Nach einer längeren Pause möchte ich an dieser Stelle meinen Bericht über die Umbauten der Braunschweiger B4-Beiwagen fortsetzen:
Nachdem, wie zuvor beschrieben, mit dem Beiwagen 7476 als "Prototyp" die technische Umsetzung des Umbaukonzeptes bereits geprüft war, konnte man sich dem serienmäßigen Umbau widmen. Hierfür gingen im Dezember 2007 der Bw 7475 und im März 2008 der Bw 7472 in die Werkstatt. Bw 7471 sollte zwar folgen, wurde aber im August 2008 zusammen mit GT6 7552 (einzigster Zug ohne Matrixanzeige!) nochmals auf der Linie 1 gesichtet.
(Der Zug 7552/7471 trägt noch die alte EN|BS-Werbung.)
Serien-Umbau – B4 7475 und 7472 (Stand Juli 2008):
Der serienmäßige Umbau der Beiwagen vollzieht sich in folgenden Schritten:
1. Entkernung:
Nachdem der umzubauende Wagen in die Werkstatt gelangt ist, werden zunächst alle An- und Einbauten entfernt. Dazu zählen: die Außenbeleuchtungseinrichtungen, die Türen und Dachluken, die umlaufende Rinne, die Verglasung, Bestuhlung und Haltestangen, Innenbeleuchtung, Deckenteile, Seitenwandverkleidung und der Fußbodenbelag.
2. Instandsetzung Unterboden:
Im zweiten Schritt wird der Wagen von seinen Drehgestellen gehoben und von unten her wieder flott gemacht. Dabei werden zusätzlich die Kupplungen und Stoßstangen entfernt wie auch die (eingeschraubten) mittleren Trittstufen und die (eingenieteten) Verblechungen in den Trittstufenkästen.
Der Unterboden des Wagens und die verbliebenen Rahmen der Trittstufenkästen werden instandgesetzt und neu (grau) lackiert. Die Heckkupplung erhält ebenfalls neuen Lack, wie auch die neuen Bleche für die Trittstufen der beiden noch verbleibenden Türen.
Anschließend werden an den Wagenkasten die aufgearbeitet Heck- und eine neue Frontkupplung (mit neuer elektrischer Kupplung) montiert und bereits alle elektrischen Verbindungen am Unterboden wieder hergestellt. Die beiden vorderen Trittstufenkästen erhalten ihre neue Verblechung und die neu lackierten, mittleren Trittstufen, die dann bereits mit Edelstahl-Riffelblech als Rutsch-Schutz versehen sind.
Parallel dazu werden die Drehgestelle zerlegt. Die Rahmen werden neu lackiert, die Räder erhalten neue Radreifen und die Bremsen werden für das Zusammenspiel mit den NGT8D angepasst sowie beim Zusammenbau der Drehgestelle elektrisch neu angeschlossen.
3. Aufarbeitung des Wagenkastens:
Nachdem der Wagen von unten bereits wieder flott gemacht wurde, folgt nun die "Oberseite". Dies umfasst zum einen das Entrosten des Wagenkastens (vorallem im Bereich der Fensterkanten). Zum anderen werden nun die eigentlichen Umbauten vorgenommen.
Als erstes wird die Verblechung am Rahmen der hinteren Tür ein wenig zurückgenommen, um dort das neue Fenster einzubauen. Anschließend wird in den unteren Bereich des Tür-Rahmens ein vorgefertigter (und bereits grundierter) Kasten zur späteren Aufnahme der Heckkupplung eingebaut. Zum Schluss wird der Bereich zwischen Fenster und Kasten verblecht sowie die Bohrung für das neue seitliche Blinklicht vorgenommen.
In einem zweiten Schritt werden die Dachluken verschlossen und im Inneren Verstrebungen zur Befestigung der neuen Deckenkonstruktion eingeschweißt.
Während vom Äußeren der Bw 7475 vollständig dem Prototypen 7476 folgt und dort die Dachwerbetafeln entfernt wurden, gestaltete man den Bw 7472 im Dachbereich neu:
Ergänzend zu den bereits zuvor genannten Umbauten erhielt der Bw 7472 eine neue Dachkante am Heck. Im seitlichen Bereich bildet diese die Verlängerung der bereits vorhandenen, aufgeschraubten Dachwerbetafeln und besteht aus drei aufgeschweißten Seitenblechen, wovon sich das hintere der beiden zum Ende hin verjüngt. Verbunden werden sollen die Seitenbleche über ein geschraubtes Abschlusskante, ähnlich der bei den NGT8D verwendeten.
Inwiefern die selbe Konstruktion auch an der Front des Wagens verwendet wird, war im Juli 2008 noch nicht klar.
4. Neugestaltung Fahrgastraum:
Wenn alle mechanischen Arbeiten am Äußeren des Wagenkasten abgeschlossen sind, wird der Wagen auf seine "neuen" Drehgestelle gesetzt. Nun folgen die Anpassungen im Inneren, was zum einen die Gestaltung um das zusätzliche Fenster, die Türmechanik-Kästen aber auch die neuen (seitlichen) Deckenteile betrifft. Letztere werden aus Blech gefertigt und müssen an die Form angepasst sowie für die spätere Montage vorgebohrt werden. Nach Abschluss dieses Vorgangs werden diese Teile wie bereits zuvor das Wageninnere hellgrau lackiert.
5. Lackierung:
Anschließend wird der Wagen für die Außenlackierung vorbereitet, gespachtelt, gefüllert und zum Schluss von Außen weiß lackiert. Die Regenrinnen und Alu-Leisten für die Front- und Heckfenster werden parallel dazu schwarz lackiert. Die Sitzschalen, Sitzgestelle und Haltestangen erhalten eine rubinroten Lack, alle Halterungen und Befestigungsteile sowie die angepassten Türmechanikkästen werden dunkelgrau lackiert.
6. Montage:
Zum Abschluss der Arbeiten erhält der Wagen seine Verglasung mit neuen Klappfenstern an den seitlichen Fenstern. Der Fußboden wird mit einem dunkelgrauen Belag ausgelegt. Die neuen Deckenplatten und -seitenteile werden eingebaut ebenso wie das neue Leuchtenband, die neuen Lautsprecher und die Überwachungskameras. Der Wagen erhält eine neue hellgraue Seitenwandverkleidung (selbes Material wie die Deckenplatten) sowie eine dunkelgraue Front- und Heckwandverkleidung. Anschließend werden die Sitze (noch ohne Polster) und Haltestangen montiert. Den Abschluss aller Arbeiten bildet das Verfugen des Fußbodens sowie der Decken- und Seitenteile und die Montage der Alu-Zier- und -Abschlusskanten im Inneren wie auch der Regenrinnen und Stoßstangen außen.
Als letzter Schritt erfolgt die Aufpolsterung aller Sitze im Design der NGT8D-Sitzpolster.
Einige Bilder:
Einen kleinen Eindruck vom Umbau der beiden Beiwagen 7475 und 7472 konnte man während einer Betriebshofführung am 01.07.2008 im Rahmen einer der ganzjährig stattfindenden
Veranstaltungen zur Verabschiedung des Betriebshofes Altewiek gewinnen:
Beiwagen 7475 bereits umgebaut und für die Außen-Lackierung vorbereitend gespachtelt. Gut zu erkennen sind die zu diesem Zeitpunkt schon fertiggestellten Drehgestelle und Trittstufen.
Hier der Bereich des neu eingebauten Fensters. Unten gut zu sehen: Der Kasten für die Heckkupplung im Bereich der ehemaligen Trittstufen mit dem Dorn zur Kupplungsfixierung. Rechts vom Fenster erkennt man die Bohrungen für das zusätzliche Blinklicht.
Heckansicht von Bw 7475. Im Inneren ist man gerade mit der Anpassung der neuen, seitlichen Deckenteile beschäftigt. Der Wagen selbst ist von Innen bereits hellgrau lackiert.
Front von Beiwagen 7472 ...
... bereits mit der neuen Kupplung.
Gut zu sehen: Die bereits vollständig aufgearbeiteten Trittstufen sowie der fertige Unterboden.
Eines der beiden aufgearbeiteten Drehgestelle.
Die neuen Trittstufen der vorderen ...
... und der mittleren Tür.
Hier ein Bild vom Inneren des Daches. Man erkennt die zusätzlichen Verstrebungen für die neue Deckenkonstruktion und die verschlossenen Dachluken.
Das Heck des im Umbau befindlichen Beiwagens 7472: Zusätzlich zu den anderen Wagen erhielt dieser eine Verblechung der Dackkante, welche an der Seite an das Dach geschweißt ist und im hinteren Bereich, wie auf dem nächsten Bild zu sehen, verschraubt wird.
Das neue Fenster wurde bereits eingeschweißt und der Kasten für die Heckkupplung eingepasst. An der hinteren Dachkante erkennt man neu aufgeschweißte Halterungen, an denen später die hintere Kante befestigt werden soll.