Straßenbahn in Not

Straßenbahnbetriebe in Deutschland
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Trolley691
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Straßenbahn in Not

Beitrag von Trolley691 »

Ich habe hier einen Bericht im rbb (rbb-Abendschau) gefunden.

http://www.rbb-online.de/brandenburgakt ... busse.html

Ich finde das einfach nur erschreckend. In Brandenburg hat immer noch keiner erkannt, dass es ohne Tram und auch O-Bus nicht besser, sonder schlechter wird... Es ist zu schreien!

Wie sieht es in den anderen Bundesländern aus? Ich weiß nur, dass Plauen und Halberstadt finanziell auch nicht gut gebettet sind...

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Sithis
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Re: Straßenbahn in Not

Beitrag von Sithis »

Nun mag die Situation mancher Verkehrsbetriebe sicher nicht optimal sein, aber der Beitrag ist übertrieben reißerisch. Nur wegen alter Bahnen ein Chaos wie bei der Berliner S-Bahn als Möglichkeit sehen? Man ignoriert da geflissentlich die Tatsache, daß bei der S-Bahn die allerneuesten Fahrzeuge fast vollständig ausgefallen sind, nicht die ältesten, die fuhren nämlich trotz des Chaos, um wenigstens den Notbetrieb aufrecht zu erhalten. Natürlich leiden diese auch unter schlechter Pflege, keine Frage.
Neue Fahrzeuge sind also nicht das Allheilmittel für alle Probleme. Ebenso berücksichtigt man auch nicht, daß einige der Städte ihre "alten Bahnen mit Nostalgie-Faktor" aufwendig modernisieren ließen, Cottbus wie auch Brandenburg Havel(dort natürlich nicht ganz so aufwendig). Die Instandhaltungskosten sind hauptsächlich kein Altersproblem, sondern eher eines, daß die meisten der Hersteller, die die Wagen gebaut oder modernisiert haben, mittlerweile pleite sind, so daß man selbst bei jüngeren Fahrzeugen schon nach Alternativen zur Modernisierung sucht.
Zudem muß man auch als Straßenbahn-Freund der Wahrheit ins Auge blicken, daß manche Betriebe zeitweilig mehr warme Luft als Fahrgäste transportieren, und das schon trotz ausgedünnter Takte. Brandenburg an der Havel besuchte ich dieses Jahr während der Schulzeit, wenige Schüler waren unterwegs, ansonsten könnte man die Bahn auch gut "Rentner-Express" nennen. Da würde zeitweilig tatsächlich auch ein einzelner Solobus ausreichen. Dieser bitteren Wahrheit muß man ins Auge blicken, man kann froh sein, daß die Betriebe teilweise überhaupt noch bestehen.
Eine Umstellung auf Busbetrieb wäre da stellenweise durchaus sinnvoll. Da helfen kein Schöngerechne oder Scheinargumente wie Umweltfreundlichkeit. Neue Fahrzeuge sorgen auch nicht automatisch dafür, daß der Betrieb lukrativer wird, wer mit der Bahn zur Arbeit muß, fährt mit, egal ob nun abgehalfterter Tatra oder neue Niederflurbahn.
Wir reden hier auch über Kleinbetriebe, bei denen nach der Wende bedingt durch Arbeitslosigkeit und Abwanderung sowieso die Fahrgastzahlen massiv zurückgingen, nicht über Großstädte wie Hamburg und West-Berlin, die ja immer wieder gerne als Beispiel angeführt werden, daß man die Straßenbahn besser nicht einstellt. Bei diesen ja durchaus berechtigt, aber bei manchen Kleinbetrieben kann man tatsächlich überlegen, ob ein mittel- bis längerfristiger Betrieb sinnvoll ist.
Bei der Geldinvestition in den Nahverkehr Brandenburgs sehe ich sowieso dringenden Überarbeitungsbedarf, manche Linien werfen einfach kaum was ab, weil suboptimal gestaltet.

In anderen Bundesländern sind manche Betriebe in der Tat Wackelkandidaten, Halberstadt kämpft wohl schon seit einer Weile gegen Einstellungspläne. Plauen wird ja nun neue Fahrzeuge bekommen. Görlitz kämpft wohl auch mit Geldproblemen und zu geringer Nachfrage.
Ansonsten fällt mir momentan nur noch Schwerin als möglicher Wackelkandidat ein.
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

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Incentro
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Re: Straßenbahn in Not

Beitrag von Incentro »

Sithis hat geschrieben:Görlitz kämpft wohl auch mit Geldproblemen und zu geringer Nachfrage.
Ansonsten fällt mir momentan nur noch Schwerin als möglicher Wackelkandidat ein.
So schlimm kann es mit der Nachfrage in Görlitz nicht sein, sonst würde man dort nicht teilweise Doppeltraktionen einsetzen. Dass das Geld knapp ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt - aber in welcher Stadt dieser Größe dreht man nicht jeden Euro zweimal um?

Schwerin als "Wackelkandidaten" zu bezeichnen halte ich doch für sehr gewagt. Der Wagenpark besteht komplett aus Niederflurwagen - es stehen also in den nächsten 20 Jahren keine größeren Investitionen an. Die Gleise dürften ebenfall in den letzten Jahren erneuert worden sein. Du spielst vermutlich auf die Aussage des Rechnungshofes an, der aus Kostengründen die Umstellung der Straßenbahn auf Oberleitungsbus vorschlug. (Link)

T6A2mod
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Re: Straßenbahn in Not

Beitrag von T6A2mod »

Sithis hat geschrieben:Nun mag die Situation mancher Verkehrsbetriebe sicher nicht optimal sein, aber der Beitrag ist übertrieben reißerisch. Nur wegen alter Bahnen ein Chaos wie bei der Berliner S-Bahn als Möglichkeit sehen? Man ignoriert da geflissentlich die Tatsache, daß bei der S-Bahn die allerneuesten Fahrzeuge fast vollständig ausgefallen sind, nicht die ältesten, die fuhren nämlich trotz des Chaos, um wenigstens den Notbetrieb aufrecht zu erhalten. Natürlich leiden diese auch unter schlechter Pflege, keine Frage.
Wieso soll der Beitrag reißerisch sein? Die Gründe für das Chaos bei der Berliner S-Bahn liegen an Geldgier, Investionsabbau und Schrottproduktion. Die ersten beiden Punkte werden genau dem Land Brandenburg vorgeworfen und so ist es auch. Wenn es überhaupt noch Fördermittel einmal gibt, dann ist es zum Erhalt der Streckeninfrastruktur, wie die Fahrzeuge aussehen scheint dem Land Brandenburg außer in Potsdam und in naher Zukunft wohl auch in Strausberg scheiß egal zu sein.

Und den Straßenbahnsektor nun mit dem SPNV-Sektor oder der Berliner S-Bahn zu vergleichen hinkt mehr als eindeutig. Nämlich im Straßenbahnsektor herrscht ein größerer Konkurrenzkampf als im SPNV-Sektor. Die Verkehrsbetriebe bekommen immer weniger Geld und sollen mit alten und nun wirklich immer häufiger notwendiger Reparatur den Verkehr aufrechterhalten. Bei der S-Bahn hat man Millionen die dafür gedacht waren als Gewinn in die eigene Tasche gesteckt.
Sithis hat geschrieben: Neue Fahrzeuge sind also nicht das Allheilmittel für alle Probleme. Ebenso berücksichtigt man auch nicht, daß einige der Städte ihre "alten Bahnen mit Nostalgie-Faktor" aufwendig modernisieren ließen, Cottbus wie auch Brandenburg Havel(dort natürlich nicht ganz so aufwendig). Die Instandhaltungskosten sind hauptsächlich kein Altersproblem, sondern eher eines, daß die meisten der Hersteller, die die Wagen gebaut oder modernisiert haben, mittlerweile pleite sind, so daß man selbst bei jüngeren Fahrzeugen schon nach Alternativen zur Modernisierung sucht.
Hier muss man eher die Frage stellen, warum Cottbus, Brandenburg, Woltersdorf und auch Schöneiche alte Fahrzeugen sanieren oder modernisieren bzw. lassen oder auf Gebrauchtfahrzeuge zurückgreifen. Der Grund steht doch auf der Hand, weil nicht investiert wird. Potsdam bekommt nun Fahrzeuge, damit man in den nächsten Jahren einen auch für mobilitätseingeschränkte Leute nutzbaren Fuhrpark besitzt. Aber wie man damit die prognostizieren steigenden Fahrgastzahlen bewältigen möchte, dass beantwortet man nicht. Ich kann doch nicht neue Niederflurfahrzeuge beschaffen die nur 50% der Kapazität der alten Fahrzeuge bietet. So etwas nennt man mangelnde und falsche Verkehrs- und Investitionspolitik.

Sithis hat geschrieben:Zudem muß man auch als Straßenbahn-Freund der Wahrheit ins Auge blicken, daß manche Betriebe zeitweilig mehr warme Luft als Fahrgäste transportieren, und das schon trotz ausgedünnter Takte. Brandenburg an der Havel besuchte ich dieses Jahr während der Schulzeit, wenige Schüler waren unterwegs, ansonsten könnte man die Bahn auch gut "Rentner-Express" nennen. Da würde zeitweilig tatsächlich auch ein einzelner Solobus ausreichen. Dieser bitteren Wahrheit muß man ins Auge blicken, man kann froh sein, daß die Betriebe teilweise überhaupt noch bestehen.
Genau dieser Grund liegt doch aber auch in einer schlechten ÖPNV-Politik. Schaue dir doch einfach einmal die Fahrzeiten und Takte an gegenüber der Wendezeit. Es ist alles schlechter geworden teilweise. In Brandenburg und auch in Frankfurt ist mehr in den Individualverkehr investiert worden als in den ÖPNV. Es gibt zwar eigene ÖPNV-Trassen aber an der nächsten Ampel wartet der ÖPNV minutenlang auf die Weiterfahrt. Dort braucht man sich doch nicht wundern, dass keiner mitfährt.
Sithis hat geschrieben: Eine Umstellung auf Busbetrieb wäre da stellenweise durchaus sinnvoll. Da helfen kein Schöngerechne oder Scheinargumente wie Umweltfreundlichkeit. Neue Fahrzeuge sorgen auch nicht automatisch dafür, daß der Betrieb lukrativer wird, wer mit der Bahn zur Arbeit muß, fährt mit, egal ob nun abgehalfterter Tatra oder neue Niederflurbahn.
Wir reden hier auch über Kleinbetriebe, bei denen nach der Wende bedingt durch Arbeitslosigkeit und Abwanderung sowieso die Fahrgastzahlen massiv zurückgingen, nicht über Großstädte wie Hamburg und West-Berlin, die ja immer wieder gerne als Beispiel angeführt werden, daß man die Straßenbahn besser nicht einstellt. Bei diesen ja durchaus berechtigt, aber bei manchen Kleinbetrieben kann man tatsächlich überlegen, ob ein mittel- bis längerfristiger Betrieb sinnvoll ist.
Bei der Geldinvestition in den Nahverkehr Brandenburgs sehe ich sowieso dringenden Überarbeitungsbedarf, manche Linien werfen einfach kaum was ab, weil suboptimal gestaltet.
Eine Umstellung auf Busbetrieb, egal wie klein der Straßenbahnbetrieb auch ist nutzt nicht wirklich mehr etwas. Es wird irgendwann kein Dieselkraftstoff mehr geben bzw. die rotierenden Preise sind unkalkulierbar. Somit sind wir wieder bei einem Punkt es müssen Fahrzeuge mit alternativer Energie her und so etwas benötigt Investitionen und in Deutschland wird nur in den Individualverkehr oder Straßenbau investiert und nicht in den ÖPNV.
Sithis hat geschrieben: In anderen Bundesländern sind manche Betriebe in der Tat Wackelkandidaten, Halberstadt kämpft wohl schon seit einer Weile gegen Einstellungspläne. Plauen wird ja nun neue Fahrzeuge bekommen. Görlitz kämpft wohl auch mit Geldproblemen und zu geringer Nachfrage.
Ansonsten fällt mir momentan nur noch Schwerin als möglicher Wackelkandidat ein.
Aber genau hier liegt doch das Problem! In Halberstadt wird die Straßenbahn immer wieder tot geredet aber in den Busverkehr möchte man auch nicht investieren. Was soll dann kommen? Möchte man einen Rückschritt ins Jahre 1700 machen? Das gleiche in Görlitz die Straßenbahn steht auf der Kippe, weil die Politik meint mit der Grundversorgung der Bevölkerung kann man Milliardengewinne machen. Wer so etwas bis heute noch glaubt ist kranker als ein Mensch mit Alzheimer.

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Sithis
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Re: Straßenbahn in Not

Beitrag von Sithis »

Wieso soll der Beitrag reißerisch sein?
Weil er suggeriert, daß alte Fahrzeuge angeblich irgendwann zu einem "Chaos" führen, also Massenstillegung wie in Berlin. Nebenbei, was ist an 20-25 Jahren nun so alt, die erste Generation Straßenbahnen hat teilweise 60-70 Jahre oder länger gehalten. Man sollte nicht etwas ersetzen, weil es alt ist, sondern, weil es verbraucht ist. Und die Fahrzeuge in den Betrieben sind noch für einige Jahre gut - auch wenn es hier oft gewzungenermaßen ist.
Die ersten beiden Punkte werden genau dem Land Brandenburg vorgeworfen und so ist es auch. Wenn es überhaupt noch Fördermittel einmal gibt, dann ist es zum Erhalt der Streckeninfrastruktur, wie die Fahrzeuge aussehen scheint dem Land Brandenburg außer in Potsdam und in naher Zukunft wohl auch in Strausberg scheiß egal zu sein.
Ich sage auch nicht, daß ich die Zustände gut finde.
Und den Straßenbahnsektor nun mit dem SPNV-Sektor oder der Berliner S-Bahn zu vergleichen hinkt mehr als eindeutig. Nämlich im Straßenbahnsektor herrscht ein größerer Konkurrenzkampf als im SPNV-Sektor. Die Verkehrsbetriebe bekommen immer weniger Geld und sollen mit alten und nun wirklich immer häufiger notwendiger Reparatur den Verkehr aufrechterhalten. Bei der S-Bahn hat man Millionen die dafür gedacht waren als Gewinn in die eigene Tasche gesteckt.
Ich habe den Vergleich ja auch nicht aufgestellt, den hat das Magazin in dem Videobeitrag gezogen. Sicher sind die nicht vergleichbar, wobei die S-Bahn durchaus starke Konkurrenz hat.
Hier muss man eher die Frage stellen, warum Cottbus, Brandenburg, Woltersdorf und auch Schöneiche alte Fahrzeugen sanieren oder modernisieren bzw. lassen oder auf Gebrauchtfahrzeuge zurückgreifen. Der Grund steht doch auf der Hand, weil nicht investiert wird.
Wie bereits oben ausgeführt halte ich Neukäufe auch nicht für notwendig, wenn man ältere Fahrzeuge noch nutzen kann und Sanierungen deren Nutzungsdauer verlängern.
Woltersdorf ist sowieso ein Fall für sich, ich glaube nicht, daß man hier unbedingt Niederflurfahrzeuge möchte, wie soll das gehen? Dann müßte man ja den ganzen Betrieb grundlegend umgestalten, der bislang nur mit kurzen Wagen führt.
Neue Straßenbahnen sind heutzutage oft zu teuer und sind dann in der Praxis nicht überzeugend.
So etwas nennt man mangelnde und falsche Verkehrs- und Investitionspolitik.
Nichts anderes meinte ich auch mit dem Hinweis darauf, daß man die Geldvergabe eh anders gestalten sollte. Ich sehe da z.B. Kürzungsmöglichkeiten bei irgendwelchen provinziellen Busbetrieben, die einmal die Stunde einen neuen Citaro durch drei Dörfer schicken, in dem eh keiner mitfährt, z.B. weil er immer dann fährt, wenn man ihn nicht braucht oder weil vorher eine andere Linie schon fast alle Fahrgäste weggesammelt hat.
Dieses Geld wäre dann anderswo besser investiert.
Genau dieser Grund liegt doch aber auch in einer schlechten ÖPNV-Politik. Schaue dir doch einfach einmal die Fahrzeiten und Takte an gegenüber der Wendezeit. Es ist alles schlechter geworden teilweise. In Brandenburg und auch in Frankfurt ist mehr in den Individualverkehr investiert worden als in den ÖPNV. Es gibt zwar eigene ÖPNV-Trassen aber an der nächsten Ampel wartet der ÖPNV minutenlang auf die Weiterfahrt. Dort braucht man sich doch nicht wundern, dass keiner mitfährt.
Wo hast du in Frankfurt und Brandenburg minutenlange Wartezeiten an Ampeln erlebt? Ich jedenfalls nicht. Beide Betriebe haben auch nicht wenig Strecken auf eigenem Gleiskörper, auf dem nicht gewartet werden muß. Z.B. die Strecke nach Markendorf-Ort.
Fakt ist, daß in beiden Städten ziemlich tote Hose ist - mit drei an der Endstelle zusteigenden Fahrgästen, die womöglich noch Rentner sind, die eh vergünstigt mit einer Abokarte fahren, wird man sicher nicht genug Fahrgeld einnehmen.
Eine Umstellung auf Busbetrieb, egal wie klein der Straßenbahnbetrieb auch ist nutzt nicht wirklich mehr etwas. Es wird irgendwann kein Dieselkraftstoff mehr geben bzw. die rotierenden Preise sind unkalkulierbar. Somit sind wir wieder bei einem Punkt es müssen Fahrzeuge mit alternativer Energie her und so etwas benötigt Investitionen und in Deutschland wird nur in den Individualverkehr oder Straßenbau investiert und nicht in den ÖPNV.
Es kann teilweise sinnvoll sein, was rechtfertigt das krampfhafte Festhalten an der Straßenbahn? Ich möchte keine Betriebseinstellungen herbeiwünschen, aber auf Dauer wäre das nun mal die einzige Möglichkeit, die ÖPNV-Versorgung dort zu gewährleisten. Und Kraftstoff gibt es genug - Biodiesel und anderes. So teuer ist das auch nicht, es wird ja oft sogar gefördert.
Die pauschale Behauptung, daß in Deutschland nur in den Individualverkehr investiert wird, kann ich so nicht bestätigen, jeder, der mal auf einer unserer tollen Autobahnen gefahren ist, kann das bestätigen. Jahrelange Baustellen, Straßenschäden etc. - spricht jetzt nicht unbedingt für eine so autofreundliche Politik.
Aber genau hier liegt doch das Problem! In Halberstadt wird die Straßenbahn immer wieder tot geredet aber in den Busverkehr möchte man auch nicht investieren. Was soll dann kommen? Möchte man einen Rückschritt ins Jahre 1700 machen? Das gleiche in Görlitz die Straßenbahn steht auf der Kippe, weil die Politik meint mit der Grundversorgung der Bevölkerung kann man Milliardengewinne machen.
Daß irgendwas fahren muß, ist klar, egal was. Allerdings sind die Leute zu einem nicht unerheblichen Teil auch selber schuld, wer glaubt, mal mit ab und zu wählen gehen ein Ergebnis hinzubekommen, daß "die Politik" in seinem Sinne handelt, hat es nicht besser verdient.
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

Trolley691
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Re: Straßenbahn in Not

Beitrag von Trolley691 »

Ich finde wenn man die Schnittmenge aus euren beiden Meinungen nimmt, könnte man ein super Konzeot auf die Beine stellen.

Mag sein, eine Umstellung auf Omnibus macht Sinn, aber da wo es bisher aus geführt wurde, haben die Betriebe voll versagt. Beispiel Brandenburg: Mittlerweile bereut man die Stilllegung der Strecke nach Kirchmöser. Dieser Effekt wird dadurch verstärkt, das die "Ersatzbuslinie" E ständig überfüllt ist.

Außerdem wird ein Bus niemals so eine Akzeptanz wie eine Straßenbahn besitzen; in Potsdam West hat man einen ziemlich schlechten Takt der Linien 91 und 94. Die '91' kommt zur Minute 00, die '94' kommt zur Minute 04. Dnach haben wir eine Lücke von 16 Minuten. Auf der Relation Platz der Einheit - Potsdam West verkehren ebenfalls die Bus-Linien 605 und 606. So gibt es 4 Abfahrten in 30 Minuten, auf Grund mangelnder Aufklärung und Akzeptanz sieht das aber niemand.

Und so schließt sich der Kreis... für einen attraktiven Nahverkehr sind moderne, zuverlässige Fahrzeuge unerlässlich. Natürlich ist die Fahrgastinformation und Öffentlichkeitsarbeit enorm wichtig. Also ich halte ein Stilllegung niemals als das Heilmittel.

Ich gebe zu, der Vergleich mit der S-Bahn hinkt. Das ist ein Vergleich von Äpfel und Birnen. Schließlich fiel in Potsdam die modernste Fahrzeuggeneration aus, so wie bei der S-Bahn. Und ein Chaos á la S-Bahn wird es nicht geben.

T6A2mod
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Re: Straßenbahn in Not

Beitrag von T6A2mod »

@ Sithis: Ich habe in Frankfurt/Oder für eine Fahrt vom Bahnhof zum Brunnenplatz schon einmal 10 Minuten benötigt, was einfach indiskutabel ist. Die Bahn kam dem Berg vom Bahnhof hinunter gerollt geht die Ampel auf Rot. Hinter der nächsten Haltestelle das gleiche Spiel. Es gibt keine Vorrangschaltung und auch keine ÖPNV-Schaltung in Frankfurt/Oder.

In Brandenburg das gleiche Spiel an der Steinstraße und Nicolaiplatz bzw. an der Streckentrennung an der Fopuétraße. Wenn es einmal länger dauert beim Fahrgastwechsel dauert es ewig bis man dort weitergekommen ist, wobei mich es verwundert, dass es an der Foquéstraße noch nicht einmal eine Ampelanlage gibt.

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Sithis
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Re: Straßenbahn in Not

Beitrag von Sithis »

Beispiel Brandenburg: Mittlerweile bereut man die Stilllegung der Strecke nach Kirchmöser. Dieser Effekt wird dadurch verstärkt, das die "Ersatzbuslinie" E ständig überfüllt ist.
Gut, sollte man eben Gelenkbusse fahren lassen oder öfters - der krumme Halbstundentakt ist sowieso nicht das Wahre.
Also ich halte ein Stilllegung niemals als das Heilmittel.
Habe ich auch nicht behauptet. Es geht mir eher darum, daß es immer noch besser ist, wenn ein Bus fährt statt gar nichts, weil man sagt: Entweder Straßenbahn oder nichts.
In Plauen war die Umstellung der Linie zum Bahnhof(weiß jetzt nicht, ob es der obere oder untere war) leider wohl die einzige Möglichkeit, als ich 2009 dort war, kam ein recht kleiner Solo-Bus, der auch kaum besetzt war. Sowieso bietet sich da stellenweise ein eher trauriges Bild, was die Füllung der Bahnen angeht.
Ich habe in Frankfurt/Oder für eine Fahrt vom Bahnhof zum Brunnenplatz schon einmal 10 Minuten benötigt, was einfach indiskutabel ist. Die Bahn kam dem Berg vom Bahnhof hinunter gerollt geht die Ampel auf Rot. Hinter der nächsten Haltestelle das gleiche Spiel. Es gibt keine Vorrangschaltung und auch keine ÖPNV-Schaltung in Frankfurt/Oder.

In Brandenburg das gleiche Spiel an der Steinstraße und Nicolaiplatz bzw. an der Streckentrennung an der Fopuétraße. Wenn es einmal länger dauert beim Fahrgastwechsel dauert es ewig bis man dort weitergekommen ist, wobei mich es verwundert, dass es an der Foquéstraße noch nicht einmal eine Ampelanlage gibt.
Gut, habe ich jetzt bei meinen Besuchen im Sommer in beiden Städten nicht erlebt, muß ich sagen.
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

Trolley691
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Re: Straßenbahn in Not

Beitrag von Trolley691 »

Da hast du mal vollkommen recht... Es könnte so einfach sein... einfach ein Gelenkbus auf die Straße oder Taktverdichtung. Aber bei dem Wort werden die Entscheidungsträger immer taub. So wie in Potsdam mit den Linien 91, 92 und 96. Diese sind generell überfüllt. Das ist durch die Varios noch verschärft worden (obwohl mir diese Kritk langsam auf den Sack geht). Lösungsvorschlag: Längere Züge, nein, dass ist der Stadt Potsdam zu teuer. Alternative Taktverdichtung. Ab dem Zeitpunkt stößt du auf taube Ohren.

Dabei sieht man in Berlin, dass ein dichter Takt die Attraktivität steigern kann.

Okay, ich seh jetzt auch das mit dem Bus ein. In Plauen auf der 2 zum unteren Bahnhof war das unumgänglich. In Frankfurt ist die Umstellung des Nordastes Richtung Lebus auch nicht gut ausgelastet. Wenn die Tram nach Slubice kommt, würde dieser Ast außer Betrieb gehen. Die Miesmachen haben es damals vor dem Volksentscheid aber so gedreht, dass wenn die neue Strecke kommt, die Lebuser Vorstadt quasi völlig vom ÖPNV abeschnitten wird... Leider hatte diese damals auch Erfolg.

Zum Thema Görlitz war doch auch mal eine Strecke nach Polen erdacht. Klar, im äußersten Winkel von Sachsen ist das Geld noch knapper... aber verfolgt man da noch was?
Oder auch nur gute Absichten, wie in Brandenburg.

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Daniel Kramer
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Re: Straßenbahn in Not

Beitrag von Daniel Kramer »

Trolley691 hat geschrieben: Zum Thema Görlitz war doch auch mal eine Strecke nach Polen erdacht. Klar, im äußersten Winkel von Sachsen ist das Geld noch knapper... aber verfolgt man da noch was?
Einst war im "Konzept 2010" auch die Anbindung des Ostteils der Stadt (heute Zgorzelec) vorgesehen.
Bislang liegt das ganze nach wie vor auf Eis.

Ob es in Görlitz je dazu kommt ist derzeit offen.
Wichtig ist der Erhalt der Straßenbahn über 2017,
dann kann man auch über Streckenerweiterungen reden.

Wichtig im Falle einer Verlängerung in den polnischen Teil ist dann auch
das Polen im Stadtverkehr den ZVON-Tarif akzeptiert und der Fahrschein
(ohne Extrabezahlung) auch auf dieser Route gilt.


Wir werden sehen, wie und was sich entwickelt, wir hoffen gutes...

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