Zwar etwas spät, aber ich kann dazu was beitragen.
Vorab: Der Hauptgrund ist die Batterie.
Es kommt auf den Fahrzeugtyp an. Moderne Straßenbahnen (ab den 90ern, besonders seit den 2000ern) haben ständig irgendetwas am Laufen. Die Hersteller konstruieren sie offensichtlich mittlerweile so, dass man sie garnicht mehr ausschalten kann. Der Grund dürfte darin liegen, dass einfach viele Systeme aufrechterhalten werden müssen, damit der Wagen beim nächsten "Einschalten" schneller startklar ist.
Da hilft nur das Abbügeln und Trennen der Batterie vom Fahrzeug, damit auch wirklich alle Systeme stromlos sind. Das ist aber zu umständlich und auf Dauer sicher nicht gut für die Technik. Außerdem müssen einige empfindliche Bauteile beim Abstellen im Freien geheizt bzw. gekühlt werden.
Daher müssen moderne Straßenbahnen in der Regel am Netz bleiben. Sonst reicht schon nach wenigen Stunden die Batteriespannung nicht mehr aus, um den Stromabnehmer elektrisch zu heben. Mechanisch Heben kann man bei den mir bekannten Typen vergessen, da es erstens je nach Stromabnehmertyp nach elektrischem Senken nicht mehr geht und zweitens der Wagen die Batterie nicht laden lässt, auch wenn man ihn doch heben konnte.
Ältere Fahrzeuge können größtenteils abgebügelt werden und halten ein paar Tage oder gar eine Woche aus, weil fast nichts mehr am Laufen ist. Danach könnte es je nach Wagentyp mit der Batterie kritisch werden und der Stromabnehmer lässt sich dann nicht mehr heben. Daher ist es in solchen Fällen klug, wenn der Betrieb diese Wagen je nach "Ausdauer" des Wagentyps mal einschalten und laden lässt.
Es gibt heute schon historische Straßenbahnen (z.B. DÜWAG GT6), die mit einer Batterie ausgestattet sind. Diese wird wohl dafür dienen, um bei Ausfall der Fahrdrahtspannung die Türen öffnen zu können, noch Beleuchtung zu haben und funken zu können. Ich empfehle sogar, sie nur abgebügelt abzustellen, damit im Fehlerfall der Wagen nicht kaputt geht oder mangels Sicherheitstechnik bei einem Defekt einfach losfährt.
Diese Wagen kann man problemlos abgebügelt stehen lassen. Da läuft kein Gerät mehr. Sollte sich nach langer Standzeit trotzdem mal die Batterie entladen haben, hebt man einfach den Stromabnehmer. Der hat keinen Motor, sondern nur ein Seil. Bei Fahrdrahtspannung läuft sofort der Umformer an und lädt die Batterie auf.
Wahrscheinlich haben noch alle DÜWAG N/M8S einen Umformer, der gleich losläuft und die Batterie lädt, wenn Fahrdrahtspannung da ist. Allerdings haben sie einen elektrischen Stromabnehmer. Somit nützt das ganze nichts, wenn er gesenkt ist.
Ganz alte Straßenbahnen kann und sollte man nur abgebügelt abstellen. Sie haben keine Batterie und somit kann sich nichts entladen. Und wenn man sie aufgebügelt abstellt, kann es auch passieren, dass im Fehlerfall der Wagen kaputt geht oder einfach losfährt, falls da etwas spinnt.
Sithis hat geschrieben:Warum nun auch die Gothawagen aufgebügelt sind - nötig dürfte es nicht sein.
Wenn sie keine Batterie haben, dann ist es in meinen Augen unsinnig, sie mit gehobenem Stromabnehmer abzustellen.
Sithis hat geschrieben:Bei ein paar Recherchen las ich auch, daß man in Zwickau wiederum abbügelt - und die GT6M dort dürften bis auf die Optik und die Ausführung als Einrichtungsfahrzeuge mit den Jenaer Wagen baugleich sein.
Zwickau bügelt ab, wirklich? Das ist sehr interessant. Meinen Kenntnissen nach laufen bei den GT6M und seinen längeren bzw. normalspurigen Artgenossen auch noch einige kleinere Geräte beim Abstellen. Wenn man da abbügelt, reicht nach einigen Stunden die Batteriespannung nicht mehr aus, um den Stromabnehmer zu heben. Ist der Stromabnehmer elektrisch gehoben, lässt sich die Batterie bei einer bestimmten niedrigen Spannung noch per Fahrleitungsspannung laden, weil dann noch der Stromrichter eingeschaltet werden kann.
Mich interessiert nun, wie Zwickau das hinkriegt. Trennt man dort jedes Mal beim Abbügeln die Batterie ab? Kann jemand das dazu beitragen?
Drummy hat geschrieben:seit einiger Zeit wohne ich in unmittelbarer Nähe zu einem Straßenbahndepot der Jenah. Dadurch bekomme ich das Geschehen dort ganz gut mit, ist eigentlich auch ganz interessant. Nun ist es aber auch so, dass parkende Straßenbahnen, egal ob kurz oder länger (über Nacht oder Wochenende) abgestellt, immer ihren Stromabnehmer am Netz halten. Dadurch hört man ein ständiges Summen wenn Bahnen im Depot stehen, denke das kommt vom Umformer oder?
Reden wir hier von den GT6M aus Jena? Wenn ja, dann ist dieses Summen der Stromrichter. Und auch das wundert mich sehr. Stellt man in Jena die GT6M mit eingeschalteter Batterie ab? Wenn die Batterie eingeschaltet ist, summt auch der Stromrichter vor sich hin. Normalerweise müsste man alle GT6M mit abgeschalteter Batterie abstellen und somit auch dieses Summen ausschalten können.
Es sei denn, Jena hat irgendwelche Systeme am Laufen, für die ständig die Batteriespannung gebraucht wird. Ich vermute, dass Jena die GT6M im Freien abstellt und die Batterie eingeschaltet lässt, damit die Heizung laufen kann. Dann muss auch der Stromrichter laufen, um die Batteriespannung aufrechterhalten zu können. Wenn man diesen Wagentyp in einer Halle abstellt, wo es nicht zu kalt wird, können auf jeden Fall die Batterie und somit der summende Stromrichter abgeschaltet werden.
Ich hoffe, ich konnte mit diesem langen Beitrag einige Unklarheiten klären.