ich möchte euch einen kleinen Einblick in den Nahverkehr von San Francisco geben, gibt es doch neben den weltberühmten Cable Cars auch eine klassische Straßenbahnlinie (F Line), mehrere Stadtbahnlinien, ein ausgedehntes Trolleybusnetz sowie normale Busse (teilweise auch als Hybrid oder mit alternativen Kraftstoffen).
Als erstes stand jedoch eine Fahrt mit der bart vom Flughafen in die Downtown auf dem Programm. bart steht für "Bay Area Rapid Transit" und ist eine U-Bahn die die Städte an der San Francisco Bay miteinander verbindet. Fahrkarten sind mit $8.10 (ca. 6,50€) für eine Einzelfahrt extrem teuer und die Bedienung der Fahrkartenautomaten nunja, nennen wir es ungewöhnlich: 1. Geld einwerfen, 2. Anzahl der Fahrscheine auswählen und Betrag der Fahrkarten in 10 Cent schritten festlegen, 3. Tickets und Wechselgeld entnehmen
Nunja, nicht lange wundern, es wollten ja schließlich noch andere Fahrgäste dem Automaten ein Ticket entlocken.
Die bart-Wagen sind innen erstaunlich geräumig, die Sitze erinnerten mich eher an Regionalbahnwagen denn an eine U-Bahn (viele Sitzreihen statt der hierzulande üblichen vierer-Abteile).
Die Fahrt in die Innenstadt dauerte eine ganze Weile und es wurden auch wieder höhere Geschwindigkeiten erreicht, so sich das bereits in Los Angeles beschriebene Phämonen zeigte, dass das Kreischen der Wagen in Kurven und andere Fahrgeräusche scheinbar ungedämmt in den Innenraum drangen.
In der Powell Station angekommen ging es als erstes zum Kiosk um 7 Day-Passes für die MUNI-Linien (den Nahverkehrsbetrieb von San Francisco, von dem alle oben beschriebenen Verkehrsmittel betrieben werden) zu besorgen. Den gibt es für $26 (ca. 20,80€) fast geschenkt (verglichen mit einer Tageskarte für $13 oder einem Cable Car Einzelfahrschein für $5). Jetzt noch ein wenig auf dem Fahrschein rumgerubbelt um die 7 Tage für die er gültig sein soll freizulegen und auf gehts zur Cable Car.
Am nächsten Tag erlebten wir etwas, dass in San Francisco ca. acht mal im Jahr vorkommt (nein, kein Erdbeben): Ein Seil der Cable Car war gerissen und so standen einige Wagen gestrandet auf der Powell Street, während die Mitarbeiter eines Service-Trucks versuchten, das gerissene Seil wieder zu flicken.
Derweil wurden die beiden hafenseitigen Endpunkte als durchgehende Linie miteinander verbunden und ein Cable Car Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.
Die Kabel-Reparatur dauerte noch den gesamten Tag an und am Abend wurden die gestrandeten Cable Car Wagen von einem Service-Truck nach und nach ins Depot gezogen.
Am nächsten Morgen war die für uns wichtigste Frage: Fährt die Cable Car wieder über die Powell Street? Ja, das tat sie! Als erstes erreichte uns jedoch ein Fahrschulwagen, der entgegen dem an der Front befestigten Banner erstaunlich gut belegt war.
"No Passengers" hieß in der ausführlichen Form "No Passengers without valid Passes!", also "keine Fahrgäste ohne gültigen Fahrschein", da der Fahrlehrer der auf diesem Wagen den Schaffner ersetzte keine Fahrkarten an Bord verkaufte. Nach einem zweiminütigen Fotohalt an der Lombard Street (Fahrschulwagen dürfen das
), ging es zu Endstation, wo bei guten Lichtverhältnissen das Wenden der Cable Cars festgehalten werden konnte.
So, das solls von mir aus San Francsico gewesen sein, ich hoffe es hat euch ein wenig gefallen.
Wie, ich hab' was vergessen?
Ach ja, Straßenbahnen, Stadtbahnen und Obusse gibts da ja auch
Vier Tage sind viel zu kurz um das Obus-Netz in Gänze zu erkunden. Da sich die Typenvielfalt jedoch arg in Grenzen hält, kann ich euch alle Typen in zwei Bildern präsentieren:
Alle Solo-Obusse sind vom Typ Skoda 14TrSF. Hier ein Vertreter in der alten Muni-Lackierung mit Fahrrad-Träger in Gebrauch.
Bei den Gelenkbussen gibt es neben den Skoda 15TrSF auch eine Reihe New Flyer E60.
Damit ist die gesamte Obus-Flotte zwar hochflurig, da alle Busse jedoch einen leistungsstarken Rolli-Hublift an der ersten Tür besitzen (der auch den zuvor per Kneeling abgesenkten Bus wieder anhebt, wenn der Fußweg uneben ist), ist die Flotte trotzdem behindertengerecht. Die Skoda-Busse haben mit ihren in Osteuropa eingesetzten Verwandten kaum Gemeinsamkeiten, da Fenster und Inneneinrichtung amerikanischen Normen genügen müssen und daher vermutlich von einem einheimischen Bus-Ausrüster stammen.
Die fünf Stadtbahnlinien verlaufen gemeinsam unter der Market Street und verteilen sich in die Vororte in südlicher und westlicher Richtung. Dort teilen sie sich wie eine klassische Straßenbahn ihre Fahrspur mit den Autos, sofern keine Sonderspur abmarkiert ist.
Auf der Market Street verkehrt (neben zahlreichen Obus- und Buslinien) die F Line, San Franciscos derzeit einzige klassische Straßenbahnlinie die ausschließlich mit historischen Fahrzeugen bedient wird. Ab dem Ferry Plaza (am östlichen Ende der Market Street) fährt sie weiter den Embarcadero entlang nach Fisherman's Wharf. Eine zweite historische Linie, die E Line, ist bereits im Bau und eine Verlängerung der F Line über Fisherman's Wharf hinaus bis zum Marina Boulevard in Planung.
Die derzeit einsatzfähige Flotte besteht unter anderem aus folgenden PCC-Wagen (in unterschiedlichen Städte-Lackierungen):
Zusätzlich wurden im Jahr 1998 aus Mailand 10 Peter Witt Wagen übernommen, um die gestiegene Nachfrage auf der F Line abzudecken. Waren die Wagen bei ihrer Übernahme noch im seit den 70er Jahren in Mailand üblichen Orange lackiert, tragen sie heute alle drei historischen Mailänder Farbgebungen:
Neben den beiden "Einheitstypen" verkehren auch einige Exoten auf der F Line:
San Francisco, Bj. 1914 im Lackschema von 1960
Blackpool, Bj. 1934
Brüssel, Bj. 1952, auf Anweisung des Bürgermeisters im Lack der Partnerstadt Zürich
New Orleans, Bj. 1923
Das soll es jetzt aber wirklich von mir gewesen sein. Wer noch mehr über die historischen Straßenbahnen in San Francisco erfahren will, kann einen Blick auf die Homepage der F Line werfen: http://streetcar.org
Chris
