Leipzig "Pullman"-Stahlwagen Typ 22
Verfasst: 06.12.2010 04:50
Ehe andere in die Holzwagen-Materie einsteigen, möchte ich mich den Stählernen und der S-Wagen-Werdung zuwenden und widmen.
Grundsätzlich waren alle 200 natürlich Holzwagen.
Von diesen 1925ern wurden ab 1928 etliche technisch und optisch umgebaut.
Technisch bekamen 1928 - 1935 47 St. 45(statt 34)kW-Motoren und hießen dann 22a.
26 St. bekamen 1937 - 1942 55kW-Motoren und hießen fortan 22b.
Von beiden Reihen gab es 4 Kriegsverluste, dazu 6 originale.
Ab 1946 wurden die noch 121 originalen Wagen (bis auf wenige später zugebaute) als nunmehrige ER-Wg. mit 60kW-Motoren (anfangs AEG, später LEW) zu 22c umgebaut.
Optisch war das oft aber nicht zwingend mit einem Stirnwandumbau verbunden.
Bis 1961 wurde die sog. "Gewächshaus"-Front (man schaue sich Tunnelzugänge alter Bahnhöfe an) verbaut, d.h. die Wagen bekamen ein 30er-Jahre-Gesicht (wie z.B. in Zwickau auch) mit Filmkästen für Richtung und zusätzlichen Liniennummern (das Dach-"Kuchenblech" blieb).
Ab 1962 wurden sogenannte Vollsichtscheiben verbaut. Heißt, Linie/Richtung wurden aus der "Gitterschnauze" extegriert und separiert, die Front wurde 3-teilig, eckenübergreifend, mit schrägen Säulen und vertikal minimal schräggestellt.
Noch immer gab es 3-tlg. Stirnscheiben ohne Filmkästen, mit Richtungsschildern.
(Der letzte war 1969 der 22b 1464.)
Später wurden dann z.T. noch alte gegen neue Fronten umgebaut. Hier nicht das Thema.
Mit den Typenänderungen waren mannigfache Umnummerierungen verbunden, die alle aufgearbeitet nachvollziehbar sind. Nur gaaanz wenige Wagen hatten zum Lebensende noch ihrer 1925er Nr.! Oft wurden, der Motorisierung "zuliebe", ganze Reihen getauscht...
-----
1965 wurde ein neuer Schritt gegangen: Nicht mehr alte Wagenkästen wurden aufgearbeitet, sondern aus Stahl-Profilen in der Hauptwerkstatt völlig neue Kästen gefertigt, diese auf die vom alten Holzkasten befreiten Rahmen geschweißt und das zuvor abgenommene Holz(!)dach wieder aufgesetzt. Damit blieb auch das legendäre "Kuchenblech" erhalten bis zum Ende 1987.
1965 - 1967 wurden die Nummern- und Richtungskästen metall-, 1968/69 gummigerahmt.
Bei den allerersten 3 (1419, 1431, 1432) geriet die "Dachkrempe" (= Obergurt) etwas breit (die Frontscheibe war nicht so hoch), so dass man diese erkannte. 1419, den allerersten, erwischte es vor 1969 bei einem VU, so dass er gummigerahmt wiederkam, die 1432 (die heute noch im Modellbahn-Bf. Schkeuditz vorhandene Fahrschule 5005 ex 5004) verlor bei der Fahrschulwagen-Werdung diese Eigenheit, so dass zum Schluss nur noch die 1431 (auch als späterer Atw.) erkennbar abwich.
Zur Frage "Reko" à la Schöneweide:
Leipzig begann 1969 - auf Albertkupplung-Basis - eigene GR an LOWA-Bw. (wobei diese 3-fenstrig wurden). Sie sollen wohl auf SchaKu vorgerüstet gewesen sein, hatten jedoch keine Türantriebe. Dieses Manko verhinderte wohl später einen Verkauf der guterhaltenen Wagen 1980/81. Nur die ältesten, verwittertsten (EB 50) wurden mit Schöneweidern ersetzt.
PullmanBEIwagen wurden wohl genauso wie PullmanHOLZtriebwagen nicht durch Schöneweider ersetzt, da das Tatra-Programm ab 1970/71 ja "griff", gerade als Schöneweide "für die Republik" zu bauen begann...
PullmanSTAHLtriebwagen ersetzte man nicht durch Schöneweider: sie waren a) echt zu jung (1971 gerade max. 6 Jahre alt) und b) wird man wohl den Komfort eines Fahrgestelles "deutsche Wertarbeit, genietet für die Ewigkeit" zu schätzen gewusst haben...
Warum man 1965 - 1969 die alten Holzdächer statt neuer Stahl-Tonnendächer wieder nutzte, ist sicher eine Frage der Materialverfügbarkeit, einer notwendigen Neukonstruktion, statischen Berechnung, Abnahme usw. gewesen: die bisherigen Dächer waren "da" und somit "zugelassen".
Als man die Schöneweider Beiwagen bekam (übrigens "rückwärts"!: 1971 = 831 - 820, 1972 = 819 - 794), brauchte man für diese SchaKu-Wagen Zugwagen. (Zum Glück ging man nicht den Görlitzer Weg mit Albertkupplung.) G4 und ET waren mengenmäßig nicht in der Lage (am G4 mochte man sie zeitlebens auch nicht gern sehen, obwohl es in Erfurt und Rostock praktiziert wurde), zugleich gab es durch die entschwundenen EB50 Pullmantriebwagen-Überschuss, den man natürlich durch Verfeuern älteren "Holzes" abbauen gekonnt hätte. Nur hätte man dann immer noch nichts zum Ziehen der Rekos gehabt.
Also entschloss man sich - glücklicherweise - zum nochmaligen Umbau der gerade erst von b zu c und von Holz zu Stahl gewordenen letztumgebauten 22c.
Probewagen war ein Typ 22"d" mit der Nr. 1450. Er bekam - unter Behalt der Albertkupplung - standardmäßig die LOWA-GR-Bw. 839 + 841 (oder 841 + 839) verordnet. Sicher haben alle 3 nur nebeneinandergestanden, als der Beschluss erging... Alle 3 bekamen Dreikammer-Schlussleuchten und der Tw. einen 24V-Scheinwerfer. Da man gern umformerlos gebaut hätte, wurde die nun stärker in Anspruch genommene Batterie weiterhin durch Bremsstrom geladen. Der Zug, der jahrelang zusammenblieb, verkehrte fortan normal in Dölitz auf den dortigen Linien, zunächst 11/28 und 24, später meist 24, 10 und 28E.
Ergebnis war, dass diese Batterieladung keineswegs ausreichen würde, wenn mit den Schöneweide-Bw. noch Türschließanlagen über diese Batterie laufen - schon der Scheinwerfer war gewagt. (Darum hingen die BE zuerst doch an ET: die ex-Berliner ET. gingen da gerade i.B., während die ex-Berliner EB länger brauchten.)
Also würden die 22d doch einen Umformer benötigen!! Damit war der 22S geboren (S = Sonderausführung).
Festgelegt wurde, 25 Tw. umzubauen. (38 BE erforderten zwingend 19, aber da die 793 - 790 zwar nicht mehr kamen, hätten die 38 auch 42 werden können - und 21 Tw. erfordert.)
25 Tw. wäre fast genau die letzte (gummigerahmte) Umbauform von 1968/69 gewesen - es gab 26.
Zum Umbau stand:
1412, 1419*, 1437, 1446 - 1449, **, 1451, 1452, ***, 1454 - 1468, 1485***
* Entweder war er vorgesehen, da ihm niemand mehr äußerllich ansah, dass er von 1965 war (s.o.) oder
**er war nach Aktenlage nicht vorgesehen und stattdessen eine spätere Angleichung der 1450.
*** es kam zur Bereinigung: der nicht in Stahl-c umgebaute b 1453 (wohl weil er unlogisch ausnahmsweise ein ER war?) wurde Atw., der nach einem Frontal-Zu'stoß mit totaler Frontzertrümmerung (eingl. Brücke Torgauer Str. im Nebel) 1968 als Stahl-c wiederhergestellte 1485 wurde noch vor dem S-Wg.-Umbau 1453
Der Umbau der "metallgerahmten" 1965-1967er war - zunächst - nicht vorgesehen.****
****Zum Brand des Bf.Möckern am 19.03.1972 waren bereits die 1463 - 1465 als 22S umgebaut, jedoch glücklicherweise waren sämtliche "neuen" Bw. (GR-EB54 und BE70) in Dölitz stationiert, damit auch die 1450 und 1463 - 1465. Zum Glück gab es da auch keine messe-verursachten Änderungen und zum großen Glück auch keine Irrläufer-Züge, die im "falschen" Bf. einrückten. (Alle 3 Sorten 22S+BE, 22c+EB54 und 22c+56 liefen "durcheinander" auf der 11/28 und trotz akribisch vorgenommener Rücktauschs hätte ja ein Fremdgänger den Abend in Mö. verbringen können.)
Mit den dort vernichteten 1452, 1455, 1456, 1460, 1462 und 1466 waren 6 Umbau-Kandidaten nicht mehr vorhanden.
Für eine Wiederherstellung durch a) Weiternutzung der Fahrgestelle, b) nochmaligen Neubau der bis vor 3 Jahren nagelneu gefertigten Kästen einschl. Innenausbau, c) Weiternutzung der Motoren, d) Nutzung von Reserve-Fahrschaltern und e) Neubau von Holz(?)- oder nun doch Tonnen(?)dächern entschied man sich NICHT.
Es kam dazu, nun doch "metallgerahmte" mitzunutzen, um zu 25 zu gelangen.
Folgerichtig traf es nunmehr die 1418, 1421, 1422, *****, 1425, 1431, *****.*, 1434.
Diese Wagen wären im Nicht-Brandfall Mö. wie die 1401...1409 als c und damit zeitiger ausgemustert worden!
***** 1423 war nach U M fall 01.04.1971 in der Virchowstr. (Nebel, S-4000 gegen Li. 24) nicht mehr vorhanden, obwohl er eigentlich aufbaubar aussah!
*****.* 1432 war inzw. Fahrschule 5004 (s.o.)
Nun hätte es sicher die 1419 (statt der 1418) ohnehin ereilt...
Da man von 1468 rückwärts plante, blieb die gummigerahmte 1406 wiederum c,
und auch die anderen metallgerahmten c 1401*****.**, 1402, 1403, 1404*****.***, 1407, 1409 blieben für den Rest ihres Lebens c.
*****.** 1401 alias Atw. 5051 ist der heute noch in Dessau vorhandene 30
*****.*** 1404 schied später durch VU vorzeitig aus, zu dieser Zeit aber noch vorhanden
Die eigentliche S-Wg.-Reihe hieß nunmehr:
1412, 1418, 1419, 1421, 1422, 1425, 1431, 1434, 1437, 1446 - 1449, *****.****, 1451, 1453, 1454, 1457 - 1459, 1461, 1463 - 1465, 1467, 1468 - also 25 St. wie geplant.
*****.**** Nach einem VU wurde die 1437 nicht wiederaufgebaut, stattdessen "nach Jahr und Tag" die 1450 als 26. S-Wg. "fertig"umgebaut.
Umnummerierungen wie in der anfangs beschriebenen Motorstärkenwechsel-Zeit hat es nicht gegeben: für den Beschäftigten und Fan blieb stets der Wagen der, der er war!!
DAS STIFTETE IDENTITÄT! Man kannte die Wagen echt - sie waren nicht so anonym wie heute, wo sie - selbst bei Vollwerbung - kaum differenziert wahrgenommen werden...
Einer Bereinigung hat nur die Frage 1485 > 1453 gedient.
Die 839 und 841 fuhren (mit deaktivierten Dreikammerleuchten) noch als normale LOWAs hinter jedwedem c bis zur Ausmusterung und verschwanden auch in verschiedenen Jahren.
Alle 22S hatten hinter dem Fahrersitz eine Fahrgästefernhalte-Stange - bis auf die 1450... (eben weil nachträglich zum S geworden)
Alle 22S bekamen ihre Schienenbremsen erst später, als sie schon 22S waren, als Nachrüstung!! (Das war, weil die neue BO Strab die Geschwindigkeit von nichtausgerüsteten Fahrzeugen auf 25 km/h begrenzte, selbst wenn die Bw. welche hatten.)
Wäre es zum SchaKu-Umbau der 34 GR-EB54 832 - 865 gekommen, hätten die noch mit Albert laufenden 6 Stahl-c 1401, 1402, 1403, 1406 (Gummi!), 1407, 1409 nicht ausgereicht! Auch der Nicht-Brand der 6 Möckern-Verluste hätte nur 12 ergeben; erforderlich wäre aber 17+x gewesen.
Ob man dann sogar noch "Holz" (vorzugsweise 1440 - 1445, oder gar noch die Holz-c 1414, 1416, 1420, 1424, 1435, 1436, 1438) für 18 bzw. 25 22S "aktiviert" hätte, steht in den Sternen. WAHRSCHEINLICH unterließ man den LOWA-Umbau, um nicht Holz-c angreifen zu müssen!!
Genauso ist HEUTE nicht mehr durch meine Generation (1960 geb., seit 1967 Fan, seit 1979 Beschäftigter) nachzuvollziehen, warum bei der Stahl- (und damit c-)Wagen-Werdung 1965 - 1969 die a-/b-Wagen 1405, 1408, 1411*****.*****, 1413, 1415, 1417, 1426 - 1430, 1433, 1439 ausgespart wurden. Diese 13, als Stahl-c umgebaut, hätten mit den 6 NICHTverbrannten oder aber vorzugsweise den 6 anderen Stahl-c 1401...1409 = 19 die Tw. für die 34 LOWA-GR-Bw. MIT SchaKu abgeben können!!
*****.***** 1411, 1427, 1429, 1430 waren die letzten 22a, die, dann DOCH NOCH mit 60kW-Motoren(!!) bis in die 70er Dienst taten! Das a bezog sich DANN nicht mehr auf die Motoren, sondern auf die Ausführung als (materiell) Holz-, (einsatzmäßig) ZR-, und ("komfort"mäßig) "Steh-Wagen" = Wagen ohne Fahrersitz.
Diese Wagen kamen sowohl bei der Baustellen-1E mit Kuppel-Endstelle Schleußig/Oeserstr. (neben 3-achsern 1378 ... 1388) mit 1 Mitteleinstieg-Bw. als auch Anfang der 70er im Winter-Verkehr (mit mehr Linien) noch mit 1 oder 2 ME- oder Pullman-Bw. auf der 4E (Klzsch. - Weißestr. = nicht identisch mit der späteren Tatra-4E ex 3 westlicher Teil +7 östlicher Teil) und 11E (Bf.Mö. - Co./Hildebrandstr.) zum Einsatz. Züge mit ME-Bw. waren die letzten schienenbremslosen Züge Leipzigs, da sich im Fahrwerk der Bw. echt keine unterbringen ließen.
Und auch sie wurden noch - wie ihre Geschwister 1405... - verspätet Atw.
Die 1411 alias Atw. 5046 wird der Htw. 1463 (1.Nr.!), während die 1464 (22S) ihre letzte Nr. als Stahl-c/S trägt - und ein 1500er wäre...
Planspiele über Planspiele, etliche Jahre nach dem Tod der Wagen... Aber interessant!!
Ich habe hier mal die Geschichte der mengenmäßig "überschaubareren" Stählernen beleuchtet, zumal sich dieses Kapitel in meiner Fan-Werdung und meinem Fan-Sein abspielte.
Zum Kapitel der ersten 40 Jahre 1925 - 1965 dürfen sich gern andere (ältere oder kundige) äußern...
Stupide Nummern kann ich liefern, mehr nicht.
Die Fotos indes, sie dürften in die Tonnen und Kilometer gehen...
Kein anderer Wagentyp hat je die "mittlere Moderne" der Leipziger Straßenbahn in sage-und-schreibe 62 Liniendienst- (und noch länger Arbeitswagen-)Jahren so bestimmt wie der Typ 22!!!
Ich kenne sie selbst als alte 1E, 2E, 3, 4, 4E, 5, 8, 9, 12, 13, 13E, 14, 15, 15E, 17, 17E, 18, 19, 20, 21, 22, 22E, 25, 25E, 27, 30, 30E, 31, 32 und 33 (auch Baustellenlinien wie 34, 36 oder 38); ganz selbstverständlich als 10, 10E, 11, 11E, 24, 24E, 28, 28E, 29, 29E; Fotos als 1, 2, 6, 7, 16, 23, 26 gibt es auch - und damit nicht eine Linie, wo sie nicht zumindest zeitweise Standard waren!!
Ergänzungen sind sehr gern willkommen. Nur werden Zeitzeugen leider rarer oder sind in ihrer Generation eher weniger mit Rechner, Programmen, Dateien, Foren usw. zugange . Ich bin mit 50 weder ein altes noch ein junges Eisen auf dem Rechner, aber ich gebe mir Mühe, auch wenn mich 20-jährige mühelos "toppen".
Trotzallem bin ich heute (außer dem Bf.-Brand) froh, viele Dinge der 70er quasi miterlebt zu haben. Es gibt auch durchaus noch Mitschriften, was am 20.03.1970, 23.03.1972 oder 16.04.1974 auf Strecke war - der "teenie" Peter war sehr eifrig im Notieren und bekam 1975 beim Ferien-Wagenwaschen in Schkeuditz in's Gesicht geschmettert: "Ah, der Lützowstraßen-Gucker"!
Grundsätzlich waren alle 200 natürlich Holzwagen.
Von diesen 1925ern wurden ab 1928 etliche technisch und optisch umgebaut.
Technisch bekamen 1928 - 1935 47 St. 45(statt 34)kW-Motoren und hießen dann 22a.
26 St. bekamen 1937 - 1942 55kW-Motoren und hießen fortan 22b.
Von beiden Reihen gab es 4 Kriegsverluste, dazu 6 originale.
Ab 1946 wurden die noch 121 originalen Wagen (bis auf wenige später zugebaute) als nunmehrige ER-Wg. mit 60kW-Motoren (anfangs AEG, später LEW) zu 22c umgebaut.
Optisch war das oft aber nicht zwingend mit einem Stirnwandumbau verbunden.
Bis 1961 wurde die sog. "Gewächshaus"-Front (man schaue sich Tunnelzugänge alter Bahnhöfe an) verbaut, d.h. die Wagen bekamen ein 30er-Jahre-Gesicht (wie z.B. in Zwickau auch) mit Filmkästen für Richtung und zusätzlichen Liniennummern (das Dach-"Kuchenblech" blieb).
Ab 1962 wurden sogenannte Vollsichtscheiben verbaut. Heißt, Linie/Richtung wurden aus der "Gitterschnauze" extegriert und separiert, die Front wurde 3-teilig, eckenübergreifend, mit schrägen Säulen und vertikal minimal schräggestellt.
Noch immer gab es 3-tlg. Stirnscheiben ohne Filmkästen, mit Richtungsschildern.
(Der letzte war 1969 der 22b 1464.)
Später wurden dann z.T. noch alte gegen neue Fronten umgebaut. Hier nicht das Thema.
Mit den Typenänderungen waren mannigfache Umnummerierungen verbunden, die alle aufgearbeitet nachvollziehbar sind. Nur gaaanz wenige Wagen hatten zum Lebensende noch ihrer 1925er Nr.! Oft wurden, der Motorisierung "zuliebe", ganze Reihen getauscht...
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1965 wurde ein neuer Schritt gegangen: Nicht mehr alte Wagenkästen wurden aufgearbeitet, sondern aus Stahl-Profilen in der Hauptwerkstatt völlig neue Kästen gefertigt, diese auf die vom alten Holzkasten befreiten Rahmen geschweißt und das zuvor abgenommene Holz(!)dach wieder aufgesetzt. Damit blieb auch das legendäre "Kuchenblech" erhalten bis zum Ende 1987.
1965 - 1967 wurden die Nummern- und Richtungskästen metall-, 1968/69 gummigerahmt.
Bei den allerersten 3 (1419, 1431, 1432) geriet die "Dachkrempe" (= Obergurt) etwas breit (die Frontscheibe war nicht so hoch), so dass man diese erkannte. 1419, den allerersten, erwischte es vor 1969 bei einem VU, so dass er gummigerahmt wiederkam, die 1432 (die heute noch im Modellbahn-Bf. Schkeuditz vorhandene Fahrschule 5005 ex 5004) verlor bei der Fahrschulwagen-Werdung diese Eigenheit, so dass zum Schluss nur noch die 1431 (auch als späterer Atw.) erkennbar abwich.
Zur Frage "Reko" à la Schöneweide:
Leipzig begann 1969 - auf Albertkupplung-Basis - eigene GR an LOWA-Bw. (wobei diese 3-fenstrig wurden). Sie sollen wohl auf SchaKu vorgerüstet gewesen sein, hatten jedoch keine Türantriebe. Dieses Manko verhinderte wohl später einen Verkauf der guterhaltenen Wagen 1980/81. Nur die ältesten, verwittertsten (EB 50) wurden mit Schöneweidern ersetzt.
PullmanBEIwagen wurden wohl genauso wie PullmanHOLZtriebwagen nicht durch Schöneweider ersetzt, da das Tatra-Programm ab 1970/71 ja "griff", gerade als Schöneweide "für die Republik" zu bauen begann...
PullmanSTAHLtriebwagen ersetzte man nicht durch Schöneweider: sie waren a) echt zu jung (1971 gerade max. 6 Jahre alt) und b) wird man wohl den Komfort eines Fahrgestelles "deutsche Wertarbeit, genietet für die Ewigkeit" zu schätzen gewusst haben...
Warum man 1965 - 1969 die alten Holzdächer statt neuer Stahl-Tonnendächer wieder nutzte, ist sicher eine Frage der Materialverfügbarkeit, einer notwendigen Neukonstruktion, statischen Berechnung, Abnahme usw. gewesen: die bisherigen Dächer waren "da" und somit "zugelassen".
Als man die Schöneweider Beiwagen bekam (übrigens "rückwärts"!: 1971 = 831 - 820, 1972 = 819 - 794), brauchte man für diese SchaKu-Wagen Zugwagen. (Zum Glück ging man nicht den Görlitzer Weg mit Albertkupplung.) G4 und ET waren mengenmäßig nicht in der Lage (am G4 mochte man sie zeitlebens auch nicht gern sehen, obwohl es in Erfurt und Rostock praktiziert wurde), zugleich gab es durch die entschwundenen EB50 Pullmantriebwagen-Überschuss, den man natürlich durch Verfeuern älteren "Holzes" abbauen gekonnt hätte. Nur hätte man dann immer noch nichts zum Ziehen der Rekos gehabt.
Also entschloss man sich - glücklicherweise - zum nochmaligen Umbau der gerade erst von b zu c und von Holz zu Stahl gewordenen letztumgebauten 22c.
Probewagen war ein Typ 22"d" mit der Nr. 1450. Er bekam - unter Behalt der Albertkupplung - standardmäßig die LOWA-GR-Bw. 839 + 841 (oder 841 + 839) verordnet. Sicher haben alle 3 nur nebeneinandergestanden, als der Beschluss erging... Alle 3 bekamen Dreikammer-Schlussleuchten und der Tw. einen 24V-Scheinwerfer. Da man gern umformerlos gebaut hätte, wurde die nun stärker in Anspruch genommene Batterie weiterhin durch Bremsstrom geladen. Der Zug, der jahrelang zusammenblieb, verkehrte fortan normal in Dölitz auf den dortigen Linien, zunächst 11/28 und 24, später meist 24, 10 und 28E.
Ergebnis war, dass diese Batterieladung keineswegs ausreichen würde, wenn mit den Schöneweide-Bw. noch Türschließanlagen über diese Batterie laufen - schon der Scheinwerfer war gewagt. (Darum hingen die BE zuerst doch an ET: die ex-Berliner ET. gingen da gerade i.B., während die ex-Berliner EB länger brauchten.)
Also würden die 22d doch einen Umformer benötigen!! Damit war der 22S geboren (S = Sonderausführung).
Festgelegt wurde, 25 Tw. umzubauen. (38 BE erforderten zwingend 19, aber da die 793 - 790 zwar nicht mehr kamen, hätten die 38 auch 42 werden können - und 21 Tw. erfordert.)
25 Tw. wäre fast genau die letzte (gummigerahmte) Umbauform von 1968/69 gewesen - es gab 26.
Zum Umbau stand:
1412, 1419*, 1437, 1446 - 1449, **, 1451, 1452, ***, 1454 - 1468, 1485***
* Entweder war er vorgesehen, da ihm niemand mehr äußerllich ansah, dass er von 1965 war (s.o.) oder
**er war nach Aktenlage nicht vorgesehen und stattdessen eine spätere Angleichung der 1450.
*** es kam zur Bereinigung: der nicht in Stahl-c umgebaute b 1453 (wohl weil er unlogisch ausnahmsweise ein ER war?) wurde Atw., der nach einem Frontal-Zu'stoß mit totaler Frontzertrümmerung (eingl. Brücke Torgauer Str. im Nebel) 1968 als Stahl-c wiederhergestellte 1485 wurde noch vor dem S-Wg.-Umbau 1453
Der Umbau der "metallgerahmten" 1965-1967er war - zunächst - nicht vorgesehen.****
****Zum Brand des Bf.Möckern am 19.03.1972 waren bereits die 1463 - 1465 als 22S umgebaut, jedoch glücklicherweise waren sämtliche "neuen" Bw. (GR-EB54 und BE70) in Dölitz stationiert, damit auch die 1450 und 1463 - 1465. Zum Glück gab es da auch keine messe-verursachten Änderungen und zum großen Glück auch keine Irrläufer-Züge, die im "falschen" Bf. einrückten. (Alle 3 Sorten 22S+BE, 22c+EB54 und 22c+56 liefen "durcheinander" auf der 11/28 und trotz akribisch vorgenommener Rücktauschs hätte ja ein Fremdgänger den Abend in Mö. verbringen können.)
Mit den dort vernichteten 1452, 1455, 1456, 1460, 1462 und 1466 waren 6 Umbau-Kandidaten nicht mehr vorhanden.
Für eine Wiederherstellung durch a) Weiternutzung der Fahrgestelle, b) nochmaligen Neubau der bis vor 3 Jahren nagelneu gefertigten Kästen einschl. Innenausbau, c) Weiternutzung der Motoren, d) Nutzung von Reserve-Fahrschaltern und e) Neubau von Holz(?)- oder nun doch Tonnen(?)dächern entschied man sich NICHT.
Es kam dazu, nun doch "metallgerahmte" mitzunutzen, um zu 25 zu gelangen.
Folgerichtig traf es nunmehr die 1418, 1421, 1422, *****, 1425, 1431, *****.*, 1434.
Diese Wagen wären im Nicht-Brandfall Mö. wie die 1401...1409 als c und damit zeitiger ausgemustert worden!
***** 1423 war nach U M fall 01.04.1971 in der Virchowstr. (Nebel, S-4000 gegen Li. 24) nicht mehr vorhanden, obwohl er eigentlich aufbaubar aussah!
*****.* 1432 war inzw. Fahrschule 5004 (s.o.)
Nun hätte es sicher die 1419 (statt der 1418) ohnehin ereilt...
Da man von 1468 rückwärts plante, blieb die gummigerahmte 1406 wiederum c,
und auch die anderen metallgerahmten c 1401*****.**, 1402, 1403, 1404*****.***, 1407, 1409 blieben für den Rest ihres Lebens c.
*****.** 1401 alias Atw. 5051 ist der heute noch in Dessau vorhandene 30
*****.*** 1404 schied später durch VU vorzeitig aus, zu dieser Zeit aber noch vorhanden
Die eigentliche S-Wg.-Reihe hieß nunmehr:
1412, 1418, 1419, 1421, 1422, 1425, 1431, 1434, 1437, 1446 - 1449, *****.****, 1451, 1453, 1454, 1457 - 1459, 1461, 1463 - 1465, 1467, 1468 - also 25 St. wie geplant.
*****.**** Nach einem VU wurde die 1437 nicht wiederaufgebaut, stattdessen "nach Jahr und Tag" die 1450 als 26. S-Wg. "fertig"umgebaut.
Umnummerierungen wie in der anfangs beschriebenen Motorstärkenwechsel-Zeit hat es nicht gegeben: für den Beschäftigten und Fan blieb stets der Wagen der, der er war!!
DAS STIFTETE IDENTITÄT! Man kannte die Wagen echt - sie waren nicht so anonym wie heute, wo sie - selbst bei Vollwerbung - kaum differenziert wahrgenommen werden...
Einer Bereinigung hat nur die Frage 1485 > 1453 gedient.
Die 839 und 841 fuhren (mit deaktivierten Dreikammerleuchten) noch als normale LOWAs hinter jedwedem c bis zur Ausmusterung und verschwanden auch in verschiedenen Jahren.
Alle 22S hatten hinter dem Fahrersitz eine Fahrgästefernhalte-Stange - bis auf die 1450... (eben weil nachträglich zum S geworden)
Alle 22S bekamen ihre Schienenbremsen erst später, als sie schon 22S waren, als Nachrüstung!! (Das war, weil die neue BO Strab die Geschwindigkeit von nichtausgerüsteten Fahrzeugen auf 25 km/h begrenzte, selbst wenn die Bw. welche hatten.)
Wäre es zum SchaKu-Umbau der 34 GR-EB54 832 - 865 gekommen, hätten die noch mit Albert laufenden 6 Stahl-c 1401, 1402, 1403, 1406 (Gummi!), 1407, 1409 nicht ausgereicht! Auch der Nicht-Brand der 6 Möckern-Verluste hätte nur 12 ergeben; erforderlich wäre aber 17+x gewesen.
Ob man dann sogar noch "Holz" (vorzugsweise 1440 - 1445, oder gar noch die Holz-c 1414, 1416, 1420, 1424, 1435, 1436, 1438) für 18 bzw. 25 22S "aktiviert" hätte, steht in den Sternen. WAHRSCHEINLICH unterließ man den LOWA-Umbau, um nicht Holz-c angreifen zu müssen!!
Genauso ist HEUTE nicht mehr durch meine Generation (1960 geb., seit 1967 Fan, seit 1979 Beschäftigter) nachzuvollziehen, warum bei der Stahl- (und damit c-)Wagen-Werdung 1965 - 1969 die a-/b-Wagen 1405, 1408, 1411*****.*****, 1413, 1415, 1417, 1426 - 1430, 1433, 1439 ausgespart wurden. Diese 13, als Stahl-c umgebaut, hätten mit den 6 NICHTverbrannten oder aber vorzugsweise den 6 anderen Stahl-c 1401...1409 = 19 die Tw. für die 34 LOWA-GR-Bw. MIT SchaKu abgeben können!!
*****.***** 1411, 1427, 1429, 1430 waren die letzten 22a, die, dann DOCH NOCH mit 60kW-Motoren(!!) bis in die 70er Dienst taten! Das a bezog sich DANN nicht mehr auf die Motoren, sondern auf die Ausführung als (materiell) Holz-, (einsatzmäßig) ZR-, und ("komfort"mäßig) "Steh-Wagen" = Wagen ohne Fahrersitz.
Diese Wagen kamen sowohl bei der Baustellen-1E mit Kuppel-Endstelle Schleußig/Oeserstr. (neben 3-achsern 1378 ... 1388) mit 1 Mitteleinstieg-Bw. als auch Anfang der 70er im Winter-Verkehr (mit mehr Linien) noch mit 1 oder 2 ME- oder Pullman-Bw. auf der 4E (Klzsch. - Weißestr. = nicht identisch mit der späteren Tatra-4E ex 3 westlicher Teil +7 östlicher Teil) und 11E (Bf.Mö. - Co./Hildebrandstr.) zum Einsatz. Züge mit ME-Bw. waren die letzten schienenbremslosen Züge Leipzigs, da sich im Fahrwerk der Bw. echt keine unterbringen ließen.
Und auch sie wurden noch - wie ihre Geschwister 1405... - verspätet Atw.
Die 1411 alias Atw. 5046 wird der Htw. 1463 (1.Nr.!), während die 1464 (22S) ihre letzte Nr. als Stahl-c/S trägt - und ein 1500er wäre...
Planspiele über Planspiele, etliche Jahre nach dem Tod der Wagen... Aber interessant!!
Ich habe hier mal die Geschichte der mengenmäßig "überschaubareren" Stählernen beleuchtet, zumal sich dieses Kapitel in meiner Fan-Werdung und meinem Fan-Sein abspielte.
Zum Kapitel der ersten 40 Jahre 1925 - 1965 dürfen sich gern andere (ältere oder kundige) äußern...
Stupide Nummern kann ich liefern, mehr nicht.
Die Fotos indes, sie dürften in die Tonnen und Kilometer gehen...
Kein anderer Wagentyp hat je die "mittlere Moderne" der Leipziger Straßenbahn in sage-und-schreibe 62 Liniendienst- (und noch länger Arbeitswagen-)Jahren so bestimmt wie der Typ 22!!!
Ich kenne sie selbst als alte 1E, 2E, 3, 4, 4E, 5, 8, 9, 12, 13, 13E, 14, 15, 15E, 17, 17E, 18, 19, 20, 21, 22, 22E, 25, 25E, 27, 30, 30E, 31, 32 und 33 (auch Baustellenlinien wie 34, 36 oder 38); ganz selbstverständlich als 10, 10E, 11, 11E, 24, 24E, 28, 28E, 29, 29E; Fotos als 1, 2, 6, 7, 16, 23, 26 gibt es auch - und damit nicht eine Linie, wo sie nicht zumindest zeitweise Standard waren!!
Ergänzungen sind sehr gern willkommen. Nur werden Zeitzeugen leider rarer oder sind in ihrer Generation eher weniger mit Rechner, Programmen, Dateien, Foren usw. zugange . Ich bin mit 50 weder ein altes noch ein junges Eisen auf dem Rechner, aber ich gebe mir Mühe, auch wenn mich 20-jährige mühelos "toppen".
Trotzallem bin ich heute (außer dem Bf.-Brand) froh, viele Dinge der 70er quasi miterlebt zu haben. Es gibt auch durchaus noch Mitschriften, was am 20.03.1970, 23.03.1972 oder 16.04.1974 auf Strecke war - der "teenie" Peter war sehr eifrig im Notieren und bekam 1975 beim Ferien-Wagenwaschen in Schkeuditz in's Gesicht geschmettert: "Ah, der Lützowstraßen-Gucker"!