helgotram schreibt @Möckern-Peter (also an mich, grins):
ich habe gestern nochmal im Wiegandbuch gelesen.Da steht was von "auf ausdrücklichen Wunsch der Dresdner Verkehrsbetriebe..." ...wurden die ersten vier T2-62 mit StNFB1 geliefert.
Peter antwortet:
...mit StNFB1 GELIEFERT! Und da hätten wir es!
Es geht ja NUR darum, wie Wagen 0815 die geheiligten Hallen der Siemens-Jünger verließ und nicht, was Blasius Nudelhuber in Hinterkleckershausen womöglich mal umbastelte.
DAMIT IST ES EIN LUPENREINER T2-61,
in der Haustechnik würde man sagen: Plattenbau mit Ofenheizung (das gab es ja vereinzelt dort, wo Fernwärme zu legen zu aufwändig war, z.B. in Leipzig-Möckern),
genau wie die relativ wenigen anderen auch. Gera 161 - 163 waren z.B. welche.
Dass hier ein Wunsch 'reinspielt, ist genausowenig "wichtig" wie der Wunsch Gothas nach einem einzelnen nachgebauten ZR. Wenn auch Wünsche z.T. die Fakten beeinflussen, zählen letztlich nur die.
Wiegesagt, ich denke, der ganze 61er ist ein "Kompromisstyp", Wagen liefern zu können. Wahrscheinlich nicht volkswirtschaftlich geplant. Dort war sicher vorgesehen: Nach Jahren der 57er kommen nun 62er: modifizierter Wagenkasten (heute würde man durchgestylt sagen
) mit neuem Fahrschalter.
Das Gegenbeispiel - moderne Kampftechnik in alte Hüllen zu stecken - wäre ja nur beim Betreiber X möglich gewesen. Das tat keiner. Warum auch... (Während man Heizungsanlagen irgendwie in noch jedweden Altbau frummst, würde hier ja der Unterflurkasten fehlen und ob man den dranschweißen könnte, fragt sich. Auch wäre es nur bei ER möglich; bei ZR stünde die Berlin-Thematik von Kupplungsbock kontra U-Fahrschalter.)
helgotram schreibt:
Und sieh Dir bitte das Bild des Dresdner Wagens an. Ich kann keine Kurbel erkennen,aber auch kein Lenkrad. Möglicherweise mußte der Fahrer die Kurbel für den Fotomoment abziehen...
Mö.-Peter schreibt:
Kein Prob.: Im Ggs. zum Schaltrad gingen Kurbeln auf 0 und voller E-Bremse abzuziehen. Einmal ist es Überlieferung aus der ZR-Zeit (so ähnlich wie der Linkshänder-Arbeitsplatz...), als es pro Wg. 2 Fahrerstände aber nur 1 Kurbel gab; zum anderen war bei in Neigungsstrecken auf-Bremse-abgestellten Wagen das Abziehen des Steuerhebels ja unmöglich, wohl aber so der Kurbel. Wir nahmen in der Elli-Voigt-Schleife auch die Schalträder mit in die Rangierbude.
Ungeachtet der Tatsache, dass man statt der Kurbeln Typ22-Holzräder aufsteckte, waren die Leipziger ja Kurbels... Merke: Eine Ziege, die im Kuhstall pennt, ist morgens auch keine Kuh.
helgotram schreibt:
Damit wird die These doch nicht stimmen,daß nach Dresden ein T2-62 mit StNFB4 geliefert wurde.
Peter schreibt:
Und damit haben wir - wie o.g. - Bau und Auslieferung von T2-61, mit welchem als "Vorwegnahme" fototechnisch "Demo-Bilder" von vermeintlichen 62ern gefertigt wurden:
a) als Kundenpräsentation DES Fahrzeuges, was kommen soll (und nicht dessen, was gehen wird!), und
b) entsprach es der nichtgeplanten, aber üblichen DDR-Volkswirtschafts"weise", aus bekannten Gründen (...) Kompromisse einzugehen. Somit ist der 61er ein "Kompromisstyp", will sagen: eine - aus der Situation geborene - Übergangslösung. Nämlich fertige Wagenkästen ausstatten und ausliefern zu können: a) war sicher ungewiss, wann LEW ausreichend(!) neue Fahrschalter liefert, b) war WG platzmäßig ungeeignet, Wagen halbgefertigt "auf Halde" zu lagern, und c) wollten die Betriebe Neubauwagen verständlicherweise ja lieber heute als morgen.
LEW konnte sich "Zeit lassen"*: neue Wagen wurden ja nicht verhindert; WG konnte planmäßig liefern; VB X bekam Neubauwagen. Damit war ja allen irgendwie gedient
. Dass man ÜBERHAUPT den 62er "erfand" ist "nur" logische Folge der Entwicklung des "Großstadtwagens" G4: Standardisierung durch Umarbeitung des 57er auf G4-übliche Komponenten. Ich stelle als These: Ohne die Konstruktion des G4 wären 57er ohne Folgetyp bis 1967 weiterproduziert worden. Auch der D ("die Tschechen"), der ja (von Abweichungen wie Sprelacard statt Holz abgesehen) im Prinzip ein 62er war, wäre dann 1967/68 sicher mit Kurbeln aus Prag gekommen... (Wahrscheinlich für den Ringhoffer-Nachfolgebetrieb sogar einfacher als die Kopie der Unterflurer.)
*Es mag für diesen Fall vielleicht nicht 100%ig zutreffen; man möge aber generell die Wirtschaftslage des Jahres 1961 in Betracht ziehen: Es war a) die Zeit der Fachkräfteabwanderung bis 12.08. Und es war b) vor und nach dem 13.08. erst recht die Zeit des Handelsembargos. Dass also mangels eines gesitteten bzw. ursächlich eines politisch gekappten Ost-West-Handels dem rohstoffarmen Finalproduzenten DDR Verarbeitungswerkstoffe fehlten, war insbes. 1961 äußerst schmerzlich. Erst als der Westen dann doch Interesse an für ihn billigen Finalgütern bekam (wozu zum Glück keine Straßenbahnen zählten, sonst wären sie scharenweise "go West"!), lieferte er auch wieder Materialien. Allerdings wäre dann sicher auch die Produktion 1967 nicht eingestellt worden, wenn DM-Erlöse gekommen wären. Stellt euch vor, WG hätte 1969 in großem Stil die Hamburger Straßenbahn "runderneuert"... Dann wäre sie länger als bis 1978 gefahren
. Sicher Betrachtungs-Abenteuerei, aber Politik hätte trotz Zweistaatlichkeit ja durchaus auch anders verlaufen können.
Bw. gab es ja 62er in DD. Ich glaube der Schnitt lag zw. 107 und 108. Und natürlich zählen auch die neuesten 10 dazu. Warum man für die eine Gruppennr. aufmachte, ist eh Unsinn: die und die 108ff. waren wesentlich verwandter als die 108ff. mit den 101ff.
Und dass es auch später keine T2-62 dort gab (also auch keine 216er), da wird wohl echt das Bestreben involviert gewesen sein, Schaltradwagen vom Betreten der Stadt abzuhalten
.