere), aber sie ist nun mal da, und da gibt es in D-Land längst inzwischen soetwas wie Bestands- und Artenschutz. Stellt euch bloß vor, man kann soetwas gar unter Denkmalsschutz bringen, als technisches Denkmal etablieren, als Weltkulturerbe (jetzt werde ich kühn, lach)... - dann kommt das künftige Geld von der UNESCO... Etwas sachlicher und weniger hochtrabend: Mit dem Holzhammer der alt-BRD der 60er Jahre springt heute kein Gozilla mehr 'rum: man erkennt den Wert und Gebrauchswert schon. Ausruhen dürfen wir uns auf unserer DDR-Vergangenheit, die zwar 'runterwirtschaftete, aber aus Alternativmangel alles weiterbetrieb (Mühlhausen war doch eher die unrühmliche Ausnahme...), und der abgeschlachtete Zustand, mit dem unsere Firmen in die BRD kamen, hatte auch sein gutes: es hat - vor der heutigen Geizzeit - vielen Firmen erhebliche Substanzaufwertungen beschert zu einer Zeit, als man noch nicht geizte und alles auf Prüfstände stellte, sondern - durchaus großzügig, freu! - relativ großzügig diese Betriebe wieder aufmöbelte.
Den "Großen" drohte ja nie eine Gefahr in dem Sinne, aber den Kleinen haben die recht umfangreichen Erneuerungen der 90er echt geholfen, dass sie heute so dastehen, dass ein Einstampfen auch politischer Blödsinn wäre. Diese Erkenntnis ist zum Glück auch weitestgehend da. Wie gesagt, kritisch wird es, wenn die heutigen, intakten, aufgewerteten Betriebsparameter abermalig an der Lebensgrenze ankommen: wird man nochmals investieren?, oder darauf verweisen, dass es in Iwanowo doch auch ohne geht? Oder wird man erstmal nach guter DDR-Art rumwurschteln und flickschustern? Es wäre auch eine Form des Erhalts, wenn auch nicht die beste...

Bedauerllich war freilich, dass die ESW relativ früh 'rausflogen, woran natürlich die DDR-Pflege nicht unschuldig war. Ein Bielefelder Innsbrucker, der nun in Arad immer noch fährt, schlampte in Ibk. eben nie so 'runter wie in mancher DDR-Stadt. Und wenn man sich div. Schweriner Bilder ansieht, dann weiß man erstmal, was wir in Leipzig für gepflegte Fahrzeuge hatten... Das ist zwar auch Hohn und Spott - aber es ging eben noch weitaus schlimmer. Tja und in Russland haben sie ja oft - ob als Reparationsware eingefangen oder ehrlich bezahlt - Zeiten nicht überlebt, die wir mit "eine HU-Periode" beschreiben...
Dass GTH seine so zeitig beseitigt hat, war allerdings bestimmt zustandsmäßig nicht erforderlich. Ich kenne den Zustand von 1981, da wirkte alles gepflegt, da gab es "Stammzüge", da wurde mit Hand lackiert usw. Wenn sich das in den 80ern nicht enorm verschlechtert hat, war der Bestand bestimmt auch 1989 noch ansehnlich.

Re: GTH: Urwaldrumpel? Urwaldrumpel!!

Verfasst: 16.10.2011 17:04
von Ronny Quaß
Hallo Peter,

Du hasts im großen und ganzen getroffen.

Was die Gothawagen in Gotha betrifft gab es solche und solche und solche.
Die einen waren top, die nächsten sah gut aus und man durfte nicht unter die Bleche gucken und die nächsten waren Rostlauben. Die besten lebten ja auch noch eine Weile für Sonderfahrten und gingen nach Erfurt bzw. Naumburg bzw. in den Tradi Bestand.

Eine Fahrzeitverkürzung auf der 4 nach der Gleissanierung war mit den 2 Achsern nicht zu machen. Deshalb war, so denke nicht nur ich, die Entscheidung so richtig GT 6 zu übernehmen. Das war damals das machbare. Die Entscheidungen muß man immer sehen, wie damals die Umstände waren.

Grüße
Ronny

Re: GTH: Urwaldrumpel? Urwaldrumpel!!

Verfasst: 17.10.2011 06:57
von Möckern-Peter
Kenntnis genommen...

Entscheidungen sind immer geprägt von ihren Umständen. Und ich votiere auch keineswegs gegen die DÜWAGs; ich hatte bloß den eigenen Waldbahn-G4 wegen ihres passablen Zustandes* längeren Einsatz zugetraut.
Von Starrachsern zu DG-Fahrzeugen macht in der Tat ja auch geringe Kurvenradien noch relativ schnell durchfahrbar. Andererseits: Fahrzeitverkürzung, ergo Geschwindigkeit - von daher muss auch die Strecke für schnellere Befahrung geeignet gewesen sein. So macht es freilich Sinn.

Das einzige ist, ob eine Fahrzeitverkürzung bei einer Touristenbahn der Bringer ist: die pflücken ja sicher lieber Blümchen während der Fahrt... Dazu sollten wir den Forumsteilnehmern/-lesern erklären, dass die Bahn außer als Touri-Transporter zu dienen, auch ganz normale Verbindungsaufgaben in der Region hat, und diese nicht-touristischen Nutzer werden über Fahrzeitverkürzung kaum sauer gewesen sein.

*Gut, ein Wagen "blufft" manchmal... Der einzige, der mir echt als abgewirtschaftet einfällt, war zu meiner Besuchszeit die 42 - wurde aber inoffiziell eh schon als Atw. verwendet. Und die 46 war nicht gerade ein Vorzeigewagen um 1980. Da fuhr er ja noch mit der 47 und den beiden 55er-ZR (die 40 war ja komischerweise ER geworden) auf der Friedhofsbahn... Wie es der 46 nach meinen Besuchen erging, weiß ich nicht; die 47 ist wohl ihrer Zierleisten beraubt immer noch am Leben.