Pannen beim ICE weiten sich aus...

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Sithis
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Re: Pannen beim ICE weiten sich aus...

Beitrag von Sithis »

Damals wurde eben noch nicht so sehr aufs Geld geachtet bzw. war auch nicht alles so extrem teuer wie heute. Da konnte man sich die Wäsche sicher öfters leisten.

Was die Sicherungstechniken angeht, so wurden hier in der Tat enorme Fortschritte gemacht.

Dennoch ist Wartung enorm wichtig...der traurige Höhepunkt von schlampiger Wartung war bisher ja das Zugunglück von Eschede :evil: .

Was die Nebenstrecken angeht, so ist auch hier nicht alles rosig und hängt von der Region ab. Wir warten z.B. schon länger auf die Wiedereröffnung der Heidekrautbahn...die Strecke wird heute nur noch für gelegentliche Nostalgiefahrten benutzt.
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M73
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Re: Pannen beim ICE weiten sich aus...

Beitrag von M73 »

Dennoch ist Wartung enorm wichtig...der traurige Höhepunkt von schlampiger Wartung war bisher ja das Zugunglück von Eschede .

Hier haben so unglaublich viele in der Kette versagt, das kann's eigentlich nicht geben.

1. Die Konstrukteure, die in einen Hochgeschwindigkeitszug Radsätze einbauen, die übertrieben gesagt für Straßenbahnen gedacht sind.
2. Die Ingeneure der Bahn, die auf Warnungen von Trambahnbetrieben auf vorzeitigen Schwingstoffverschleiß nicht reagierten.
3. Die Wartungstechniker, die trotz eines Tolleranzfehlwert den Zug auf die Strecke ließen.
Auch wenn der Wert so unglaublich war, daß es nach einem Meßgerätefehler ausschaute, so ist hier der Eisenbahngrundsatz, daß ein Zug im Zweifel NICHT fährt, voll außer acht gelassen worden.
4. Warum wurde beim Streckenbau hier nicht besser auf Brücken und Weichen geachtet?
5. Wieso haben die Fahrgäste nicht unmittelbar nach der Beschädigung der Außenhülle die Notbremse gezogen?
6. Gleiches gilt für die Zugbegleiter, die ja von besorgten Fahrgästen benachrichtigt wurden.

7. Als unfallbegeleitendes Ereignis finde ich es kurios, daß beim Abtrennen der Wagen, der Triebfahrzeugführer keine Warnung bekam und vom Unglück erst vom Fahrdienstleiter informiert werden mußte. :?: :?: :?:

Also ich wage hier die These, daß es bei der Bundesbahn wahrscheinlich nicht zu Eschede gekommen wäre und daß eventuell noch ein paar kleine Mängel im ICE schlummern.

Der ICE ist der am besten gewartete Zug der DB AG. Keine Lok oder Wagen werden so intensiv und oft gewartet, wie diese Garnituren. Doch hilft die Beste Wartung nichts, wenn die Arbeiter im BW vor lauter Angst Züge mit Mängel auf die Strecke lassen. Bei der Bundesbahn waren die Entscheidungsträger, ob ein Fahrzeug fahrbereit ist, alles Beamte und konnten wegen Fahrverbotsentscheidungen nicht belangt werden. Heute sind es nur noch technische Angestellte bzw. Arbeiter und wenn nach den Augen der Vorgesetzten zu viele Zugstops ausgesprochen werden, muß der mit Ärger rechnen.
Ich bin der festen Überzeugung, daß es der Größte Fehler überhaupt war die Bundesbahn in der Form zu privatisieren. :!: Beim Auto macht ein unabhängiger Sachverständiger die Hauptuntersuchung, und bei der DB AG sie selbst? :!: Das war bei der Bundesbahn als "Behörde" in Ordnung, aber gewiß nicht bei einem Wirtschaftsbetrieb!!!

Zurück zum Thema möchte ich nur noch anmerken, daß die DB AG vielleicht durch ihre Hast, neue Züge aufs Gleis zu setzten, die aktuelle Misere mitverschuldet hat. Jedoch löffelt sie diesmal die Suppe mit einem übelteueren Sonderwartungsprogramm wenigstens selber aus, bevor es Kracht.
Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch .
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Sithis
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Re: Pannen beim ICE weiten sich aus...

Beitrag von Sithis »

Klar, beim Zugunglück von Eschede haben viele Dinge mitgespielt. Für einen Laien ist es natürlich schwer zu beurteilen, ob der Zug wirklich kaputt ist - keiner von uns hier wir die Situation im Zug damals beurteilen können, aber wenn man wegen dröhnender Gläser schon die Notbremse ziehen würde, dann würden sämtliche ICE-T dauernd ausgebremst werden. So jedenfalls mein Eindruck bei der Fahrt mit diesen Wagen.
Da viele Leute ja einen Bus nicht von einer Straßenbahn unterscheiden können, kann man hier nicht viel erwarten.

Die Bahn kam vergleichsweise glimpflich davon, eigentlich ungerecht. Geldzahlungen bringen die toten Verwandten ja nicht wieder, aber in den USA hätte der Konzern da locker pro Person das zahlen müssen, was insgesamt aufgewendet wurde.

Ich betrachte auch die Leichtbauweise kritisch, die zwar höhere Geschwindigkeiten und eine geringere Leistungsaufnahme ermöglicht, aber die Stabilität der Fahrzeuge erheblich verringert. Früher waren die Fahrzeuge noch gebaut wie Panzer, heute kann man ja schon bald mit einem Stahlkappenschuh ein Loch in die Wand treten.

Ja, daß die Bahn heute selber ihre Wagen abnimmt, ist schon ein Witz. Aber wie du schon selber sagst, inzwischen ist man vorsichtiger geworden und macht nun was an den Zügen.
Ich denke aber, dies frißt die Preisdifferenz zwischen den "Billig"-ICEs und einem qualitativ hochwertigerem Angebot schon deutlich auf...mit mehr Ärger.
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koneggS
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Re: Pannen beim ICE weiten sich aus...

Beitrag von koneggS »

Früher waren die Fahrzeuge noch gebaut wie Panzer, heute kann man ja schon bald mit einem Stahlkappenschuh ein Loch in die Wand treten.
Panzer haben auch Nachteile, denn irgendwo muss ja auch die Bremsenergie im Falle eines Unglücks abgebaut werden. Wenn dies nicht an der Außenhülle passiert, geschieht dies im Innenraum. Da hat man zwar keinen Totalschaden im Zug, dafür aber zig von Teilen der Innenausstattung erschlagene Fahrgäste. Inzwischen werden Lokomotiven mit crashoptimierten Lokkästen ausgestatet. Bei einem Zusammenstoß wird die Energie zuerst im Maschinenraum abgebaut, d.h. es drückt erstmal den Maschinenraum zusammen, danach sind erst, sofern noch Energie abgebaut werden muss, die Führerstände dran. Wie gut das funktioniert, konnte man vor etwa 2 Jahren bei einem Zugunglück in Ungarn sehen: Die Signaltechnik war ausgefallen, es wurde ein Fahren auf Sicht mit Vmax 40 km/h angeordnet. Leider bekam der Tf des Eilzuges von Wien nach Budapest diesen Funkspruch nicht, so dass er mit 140 km/h auf einen mit 20 km/h fahrenden Güterzug auffuhr.

Hätte eine "richtige" Lokomotive den Zug bespannt, hätte der Lokführer vielleicht überlebt, dafür hätte es zig Tote im Zug gegeben. Der Zug war "glücklicherweise" mit einem Taurus bespannt. Dieser hat zwar noch keinen crashoptimierten Lokkasten, jedoch verfügt er schon über eine Art Knautschzone und Sollbruchstellen, der "Überlebensplatz" für den Tf ist hier noch, wie auch bei allen anderen Lokomotiven ohne crashoptimierten Logkasten der Maschinenraum. Bis auf den Rahmen und einen halben Lokkasten blieb von der Lok nichts übrig, alles wurde von den Personen- und Güterwagen abgetrennt, der Lokführer war tot, er schaffte es nicht mehr rechtzeitig in den Maschinenraum. Dafür im RE dahinter "nur" leicht Verletzte.

Eschede hätte mit "Panzerwagen" nicht weniger Todesopfer gefordert. Die Wagen hätten vieleicht etwas besser danach noch ausgesehen, aber dafür hätte es im Innenraum der Wagen die Fahrgäste nur so an den Wänden zerquetscht. So hat man wenigstens zwischen den Trümmern der Wagen noch den einen oder anderen Überlebenden bergen können.

In Lehrte gab es mal einen Unfall, den Hergang habe ich mal aus der Wikipedia kopiert:

24. Januar 1992 – Ein nach Hildesheim fahrender Nahverkehrszug überfährt gegen ca. 9.07 Uhr mit dem Steuerwagen voraus ein Haltesignal und stößt frontal mit einem entgegen kommenden Nahverkehrszug zusammen, der sich in diesem Moment auf dem gleichen Gleis zum Zweck der Überleitung in ein anderes Gleis befand. Durch den Aufprall schob sich die E-Lok auf den Steuerwagen und zerstörte die Aufbauten auf eine Länge von 16 m. Durch die Wucht des Aufpralles stauchten sich die weiteren Personenwagen ebenfalls zusammen und sprangen teilweise aus den Schienen. Bei diesen Zugunglück kamen vier Menschen ums Leben. 45 Reisende wurden zum Teil schwer verletzt.


Auf dem Rechner habe ich einige Fotos von dem Unfall, man sieht, dass die Lok von der Form her recht unversehrt blieb, dafür hat es die Silberlinge ordentlich zerhauen:

Bild
Bild
Bild

Auch zur Bundesbahnzeit gab es Unglücke, da war keineswegs alles besser und alles super und alles wunderbar.

Bei dem Zugunglück in Ungarn sah es übrigens umgekehrt aus: Die Lok hatte es komplett zwischen den beiden Zügen zerquetscht, doch die Wagen blieben einigermaßen unversehrt. Leider wurden die Bilder davon auf einer ungarischen Seite inzwischen gelöscht, und leider kann ich auch kein Ungarisch, um sie zu suchen.

Es hat eben alles Vor- und Nachteile, und gepanzerte Fahrzeuge schützen die Insassen auch nicht mehr bei einem Unfall als andere Fahrzeuge.

€dit: doch noch was gefunden:

Bild

Der Wagen hinter dem Bremswagen (brauner Güterwagen) war übrigens beim Unglück der erste Wagen hinter der Lok. Wenn man mal einen Blick zu den zerschrotteten Silberlingen nach oben wirft wird klar, wie der bei einer anderen Zuglok ausgesehen hätte...

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M73
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Re: Pannen beim ICE weiten sich aus...

Beitrag von M73 »

Panzer haben auch Nachteile, denn irgendwo muss ja auch die Bremsenergie im Falle eines Unglücks abgebaut werden.
Wie koneggS ganz richtig ausführt, muß sich was verformen um derart hohe Energien aufzunehmen. Z.B. die Schutzplanken an der Strasse und Autobahnen sind so konzipiert, daß sie im ersten Moment bis zu 60 % (PKW) der Energie aufnehmen und Bremsen das Fahrzeug relativ sanft ab. Dagegen die Betongleitwände bremsen das Fahrzeug zu Heftig ab und führen oft zu stärkeren Verletzungen der Fahrzeuginsassen. Dagegen halten Schutzplanken bei LKW-Unfällen fast gar nichts aus, Gleitwände dagegen verhindern sehr häufig, daß LKW nach dem Unfall irgendwo sind, wo sie besser nicht sein sollten; z.B. Gegenfahrbahn.
Auch habe ich mir von Feuerwehren sagen lassen, daß bei "Panzerbauart" die Folgen für Menschen oft schlimmer sind und die Bergung der Personen nach Unfällen gewaltig erschwert, sogar es fast unmöglich wird, ohne diese zusätzlich zu verletzen.

Auch als typisches Beispiel der S-Bahn-Unfall von Neufarn bei München-> Hätte es zu Zeiten der ET 420 den Crash gegeben, hätten die Personen im Unmittelbaren Einschlagpunkt erheblich schlechter ausgesehen ("nur" 24 Verletzte), da der ET 420 zwischen Fahrer und Fahrgast eine sehr Massive Schalttafel hat und im Mittelteil noch einige Verstrebungen hinter der Deckenverkleidung und im Rahmenkasten aufweist. Dagegen die neuen Triebwägen geben im gesamten Zug fast gleichmäßig nach, so hatten der Fahrer und die Fahrgäste direkt dahinter eine gute Chance. Eher "Negativ", daß alle beteiligten Zugteile im AW repariert werden mußten. Beim ET 420 wären es wahrscheinlich "nur" die Zwei Frontaltriebwägen gewesen.

Allerdings wäre zu Zeiten von Heinz Dürr der Unfall wahrscheinlich deswegen nicht passiert, da damals noch an Abzweigbahnhöfen das Zs2 gab, welches heute fast nicht mehr aufgestellt wird.

Zur Einführung: Im S-Bahnhof Neufarn werden S-Bahnen fahrplanmäßig getrennt. Zum Unfallzeitpunkt war Nebel, was sich sicher in der Stärke des Unfalles bemerkbar gemacht hatte. Der Erste Zugteil fuhr los und merkte nach Passieren des Weichenfeldes, daß er verkehrt geführt wurde und hielt seinen Zug an und versuchte die Fahrdienstleitung zu erreichen.
(Dieses Vorgehen ist damals im Verfahren als akzeptabel bezeichnet worden).
Da der erste Zug nicht weit genug fuhr, um das Ausfahrsignal auf Halt zu setzen, Stand das Signal weiter auf FAHRT.
Zwischenzeitlich schaute der Fahrer des zweiten Zugteils aufs Signal, sah den Fahrtbegriff, fertigte seinen Zug ab und fuhr los. ( Laut örtlicher Richtlinie auch korrekt)
Und prompt haben sich die Zwei Züge ziemlich unsanft "getroffen".
Fazit Panzerbauart: "Weiche" Züge sind durchaus gesünder.

Wären hier, wie zu Bundesbahnzeiten üblich, Zs2 gestanden, hätte erstens der erste Fahrer gewußt, daß der verkehrte Weg eingestellt ist, und der zweite am Signalbegriff auch sehen könne, daß da was nicht stimmt.

Hätte, wenn und aber..... Hätte der Hund nicht geschissen, hätte er einen Hasen gefangen...
Es ist halt so passiert…. Und ändern könne wir sowieso nix... :idea:
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koneggS
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Re: Pannen beim ICE weiten sich aus...

Beitrag von koneggS »

Allerdings wäre zu Zeiten von Heinz Dürr der Unfall wahrscheinlich deswegen nicht passiert, da damals noch an Abzweigbahnhöfen das Zs2 gab, welches heute fast nicht mehr aufgestellt wird.
Dürr hat das begonnen, was Mehdorn inzwischen fortführt-den Abbauwahn.
Er hat mit diesem ganzen Schrott angefangen, den wir jetzt an der Backe haben.
Inzwischen hat er sich dazu auch geäußert und viele seine Fehler selber kritisiert.
Man sollte nicht vergessen, dass wir ihm auch die Bahnreform mit zu verdanken haben.

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Sithis
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Re: Pannen beim ICE weiten sich aus...

Beitrag von Sithis »

Nun ja, was die Autobahn-Leitplanken angeht, stimmt es, daß diese besser sind als die ollen Betonwände, die oft zum Überschlagen der Autos führen bzw. die von LKW durchbrochen werden. Das ist auch alles absoluter Lobbyismus, es war mal ein Bericht in einer Zeitschrift, daß jemand, der seine Frau durch solch eine Scheißwand verloren hatte, von der Betonindustrie bedroht wurde, weil er damit an die Öffentlichkeit ging :evil: . Aber ok, das nur mal kurz OT.

Zur "Panzerbauweise":

Ich denke, wenn man heute ein Fahrzeug nach den Gesichtspunkten konstruieren würde, daß es stabil gebaut ist und die Kräfte auffangen kann, wäre es noch sicherer als heutige Leichtbautechnik.

Bei Wikipedia wurde z.B. ein Beispiel aufgeführt, daß eine Flankenfahrt eines ET170(470) in einen anderen eher glimpflich ausging. Die Wagen waren ja noch sehr massiv. Auch hat die massive Bauart verhindert, daß ein Brand im Inneren(andere Sache) sich weiter ausbreiten konnte. Der Plastekrempel heute brennt ja schnell weg.

Man braucht sich ja auch nur mal die Unfälle von Straßenbahnen ansehen. Während die Leichtbauwagen der 60er und 70er nach einem Unfall auch recht zerknittert sind, so sind die Niederflurbahnen heute aber noch umso mehr im Eimer - sie zersplittern regelrecht oder werden zusammengefaltet.

Was die Bahnreform angeht, mag Dürr sie begonnen haben, aber nicht in dem Ausmaße, wie sie dann von seinen Nachfolgern und gar Mehdorn verfolgt wurde.
Man darf auch nicht vergessen, daß die Bahnreform von der Regierung ausging und an und für sich nicht schlecht war, nur eben den falschen Weg genommen hat.
Man befreite sich so von der alten Schuldenlast und konnte das Unternehmen sanieren.
Daß es schlußendlich - und nicht nur im Bahnbereich - dazu kam, daß überall nur noch wirtschaftlich gedacht wurde, dürfte nicht unbedingt an der Bahn liegen.
Es gibt auch andere Länder, wo die privaten Bahngesellschaften durchaus Service bieten, erschwinglich sind und dennoch wirtschaftlich (z.B. Großbritannien und USA, wobei auch dies von den Regionen und den Sparten abhängt).
Die DB ist halt zu groß geworden, mittlerweile ist man ja nicht nur mehr im Schienenverkehr tätig, sondern auch im LKW-Bereich.
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koneggS
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Re: Pannen beim ICE weiten sich aus...

Beitrag von koneggS »

Bei Wikipedia wurde z.B. ein Beispiel aufgeführt, daß eine Flankenfahrt eines ET170(470) in einen anderen eher glimpflich ausging. Die Wagen waren ja noch sehr massiv. Auch hat die massive Bauart verhindert, daß ein Brand im Inneren(andere Sache) sich weiter ausbreiten konnte. Der Plastekrempel heute brennt ja schnell weg.

Man braucht sich ja auch nur mal die Unfälle von Straßenbahnen ansehen. Während die Leichtbauwagen der 60er und 70er nach einem Unfall auch recht zerknittert sind, so sind die Niederflurbahnen heute aber noch umso mehr im Eimer - sie zersplittern regelrecht oder werden zusammengefaltet.
Es geht ja nicht darum, dass das Fahrzeug den Unfall übersteht, sondern darum, dass die Insassen überleben sollen. Als schönes Beispiel kann man da die alten Kisten von mercedes Benz nehmen. Die waren praktisch unzerstörbar, doch wo wurde die Energie abgebaut? Da hat es schonmal die Sitze im Innenraum herausgerissen und inklusive Fahrer aus dem Fahrzeug katapultiert, was auch nicht besonders förderlich fürs Überleben war.Der Leichtbau heutzutage ist schon für solche Unfälle ausgelegt, ich denke wenn ein Panzer in die Schafherde gefahren wäre anstatt des ICE wären die Wagen ebenso entgleist, nur hätten dann ganz andere Kräfte auch innerhalb des Tunnels gewirkt und diesen wahrscheinlich auch noch in Mitleidenschaft gezogen, so ein richtig schönes Querstellen der formstabilen Fahrzeuge und hineinbohren in die Tunnelwand. So ging es für die Insassen relativ glimpflich aus, und der Zug ist noch kein Totalschaden, obwohl die Geschwindigkeit knappe 250 km/h betrug.
Heutige Leichtbaufahrzeuge im Eisenbahnsektor kann man schon als relativ sicher bezeichnen, auch wenn sie die Unfälle nicht mehr so gut überstehen wie ihre Vorgänger, dafür werden die Insassen besser geschützt. Ist ja im Automobilbau auch nicht anders, da versucht man ja auch alles außer der Fahrgastzelle so "elastisch" und instabil wie möglich zu bauen, damit sich die Energie primär auf Motor- und Kofferaum konzentriert. Bei den Lokomotiven ist es jetzt der Maschinenraum, den es zuerst zerdrückt, bei Fahrzeugen ohne Sicherheitsführerstand bleibt im allgemeinen der Maschinenraum stabil, muss der Lokführer schnell genug aufspringen, was eigentlich auch oft recht gelang, siehe der Unfall mit der 120 001, und auch beim Foto des Taurus sieht man sehr schön den Maschinenraum, in dem es der Lokführer überlebt hätte, leider sah er wahrscheinlich durch den starken Nebel den vorausfahrenden Güterzug zu spät.
Auch bei Straßenbahnen habe ich das Gefühl, dass sich da in den letzten Jahren einiges getan hat, natürlich können die von der Knautschzobne her nicht mit Lokomotiven mithalten. Aber mir fällt trotz zahlreicher schwerer Straßenbahnunfälle mit recht hohen Geschwindigkeiten kein Fall ein, wo z.B. ein Insasse einer Straßenbahn bei einem Unfall ums Leben gekommen ist., auch wenn die Kisten bei leichtester Berührung zersplittern wie das legendäre Fenster in der Nähe des Fußballplatzes.

Der Plastekrempel heute brennt ja schnell weg.
Ich wüsste jetzt keinen konkreten Fall? Zumindest in Deutschland wäre mir das neu, von dem einen oder anderen Reisebus mal abgesehen. Und selbst Altbaueloks fangen gerne mal Feuer, sogar ohne Unfall ;-)

Was die Bahnreform angeht, mag Dürr sie begonnen haben, aber nicht in dem Ausmaße, wie sie dann von seinen Nachfolgern und gar Mehdorn verfolgt wurde.
Er hat einfach den Anfang gemacht, von heute auf morgen wäre das auch kaum möglich gewesen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es heute anders aussähe, wenn Dürr immer noch Bahnchef wäre. Dann wären die Züge zwar noch in den Produktfarben lackiert, doch ansich wäre nichts anderes. Mit der Bahnreform ging es doch los mit Stellenabbau, Entlassungen, Rückbau in größerem Ausmaß, Bahnhöfe nicht mehr besetzt etc.
Auch ein Herr Mähdorn hätte in der Zeit Dürrs kein großartig anderes Ergebnis hervorgebracht. Die 120, 401 und 402 sind alle noch Entwicklungen aus einer Zeit, wo an die Wiedervereinigung nicht zu denken war, auch wenn sie z.T. erst später gebaut wurden. Und die Baureihe 101, die ja nun als Schönwetterlok ohne Pflege, Wäsche & Wartung wirklich der Inbegriff von DB Wahn ist, wurde bereits vor der Bahnreform angefangen zu entwickeln. Und auch das Ende der Baureihe 103 wurde bereits zu Bundesbahnzeiten eingeläutet, nämlcih 1990 mit dem Sparprogramm, welches weniger vorsorgliche Wartung und mehr fahren auf Verschleiß vorsah, was schließlich dazu führte, dass die Loks nach rund 30 Jahren schon absolut fertig waren.

Irgendjemand macht halt immer die Vorarbeit, die am Anfang ja auch nen ganz ordentlichen Eindruck macht. Erst später bekommt man dann Nachwirkungen zu spüren, und ich glaube, dass wir bis jetzt noch keine Nachwirkungen der Bahnreform spüren, das Schlimmste haben wir noch vor uns!

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M73
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Re: Pannen beim ICE weiten sich aus...

Beitrag von M73 »

Und auch das Ende der Baureihe 103 wurde bereits zu Bundesbahnzeiten eingeläutet, nämlcih 1990 mit dem Sparprogramm, welches weniger vorsorgliche Wartung und mehr fahren auf Verschleiß vorsah, was schließlich dazu führte, dass die Loks nach rund 30 Jahren schon absolut fertig waren.
Das Fahren auf Verschleiß hat zwar das ganze beschleunigt, jedoch war der eigentliche Grund, die Einführung der Städteverbindungen und der Stundentakt des "moderne" IC mit zwei Klassen. Dieses stellt genauer betrachtet eine nicht typengerechte Nutzung dar. Die 103.1 ist für TEE-Züge optimiert worden, die ausschließlich in 1. Klasse fuhren. Die Inter City hatten bald mehr als doppelt so viele Wagen, wie ein TEE und die Wagen wurden in den Jahren um fast ein Drittel schwerer. Nach einem Gutachten des BZA München ist die Belastung beim Beschleunigen auf Tempo 200 genauer betrachtet um das 0,6 fache größer, als bei der Projektierung der Maschine vorgesehen. Demnach war und ist der Verschleiß deutlich höher und die Lebenserwartung ging unweigerlich runter. Die Motoren und der Trafo hatten den erhöhten Leistungsbedarf locker weggesteckt, doch das Schaltwerk wurde bald nach der Umstellung von TEE auf IC deutlich spürbar anfälliger, was aller Dings durch die damaligen "kurzen" Wartungsintervallen voll aufgefangen wurde. Auch diverse andere Wechselteile waren bereits eine bis zwei Hauptuntersuchungen früher als veranschlagt unreparabel und konnten nicht, wie vorgesehen nach einer Überarbeitung noch mal wiederverwendet werden; was sich mit der Intervallausdünnung noch wesendlich steigerte. Bei vielen Loks gab dann einfach zum Schluß alles nach. Dieses wäre ohne weiteres zu reparieren gewesen, da aber das Ende der lokbespannten Fernschnellzüge abzusehen war, unwirtschaftlich.
Man sieht, die ersten Fehler bei der 103 wurden bereits in den 70ger gemacht.
Übrigens:Das die Lok doch noch so lang am Laufen gehalten wurde, verdanken wir dem Fehler, kurzfristig vor dem Bau die Getriebeübersetzung der 120 ändern zu lassen. Somit wurde in die Serie ein Teil eingebaut, was nicht ausreichend getestetes wurde und prompt kam es zu den bekannten Undichtigkeiten, die eine sukzessiv Weiterbeschaffung mit verhinderte. So war die Bahn genötigt, die 103 wieder herzurichten, bis genug geeignete Fahrzeuge vorhanden sind.(grobe Planung 1989:ab 1993 nur jedes 2. Fahrzeug zur HU und ab 1996 keine HU mehr)
Nebenbei: Ersatz sollte nach 1989 im ersten Moment eigentlich eine Weiterentwicklung der 120 zur 121 werden (Ähnlich der 110 zur 111), doch dann wurde es die 101….
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koneggS
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Re: Pannen beim ICE weiten sich aus...

Beitrag von koneggS »

Die Motoren und der Trafo hatten den erhöhten Leistungsbedarf locker weggesteckt, doch das Schaltwerk wurde bald nach der Umstellung von TEE auf IC deutlich spürbar anfälliger, was allerdings durch die damaligen "kurzen" Wartungsintervallen voll aufgefangen wurde
Eben, es wurde aufgefangen. Wenn dann allerdings die Wartung wegfällt, ist das Ergebnis kein Wunder. Dieses Sparprogramm betraf ja meines Wissens alle Fahrzeuge, nur waren diese auf Grund geringerer Leistungen auch weniger beansprucht und somit auch etwas langlebiger.
Nebenbei: Ersatz sollte nach 1989 im ersten Moment eigentlich eine Weiterentwicklung der 120 zur 121 werden (Ähnlich der 110 zur 111), doch dann wurde es die 101….
Die 101 ist die 121, die Baureihennummern 120-129 waren für Drehstromer reserviert. Allerdings stellt man fest, dass das überhaupt keinen Sinn macht, wenn sowieso alle zukünftigen Lokomotiven mit Drehstrom fahren werden, somit wurden die Baureihennummern wieder nach dem Einsatzgebiet der jeweiligen Maschine zugeordnet. Nicht vergessen: Der Prototyp der 101 war die stark überarbeitete 120 004! Damals gab es doch diesen Kreativitätswettbewerb, wo alle namhaften deutschen Hersteller ihre "121" präsentierten, Siemens mit dem Ur-Eurosprinter 127 001 (Eigentlich mein persönlicher Favorit, stellte 1992 den Weltrekord für Drehstromloks mit 311 km/h auf, der erst in diesem Jahrtausend vom [ebenfalls Eurosprinter] Taurus 1216 050 auf 357 km/h hochgeschraubt wurde), AEG mit der 128 001 (12X, zumindest optisch ein recht ordentliches Teil, Ur-traXX) und ABB mit der umgebauten 120 004.
Zwar wurde die 101 nicht in der Stückzahl beschafft, wie es für die 121 vorgesehen war, denn diese sollte alle Altloks komplett ersetzen und für jedes Einsatzgebiet passen. Zum Glück ging man diesem aus finanziellen Gründen nicht nach, wodurch es heute noch eine gewissen Baureihenvielfalt in Deustschland gibt.
Aber aus technischer Sicht hätte man mit der 101 in entsprechenden Stückzahlen tatsächlich alle Altlokomotiven arbeitslos machen können. Sie ist universell einsetzbar in Nah-, Fern- und Güterverkehr. Bis zur Auflösung des GB Traktion kam sie ja auch in allen 3 Bereichen zum Einsatz, seit sie zum GB Fernverkehr gehören bespannen sie allerdings fast ausschließlich Fernzüge, von wenigen Güterzugleistungen im Norden und dem RE von München nach Nürnberg abgesehen, wobei letzterer von den Anforderungen ja schon fast Fernverkehr ist.

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Re: Pannen beim ICE weiten sich aus...

Beitrag von Sithis »

Es geht ja nicht darum, dass das Fahrzeug den Unfall übersteht, sondern darum, dass die Insassen überleben sollen. Als schönes Beispiel kann man da die alten Kisten von mercedes Benz nehmen. Die waren praktisch unzerstörbar, doch wo wurde die Energie abgebaut? Da hat es schonmal die Sitze im Innenraum herausgerissen und inklusive Fahrer aus dem Fahrzeug katapultiert, was auch nicht besonders förderlich fürs Überleben war.
Du gehst immer von einem Frontalzusammenstoß aus, abgesehen davon ist es auch da nicht immer so, wie du schreibst.

Es ist ein Fakt, daß ein "Dickschiff" bessere Überlebenschancen bietet als ein leichter Wagen. Warum gibt es denn beispielsweise auch gepanzerte Fahrzeuge? Das ist nicht nur wegen dem Schutz vor Kugeln so, sondern auch, damit die Fahrzeuge bei Überschlag usw. die Insassen schützen.
Irgendein Leichtbauwagen wird bei einem Überschlag total zerquetscht, während ein Dickschiff das übersteht und die Insassen teils sogar unverletzt hinauskommen.

Ich habe schon mal einen Unfall zwischen einem Kleinwagen und einem Audi oder BMW(in der Größe eines A4) gesehen.
Der Audi rammte den Kleinwagen seitlich in die Front. Während der Kleinwagen ein Totalschaden war(Front total zusammengequetscht), hatte der andere Wagen keinen Kratzer.

Natürlich mag auch die Größe und das Gewicht hier eine Rolle gespielt haben, es geht mir aber darum, daß leichter gebaute Fahrzeuge (wie eben ein Kleinwagen) nun mal potenziell besser "zusammengefaltet" werden.

Oder ein anderes Beispiel, ein Kleinwagen rammte einen 7,5 Tonner, der kippte dabei um(ohne Scheiß!), der Fahrer im LKW überlebte mit leichten Prellungen.

Worauf ich hinaus will: Leichtbau hat nichts mit Knautschzonen etc. zu tun. Wenn ein Fahrzeug so gebaut wird, daß bei einem Unfall die Energie so abgeleitet wird, daß sie nicht die Insassen trifft, dann geht das auch bei schwererer Bauweise.
Man muß sich nur mal die Crashtests ansehen, Dickschiffe schneiden hier natürlich besser ab und haben oft kaum mehr als eine leicht eingedellte Schnauze.
Der Leichtbau heutzutage ist schon für solche Unfälle ausgelegt, ich denke wenn ein Panzer in die Schafherde gefahren wäre anstatt des ICE wären die Wagen ebenso entgleist, nur hätten dann ganz andere Kräfte auch innerhalb des Tunnels gewirkt und diesen wahrscheinlich auch noch in Mitleidenschaft gezogen, so ein richtig schönes Querstellen der formstabilen Fahrzeuge und hineinbohren in die Tunnelwand. So ging es für die Insassen relativ glimpflich aus, und der Zug ist noch kein Totalschaden, obwohl die Geschwindigkeit knappe 250 km/h betrug.
Wie schon gesagt, das hat nichts mit Leichtbauweise zu tun, und ob sich die Wagen dann in die Tunnelwagen gebohrt hätten, bezweifle ich. Außerdem ist eine Schafherde ja nun nicht so ein starkes Hindernis wie etwa ein anderer Zug.
Heutige Leichtbaufahrzeuge im Eisenbahnsektor kann man schon als relativ sicher bezeichnen, auch wenn sie die Unfälle nicht mehr so gut überstehen wie ihre Vorgänger, dafür werden die Insassen besser geschützt. Ist ja im Automobilbau auch nicht anders, da versucht man ja auch alles außer der Fahrgastzelle so "elastisch" und instabil wie möglich zu bauen, damit sich die Energie primär auf Motor- und Kofferaum konzentriert.
Sicherlich sind die Wagen heute vergleichsweise sicher, die Leichtbauweise erfolgte aber in erster Linie, weil man Energie sparen wollte und Material.
Im Automobilbau ist es ja schon so, daß neue Wagen eine nachgebende Front haben müssen, wegen Fußgängern.
Ob dies auf Kosten der Sicherheit der Insassen geht, halte ich aber schon für möglich.
Ich wüsste jetzt keinen konkreten Fall? Zumindest in Deutschland wäre mir das neu, von dem einen oder anderen Reisebus mal abgesehen. Und selbst Altbaueloks fangen gerne mal Feuer, sogar ohne Unfall
Es ist bisher noch nicht so weit gekommen, ich hoffe, es bleibt auch dabei.
Beim Reisebus spielst du sicher auf den jüngsten Unfall an.
Jedenfalls traue ich solchen Plastikschleudern wie dem Combino nicht.
Er hat einfach den Anfang gemacht, von heute auf morgen wäre das auch kaum möglich gewesen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es heute anders aussähe, wenn Dürr immer noch Bahnchef wäre. Dann wären die Züge zwar noch in den Produktfarben lackiert, doch ansich wäre nichts anderes. Mit der Bahnreform ging es doch los mit Stellenabbau, Entlassungen, Rückbau in größerem Ausmaß, Bahnhöfe nicht mehr besetzt etc.
Ob diese Streichungen gut waren, ist sicher ein Thema, was auch ausführlich diskutiert werden kann.
Natürlich ist es für ein Kuhdorf in der Provinz ärgerlich, wenn die Zugverbindung gekappt wird.
Aber man sollte bedenken, daß nach der Wende viele Leute auch ein Auto kauften, vor allem im Osten - und somit die Fahrgastzahlen wegbrachen. Was bringt es dann, wenn irgendwelche abgelegenen Orte von einer RB bedient werden, wenn da drei Leute mitfahren?
Und die Besetzung von kleineren Bahnhöfen mag zwar ein höheres Sicherheitsgefühl geben(und wahrscheinlich sähen die meisten Bahnhöfe dann auch nicht aus wie Sau wegen Vandalismus), bringt im Endeffekt aber auch nicht viel.

Längerfristig betrachtet muß die Bahn zumindest irgendwie wirtschaftlich fahren, um ihre Existenz zu sichern.
Es bringt ja auch nichts, wenn die Situation wie in manchen osteuropäischen Ländern ist, wo die Fahrpreise sehr gering sind und viele Fahrgäste wie Rentner gratis mitfahren dürfen, dies am Ende aber nicht die Kosten deckt.
Das heißt dann karge Löhne, schlecht gewartete Fahrzeuge und eine irgendwann drohende Einstellung, bevor alles zusammenbricht.
Nach einem Gutachten des BZA München ist die Belastung beim Beschleunigen auf Tempo 200 genauer betrachtet um das 0,6 fache größer,
Ich denke, du meinst wohl 60 %? Wäre die Belastung um das 0,6-fache größer, würde die Lok weniger belastet werden ;-) .
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koneggS
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Re: Pannen beim ICE weiten sich aus...

Beitrag von koneggS »

Es ist ein Fakt, daß ein "Dickschiff" bessere Überlebenschancen bietet als ein leichter Wagen.
Kommt auf den Fall an. Wenn du mit nem leichten Fahrzeug gegen so einen Panzer fährst, bist du im Panzer besser aufgehoben, da dieser ja überhaupt nicht nachgibt. Aber wenn du z.B. 2 Panzer gegeneinander fahren lässt und im Vergleich dazu 2 leichter gebaute Fahrzeuge, geht es für die Leute in den Leichtbaukisten besser aus.
Warum gibt es denn beispielsweise auch gepanzerte Fahrzeuge? Das ist nicht nur wegen dem Schutz vor Kugeln so, sondern auch, damit die Fahrzeuge bei Überschlag usw. die Insassen schützen.
Das kommt zum Glück bei der Eisenbahn äußerst selten vor, aus Deutschland wäre mir da kein Fall in den letzten Jahren bekannt. NAtürlich kann man oftmals nicht dumm genug denken, was bei einem Unfall passieren kann, aber wir gehen mal von "handelsüblichen" Unfällen aus.
Ich habe schon mal einen Unfall zwischen einem Kleinwagen und einem Audi oder BMW(in der Größe eines A4) gesehen.
Der Audi rammte den Kleinwagen seitlich in die Front. Während der Kleinwagen ein Totalschaden war(Front total zusammengequetscht), hatte der andere Wagen keinen Kratzer.
Ja, das streite ich ja überhaupt nicht ab, aber es kommt primär auf die Insassen an. Inzwischen geben größere Autos genauso im Frontbereich nach wie kleinere, und wenn dann crashoptimierte autos zusammenknallen, wird die Energie gleichmäßig auf beide Autos verteilt.
Natürlich mag auch die Größe und das Gewicht hier eine Rolle gespielt haben, es geht mir aber darum, daß leichter gebaute Fahrzeuge (wie eben ein Kleinwagen) nun mal potenziell besser "zusammengefaltet" werden.
Ich denke Kleinwagen werden auch in Zukunft gegenüber größeren Autos nachgeben, die Knautschzone ist viel kleiner, deswegen sind die großen Kisten auch sicherer, dasn war früher in Panzerbauweise so und ist heute in Leichtbauweise nicht anders.
Wie schon gesagt, das hat nichts mit Leichtbauweise zu tun, und ob sich die Wagen dann in die Tunnelwagen gebohrt hätten, bezweifle ich.
Die Fahrzeuge hätten weniger nachgegeben, und Energie verschwindet nicht einfach ;-)
Außerdem ist eine Schafherde ja nun nicht so ein starkes Hindernis wie etwa ein anderer Zug.
Die Schafherde brachte den Zug ja auch "nur" zum Entgleisen, bei der Geschwindigkeit durchaus nachvollziehbar, auch wenn ich es am Anfang auch nicht glauben wollte. Die wirkliche Gefahr war jedoch nach der Schafherde der Tunnel. Den Tunnel kann man schon als starkes Hindernis bezeichnen, wenn der Zug nicht mehr auf den Schienen steht. Die Betonwände fangen kaum Energie ab, also musste es an die Wagenkästen abgegeben werden. Bei Panzerwagen hätten diese ebenfalls nichts abgefangen und die Energie wäre beinahe ungedämpft in den Innenraum und folglich an die Passagiere abgegeben wurden.
Eigentlich ein sehr schöner Beweis, dass Leichtbauweise auch bei nicht-"Bilderbuchunfällen"
Vorteile hat.
Sicherlich sind die Wagen heute vergleichsweise sicher, die Leichtbauweise erfolgte aber in erster Linie, weil man Energie sparen wollte und Material.
Das ist außerdem der Fall.
Im Automobilbau ist es ja schon so, daß neue Wagen eine nachgebende Front haben müssen, wegen Fußgängern.
Ob dies auf Kosten der Sicherheit der Insassen geht, halte ich aber schon für möglich.
Nö, es geht auf Kosten des Autolebens.
Es ist bisher noch nicht so weit gekommen, ich hoffe, es bleibt auch dabei.
Die neueren Fahrzeuge bestehen doch eigentlich aus schwer entflammbaren Materialien, da hätte ich eigentlich weniger Angst. Es hat ja schon einige Plastetriebwagen in Deutschland zerpflückt, aber abgebrannt ist dabei noch keiner.
Beim Reisebus spielst du sicher auf den jüngsten Unfall an.
So ist es, und ich kann mir die Ursache immer noch schwer vorstellen. Eine Zigarette liefert nicht genügend Wärme, die verbauten Materialien zu entflammen. Auch auf vielen Tankstellen ist ja das Rauchen erlaubt, weil eine Zigarette nicht warm genug brennt, Benzin zu entzünden. Von daher ist diese Erklärung äußerst unlogisch.
Jedenfalls traue ich solchen Plastikschleudern wie dem Combino nicht.
Naja, zumindest traue ich ihnen im Falle der Brandsicherheit.

Längerfristig betrachtet muß die Bahn zumindest irgendwie wirtschaftlich fahren, um ihre Existenz zu sichern.
Durch die Bahnreform ist es sowieso ungerecht den Mitbewerbern (Privatbahnen) gegenüber, dass das Schienennetz im Besitz der DB AG ist. Eigentlich hätte man, wie auch jetzt beim Börsengang angedacht, Schienennetz, also auch Bahnhöfe, vom Verkehrsgeschäft trennen müssen. Die Straßen in Deutschland sind doch auch staatlich, da müsste es beim Schienentz dch auch möglich sein. Auch die Straßen unterstehen Behörden, warum musste es beim Schienennetz anders sein?
Das heißt dann karge Löhne, schlecht gewartete Fahrzeuge und eine irgendwann drohende Einstellung, bevor alles zusammenbricht.
Ist das bei der Bahn anders? Jedenfalls lassen sich einige nichtbundeseigene Eisenbahnen aufzählen, die (wenn vorhanden) ihre Infrastruktur wirklich pflegen, noch besetzte Bahnhöfe haben und auch über gepflegte Fahrzeuge Verfügen. Die Südwestdeutsche Verkehrs-Aktiengesellschaft und die Verkehrsbetriebe Elbe-Weser seien da mal erwähnt :-)

Manitou
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Senkrecht statt Stromlinie

Beitrag von Manitou »

Eine eher mit eher senkrecht gestalteten Front gebaute Lok wäre nicht "Auf Schafsgulasch gesurft", sondern hätte die Schafe entweder beiseite geschleudert oder ohne Entgleisung zerstückelt und überfahren. Bei Kühen, deren Schwerpunkt oberhalb des Neigungswechsels der Frontseite liegt, wäre es sicherlich auch nicht zu einer Entgleisung gekommen.
Insofern müßte die Frontgestaltung (Bahnräumer in die Stromlinie integrieren) so verändert werden, daß ein ICE nie auf einem Hindernis "aufschwimmt" und damit aus dem Gleis gehoben wird, sondern das Hindernis weiter oder zur Seite schiebt.

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koneggS
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Re: Pannen beim ICE weiten sich aus...

Beitrag von koneggS »

Ich kenne keine Schrankwand, die 250 km/h fährt, und selbst wenn, dann wäre das reinste Energieverschwendung wegen fehlender Aerodynamik. Und es ist ein gewaltiger Unterschied, ob ein Zug mit 160 km/h in eine Rinderherde fährt (Der Wackeldackel war lediglich etwas blutverschmiert), oder mit 250 km/h in eine Schafherde, da wirken ganz andere Kräfte, die du auch mit so einer Schrankwand nicht abfangen kannst.

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Sithis
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Re: Pannen beim ICE weiten sich aus...

Beitrag von Sithis »

Um noch mal auf das eigentliche Thema zurückzukommen :lol: :

War heute am Erfurter HBF, leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt. Der Ersatzzug nach FAM war ein gewöhnlicher IC. Also IC-Wagen und ne 101...hmpf.

Ist sowieso etwas ungünstig, da von drei Zügen zwei gestrichen wurden! Es fahren nur die ICEs(also Ersatz) nach FAM und Leipzig.
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

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