Kritische Betrachtung: Straßenbahn-Kalender
Verfasst: 24.12.2012 15:49
Wie jedes Jahr gibt es wieder neue Straßenbahn-Kalender. Es gibt zwei Reihen, die eine vom Geramond-Verlag, die andere vom Eisenbahn-Kurier. Zweitere nennt sich "Stadtverkehr in aller Welt", zeigt aber trotzdem hauptsächlich Straßenbahn, dieses Jahr ist nur ein Bild bei, welches keine zeigt.
Was beide Kalender gemeinsam haben, daß ich sie dieses Jahr nicht gekauft habe. Warum? Ganz einfach, weil die Bildauswahl nicht überzeugt. Teils wurden sogar Bilder verwendet, die schon mal in einem Kalender vorkamen. Andere Bilder kennt man auch schon aus dem Straßenbahn-Magazin. Zur Motivauswahl weiter unten.
Weiterhin mißfällt mir, daß die Bilder in der Regel nur neueren Datums sind. Wenn ein Bild mal von 2002 oder 2003 ist, ist das ja schon fast was Besonderes.
Warum kann man nicht mal ältere Bilder zeigen? Es gibt genügend gute Fotos aus den 80ern, 90ern, teils auch noch früher. Möchte man diese nur in irgendwelchen Fachbüchern zeigen, die man für 30 € oder mehr verkauft? Am Aufwand der Digitalisierung analoger Bilder kann es nicht liegen, ist das Straßenbahn-Magazin doch auch mit vielen analogen Bildern gefüllt.
Seltsamerweise bekommt man es dafür durchaus hin, Eisenbahn-Kalender mit historischen Aufnahmen zu veröffentlichen. Und damit meine ich tatsächlich historische Aufnahmen, nicht nur Fotos von Sonderfahrten. Warum dann nicht auch Straßenbahn?
Die Bilder sind jedenfalls meistens nur von den bekannten Fotografen, die zwar oft gute Arbeit leisten, aber an sich nicht wirklich was Besonderes sind.
Kommen wir also zur Motivauswahl. Einige Motive sind mittlerweile echt überpräsentiert in den Kalendern der letzten Jahre. Wenn sie mal zu sehen sind, gut, aber nicht so gut wie jedes Jahr.
Daß Stuttgart 2007 seinen regulären Straßenbahn-Betrieb beendet hat, weiß ja nun fast jeder. Es mag schade gewesen sein, doch es muß nicht so gut wie jeder Jahrgang nun mit einem GT4-Bild aus Stuttgart versehen sein. Irgendwann wird es langweilig.
Das Gleiche gilt für den P-Wagen. Es ist ja schön, daß diese Fahrzeuge nun seit einigen Jahren immer noch fleißig ihre Runden drehen, weil nicht genügend Niederflurfahrzeuge vorhanden sind und sie es nun auch nochmal länger als gedacht tun werden, doch mittlerweile haben ja nun gefühlt jeder Typ und seine Mutter bei irgendwie vorhandenem Interesse an Bahnen München deshalb besucht und natürlich Fotos gemacht. Aber nicht jedes davon ist gut.
Da wäre auch schon der nächste Kritikpunkt, der ja bekanntlich ein Streitthema ist. Es gibt dazu verschiedene Ansichten, aber ich weiß, daß andere es auch wie ich sehen. Und zwar betrifft das die Bildkomposition. Ich für meinen Teil bin hauptsächlich an der Bahn interessiert. Daher kaufe ich ja auch einen Straßenbahn-Kalender, weil ich Straßenbahnen sehen möchte. Doch viele der Bilder sind mittlerweile die sattsam bekannten "viel Drumherum und irgendwo die Bahn"-Bilder, von denen ich nichts halte. Mag sein, daß man alle Interessenten bedienen möchte, doch bekanntlich heißt es ja: Es allen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Dann sollte man aber vielleicht zumindest eine Linie durchziehen und nicht so ein Mischmasch abliefern. Und ich bleibe dabei: Wenn ich nun das Verlangen habe, alte Gebäude an der Wand zu haben, dann kaufe ich mir einen Architektur-Kalender - keinen Straßenbahn-Kalender.
Einige der Bilder sind kompositorisch jedoch echt für die Tonne. Dann sind Poller oder Pfähle vor der Bahn und selbst der Hintergrund kommt nicht mal zur Geltung, ist sogar abgeschnitten. Besonders schlimm finde ich das Bild aus Göteburg aus dem EK-Kalender. Dann wäre da noch der Budapester Ganz-Wagen mit Pollern davor, ein absolut uninteressantes Allerweltsmotiv, was auch jeder an der Bahn maximal sekundär interessierte Tourist hinbekäme.
Überhaupt enttäuschen mich gerade die Bilder aus dem Ausland immer wieder. Da fährt man schon extra woanders hin, investiert Zeit und Geld und was kommt dabei heraus? Auch nur Allerwelts-Motive, die man sich übergesehen hat. Dabei werden oft interessante Abschnitte im Netz ignoriert und nur die besucht, die vorher schon x-mal von normalen Touris oder irgendwelchen Gleichgesinnten in irgendeinem Forum empfohlen wurden. Wer es sich ansehen möchte, kann es ja gerne tun, doch ich sehe keinen Anlaß, daß ein Kalender und andere Publikationen dann zum gefühlt 5342. Mal irgendwas von der Linie 2 in Budapest zeigen(auf der nebenbei nicht mal die interessantesten Wagen fahren, die von Abstellung bedroht wären, was man wüßte, würde man sich tatsächlich mit dem Thema befassen) oder diese Tordurchfahrt in Prag. Allerweltsmotive aus den Innenstädten, oft noch mit Störfaktoren im Bild, seien es Leute oder irgendwelche Werbeschilder diverser Unternehmen.
Zur Ansicht und Verdeutlichung:
http://bookview.libreka.de/retailer/url ... VjaHRleHQ=
http://www.ekshop.de/kalender/kalender- ... -2013.html
Jedenfalls habe ich keinen dieser beiden Kalender gekauft. Warum auch? Da ich jedoch nicht auf Kalender mit Verkehrsbezug verzichten wollte, habe ich mir einen Kalender mit historischen Omnibussen und einen Eisenbahn-Kalender geholt, auch wenn beides in meiner persönlichen Rangordnung etwas unter dem Bahn-Nahverkehr angesiedelt ist.
http://www.ekshop.de/kalender/kalender- ... -2013.html
http://www.alba-publikation.de/oxid.php ... nder-2013/
Beim Bus-Kalender liegt der Fokus tatsächlich auf den Bussen. Es geht um die Fahrzeuge und weniger um das Drumherum. Warum bekommt man das nicht bei der Straßenbahn hin? Daß man einen Bus besser positionieren kann als eine Bahn, die schienengebunden ist, mag sein, kann aber nicht als Ausrede herhalten. Man muß bei der Bahn dann eben besser nach Stellen suchen.
Beim Eisenbahn-Kalender sind vielleicht nicht alle Bilder perfekt, aber zumindest hat man sich mehr Mühe gegeben. Die Einbeziehung der Umgebung funktioniert dort übrigens auch merklich besser, wenn dies gewollt ist. Besonders das August-Bild finde ich gelungen. Mag vielleicht auch in der Natur der Sache liegen: Die Umgebung bei Eisenbahnen ist oftmals dann doch fotogener als bei der Straßenbahn. Da hat man in der Regel auch keine Leute im Bild oder irgendeinen mit Aufstellschildern oder Leuchtreklame werbenden Imbiß direkt neben dem Gebäude, welches man unbedingt ins Bild quetschen muß.
Soweit ein paar Betrachtungen dazu.
Was beide Kalender gemeinsam haben, daß ich sie dieses Jahr nicht gekauft habe. Warum? Ganz einfach, weil die Bildauswahl nicht überzeugt. Teils wurden sogar Bilder verwendet, die schon mal in einem Kalender vorkamen. Andere Bilder kennt man auch schon aus dem Straßenbahn-Magazin. Zur Motivauswahl weiter unten.
Weiterhin mißfällt mir, daß die Bilder in der Regel nur neueren Datums sind. Wenn ein Bild mal von 2002 oder 2003 ist, ist das ja schon fast was Besonderes.
Warum kann man nicht mal ältere Bilder zeigen? Es gibt genügend gute Fotos aus den 80ern, 90ern, teils auch noch früher. Möchte man diese nur in irgendwelchen Fachbüchern zeigen, die man für 30 € oder mehr verkauft? Am Aufwand der Digitalisierung analoger Bilder kann es nicht liegen, ist das Straßenbahn-Magazin doch auch mit vielen analogen Bildern gefüllt.
Seltsamerweise bekommt man es dafür durchaus hin, Eisenbahn-Kalender mit historischen Aufnahmen zu veröffentlichen. Und damit meine ich tatsächlich historische Aufnahmen, nicht nur Fotos von Sonderfahrten. Warum dann nicht auch Straßenbahn?
Die Bilder sind jedenfalls meistens nur von den bekannten Fotografen, die zwar oft gute Arbeit leisten, aber an sich nicht wirklich was Besonderes sind.
Kommen wir also zur Motivauswahl. Einige Motive sind mittlerweile echt überpräsentiert in den Kalendern der letzten Jahre. Wenn sie mal zu sehen sind, gut, aber nicht so gut wie jedes Jahr.
Daß Stuttgart 2007 seinen regulären Straßenbahn-Betrieb beendet hat, weiß ja nun fast jeder. Es mag schade gewesen sein, doch es muß nicht so gut wie jeder Jahrgang nun mit einem GT4-Bild aus Stuttgart versehen sein. Irgendwann wird es langweilig.
Das Gleiche gilt für den P-Wagen. Es ist ja schön, daß diese Fahrzeuge nun seit einigen Jahren immer noch fleißig ihre Runden drehen, weil nicht genügend Niederflurfahrzeuge vorhanden sind und sie es nun auch nochmal länger als gedacht tun werden, doch mittlerweile haben ja nun gefühlt jeder Typ und seine Mutter bei irgendwie vorhandenem Interesse an Bahnen München deshalb besucht und natürlich Fotos gemacht. Aber nicht jedes davon ist gut.
Da wäre auch schon der nächste Kritikpunkt, der ja bekanntlich ein Streitthema ist. Es gibt dazu verschiedene Ansichten, aber ich weiß, daß andere es auch wie ich sehen. Und zwar betrifft das die Bildkomposition. Ich für meinen Teil bin hauptsächlich an der Bahn interessiert. Daher kaufe ich ja auch einen Straßenbahn-Kalender, weil ich Straßenbahnen sehen möchte. Doch viele der Bilder sind mittlerweile die sattsam bekannten "viel Drumherum und irgendwo die Bahn"-Bilder, von denen ich nichts halte. Mag sein, daß man alle Interessenten bedienen möchte, doch bekanntlich heißt es ja: Es allen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Dann sollte man aber vielleicht zumindest eine Linie durchziehen und nicht so ein Mischmasch abliefern. Und ich bleibe dabei: Wenn ich nun das Verlangen habe, alte Gebäude an der Wand zu haben, dann kaufe ich mir einen Architektur-Kalender - keinen Straßenbahn-Kalender.
Einige der Bilder sind kompositorisch jedoch echt für die Tonne. Dann sind Poller oder Pfähle vor der Bahn und selbst der Hintergrund kommt nicht mal zur Geltung, ist sogar abgeschnitten. Besonders schlimm finde ich das Bild aus Göteburg aus dem EK-Kalender. Dann wäre da noch der Budapester Ganz-Wagen mit Pollern davor, ein absolut uninteressantes Allerweltsmotiv, was auch jeder an der Bahn maximal sekundär interessierte Tourist hinbekäme.
Überhaupt enttäuschen mich gerade die Bilder aus dem Ausland immer wieder. Da fährt man schon extra woanders hin, investiert Zeit und Geld und was kommt dabei heraus? Auch nur Allerwelts-Motive, die man sich übergesehen hat. Dabei werden oft interessante Abschnitte im Netz ignoriert und nur die besucht, die vorher schon x-mal von normalen Touris oder irgendwelchen Gleichgesinnten in irgendeinem Forum empfohlen wurden. Wer es sich ansehen möchte, kann es ja gerne tun, doch ich sehe keinen Anlaß, daß ein Kalender und andere Publikationen dann zum gefühlt 5342. Mal irgendwas von der Linie 2 in Budapest zeigen(auf der nebenbei nicht mal die interessantesten Wagen fahren, die von Abstellung bedroht wären, was man wüßte, würde man sich tatsächlich mit dem Thema befassen) oder diese Tordurchfahrt in Prag. Allerweltsmotive aus den Innenstädten, oft noch mit Störfaktoren im Bild, seien es Leute oder irgendwelche Werbeschilder diverser Unternehmen.
Zur Ansicht und Verdeutlichung:
http://bookview.libreka.de/retailer/url ... VjaHRleHQ=
http://www.ekshop.de/kalender/kalender- ... -2013.html
Jedenfalls habe ich keinen dieser beiden Kalender gekauft. Warum auch? Da ich jedoch nicht auf Kalender mit Verkehrsbezug verzichten wollte, habe ich mir einen Kalender mit historischen Omnibussen und einen Eisenbahn-Kalender geholt, auch wenn beides in meiner persönlichen Rangordnung etwas unter dem Bahn-Nahverkehr angesiedelt ist.
http://www.ekshop.de/kalender/kalender- ... -2013.html
http://www.alba-publikation.de/oxid.php ... nder-2013/
Beim Bus-Kalender liegt der Fokus tatsächlich auf den Bussen. Es geht um die Fahrzeuge und weniger um das Drumherum. Warum bekommt man das nicht bei der Straßenbahn hin? Daß man einen Bus besser positionieren kann als eine Bahn, die schienengebunden ist, mag sein, kann aber nicht als Ausrede herhalten. Man muß bei der Bahn dann eben besser nach Stellen suchen.
Beim Eisenbahn-Kalender sind vielleicht nicht alle Bilder perfekt, aber zumindest hat man sich mehr Mühe gegeben. Die Einbeziehung der Umgebung funktioniert dort übrigens auch merklich besser, wenn dies gewollt ist. Besonders das August-Bild finde ich gelungen. Mag vielleicht auch in der Natur der Sache liegen: Die Umgebung bei Eisenbahnen ist oftmals dann doch fotogener als bei der Straßenbahn. Da hat man in der Regel auch keine Leute im Bild oder irgendeinen mit Aufstellschildern oder Leuchtreklame werbenden Imbiß direkt neben dem Gebäude, welches man unbedingt ins Bild quetschen muß.
Soweit ein paar Betrachtungen dazu.