Woltersdorf
Verfasst: 14.07.2008 00:52
Ich möchte hiermit den Betrieb in Woltersdorf vorstellen. Die meisten dürften ihn schon kennen(und das auch in echt), aber der Komplettheit soll genüge getan werden.
Woltersdorf ist eine Gemeinde am östlichen Stadtrand von Berlin. Zwei Stationen liegen im Berliner Gebiet. Woltersdorfs bedeutendste Sehenswürdigkeit ist wohl die Schleuse, an der auch einer der Endpunkte der Straßenbahn liegt.
Der andere Endpunkt der Strecke ist der S-Bahnhof Rahnsdorf, welcher heute von der S3 bedient wird. Der Fahrplan der Straßenbahn richtet sich nach der S-Bahn aus. Die Liniennummer ist im VBB-Schema 87. Es gibt einen Haustarif, allerdings liegt die Bahn im Bereich C von Berlin (ABC-Tarifzonen), daher sind dort auch Fahrkarten der BVG und S-Bahn gültig. Ohnehin empfiehlt es sich, eine Tageskarte für 6,30 € zu kaufen, damit man Berlin und Umgebung gut erkunden kann.
Eröffnet wurde die Straßenbahn im Jahre 1913. Markanterweise in Normalspur, denn die benachbarte Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn verkehrt in Meterspur.
Die Strecke ist etwa 5,6km lang und bis heute unverändert geblieben. Zehn Haltestellen werden bedient, die Fahrzeit beträgt ca. 15 Minuten. Der Sinn und Zweck der Straßenbahn war und ist es, zum einen die Anwohner mit der Berliner S-Bahn zu verbinden, andererseits wiederum die erholungssuchenden Berliner in den Ort zu bringen.
Woltersdorf war und ist ein Betrieb, der ausschließlich Zweirichtungswagen einsetzt. Es gab nie eine Wendeschleife, die wird es wohl auch niemals geben. An vielen Haltestellen wird auch links eingestiegen. Die Strecke ist größtenteils eingleisig, es gibt unterwegs einige Ausweichen.
1913 erhielt man zur Eröffnung mehrere zweiachsige Triebwagen von Orenstein und Koppel. Davon ist noch heute einer erhalten. Welcher Betrieb kann das schon von sich behaupten, einen seiner ersten Triebwagen behalten zu haben? Wohl nur die wenigsten.
In den folgenden Jahren erhielt man weitere Wagen, u.A. befindet sich daher auch der KSW-Prototyp mit Beiwagen in Woltersdorf. Bis 1996 war dieser Wagen in einem schönem Braun unterwegs, heute ist er wieder beige.
Ab Ende der 70er bis in die 80er konnte man den Wagenpark, der aus Vorkriegswagen bestand durch Gothawagen erneuern, die gebraucht aus Dessau, Schwerin und Dresden kamen. Zwar kamen auch Rekowagen von der BVG in den Betrieb, diese erfreuten sicher aber aus bekannten Gründen geringer Beliebtheit(Fahrkomfort, Gleisverschleiß).
Die Wende überlebte die Woltersdorfer Straßenbahn zum Glück besser als z.B. Naumburg. Einige der Gothawagen wurden aufwendig beim MGB modernisiert, so erhielten sie neue Türantriebe mit Türöffnern, einen statischen Umformer und LED-Anzeigen für die Liniennummer.
Seit 2005 wird auf Beiwagenbetrieb verzichtet. Dafür verkehrt in der HVZ ein zusätzlicher Triebwagen zum Berliner Platz.
Die Streckenlage ist teils ein wenig riskant. Gerade heute beim stärkeren Autoverkehr ist Obacht geboten, da die Bahn oft im Gegenverkehr fährt und oft die Seiten wechselt. Zum Glück blieben größere Unfälle bisher aus.
Bemerkenswert ist auch der Bestand historischer Wagen. Zum einen wäre dies der eingangs erwähnte Wagen von 1913 mit passendem Beiwagen. Zum anderen der KSW-Prototyp, ebenso mit Beiwagen. Besonders Aufsehen erregte aber der Dauergast aus Berlin, der 2008 zum 95-jährigen Jubiläum fertig restauriert vorgestellt wurde: Der Maximum-Triebwagen 2990 von 1910.
Als Arbeitswagen dient ein ehemaliger Reko-ATZ der BVG.
Fotostellen gibt es einige - insgesamt ist die Strecke relativ fotofreundlich. Wer sie besucht, sollte natürlich unbedingt Bilder von den Endstellen machen, auch der Bahnübergang im Wald kurz nach dem S-Bahnhof bietet sich sehr gut an. Am Thälmannplatz kann man die Wagen auch vor einem Denkmal aus sozialistischen Zeiten ablichten. Dort findet sich auch der Betriebshof, auf dem man ebenso einige Wagen sichten kann. Führungen müssen vorab angemeldet werden.
Fassen wir also zusammen, was die Woltersdorfer Straßenbahn so besonders macht:
- sie verwendet als einziger Betrieb in Deutschland Gothawagen im normalen Linienverkehr. Nun mag jemand auf Naumburg oder die Kirnitzschtalbahn verweisen, jedoch haben diese Bahnen eher touristischen Charakter, hingegen wird die Woltersdorfer Straßenbahn auch "normal" genutzt, was man leider auch am Vandalismus in einigen Wagen sieht
- es gibt eine historische Flotte mit einem Wagen aus der Anfangszeit der Bahn und einem wichtigen Prototypen, die auch mal den Linienverkehr übernimmt. Man kann davon ausgehen, daß jedes Jahr im Juli oder zu anderen Zeiten Fahrten stattfinden
Übrigens nimmt man auch gerne Spenden an - nachdem ich gespendet hatte, erhielt ich einige Zeit später einen Dankesbrief mit Kugelschreiber und Postkarten . Es lohnt sich also, z.B. bei Online-Banking die Anschrift mit anzugeben.
Zur Veranschaulichung einige Bilder:
Einer der Linientriebwagen, man beachte auch die Straßenführung.
Der Tw Nr. 2 von 1913.
Der KSW.
Der Maximum-Triebwagen Nr. 2990.
Hier der Arbeitswagen.
Zu guter Letzt noch der S-Bahnhof Rahnsdorf mit einer etwas merkwürdigen Gestaltung .
Für alle, die bewegte Bilder sehen wollen, hier zwei Videos von einer Fahrt zwischen Schleuse und Rahnsdorf in zwei Teilen:
Ebenso verweise ich auf die vorbildlich gestaltete Seite der Bahn:
http://www.woltersdorfer-strassenbahn.de/
Woltersdorf ist eine Gemeinde am östlichen Stadtrand von Berlin. Zwei Stationen liegen im Berliner Gebiet. Woltersdorfs bedeutendste Sehenswürdigkeit ist wohl die Schleuse, an der auch einer der Endpunkte der Straßenbahn liegt.
Der andere Endpunkt der Strecke ist der S-Bahnhof Rahnsdorf, welcher heute von der S3 bedient wird. Der Fahrplan der Straßenbahn richtet sich nach der S-Bahn aus. Die Liniennummer ist im VBB-Schema 87. Es gibt einen Haustarif, allerdings liegt die Bahn im Bereich C von Berlin (ABC-Tarifzonen), daher sind dort auch Fahrkarten der BVG und S-Bahn gültig. Ohnehin empfiehlt es sich, eine Tageskarte für 6,30 € zu kaufen, damit man Berlin und Umgebung gut erkunden kann.
Eröffnet wurde die Straßenbahn im Jahre 1913. Markanterweise in Normalspur, denn die benachbarte Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn verkehrt in Meterspur.
Die Strecke ist etwa 5,6km lang und bis heute unverändert geblieben. Zehn Haltestellen werden bedient, die Fahrzeit beträgt ca. 15 Minuten. Der Sinn und Zweck der Straßenbahn war und ist es, zum einen die Anwohner mit der Berliner S-Bahn zu verbinden, andererseits wiederum die erholungssuchenden Berliner in den Ort zu bringen.
Woltersdorf war und ist ein Betrieb, der ausschließlich Zweirichtungswagen einsetzt. Es gab nie eine Wendeschleife, die wird es wohl auch niemals geben. An vielen Haltestellen wird auch links eingestiegen. Die Strecke ist größtenteils eingleisig, es gibt unterwegs einige Ausweichen.
1913 erhielt man zur Eröffnung mehrere zweiachsige Triebwagen von Orenstein und Koppel. Davon ist noch heute einer erhalten. Welcher Betrieb kann das schon von sich behaupten, einen seiner ersten Triebwagen behalten zu haben? Wohl nur die wenigsten.
In den folgenden Jahren erhielt man weitere Wagen, u.A. befindet sich daher auch der KSW-Prototyp mit Beiwagen in Woltersdorf. Bis 1996 war dieser Wagen in einem schönem Braun unterwegs, heute ist er wieder beige.
Ab Ende der 70er bis in die 80er konnte man den Wagenpark, der aus Vorkriegswagen bestand durch Gothawagen erneuern, die gebraucht aus Dessau, Schwerin und Dresden kamen. Zwar kamen auch Rekowagen von der BVG in den Betrieb, diese erfreuten sicher aber aus bekannten Gründen geringer Beliebtheit(Fahrkomfort, Gleisverschleiß).
Die Wende überlebte die Woltersdorfer Straßenbahn zum Glück besser als z.B. Naumburg. Einige der Gothawagen wurden aufwendig beim MGB modernisiert, so erhielten sie neue Türantriebe mit Türöffnern, einen statischen Umformer und LED-Anzeigen für die Liniennummer.
Seit 2005 wird auf Beiwagenbetrieb verzichtet. Dafür verkehrt in der HVZ ein zusätzlicher Triebwagen zum Berliner Platz.
Die Streckenlage ist teils ein wenig riskant. Gerade heute beim stärkeren Autoverkehr ist Obacht geboten, da die Bahn oft im Gegenverkehr fährt und oft die Seiten wechselt. Zum Glück blieben größere Unfälle bisher aus.
Bemerkenswert ist auch der Bestand historischer Wagen. Zum einen wäre dies der eingangs erwähnte Wagen von 1913 mit passendem Beiwagen. Zum anderen der KSW-Prototyp, ebenso mit Beiwagen. Besonders Aufsehen erregte aber der Dauergast aus Berlin, der 2008 zum 95-jährigen Jubiläum fertig restauriert vorgestellt wurde: Der Maximum-Triebwagen 2990 von 1910.
Als Arbeitswagen dient ein ehemaliger Reko-ATZ der BVG.
Fotostellen gibt es einige - insgesamt ist die Strecke relativ fotofreundlich. Wer sie besucht, sollte natürlich unbedingt Bilder von den Endstellen machen, auch der Bahnübergang im Wald kurz nach dem S-Bahnhof bietet sich sehr gut an. Am Thälmannplatz kann man die Wagen auch vor einem Denkmal aus sozialistischen Zeiten ablichten. Dort findet sich auch der Betriebshof, auf dem man ebenso einige Wagen sichten kann. Führungen müssen vorab angemeldet werden.
Fassen wir also zusammen, was die Woltersdorfer Straßenbahn so besonders macht:
- sie verwendet als einziger Betrieb in Deutschland Gothawagen im normalen Linienverkehr. Nun mag jemand auf Naumburg oder die Kirnitzschtalbahn verweisen, jedoch haben diese Bahnen eher touristischen Charakter, hingegen wird die Woltersdorfer Straßenbahn auch "normal" genutzt, was man leider auch am Vandalismus in einigen Wagen sieht
- es gibt eine historische Flotte mit einem Wagen aus der Anfangszeit der Bahn und einem wichtigen Prototypen, die auch mal den Linienverkehr übernimmt. Man kann davon ausgehen, daß jedes Jahr im Juli oder zu anderen Zeiten Fahrten stattfinden
Übrigens nimmt man auch gerne Spenden an - nachdem ich gespendet hatte, erhielt ich einige Zeit später einen Dankesbrief mit Kugelschreiber und Postkarten . Es lohnt sich also, z.B. bei Online-Banking die Anschrift mit anzugeben.
Zur Veranschaulichung einige Bilder:
Einer der Linientriebwagen, man beachte auch die Straßenführung.
Der Tw Nr. 2 von 1913.
Der KSW.
Der Maximum-Triebwagen Nr. 2990.
Hier der Arbeitswagen.
Zu guter Letzt noch der S-Bahnhof Rahnsdorf mit einer etwas merkwürdigen Gestaltung .
Für alle, die bewegte Bilder sehen wollen, hier zwei Videos von einer Fahrt zwischen Schleuse und Rahnsdorf in zwei Teilen:
Ebenso verweise ich auf die vorbildlich gestaltete Seite der Bahn:
http://www.woltersdorfer-strassenbahn.de/