Fahren mit offener Tür

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Sithis
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Fahren mit offener Tür

Beitrag von Sithis »

Mich würde interessieren, wie das mit dem Fahren mit offener Tür - egal bei welchem Verkehrssystem - aussieht.

Früher sah man öfters Fahrzeuge im warmen Sommer mit offenen Türen fahren. Vor allem Busse mit Falttüren.

Auf alten Videos sieht man bei schöneren Temperaturen die älteren Straßenbahnen der DDR immer mit offenen Türen. Auch so manche Gotha- oder Rekowagen.

Und traditionell öffnete man bei den alten Berliner S-Bahnen während der Fahrt die Türen, wenn es schönes Wetter war. Und das vor noch nicht all zu langer Zeit. Dank Ziehtüren kein Problem. Erst später erhielten die Rundköpfe eine permanente Verriegelung für die Fahrt.

Bei der U-Bahn standen die Türen der Vorkriegswagen gerne mal offen, da sie keine Türschließeinrichtungen erhalten konnten.

Auf Bildern aus Rumänien sieht man bei Straßenbahnen und Bussen immer, daß augenscheinlich der erste Flügel der vorderen Tür für den Fahrer als "Kabinentür" umfunktioniert wurde und diese im Sommer immer offen steht.

Ist das Fahren mit offener oder geschlossener Tür in Deutschland irgendwie reglementiert? Selbst nach der Wende fuhren noch Ikarus-Busse mit offenen Türen vorne. Daß es in anderen Ländern etwas lockerer gehandhabt wird, ist mir schon aufgefallen.
Zynismus ist der geglückte Versuch, die Welt zu sehen, wie sie wirklich ist. - Jean Genet

Manitou
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In der DDR

Beitrag von Manitou »

Für die DDR kann ich folgendes feststellen:
Berliner S-Bahn und U-Bahn fuhren einfach mit offenen Türen, allerdings hatten die Triebfahrzeugführer der Berliner S-Bahn die Anweisung, im Sommer vor der Einfahrt in enge Kurven den Türschließer erneut zu betätigen. Dies galt auch für den Streckenabschnitt Schönhauser Allee - Pankow wegen der Durchfahrt durch das Grenzgebiet. Nicht nur die "Rundköpfe" (BR277 / BR477), sondern auch die "Nietenrekos" (BR 276.1-5 / 476.0, 476.3-5) erhielten noch die "unechte" Türverriegelung (Türschließer während der Fahrt unter Druck), um S-Bahn-surfen zu verhindern. Bei den Stadtbahnern (BR 275 / 475) bin ich mir nicht mehr sicher, ob die das auch hatten.
Ebenso die Altbau-Straßenbahnwagen ohne Türschließer gefahren. Gotha-Züge ab Baujahr 1957, Rekos und Lowas mit Generalreparatur hatten Türschließer und Verriegelung. Allerdings konnte man die Verriegelung mit dem Gefahrschalter (sah wie ein Lichtschalter aus) Türweise aufheben. Aus Berlin kann ich mich nur bei Leerzügen an Straßenbahnen mit offenen Türen erinnern.
Für die Deutsche Reichsbahn verbot die Fahrdienstvorschrift (DV 408) offene Türen, wenn diese über die Wagenbegrenzung hinaus ragten (Klapp- und Drehfalttüren). In diesem Falle waren Zügen im nächsten Bahnhof zu stellen. Schiebetüren hatten nur die Doppelstockzüge, sowie die Neubau-Schürzenwagen (S-Bahn Leipzig und Magdeburg), welche jedoch Türschließer hatten. Die Zugführer und Schaffner waren aber auch dort gehalten, zur Sicherheit der Fahrgäste die Türen geschlossen zu halten.
In der CSSR (mehrfache Besuche in den 80er Jahren), Budapest (1989) und der UdSSR (1989) habe ich keine Schienenfahrzeuge mit offenenen Türen während der Fahrt beobachtet.

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koneggS
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Beitrag von koneggS »

In den 90er Jahren habe ich auch noch oft Ikarussen mit offenen 1. Türen fahren sehen, allerdings immer als Deinstfahrt. Es ist in Deutschland schlichtweg verboten, mit offenen Türen zu fahren, zumindestens bei Fahrgästen. Die T3D, T4D und KT4D (T6A2 weiß ich nicht) können auf Sonderwunsch der DDR mit offenen Türen fahren, das lag an der besseren VErständigung beim Rangieren. Ein T3 ist bei Defekt einer Tür komplett funktionsunfähig (Liegt an der Technik, die verbietet, mit offenen Türen zu fahren). Die NGTs heutzutage können definitiv nicht mit offenen Türen fahren, Ausnahmen bilden z.B. die Handtüren in Dresden beim Fahrer vorne, der kann sie theoretisch während der Fahrt offen lassen. Bei Bussen soll es angeblich so sein, dass sie nicht losfahren können, wenn Türen offen sind, allerdings hab ich vor 3 Jahren im Dresdner 455 001 (einziger MAN-3-Türer der DVB mit 2 Achsen), dass es doch geht, der FAhrer merkte erst nach einigen Metern, dass er vergaß die Mitteltür zu schließen.

Michael
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Beitrag von Michael »

Ergänzend noch zum Beitrag von koneggS : hier ín Magdeburg hat man den Tatra jetzt noch eine Anfahrtsperre eingenaut die es nicht mehr erlaubt mit offenen Türen zu fahren. Ich denke mir mal, daß so ziemlich alle Betriebe sowas inzwischen ingebaut haben oder zumindest doch daran denken.

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koneggS
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Beitrag von koneggS »

In Dresden hat man es nur zu einem Piepton geschafft. (wenn die Türen bei nicht angelegter Bremse, also auch beim Fahren geöffnet sind, piepts)

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Sithis
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Beitrag von Sithis »

Hm, ich glaube bei den Gotha-Wagen in Woltersdorf gibt es zumindest keine Fahrsperre, denn oft rollt der Wagen schon ein paar Meter, während die Türen zugehen.

Bei den Ferkeltaxen hatte ich auch den Eindruck, daß man die Türen während der Fahrt öffnen kann, habe es wegen dem Geholper nicht probiert. Am Bahnhof waren die Türen meistens schon bei Einfahrt offen.
Bei den Stadtbahnern (BR 275 / 475) bin ich mir nicht mehr sicher, ob die das auch hatten.
Die hatten es definitiv nicht. Ich bin noch bis zuletzt mit denen gefahren, im Sommer bei Ausflügen zum Badesee wurden die Türen nach dem Schließen sofort wieder geöffnet. Ein paar Freaks hatten sogar auf der nicht als Einstieg benutzten Seite eine Decke hingelegt und dort gevespert.
S-Bahn surfen habe ich auch ein paar Mal erlebt, auch das Raushängen auf offener Strecke, besonders beliebt auf der langen Strecke zwischen Mühlenbeck-Mönchmühle und Blankenburg.
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koneggS
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Beitrag von koneggS »

Achja: Die Uerdinger können noch mit offenen Türen fahren (wers erleben will soll mal nach Zittau fahren ;-) )

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Sithis
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Beitrag von Sithis »

Die hier?

http://www.eisenbahndet.de/Lokfotos/Osn ... dinger.JPG

Soweit ich weiß, haben die auch keine Türschließeinrichtung.
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koneggS
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Beitrag von koneggS »

Jup die meinte ich, die fahren auf der Mandaubahn (KBS 236) Noch im Plandienst. Also die Türen gehen automatisch auf-und-zu und der Tf kann sogar noch bestimmen, auf welcher Seite sich die Türen öffnen lassen sollen ;-)

Jedenfalls is ein Uerdinger ja ne Westferkeltaxe, fährt recht ähnlich etc.
Also wer mal mitfahren will: Auf nach Zittau ;-)

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Sithis
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Beitrag von Sithis »

Die alten Dinger haben sogar eine Türschließautomatik verpaßt gekriegt? Und wie sieht es mit sozialistischem Wecker aus?

Die Mandaubahn sieht recht interessant aus.
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fahrmidda13
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Beitrag von fahrmidda13 »

In Darmstadt blieb bei den ST7 und ST8 im Sommer der vordere Flügel der ersten Tür meistens geöffnet, auch wenn der Wagen ganz regulär im Liniendienst fuhr. Hierbei handelte es sich nicht um einen reinen Fahrereinstieg, denn die Führerstände waren in diesen Fahrzeugen zur Seite hin offen (wie im Bus), der Fahrscheinverkauf erfolgte zu dieser Zeit nämlich noch durch den Fahrer. Allerdings war dieser vordere Einstiegsbereich durch eine "Zahlschranke" geteilt, vor der (auch wegen der Sicht des Fahrers nach rechts) sich keine Fahrgäste aufhalten durften (bei vollen Bahnen wurde das aber nicht immer eingehalten).
Mit zunehmendem Alter der ST7 und ST8 neigten die Türantriebe zum Versagen, sodaß dann und wann auch eine der hinteren Türen während der Fahrt mal offen blieb. In einer überfüllten Bahn bin ich auf diesem Weg mal selbst zum "unfreiwilligen Tram-Surfer" geworden :)
Aber wie die besagten Wagen ist auch das Fahren mit offener Tür in Darmsadt seit 1998 Geschichte. :(

In Dresden habe ich in einem B4D (im Großzug) einmal das gleiche erlebt: Hier ging die letzte Tür nicht zu, die anderen beiden Türen schlossen.

Bei den Bussen ist das scheinbar unterschiedlich. Der O405 kann (konnte?) in Berlin schon anfahren, während die Türen noch schließen, was ich auch regelmäßig erlebt habe. In Darmstadt dagegen lösten sich die Bremsen erst, wenn alle Türen zu waren. Wenn dann einige Vollidioten in den Trittstufen verharrten, signalisierten die Fahrer häüfig durch mehrere Gasstöße, daß sie eigentlich gern losfahren würden.
Bild

Zwei Fuzzies stehen auf einer Signalbrücke.
"Weißt du", sagt der eine, "wenn ich hier oben stehe und den Zug knipse, fällt irgendwie alles von mir ab."
"Schön" sagt der andere. "Hauptsache, es fällt mir nicht in die Fotolinie."

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Sithis
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Beitrag von Sithis »

Wenn dann einige Vollidioten in den Trittstufen verharrten, signalisierten die Fahrer häüfig durch mehrere Gasstöße, daß sie eigentlich gern losfahren würden.
MUHAHAHAHAHAHAHAHAAAAA :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: , na da würde ich aber auch aus der Tür gehen :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: .

In Darmstadt(ROFL) wurde das wohl so gemacht, oder?
Bild
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fahrmidda13
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Beitrag von fahrmidda13 »

Unmodern hat geschrieben:
Wenn dann einige Vollidioten in den Trittstufen verharrten, signalisierten die Fahrer häüfig durch mehrere Gasstöße, daß sie eigentlich gern losfahren würden.
MUHAHAHAHAHAHAHAHAAAAA :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: , na da würde ich aber auch aus der Tür gehen :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: .
Zugegeben, diese Doppeldeutigkeit war mir gar nicht aufgefallen. Na schön, habe lange nicht so sehr über etwas lachen müssen, das meiner eigenen Feder entstammt. :lol: :lol: :lol:

In Darmstadt(ROFL) wurde das wohl so gemacht, oder?
Nein, so:
http://www.strassenbahn-darmstadt.de/tw32.jpg

Die in beiden Bildern sichtbare Griffstange (in dem von Dir geposteten Bild noch mit der originalen minderwertigen Kunststoffummantelung, die ursprünglich rot war aber sich später in ein Gemisch aus kackbraun und pißgelb verfärbte) teilte den genzen Einstiegsbereich. An sie war eine Schwingschranke angebaut (ähnlich wie im Mercedes-Bus O405 oder O305). Wer beim Fahrer einen Fahrschein kaufte, mußte danach diese Schranke passieren, wer schon stolzer Besitzer eines Fahrscheins war, durfte in der hinteren Hälfte der Tür "normal" einsteigen. Der Bereich zwischen Schranke und Frontscheibe war dann, wie schon gesagt, während der Fahrt freizuhalten.

Übrigens wurde durch das Offenbleiben des ersten Flügels die Funktion des zweiten Flügels der gleichen Tür, inklusive Schließautomatik, in keiner Weise beeinträchtigt. Wie die Fahrer die "halbe Tür" lahmlegten, ist mir bis heute ein Rätsel.

Hier nochmal die offene Tür in voller Fahrt:
http://www.strassenbahn-darmstadt.de/tw91.jpg

Dieses Bild ist übrigens nicht nur wegen des Fahrzeugs historisch: Die abenteuerliche und unfallträchtige Fahrt der Straßenbahn in Linksverkehr (bei der Rückfahrt von Griesheim nach Darmstadt) gibt es heute nicht mehr, das Gleis liegt heute in Rasen eingebettet neben der Fahrbahn. Aus diesem Grund ist auch das rechts im Bild zu sehende Haus mit der Apotheke restlos verschwunden.
Bild

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Michael
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Beitrag von Michael »

Wie war das ? Draussen ist doof?

http://www.youtube.com/watch?v=XjnER8xK3K8

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Sithis
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Beitrag von Sithis »

LOL. Jetzt müßten in dem Video nur noch nen paar Leute aus der Tür fallen, dann würde es passen.
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