So Leute – jetzt will ich mal etwas dazu sagen(Schreiben):
Strombetriebnen Bahnsysteme sind unabhängig von der Spannung erstmal neutral zum Erdpotential aufgebaut. Also könnte es vom Grundsätzlichen her schon stimmen, daß man ohne Probleme die Oberleitung anlangen kann, wenn man nicht gerade auf der Schiene steht. Jedoch würde ich dieses nur im Labor tun, da in "freier Wildbahn" unzählige Punkte zusammen kommen können, die einem das Lebenslicht auspusten können.
Für mein Verständnis (also meine Meinung) haben die Gleise im Allgemeinen ein erdnahes Potential, wobei die relative Erdnähe des Potentials mit steigender Spannung zunimmt.
Ich würde deswegen dringend davon abraten, das Ding mit der Stange aus zu probieren!
Am Rande: Um Spannungsverschleppungen zu vermeiden, ist im Bereich von elektrisch betriebenen Eisenbahnstrecken so ziemlich alles geerdet.
Jedes Teil aus Metal ist geerdet und wenn's nur der Papierkorb ist.
Auch alle einzelnen Brückensegmente sind peinlichst genau geerdet.
Schaut mal genau beim nächsten Besuch eines Bahnhofs.
Die Geschichte mit Holz: Holz ist ein guter Isolator, sofern es ganz trocken ist. Bei einem Feuchtigkeitsfilm oder gar durchnäßt ist das Ganze schon wieder gefährlich stark leitend.
Dann noch die Arbeitsbühnen, von denen aus unter Spannung gearbeitet werden kann:
Die eigentliche Arbeitsplattform ist gegen den "Rest der Welt" isoliert. Jedoch erfordert eine Arbeit unter Spannung eine besondere Ausbildung, da ein falscher Handgriff die mühsam hergestellte Isolierung des Arbeitsplatzes unterlaufen und zu tödlichen Unfällen führen würde.
Arbeiten unter Spannung erfordern eine außerordentlich hohe Disziplin. Zu den üblichen VDE-Vorschriften kommen zudem betriebsinterne Regeln.
Meines Wissens sind ab 1000 V die einzigen Arbeiten, die unter Spannung ausgeführt werden darf, das Messen der Spannung. Alle anderen Arbeiten erfordern das Abschalten.
Besonders im Hochspannungsbereich, wie z.B. DB AG, gibt es noch ein sehr gefährliches Phänomen. Trotz abgeschalteter Spannung kann sich zwischen Fahrdraht und Schiene oder Erde eine tödliche Restspannung befinden. Diese Spannung wird i.d. Regel durch Schutzerden (möglichst nah am Arbeitsort) abgebaut. (Kondensator-Effekt)
Die Isolierung eines LKW-Reifen sollte die Spannung bis 1000V schon herstellen können. Da aber ungünstige Umstände hier wirklich gefährlich werden können, werden bei spannungstauglichen Arbeitsbühnen besondere Vorkehrungen getroffen
Fazit: Arbeiten unter Spannung nicht bei DB AG und nur bei Tram und dann nur mit geeigneten Bühnen.
Dann zur einpoligen Steckdose von Incentro:
So etwas Ähnliches gab es in Deutschland früher, wurde jedoch nach zahlreichen Unfällen schnell verboten.
Die Ströme vagabundierten sehr unkontrolliert durch die Gegend und setzten besonders bei Fehlern der Hausinstallation ganze Häuser unter Spannung.
fahrmidda13 verwechselt auch noch etwas:
Die Gummibereifung kann zwar eine ausreichende Isolierung bilden. Das bringt aber nicht viel, da der LKW darunter als Masse den Strom aufnimmt und der Arbeiter darauf eine direkte Verbindung herstellt, d.h. der gesamte Strom durchfließt seinen Körper. Besser sieht es für den Fahrer im LKW aus, der bekommt außer dem letzten Schei nix mit. Der Strom wird von der Stahlkarosserie des LKW abgebaut, diese wird dabei mit der Zeit warm. Nach dem Prinzip des "Faradayschen Käfigs" kann deshalb auch ein Blitz in ein Auto einschlagen, ohne daß die Insassen etwas zu spüren bekommen - vorausgesetzt es handelt sich um eine Stahlkarosserie, bei Kunststoffkarossen und Cabrios geht das nicht. Auf dem Dach des Autos sollte man dagegen in diesem Moment besser nicht sitzen.
Um das obige Szenarium zu vermeiden, sind die Arbeitsbühnen bereits vom LKW isoliert. Es kommt also nicht unbedingt darauf an, ob explizit Bodenkontakt besteht, Kontakt zu einer Masse, die den Strom aufnehmen kann reicht bereits.
Isolierung und Faradaysche Käfig:
Isolierung ist, wenn zwei Leiter keine Möglichkeit haben über einen Stoff (Isolator) ausreichend Ladungsunterschiede auszugleichen.
Hingegen:
Der Faradaysche Käfig besagt, daß jemand innerhalb eines solchen (z.B. ein KFZ) vor Stromflüssen sicher ist, die durch den Käfig fliesen, obwohl er nicht gegen den Käfig isoliert ist.
Jedoch kann eine noch so unscheinbare Kleinigkeit die Käfigwirkung ausbremsen und der Insasse wird z.B. bei einem Blitzschlag gegrillt.
Generelles Fazit:
Ich würde dringend davon abraten, die Oberleitung oder die Stromschiene zu berühren, egal ob man auf oder neben dem Gleis steht.
Zum Schluß von mir noch eine Beobachtung, die veranschaulichen soll, wie schnell ein Isolator "außer Kraft" gesetzt werden kann:
In München gibt es den S-Bahn-Halt Donnersberger Brücke. Auf einem der Zugänge kommt man fast unmittelbar (sichere Entfernung) an der Oberleitung vorbei. Bei starkem Nebel, Regen oder Schneefall bildet sich ein leises brummen, welches mit der Zeit ein knattern wird. Nur durch die hohe Luftfeuchtigkeit werden hier anschaulich (eher anhörlich) die Isolatoren "überbrückt". Obwohl die Isolatoren unter der Brücke vor Regen geschützt sind, gibt es dieses Phänomen. Bei besonders günstigen Bedingungen (leider sehr selten) kommt es zu einer Korona, einer sichtbaren Vorstufe des Überschlags.
Interessant – Wenn eine S-Bahn durchgefahren ist, ist nichts mehr zu hören, bis sich der Kriechstrom langsam wieder aufbaut.
Also FINGER WEG VON SOLCHEN EXPERIMENTEN!
Ihr seid alle zu schade, um als "blaue Glühkerze" zu enden.