[GR] - Neue Gleise für die Tram (Artikel)

Straßenbahnbetriebe in Deutschland
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Daniel Kramer
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[GR] - Neue Gleise für die Tram (Artikel)

Beitrag von Daniel Kramer »

Quelle:
Donnerstag, 2. Februar 2012
(Sächsische Zeitung)

Neue Gleise für die Tram
Von Ralph Schermann


Zgorzelecer Verwaltung holt Ideen zur grenzüberschreitenden Straßenbahn aus der Schublade.
Zunächst soll dafür die Statik der Stadtbrücke untersucht werden.


Eine Straßenbahn über die Neiße gehört seit Jahrzehnten zu den Visionen Görlitzer Verkehrsplaner. Die in der DDR 1988 erstellte Zukunftsstudie ging davon aus, und auch im aktuellen Gesamtverkehrskonzept gehört so ein Schienenstrang zu den Empfehlungen. 2002 gab der Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (Zvon) eine Machbarkeitsstudie in Auftrag, und auch das Projekt Brückenpark nannte Parallelen zu so einer Straßenbahnlinie. Eine richtige Planung indes wurde bisher nie wirklich ernst genommen, denn zu teuer erscheint das Vorhaben, viel zu gering wohl auch der Bedarf.

Das war früher anders, aber da war die Neiße keine Grenze. Gleich nach dem Start einer elektrischen Straßenbahn in Görlitz 1897 fuhr am 9. Dezember die „Funkenkutsche“ gut hundert Meter über die Brücke, um ab dem 18. Mai 1900 dann bis nach Moys (heute Ujazd) erweitert zu werden. Mit der Grenzziehung endete dieser Teil des Görlitzer Nahverkehrs.

Jetzt zeigt die polnische Seite Interesse an der Wiederbelebung der alten Fahrziele. Oberbürgermeister Joachim Paulick staunte, als ihn sein Zgorzelecer Amtskollege Rafal Gronicz darauf ansprach und gleich auch von einem ebensolchen Interesse des Marschalls der Wojewodschaft Niederschlesien, Rafal Jurkowlaniec, berichtete. Der Grund ist simpel: Die Periode 2014 bis 2020 der Fördermittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre-Mittel) sollen bevorzugt grenzüberschreitenden Projekten dienen. „Zgorzelec sieht da wohl gute Chancen auf Fördermittel für dieses Verkehrsprojekt. Und dazu müssten die Vorbereitungen tatsächlich jetzt beginnen“, bestätigt Oberbürgermeister Paulick.

Und so kam es im Zgorzelecer Rathaus zu einem grundsätzlichen Treffen mit den zuständigen Amtsleitern und Verkehrsplanern beider Stadtverwaltungen sowie Vertretern der Stadtwerke und der Verkehrsgesellschaft Görlitz (VGG). Letztere soll nach Vorstellungen der polnischen Seite allein für den Betrieb der Bahn auch auf Zgorzelecer Seite zuständig sein. „Das ist sinnvoll, denn so könnten wir das Gesamtnetz einheitlich befahren und auch die Werkstattaufgaben übernehmen“, sagt VGG-Geschäftsführer Frank Müller. Erstaunt zeigen sich allerdings alle Görlitzer Verkehrsexperten über den Zgorzelecer Wunsch, bei einem Straßenbahnbau die alte Strecke nach Moys wieder zu beleben. Bisher galt dies als wenig sinnvoll, eher wurden die Einkaufsmärkte als Ziel gesehen. „Auch ein Ringverkehr wäre als Nahverkehrserschließung von Zgorzelec denkbar“, überlegt Frank Müller. Die polnische Verwaltung indes scheint auf das künftige internationale Begegnungszentrum am ehemaligen Stalag VIII A als attraktives und für finanzielle Förderung gut begründbares Ziel zu setzen.

Die Fahrt nach Polen könnte wie früher über die Stadtbrücke führen. „Das wäre zur Erreichbarkeit der Stadthalle gut“, sagt Joachim Paulick. Polen sicherte zu, die in ihrer Hoheit liegende Brücke statisch prüfen zu lassen. Wäre eine solche Belastung nicht mehr möglich, könnte als Ersatzvariante auch die Strecke über Hugo-Keller-Straße, Nikolaigraben und einen Brückenneubau untersucht werden.

Als nächsten Schritt indes haben der Görlitzer OB und der Zgorzelecer Bürgermeister die Konstituierung einer gemeinsamen Facharbeitsgruppe vereinbart. „Darin sollen Aufwand und Bedarf bis hin zu erforderlichen neuen Fahrzeugen berechnet werden, um schließlich mit einer konkreten Summe zu einem Grundsatzbeschluss zu kommen“, erläuterte Joachim Paulick. So ein Beschluss ist für einen gemeinsamen Fördermittelantrag eine wesentliche Voraussetzung.

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